Zeitgeschichte
 
Friedrich Firsov
 
Geheimtelegramme der Komintern im Spanischen
 
Bürgerkrieg
 
Unter denen, die 1937/38 in Spanien zahlreiche chiffrierte Fernschreiben von der Komintern-Führung in Moskau erhielten und beantworteten, war eine Person, die unter dem Namen "Kautsky"[1] figurierte. Die Benutzung von Namen führender Vertreter der internationalen Arbeiterbewegung gehörte zu einer weit verbreiteten Erscheinung in der Komintern. Dies sollte die Entschlüsselung von Telegrammen bei eventuellem Abfangen erschweren, sowie den Namen der wirklichen Korrespondenten verbergen.
 
Beispielsweise unterzeichnete Georgi Dimitrow, Generalsekretär des Exekutivkomitees der Komintern (EKKI), viele chiffrierte Fernschreiben als "Citrine".[2] Der Generalsekretär des ZK der Kommunistischen Partei Spaniens (KPS) José Díaz trat in dieser Korrespondenz als "Adler"[3] oder "Ford" auf. Dolores Ibarruri erhielt den Namen "Wels".[4] Juan Comorera,[5] Mitglied der KPS-Führung und Generalsekretär der Vereinigten Sozialistischen Partei Kataloniens,[6] hieß "Bauer".[7] Jesus Hernandez,[8] Mitglied des Politbüros des ZK der KP Spaniens und Minister in den Regierungen Caballero[9] und Negrín,[10] erhielt den Namen "Breitscheid".[11] Das war eine Art schwarzer Humor, da in der chiffrierten Korrespondenz die Namen realer Personen benutzt wurden, die eine von der Komintern eindeutig unterschiedliche politische Position bezogen.
 
Der Briefwechsel zwischen der Komintern und "Kautsky" umfaßte einen recht weiten Fragenkreis: Informationen über die Lage im republikanischen Spanien, die Gesinnung führender Vertreter der KP, ihre Reisen nach Moskau, die Abberufung dieser oder jener Personen nach Moskau, die Organisation der Verbindung mit dem EKKI und vieles andere. Nach dem Briefwechsel zu urteilen, gehörte dieser Mann nicht der KP Spaniens an, vielmehr war er ein hochgestellter Mitarbeiter des EKKI-Apparats, einer der sogenannten politischen Berater, die die Komintern nach Spanien entsandte. Die chiffrierten Fernschreiben an ihn gingen nach Valencia ab, das zwischen November 1936 und September 1937 Sitz der republikanischen Regierung war. Dort befand sich damals auch das ZK der KP Spaniens. Die Analyse der Korrespondenz ist von wesentlicher Bedeutung für das Studium der Spanienpolitik der Komintern und der Arbeitsmethoden ihrer Vertreter in den kommunistischen Parteien. Der vorliegende Beitrag behandelt diverse Aspekte der Tätigkeit von Komintern-Vertretern in den Jahren des Bürgerkriegs in Spanien und die Beziehungen zwischen diesen Menschen; es wird geklärt, wer unter dem Namen "Kautsky" firmierte.
 
Die wichtigste Quelle sind die hier erstmals veröffentlichten Materialien der chiffrierten Komintern-Korrespondenz, die im Russischen Zentrum für Aufbewahrung und Studium von Dokumenten der neuesten Geschichte (RCChIDNI) aufbewahrt werden. Diese Materialien sowie andere im Artikel benutzte Dokumente aus dem Komintern-Archiv (Berichte von EKKI-Vertretern in Spanien, Dimitrows Briefe an Stalin) machen es möglich, einige früher unbekannte Aspekte der Funktionsweise dieser internationalen kommunistischen Organisation zu beleuchten.
 
Eine wichtige Rolle bei den Kontakten zwischen der Komintern und Spanien spielte Victorio Codovilla[12] - seit 1932 ständiger EKKI-Vertreter; er arbeitete unter den Pseudonymen "Luis", oder "Medina", und wurde in den chiffrierten Briefen der Komintern an Dritte manchmal als "Tomas" (Thomas) erwähnt. Über ihn erfolgte u.a. die Finanzierung der KP Spaniens durch die Komintern.[13]
 
Codovilla spielte eine wesentliche Rolle bei der Herstellung von Kontakten zwischen der KPS-Führung und den Sozialisten sowie bei der Vorbereitung der Volksfront in Spanien. Am 4. November 1935 erteilte das EKKI-Sekretariat dem französischekn KP-Funktionär Jacques Duclos[14] den Auftrag, nach Madrid zu Verhandlungen mit dem Sozialistenchef Largo Caballero zu reisen; die Rede sollte von der Herstellung einer engen Verbindung und Aktionseinheit zwischen der sozialistischen und der kommunistischen Partei sein. Außerdem wurde befohlen, eine Übereinkunft über die Teilnahme beider Parteien an der Errichtung einer breiten Volksfront zu erreichen. "Zu den Verhandlungen über die spanische Frage sind die Gen. Díaz und "Medina" heranzuziehen."[15]
 
Im Februar 1936, kurz vor den Wahlen zu den Cortes, teilte Codovilla mit, der Wahlkampf habe einen sehr scharfen Charakter. "Sollten die Wahlen frei sein, wird der Volksblock die überwältigende Mehrheit erobern. Doch die durch die linke Bewegung alarmierte Regierung tendiert zu den Rechten und tut alles, um einen Sieg der Linken zu verhindern."[16] In diesem Zusammenhang hob er die Notwendigkeit hervor, für die Zeit der Wahlkampagne die finanzielle Hilfe für die KPS zu erhöhen. Deshalb schickte Codovilla ein chiffriertes Fernschreiben an Michail Moskvin:[17]
...

 
"Bis heute hat die Partei von Euch nichts für ihre Wahlkampagne bekommen. 1936 erhielt die Partei lediglich 48.000 franz. Francs. Schickt Ihr den versprochenen Betrag nicht unverzüglich, so wird das die Herausgabe von Mundo Obrero [Parteizeitung - Anm. d. Red.] gefährden. Die Partei ist mit der Volksfront verbunden und kann ihre Propaganda nicht mit der nötigen Intensität entfalten. Bitte mitzuteilen, welchen Betrag Ihr geschickt habt und wann er eintrifft."[18]
 
Moskvin schrieb an den Rand des chiffrierten Fernschreibens: "1) Medina mitteilen: Im Laufe des Januar zweihundert tausend FF (französische Franc) abgesandt. 2) Bei Pascal[19] die Ausführung erfragen."[20] Moskvins Reaktion ist insofern begreiflich, als im Januar 1936 an Pascal (neben den monatlichen 48.000 franz. Francs)[21] drei chiffrierte Fernschreiben über die dringende Auszahlung von 50.000, 79.870 und 70.130 franz. Francs an die KP Spaniens anläßlich der Wahlen geschickt worden waren.[22] In Wirklichkeit wurde das Geld nicht rechtzeitig zugestellt. Davon zeugt ein weiteres an "Medina" am 14. Februar abgesandtes chiffriertes Fernschreiben:
 
"Pascal meldet aus Paris, daß der Kurier nicht die von Euch für die Wahlen geschickten ersten 50.000 franz. Francs übergeben konnte, weil er am Treff nicht empfangen wurde und mit dem Geld nach Paris zurückkehren mußte. Am 13./II. ist ein neuer Kurier mit 80.000 franz. Francs abgefahren, und in den nächsten Tagen soll ein weiterer Kurier kommen."[23]
 
Am 18. Februar 1936 berichtete Codovilla in einem chiffrierten Fernschreiben an Dmitrij Manuil'skij[24] triumphierend über die Ergebnisse der Wahlen zu den Cortes: "Überwältigender Sieg des Volksblocks."[25] Codovilla befand sich seit Beginn des Bürgerkriegs bis Ende August 1937 in Spanien und übte einen großen Einfluß auf die KPS-Führung und die Parteipolitik aus. Im EKKI-Sekretariat lösten seine Arbeitsmethoden aber Unzufriedenheit aus, wovon das nachstehende Dokument zeugt.
 
Am 30. Dezember 1936 bekam die Führung der KP Frankreichs ein chiffriertes Fernschreiben aus Moskau, worin von dem Beschluß des EKKI-Sekretariats über Hilfe für Spanien die Rede war. Unter anderem hieß es darin: "Den Gen. Luis [Codovilla] als politischen Berater und Mitarbeiter beim Politbüro des ZK der KPS zu belassen und ihn darauf hinzuweisen, daß er es tunlichst vermeiden soll, den Generalsekretär der KP Spaniens zu ersetzen."[26] Als Codovilla von diesem Beschluß erfuhr, versuchte er, sich gegenüber dem EKKI-Sekretariat zu rechtfertigen:
 
"An das Sekretariat. Pedro[27] hat mir Euren Beschluß mitgeteilt. Meine Tätigkeit bestand darin, zu beraten, doch muß in Betracht gezogen werden, daß sich mitunter eine Situation ergibt, in der nicht nur Ratschläge, sondern auch Hilfe bei der Umsetzung dieser Ratschläge notwendig ist. Ich war stets bemüht, die leitenden Genossen, besonders den Sekretär der Partei, in den Vordergrund zu rücken und ihre Autorität zu heben, und ich denke, daß ich das erfolgreich tat. Auf jeden Fall werde ich Euren Beschluß verwirklichen."[28]
 
Danach blieb Codovilla noch eine Zeitlang Leiter der Komintern-Delegation.
 
Seit August 1936[29] befand sich der ungarische Kommunist Ernö Gerö, ein weiterer verantwortlicher Mitarbeiter des EKKI-Apparats, in Spanien. Er hatte bereits 1932/33 zur EKKI-Delegation bei der KPS gehört. Unter dem Pseudonym "Pedro" war er in Katalonien tätig gewesen.[30]
 
Ein dritter EKKI-Vertreter - er tauchte im Januar 1937 in Spanien unter dem Namen "Moreno"[31] auf - war Stojan Minew.[32] Im Komintern-Apparat war er unter dem Pseudonym Ivan Petrovič Stepanov[33] bekannt. Bis zum VII. Komintern-Kongreß leitete er das Romanische Ländersekretariat des EKKI; als die Ländersekretariate nach dem Kongreß abgeschafft worden waren, wurde er politischer Mitarbeiter Manuil'skijs.
 
Am 23. März 1937 schickte Dimitrow[34] eine Kopie des ersten Berichts "unseres Genossen Stepanov, der schon seit zwei Monaten beim ZK der KP Spaniens ist" an Stalin.[35] In diesem Bericht, den das EKKI am 17. März erhalten hatte, ging es um die militärischen Niederlagen der Republikaner, um Schwierigkeiten bei der Organisation des Widerstands gegen die angreifenden Franco-Truppen, den Kampf innerhalb der Regierung. Largo Caballero wurde recht negativ beurteilt. Die Rede war von seinem Konflikt mit der KPS, der damit erklärt wurde, daß "der Einfluß und die Autorität der Kommunistischen Partei zunehmen."[36]
 
Am 14. April schickte Dimitrow Stalin erneut "einen von unserem politischen Informanten in Spanien eben erhaltenen Bericht."[37] In diesem Bericht Stepanovs wurde schon die Frage nach der Absetzung Largo Caballeros als Kriegsminister und sogar als Regierungschef aufgeworfen. In diesem Zusammenhang schrieb Dimitrow: "Die spanischen Genossen behaupten, daß Caballeros Vorgehen zur Niederlage führt und daß sie deshalb in bezug auf Caballero freie Hand haben müssen, bis hin zu seiner Entfernung aus der Regierung."[38]
 
Dimitrow wußte um Stalins Haltung in dieser Frage. Am 14. März hatte Stalin bei einem Gespräch mit Dimitrow, Palmiro Togliatti und André Marty[39] gesagt: "Caballero sollte nicht abgesetzt werden. (Es gibt keine andere, geeignetere Figur für den Posten des Regierungschefs.) Es ist zu erreichen, daß Caballero als Kriegsminister zurücktritt (daß ein anderer zum Oberbefehlshaber ernannt wird)."[40] Auch als Stalin am 20. März die spanischen Schriftsteller Rafael Alberti und Maria-Teresa León empfing, erklärte er wieder, Caballero solle seinen Posten als Regierungsoberhaupt behalten: "Caballero hat seinen festen Charakter und den Willen zum Kampf gegen den Faschismus gezeigt. Man muß Caballero als Regierungsoberhaupt behalten. Besser ist, man überträgt das Oberkommando jemandem anders."[41]
 
In diesem Zusammenhang schrieb Dimitrow in seinem Brief, daß den spanischen Kommunisten der Rat erteilt wurde, mit allen Mitteln auf die Festigung der Handlungsfähigkeit und Autorität der Regierung, die Trennung des Postens des Premierministers von dem des Kriegsministers und Oberbefehlshabers, und die Übertragung der beiden letzteren Posten an eine andere verläßliche Person hinzuarbeiten. Gleichzeitig solle man nicht mit Caballero brechen und nicht auf seine Entfernung hinsteuern. Die Rede war von einem nach Spanien abgeschickten und von "Citrine" unterzeichneten Fernschreiben, in dem es u.a. hieß: "Wir raten dazu, erforderliche Maßnahmen zu treffen, damit `Spaak'[42] nur Regierungsvorsitzender bleibt [Als "Spaak" wurde Caballero in der chiffrierten Komintern-Korrespondenz bezeichnet]."[43]
 
Dimitrow verstand offenbar, daß es wohl kaum gelingen würde, Stalins Weisung über den weiteren Verbleib Caballeros auf dem Posten des Regierungschefs zu realisieren. Sein Brief an Stalin endete mit den Worten: "Angesichts der Gefahr einer weiteren Zuspitzung der Beziehungen zwischen Caballero und der Kommunistischen Partei wären wir Ihnen für Ihren Rat sehr dankbar."[44]
 
Stalins Wunsch, Largo Caballero als Regierungschef zu behalten, ging nicht in Erfüllung. Im Mai trat Largo Caballero infolge einer Regierungskrise, die durch den Rücktritt von zwei kommunistischen Ministern ausgelöst wurde, zurück.
 
Offenbar wurde Minew (Stepanov) ursprünglich unter zwei Pseudonymen - als "Moreno" und als "Bernardini"[45] - nach Spanien geschickt. Mit dem letzteren Namen unterzeichnete er seine chiffrierten Fernschreiben an die Komintern im Februar und März 1937. In seinem ersten Brief teilte er mit, er sei am 30. Januar in Spanien angekommen und habe die ersten Tage in Barcelona verbracht, wo er an einer Konferenz der Vereinigten Sozialistischen Partei Kataloniens teilgenommen habe.[46]
 
Anfang Februar mußte die republikanische Armee Malaga räumen. Die Republik verlor diese Stadt mit dem wichtigen Mittelmeerhafen. Danach erging folgende von Díaz, "Luis" [Codovilla] und "Bernardini" unterzeichnete chiffrierte Mitteilung an das EKKI-Sekretariat:
 
"Der Fall von Malaga geschah hauptsächlich wegen Sabotage und Verrat von einigen Offizieren aus der Führung des Zentralstabs des Madrider Ministeriums, sowie wegen Sabotage und Verrat der meisten Stabsoffiziere der Malaga-Front, die den Befehl erteilten, die stark gebirgigen Stellungen zu räumen, Panik provozierten und zu den Feinden überliefen. Der Fall von Malaga wie auch viele andere Fakten zeugen davon, daß sich viele faschistische Offiziere in die republikanischen Apparate und Organisationen eingeschlichen und sich wichtiger Posten bemächtigt haben. Zugleich ist Caballero, von den ihn umgebenden Elementen negativ beeinflußt, dabei, unsere Anstrengungen und Vorschläge, die zur Stärkung der Armee führen, einzuschränken. Eine solche Lage kann nicht länger dauern, wenn wir den Krieg gewinnen, eine neue Katastrophe abwenden, einen Ausbruch des Volkszornes, eine Meuterei unter den heldenhaft kämpfenden Soldaten vermeiden wollen. Bisher bleiben unsere Vorschläge über die Überprüfung, Kontrolle und Revision der Führungskader an der Zentralfront und verschiedenen anderen Fronten, der Einrichtungen für die Versorgung mit Lebensmitteln, Proviant und Transportmitteln sowie der politischen Arbeit an der Front unbeachtet."[47]
 
Die Absender vertraten die Auffassung, daß es notwendig sei, durch Kundgebungen und Manifestationen die Regierung unter Druck zu setzen, damit sie energische Maßnahmen treffe. Zugleich wurde im chiffrierten Schreiben folgende Meinung über die Wahrscheinlichkeit einer Regierungskrise geäußert:
 
"Caballero läßt die Manöver der verräterischen Generale außer acht. Inzwischen bleiben wir mit Offizieren, die dem Volk und der Republik treu sind, in Kontakt. Auch unternehmen wir alles Mögliche, um unsere Ziele ohne eine Kabinettskrise zu erreichen. Trotzdem bleibt sie entgegen unserem Wunsch in bedrohlicher Nähe, und das infolge der Unzufriedenheit von Volk und Fronttruppen mit Sabotage und Verrat feindlicher Agenten und mit der Untätigkeit der Regierung."[48]
 
Die Autoren setzten das EKKI-Sekretariat davon in Kenntnis, daß am 14. Februar eine Massendemonstration für entscheidende Maßnahmen für den Sieg und für eine Säuberung in der Armee, stattfinden solle, "da sich überall Spuren von Inkompetenz und Verrat bemerkbar machen."[49]
 
"Bernardini" informierte das EKKI auch über Schwierigkeiten, die die Abteilung des EKKI-Verbindungsdienstes in Valencia wegen des Fehlens eines Chiffrieroffiziers hatte, und bat, "die Lösung dieser Frage zu beschleunigen."[50] Spätere chiffrierte Mitteilungen mit "Bernardinis" Unterschrift konnten nicht gefunden werden.
 
Nach Spanien wurden außerdem zwei Mitglieder des EKKI-Sekretariats entsandt. André Marty[51] trat an die Spitze des Obersten Militärrats in Albacete und leitete die Aufstellung Internationaler Brigaden. Er war der verantwortliche politische Kommissar.[52] Im Briefwechsel mit der Komintern figurierte er als "André".
 
Im Juli 1937 kam "Ercoli" [Deckname Palmiro Togliattis], stellvertretender Generalsekretär des EKKI, nach Spanien und blieb dort mit Unterbrechungen bis zum Fall der Republik. In Spanien unter dem Namen "Alfredo" bekannt, wurde Togliatti im Briefwechsel mit der Komintern zuerst als "Italiener" bzw. "italienischer Freund" erwähnt. Seit Anfang 1938 unterschrieb er seine chiffrierten Meldungen als "Pierre" und seit Herbst als "Aurora" (Aurore).
 
Außerdem kamen viele andere führende Vertreter von kommunistischen Parteien oder Mitarbeiter des Komintern-Apparats für kürzere oder längere Zeit in die Republik, ganz zu schweigen von den Tausenden Mitgliedern der Internationalen Brigaden. Aber "Kautsky" gehörte offensichtlich zu denen, die den ständigen Kern der EKKI-Vertreter bildeten.
 
Das zeitlich früheste mit "Kautsky" verbundene Dokument, das in den Materialien der chiffrierten EKKI-Korrespondenz zu finden ist, stammt vom 6. Mai 1937, das späteste vom 19. September 1938. Im ersteren teilte "Kautsky" Manuil'skij seine Meinung über die Ursachen des linksextremistischen Putsches Anfang Mai in Barcelona und einigen anderen Städten Kataloniens mit.[53] Das Telegramm war chiffriert, was in der Komintern-Korrespondenz Pflicht war, aber außerdem wurde dabei ein spezieller Code für einige Namen und Bezeichnungen verwendet:
 
"Eine logische Folge der politischen Passivität und Toleranz gegenüber feindlichen Agenten, eine Folge der von Spaak, den Romanisten, Futuristen gegen die Klassiker durchgeführten Kampagne ist das glänzende Brüssel, der romanistisch-futuristische Putsch."[54] (Im Code der Komintern waren die "Romanisten" in Wirklichkeit Anarchisten, als "Futuristen" wurden Trotzkisten, als "Klassiker" die Kommunisten bezeichnet, und "Brüssel" bedeutete Barcelona).
 
Des weiteren legte "Kautsky" die von der KPS vorgeschlagenen Maßnahmen zur Überwindung der wegen des Putsches entstandenen Situation dar. Solche Maßnahmen sahen vor:
 
- die überrevolutionären Trotzkisten und anderen Teilnehmer des Putsches zu Faschisten zu stempeln, die POUM[55] zu verbieten, verdächtige Elemente aus dem Allgemeinen Bund der Werktätigen (nach dem Code: "Voltaire") auszuschließen,
 
- die Armee zu reorganisieren und die Milizen, die unter dem Einfluß der Anarchisten und Trotzkisten standen, aufzulösen,
 
- die Gruppen der Putschteilnehmer zu entwaffnen,
 
- eine entscheidende Säuberung des Hinterlands von faschistischen Agenten und Provokateuren durchzuführen,
 
- Massenkundgebungen zu organisieren.
 
Am 9. Mai legte Díaz auf einer Kundgebung in Valencia diese Forderungen der KPS, von denen "Kautsky" das EKKI in Kenntnis setzte, ausführlich dar. Der politische Kampf schloß letztendlich mit dem Rücktritt Largo Caballeros und der Bildung der Regierung Juan Negrín.
 
"Kautsky" informierte das EKKI über die Annäherung zwischen der KPS und der sozialistischen Partei, über den damaligen Kurs auf eine Fusion. Am 23. Juli teilte er Manuil'skij mit, daß der Nationalrat der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei eine Resolution über die Vereinigung beider Parteien "auf der Basis der bestehenden Plattform der Kommunistischen Partei"[56] angenommen hatte. Doch fügte er hinzu, daß "die demokratische Leitung durch die Führung der `auteur'-Partei verwirklicht wird. Das bietet Manövermöglichkeiten."[57] Offenbar war das eine leise Warnung, daß die Führung der sozialistischen Partei (nach dem Code: "auteur") danach strebte, in der künftigen vereinigten Partei führende Positionen zu beziehen. Des weiteren informierte "Kautsky" über den Widerstand von Largo Caballeros Anhängern ("Spaakisten") gegen diesen Kurs, über die Unterstützung, die sie den Trotzkisten erwiesen, und über eine antisowjetische Kampagne der "Spaakisten".[58] Sein chiffriertes Schreiben schloß "Kautsky" recht optimistisch: "Die auteur-Arbeiter stehen sehr positiv zur Vereinigung, und das gibt die Garantie und ist ein Indiz dafür, daß die Vereinigung trotz des Widerstands und der Gegenaktionen der Schwankenden verwirklicht wird."[59]
 
Die Idee einer Vereinigung der KP mit der Sozialistischen Arbeiterpartei war in jener Zeit in beiden Parteien verbreitet. Die Komintern-Führung unterstützte sie zwar, wies jedoch die KPS-Führung darauf hin, daß es nicht zweckmäßig sei, eine solche Vereinigung zu forcieren, weil das "in den Reihen der Sozialisten den Verdacht verstärken könnte, die kommunistische Partei wolle die sozialistische Partei verschlingen, und vom Standpunkt der internationalen Lage würde das unnötige Schwierigkeiten verursachen."[60] Im September 1937 betonte das EKKI-Präsidium in seinem Beschluß erneut, daß die Kommunisten die Vereinigung nicht forcieren sollten:
 
"Falls die Leiter der sozialistischen Partei zu einer sofortigen Fusion nicht bereit sind, dürfen die Kommunisten nicht durch ihr Vorgehen den Eindruck erwecken, als hätten sie die Absicht, die sozialistische Partei zu verschlingen, vielmehr müssen sie durch Taten beweisen, daß es im Interesse der gemeinsamen Sache notwendig ist, die Aktionseinheit zur Sicherung des Sieges über den Faschismus aufrechtzuerhalten."[61]
 
Im Sommer 1937 wurde ein Treffen von Vertretern der Komintern mit der Sozialistischen Internationale vorbereitet, um Hilfe an die Republik zu koordinieren.[62] In diesem Zusammenhang kam aus Moskau ein chiffriertes Fernschreiben an "Adler" und "Kautsky" mit dem Hinweis, daß die Absicht bestehe, in die Delegation neben Maurice Thorez und Marcel Cachin[63] auch Díaz, Franz Dahlem[64] und Gallo[65] [L. Longo] aufzunehmen. "Kautsky" antwortete darauf mit der Mitteilung, daß aus Spanien Pedro Checa,[66] Gallo und Dahlem zum Treffen kommen würden.[67]
 
In der Komintern hoffte man damals, daß beide Internationalen Spanien Hilfe erweisen würden. Daher sah sich die EKKI-Führung gezwungen, auf einen Brief von Louis de Brouckère,[68] dem Vorsitzenden des Exekutivkomitees der Sozialistischen Arbeiter-Internationale, zu reagieren, in Spanien sei der deutsche Sozialist Mark Rein[69] verschwunden. Ein von "Citrine" unterzeichnetes Telegramm, das Dimitrow eigenhändig geschrieben hatte, ging an "Kautsky" ab. Darin hieß es:
 
"De Brouckère informiert Dimitrow darüber, daß Mark Rein, ein junger Ingenieur, ein deutscher Sozialist russischer Abstammung, Sohn von Abramovi...,[70] am 4. März in Barcelona eingetroffen war. Er verschwand aus seinem Hotel in der Nacht vom 9. zum 10. April, wurde angeblich aus politischen Motiven entführt. Wir halten es für politisch zweckmäßig, daß Sie alles, was von Ihnen abhängt, tun, um diesen Fall zu klären und verantwortungslose Handlungen gegenüber Rein zu verhindern. Bitte uns über die Resultate zu informieren."[71]
 
Offenbar wußte Dimitrow nicht, daß Reins Entführung und der Mord an ihm ein Werk von NKVD-Agenten war.[72] "Kautsky" hingegen fand sich in den Hintergründen dieser Ereignisse besser zurecht. Davon zeugt seine Antwort: "Nach langer und aufmerksamer Untersuchung der Frage, über deren Wesen Brouckère an Gen. Dimitrow telegrafierte, komme ich zu dem Schluß, daß sich die verantwortlichen Parteistellen in der Frage gar nicht auskennen, daß der Fall sehr kompliziert ist, und ich kann Ihnen telegrafisch oder in einem Brief eine bloße Vermutung nicht erklären."[73] Sicherlich war das ein leiser Tip für Dimitrow, daß die Spanier mit Reins Verschwinden nichts zu tun hatten. Aber in anderen Fällen befolgte "Kautsky" die erhaltenen Weisungen genau.
 
Gerade zu jener Zeit führte der NKVD eine Serie von Verhaftungen unter den führenden Funktionären und Mitgliedern der Kommunistischen Partei Polens durch, die der Spionage gegen die UdSSR, der provokatorischen Tätigkeit und anderer erfundener Verbrechen beschuldigt wurden. Die Komintern-Führung beteiligte sich an dieser Abrechnung Stalins mit den polnischen Kommunisten. Dimitrow berief führende Funktionäre der KPP nach Moskau, und nach ihrer Ankunft gerieten sie in Ežovs Gefängnisse.
 
Entsprechende Weisungen der Komintern wurden auch nach Spanien geschickt, wo es in den Internationalen Brigaden nicht wenige polnische Kommunisten gab. Das folgende chiffrierte Fernschreiben, stammt aus Dimitrows Feder: "An Kautsky Valencia. Bitten, Cichowski sofort zu einem Bericht über seine Arbeit hierher zu entsenden."[74] Der EKKI-Mann in Spanien erhielt ein ähnliches Fernschreiben auch bezüglich des KPP-Vertreters Rwal.[75] Ob der Adressat über die Ursachen dieser Weisungen im Bilde war, ist unbekannt. Kennzeichnend ist jedoch, daß er in seinen Antworttelegrammen nicht nur die Abreise dieser Menschen nach Moskau meldete, was er auch sonst tat, wenn Vertreter der KP Spaniens dorthin fuhren, sondern auch Angaben über die Namen, unter denen die Genannten nach Moskau reisten, und ihre Reiseroute mitteilte. So schickte "Kautsky" am 17. August folgendes chiffriertes Fernschreiben nach Moskau: "Am 15. VIII. reiste Gorski (Lauer) ab. Richtung Barcelona - Paris. Reist mit einem tschechischen Paß als Angestellter Paul Huber. Eventuell fliegt er in Richtung Norden über Leningrad."[76]
 
Nachrichten, die "Kautsky" nach Moskau schickte, bezogen sich nicht nur auf die spanischen Angelegenheiten. Von Negrín war die Mitteilung erhalten worden (wobei unbekannt ist, ob diese Nachricht unmittelbar an "Kautsky" gerichtet war oder sie ihn über einen Vermittler erreichte), Thälmann sei in einer defätistischen Stimmung. "Kautsky" benachrichtigte das EKKI darüber unverzüglich, allerdings fügte er hinzu, daß nach Negríns Worten die Quelle dieser Mitteilung immer falsche Informationen geliefert habe.[77]
 
Bei Erhalt dieser Nachricht schrieb Dimitrow am 21. August einen Brief an Stalin und ließ gleichzeitig eine Kopie Ežov zuleiten. Ohne den Namen "Kautsky" zu erwähnen, führte Dimitrow in seinem Brief den Text der chiffrierten Information an:
 
"Der spanische Generalkonsul in Genf Fabra Rivos schickte Negrín ein chiffriertes Telegramm folgenden Inhalts: `Ein sozialistischer Abgeordneter der Schweiz, der mit in Deutschland lebenden Deutschen verbunden ist, teilt mit, daß Thälmann und seine Frau defätistisch gesinnt seien. Ich teile Ihnen das mit, weil das ein internationales Echo haben könnte.' Negrín erwähnte den Namen des sozialistischen Abgeordneten nicht."[78]
 
Dimitrow fügte hinzu, Thälmanns Ehefrau habe in letzter Zeit oft ihre Unzufriedenheit darüber geäußert, daß die internationale Kampagne für Thälmann seine Lage angeblich verschlechtert und die Fortsetzung seiner Haft bewirkt habe. Dimitrow erwähnte in seinem Brief, daß der Direktor des Moabiter Gefängnisses Thälmann im April, am Vorabend von dessen Geburtstag, besucht habe. Der Direktor habe ihm als Bedingung für die Entlassung vorgeschlagen, eine Deklaration zu unterzeichnen, worin er erklären würde, daß Hitler in der historisch entstandenen Situation die einzige für das deutsche Volk rettende Politik verfolge, weshalb Thälmann die deutschen Kommunisten auffordere, jeden Kampf gegen Hitler aufzugeben. Thälmann habe sich kategorisch geweigert, eine solche Deklaration zu unterzeichnen, und schroff erklärt, er sei doch kein Torgler.[79] "In jedem Fall haben wir Maßnahmen zur Überprüfung der von uns erhaltenen Mitteilung getroffen", versicherte Dimitrow in seinem Brief an Stalin, "übrigens auch zu einer eventuellen Einwirkung auf Thälmann und seine Ehefrau."[80]
 
"Kautsky" erhielt aus Moskau Instruktionen zu Umbesetzungen innerhalb des Apparats, der die Komintern-Vertreter bediente, und andere Aufträge. Er informierte das EKKI über Begebenheiten wie die Reise von Díaz nach Paris zu einer Magenoperation[81] oder einen Versuch der Anarchisten, mit Trockij Kontakt aufzunehmen.[82]
 
Nach den Verhandlungen zwischen den Delegationen der Kommunistischen und der Sozialistischen Internationale kam Ercoli (Palmiro Togliatti) nach Spanien.[83] Offenbar war ursprünglich an einen kürzeren Aufenthalt in Spanien gedacht, doch dann wurde umdisponiert. Am 7. August schickte Dimitrow ein Telegramm an Bohumir Šmeral [84] nach Paris, der dorthin mit dem Auftrag entsandt worden war, Willi Münzenberg[85] abzulösen: "Wenn unser italienischer Freund noch nicht nach Valencia abgereist ist, muß er unbedingt hin. Er sollte sich dort längere Zeit aufhalten, bis wir ihn rufen."[86] In Moskau wußte man wohl nicht, wo sich Togliatti befand, deshalb ging am Tag darauf eine weitere chiffrierte Meldung nach Spanien, an "Adler", "Thomas" und "Kautsky" ab: "Richten Sie unserem italienischen Freund aus, daß er bei Ihnen länger bleiben und Ihnen politische Hilfe leisten soll, bis wir ihn herbestellen. Wir bitten, daß er auch die Lage in der édition Blasco besonders beachtet. Er soll uns regelmäßig informieren."[87] ("Edition Blasco" bedeutete offenbar Internationale Brigaden).
 
Togliatti, der nach Spanien quasi inoffiziell gekommen war, sah sich sofort in einer recht heiklen Lage. In seinem Bericht vom 30. August schrieb er:
 
"Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und entgegen allen an die Genossen ergangenen Empfehlungen, meine Anwesenheit nicht zu erwähnen, ist mein Aufenthalt hier bekannt. Was in der kommunistischen Partei bekannt ist, ist auch den in Spanien anwesenden führenden Funktionären der sozialistischen Parteien bekannt (davon hat schon Pietro Nenni[88] gesprochen), ebenso auch der Regierung. Eine Situation hat sich ergeben, die meines Erachtens politisch irrtümlich und gefährlich ist [...] Unvermeidlich erhebt sich die Frage nach den Gründen des illegalen Aufenthalts eines der Komintern-Führer in Spanien, und das gibt Anlaß zu allerlei Insinuationen, Geschwätz, Kampagnen usw."[89]
 
Natürlich nahm Togliatti unter den Komintern-Vertretern in Spanien eine führende Position ein. Bald nach seiner Ankunft schlug "Kautsky" vor, in den Apparat der Abteilung des Komintern-Verbindungsdienstes in Valencia "die Frau des Italienischen Freundes, die sich gegenwärtig in Paris aufhält",[90] aufzunehmen. "Citrine"-Dimitrow meldete sofort seine Zustimmung zu diesem Vorschlag.[91] Außerdem schickte er "Kautsky" eine Anfrage über "Pedros" [Gerös] Tätigkeit mit der Forderung, dieser solle einen Bericht über Katalonien schicken.[92] Zwei Tage darauf antwortete "Kautsky", daß Pedro "Ihnen einen ausführlichen Bericht über Katalonien geschickt hat".[93]
 
Nach Togliattis Ankunft in Valencia liefen die Geheimtelegramme an ihn über "Kautsky". Das bezieht sich u.a. auf ein Telegramm, in dem vorgeschlagen wurde, eiligst ein Mitglied des Sekretariats des ZK der KPS in Begleitung eines Komintern-Vertreters nach Moskau zu entsenden.[94] Dieses chiffrierte Telegramm war in Wirklichkeit die Antwort auf einen nach Moskau geschickten Vorschlag Togliattis. In seinem Bericht vom 30. August[95] schrieb Togliatti: "Mein Vorschlag, einen Vertreter des Politbüros und einen der vom Sekretariat hierher entsandten `politischen Berater' zu Ihnen zu rufen, hängt mit meiner Beurteilung der Lage im Lande zusammen, die eine vertiefte Analyse erfordert."[96]
 
Im Bericht hieß es, die Lage sei sehr schwer, es drohe eine Spaltung der Volksfront. Unter anderem empfahl Togliatti dem EKKI, von "Luis" [Codovilla] zu verlangen, er solle "aufhören, ein Arbeitspferd des gesamten ZK zu sein, den spanischen Genossen die operative Arbeit übergeben und aufhören, der Mann zu sein, ohne den niemand etwas tut und nicht weiß, was zu tun ist."[97]
 
Ein anderer Bericht vom 29. August, handelte von den Internationalen Brigaden und verriet nicht weniger Besorgnis. Auch ihn leitete Dimitrow an Stalin weiter. Zur Charakterisierung der Lage in den Brigaden verwies Togliatti darauf, daß sich Müdigkeit und der Mangel an frischen Auffüllungen bemerkbar machten. Unter den Freiwilligen breitete sich der Heimkehrgedanke aus, und Fehlgriffe der Leitung wirkten sich aus. Neben anderen kritischen Hinweisen äußerte Togliatti die Meinung, "daß alle Genossen, die gekommen sind, um politische Arbeit zu leisten, in militärische Arbeit einbezogen werden, mit der sie übrigens nicht ganz zurechtkommen."[98]
 
Togliatti informierte Dimitrow, daß am 30. August Pedro, Checa und "Thomas" nach Moskau abgereist waren.[99] Darauf baten Togliatti und "Kautsky", das EKKI solle "Thomas" nicht direkt nach Spanien zurückkehren lassen. Diese Meinung äußerten sie in ihrer Antwort auf Dimitrows Frage nach der politischen Situation,[100] die nach der Räumung von Santander am 26. August entstanden war.
 
Im gemeinsamen Fernschreiben des "Italieners" und "Kautskys" vom 4. September hieß es:
 
"1. Trotz der schweren Lage und einiger Demoralisierungssymptome nach dem Fall von Leipzig und trotz wesentlicher Erschwernisse mit Lebensmitteln denken wir doch nicht, daß gegenwärtig die Gefahr einer baldigen politischen Regierungskrise besteht. Die Clique der Spaakisten setzt ihre geheime Arbeit und ihre spalterischen Intrigen in der Enzyklopädie fort. Bei den Romanciers einige Anzeichen der Abkühlung, besonders nach Beitritt von Romancier-Jugendlichen zum Jugendbund.
 
2. Das Zentralkomitee bereitet eine politische Erklärung und eine breite Kampagne vor, die die `auteurs' und das Regierungsoberhaupt vereinbart haben, um die schwere Lage zu erleichtern, die Volksfront mehr zu verwurzeln und zu aktivieren, eine einheitliche Partei zu beschleunigen [d.h. zu schaffen - F. F.], eine breite Bewegung für die Annäherung zwischen den Massen und den Romancier-Organisationen einzuleiten sowie neue Verhandlungen mit der Voltaire-Leitung anzubahnen.
 
3. Die Oeuvres classiques unternehmen Anstrengungen, um die Auteurs aller Sektoren der Volksfront und Molières zusammenzuschließen und zu mobilisieren, besonders die Anstrengungen der Auteurs gegen Spaak, seine Clique und die Futuristen.
 
4. Gemäß einer internen Instruktion wird das Politbüro die Komitees der Provinzen und die Parteipresse auffordern, die Fehler des Sektierertums zu beseitigen und die politische Linie, die der Volksfront entspricht, zu befolgen.
 
5. Wir wollen die Abwesenheit von Thomas nutzen, um die Führung davon zu überzeugen, daß sie eine faktisch radikale Veränderung von Methoden und Organisation der politischen und tagtäglichen Arbeit der Führung einleiten soll, und um ihr dabei zu helfen..."[101]
 
Leipzig stand für Santander, die Enzyklopädie für den Allgemeinen Bund der Werktätigen. Die Worte Oeuvres classiques bedeuteten die kommunistische Partei, und Molière war die Arbeiterklasse.[102]
 
Togliatti und "Kautsky" vesäumten keine Gelegenheit, Moskau mitzuteilen, "Thomas'" Rückkehr sei unerwünscht. So meldeten sie am 10. September, daß das Politbüro des ZK der KPS die Vorbereitung einer politischen Kampagne erörtert habe:
 
"Ziel ist, dem gesamten Oeuvre die Notwendigkeit einer Korrektur an der Taktik vor Augen zu führen, die wichtigsten Sektierer zu entfernen, konsequent für die Verstärkung und Erweiterung der Volksfront zu kämpfen, auch eine Annäherung der Romantiker herbeizuführen, die Gruppe Spaak zu isolieren, die Position von Oeuvre in Molière und den Gewerkschaften zu festigen. Das Politbüro hat beschlossen, das ZK einzuberufen.
 
Der Sitzung des ZK wird eine öffentliche Deklaration des Politbüros vorausgehen, die Sitzung selbst wird am 10.-12. stattfinden.
 
Unternehmen Sie das Nötige, damit Checa mit Ihren Direktiven noch vor der Sitzung des ZK zurückkommt.
 
In bezug auf Thomas [Codovilla] ist es unsere gemeinsame Meinung, daß er erst zurückkommen soll, wenn seine Präsenz uns notwendig erscheint. Wir halten dafür, daß das Zentrum von Oeuvre eine Zeitlang ohne ihn arbeitet [Oeuvre bedeutet Partei]."[103]
 
In seiner Meldung vom 15. September wurde Togliatti noch deutlicher. Er schrieb, daß die Komintern-"Berater" die führenden Funktionäre der KPS desorientierten, indem sie diese "auf einen falschen Weg abdrängen, indem sie falsche Theorien zusammenimprovisieren oder unnötige Nervosität in die Politik bringen, was wegen der Nervosität der spanischen Genossen mit der allmählichen Lockerung der Parteitaktik endet. Diese Kritik bezieht sich auf L. sowie auch auf Pedro." Togliatti bestand darauf,
 
"daß Eure `Berater' aufhören, sich als die `Herren' in der Partei aufzuführen, daß sie tatsächlich aufhören, die spanischen Genossen als Menschen anzusehen, die zu nichts mehr nütze seien, und sie unter dem Vorwand, besser und schneller handeln zu können, nicht mehr ersetzen, usw. Diese Kritik bezieht sich auf L. Falls dieser seine Arbeitsmethoden nicht zu ändern imstande ist, soll er lieber nicht zurückkommen. Ich überzeuge mich täglich mehr, daß das richtig wäre. Seine Anwesenheit schadet der Partei."[104]
 
Am 4. September informierte Dimitrow Stalin über die Ankunft von "Checa" und "Luis", die vom ZK der KP Spaniens den Auftrag hatten, bei der Sitzung der Komintern-Führung Bericht zu erstatten. Bei der Mitteilung fügte Dimitrow wie üblich hinzu: "Wir halten es für sehr wichtig, von Ihnen Weisungen hinsichtlich der an die spanischen Genossen zu erteilenden Ratschläge zu erhalten."[105] Am 8. September übersandte er Stalin ein Memorandum der KPS-Delegation, das die Überschrift "Die zu lösenden Fragen" trug.[106]
 
Was die KPS-Delegation der Komintern unterbreitete, war ein weiter Kreis von internationalen und inneren Problemen, die für das weitere Bestehen der Republik von erstrangiger Bedeutung waren. Sie spiegelten das Streben der KP Spaniens wider, eine vereinigte Partei mit den Sozialisten zu gründen und die entscheidenden Posten in der Regierung in eigenen Händen zu konzentrieren:
 
"In Anbetracht dessen, daß es gilt, die Autorität der Volksfrontregierung zu stärken, damit sie von der ganzen werktätigen Bevölkerung mehr Hilfe erhält, sowie in Anbetracht dessen, daß es für die Durchführung einer Politik, die zum Sieg im Krieg führt, notwendig ist, daß alle entscheidenden Posten in der Regierung der Partei des Proletariats gehören", so hieß es im Dokument ausdrücklich, "schlägt unsere Partei vor, Bedingungen für die Stärkung der gegenwärtigen Regierung zu schaffen (selbstverständlich ohne daß das zu einer Krise führt). Unseres Erachtens gilt es, nach der Gründung der Einheitspartei des Proletariats ihr in der Volksfrontregierung die Mehrheit zu sichern, zur Teilnahme an der Regierung Vertreter von UGT und CNT (Nationale Konföderation der Arbeit) heranzuziehen, besonders solcher von CNT (mit Rücksicht darauf, daß UGT in der Regierung durch Sozialisten und Kommunisten vertreten ist)."[107]
 
Aufgrund von Stalins Weisungen[108] wurde das Dokument "Die wichtigsten Aufgaben der KPS" vorbereitet und angenommen.[109] Darin wurde als vorrangige Aufgabe der KP die Orientierung auf die Durchführung der Wahlen zu den Cortes in Spanien formuliert. Den Kommunisten und den Sozialisten wurde vorgeschrieben, eine Übereinkunft über die Notwendigkeit der Wahlen, die Methode ihrer Durchführung und die Hauptpunkte der Wahlplattform zu erzielen und sich darum zu bemühen, daß alle antifaschistischen Parteien und Organisationen bei den Wahlen mit einem einheitlichen Programm und einer einheitlichen Kandidatenliste antreten würden. Die KP sollte Wahlen zu den Provinz- und Kommunalräten verlangen. Wie es scheint, spiegelten diese Empfehlungen die bei Stalin vorhandenen Illusionen in bezug auf die reale Sachlage in Spanien wider.[110]
 
Das Dokument enthielt außerdem die Forderung, "den jetzigen Innenminister durch einen festen, energischen und ehrlichen Sozialisten oder Kommunisten zu ersetzen, der fähig wäre, im Hinterland Ordnung zu schaffen und es von Spionen und Verrätern zu säubern; ferner die Wahlen unter Bedingungen vorzubereiten, die provokatorische Handlungen des Feindes unmöglich machen."[111] Die These von der Notwendigkeit einer "gründlichen Säuberung" von allerlei feindlichen Elementen, Spionen, "trotzkistischen Agenten des Faschismus" wiederholte sich in einem anderen Abschnitt des Dokuments. Wie diese "Empfehlungen" mit aller Offensichtlichkeit bezeugen, hatte die sowjetische Wirklichkeit der ausgehenden dreißiger Jahre mit ihrem Massenterror auf die Autoren des Dokuments deutlich abgefärbt.
 
Dagegen enthielt das Dokument nichts darüber, was Ercoli (Togliatti) in seinen Berichten wiederholt angesprochen hatte: die Tendenz der KPS, für Hegemonie zu kämpfen. Im Gegenteil, der Beschluß ging im Grunde davon aus, daß eine solche Hegemonie schon bestand. Er befahl die Verwirklichung mehrerer Maßnahmen in der Politik und Wirtschaft (Militarisierung der Rüstungsindustrie, Nationalisierung der Banken, aller großen Industrie- und Handelsunternehmen u.a.), die das Bestehen einer Macht in Spanien voraussetzten, die in gewisser Beziehung dem Regime im Sowjetrußland in den Jahren des Bürgerkrieges ähnelte: dem Regime, das die Politik des "Kriegskommunismus" betrieb. All das wurde Volksfrontpolitik genannt, die "die Möglichkeit bietet, alle Volkskräfte für den Sieg über den Faschismus zu vereinigen, damit später in gemeinsamen Anstrengungen ein neues Spanien aufgebaut werden kann."[112]
 
In seiner Information über dieses Dokument schrieb Dimitrow an Stalin: "Um keine Zeit zu verlieren, entsandten wir den Gen. Checa mit diesem Dokument zurück, den Gen. Luis aber belassen wir für einige Tage hier, um konkrete Fragen - die Internationalen Brigaden, die Anwerbung neuer Freiwilliger, eine internationale Kampagne, den Kampf gegen den Trotzkismus usw. - zu erörtern und zu regeln."[113] Den recht eindeutigen Äußerungen Togliattis zufolge (in chiffrierten Fernschreiben, die gemeinsam mit "Kautsky" abgeschickt wurden, waren sie mehr als vorsichtig, aber in den Meldungen vom 30. August und 15. September fielen sie recht schroff aus) war es einfach unmöglich, Codovilla zu seiner früheren Arbeit zurückkehren zu lassen. Der Ausweg wurde gefunden: Man trug ihm auf, die Internationale Kommission für Solidarität mit Spanien zu leiten.
 
Im Beschluß des EKKI-Sekretariats vom 3. Oktober hieß es:
 
"Zwecks besserer Organisation der Werbekampagne zugunsten Spaniens und der politischen Kampagne zum Schutz des spanischen Volkes ist eine Sonderkommission zu bilden; Zusammensetzung: Thorez oder Duclos, Luis, Clement [E. Fried],[114] Cogniot.[115] Der Verantwortliche für die Kommission ist Luis.
 
Die Sonderkommission von Gen. Luis wird verpflichtet, das Sekretariat regelmäßig über den Verlauf der Werbearbeit und der politischen Kampagne zu informieren."[116]
 
In einem anderen Beschluß, der am selben Tag gefaßt wurde und die Überschrift "Über den Gen. Luis" trug, hieß es:
 
"1) Genosse Luis bleibt weiterhin beim ZK der KP Spaniens zu dem Zweck, die Arbeit des ZK politisch zu unterstützen, mischt sich jedoch in die operative Leitung der Partei nicht ein. 2) In den nächsten drei Monaten besteht die Hauptaufgabe von Gen. Luis als Verantwortlicher der Sonderkommission für die spanische Kampagne darin, die Anwerbung von Freiwilligen und eine internationale Kampagne zur Unterstützung der Spanischen Republik zu organisieren."[117]
 
Somit wurde Togliattis Forderung erfüllt, ohne daß Codovilla politisch desavouiert worden wäre. Formell wurde ihm die Leitung der internationalen Kampagne aufgetragen, er blieb EKKI-Vertreter beim ZK der KPS, faktisch jedoch war er bei den Angelegenheiten der KPS ausgeschaltet.
 
Sechs Jahre später, kurz vor der Auflösung der Komintern, schrieb das Kollegium der Personalabteilung des EKKI Beurteilungen führender Vertreter der kommunistischen Bewegung. Traditionsgemäß wurden in solche Dokumente alle Fehler und Mißgriffe bei der Arbeit des Betreffenden aufgenommen. In der biographischen Auskunft über Victorio Codovilla, die vom Leiter der EKKI-Personalabteilung Belov[118] und dem Mitarbeiter der Abteilung Avetik Badaljan unterzeichnet wurde, wurde seine Tätigkeit ausführlich beschrieben. Über Codovillas Spanien-Zeit hieß es darin:
 
"Von 1932 bis Oktober 1937 Vertreter des EKKI beim ZK der KP Spaniens. Aus Spanien auf Vorschlag von Gen. Ercoli abberufen, der ihn folgenderweise charakterisierte: selbstsüchtig, ambitioniert, steuerte den Kurs auf Untergrabung der Volksfrontpolitik, demoralisierte die spanischen Genossen., weil er alles statt ihrer machte, bis hin zum Empfang eines Wagens. Erzog die Kader nicht. Viel Schaden entstand dadurch, daß er persönlich mit den führenden Funktionären anderer Parteien in Verbindung trat, das brachte die Partei in Mißkredit, rief Verachtung gegenüber der Führung der kommunistischen Partei hervor. Er besuchte Largo Caballero selbständig und versuchte, ihn im Namen der Führer der spanischen Arbeiterklasse 4 - 5 Stunden lang zu beeinflussen. Ihm fehlt politisches Taktgefühl, er rief in der Führung der KP Spaniens Erbitterung gegen alle führenden Funktionäre anderer Parteien anstatt des Strebens nach der Zusammenarbeit mit diesen hervor. Als er das letzte Mal aus Moskau nach Spanien zurückkam, sagte er kein Wort über die Kritik des EKKI an seiner Arbeit."[119]
 
Eine dermaßen schroffe Beurteilung wurde durch die darauf folgenden Worte Dolores Ibarruris etwas gemildert, die in ihrer Beurteilung vom 19. März 1939 darauf verwies, daß Codovilla
 
"zu unserer Herausbildung als Parteiführung beigetragen hat. Insbesondere ich verdanke ihm viel bei meiner Entwicklung. In Spanien arbeitete er außerordentlich viel, war außerordentlich dynamisch, und da wir schwach waren, wurde er faktisch nahezu der Parteisekretär. Er tat viel für die Partei, besonders in der ersten Periode, seine Hilfe war enorm. Später half er uns so gut wie nicht. Schuld daran sind seine Arbeitsmethoden: Er konzentriert alles in seiner Hand. Es gab Momente, da Entscheidungen zu treffen waren, da sie aber von der Parteiführung nicht getroffen wurden, nahm er alles in seine Hand. Natürlich ist daran auch die Führung mit schuldig. Er warf eine Frage auf, brachte Beschlüsse durch und verwirklichte sie, setzte sich mit führenden Funktionären anderer Parteien in Verbindung. Vor kurzem waren wir Zeugen dessen, wie er in Paris, wo er auf der Durchreise war, bei einer Sitzung des Politbüros des ZK der KP Spaniens, der alle Mitglieder der Parteiführung beiwohnten, den Vorsitz führte, die Sitzung eröffnete und schloß, d.h. sich wieder als Parteiführer benahm. Oft läßt er sich bei seinem Vorgehen von seinen persönlichen Sympathien für Parteikader leiten. Er half nur einer Gruppe von Genossen (Dolores, Hernandez), ohne die Arbeit der anderen zu beachten, und trug nicht zum Zusammenschluß der Parteiführung bei."[120]
 
Im abschließenden Teil, schätzten die Autoren Codovillas Rolle in den spanischen Angelegenheiten wie folgt ein: "Als EKKI-Vertreter bei der KP Spaniens, in der er zur Herausbildung der Parteiführung einen positiven Beitrag leistete, ließ er Fehler zu."[121] Diese Formulierung wurde vom Kollegium der EKKI-Personalabteilung am 17. November 1942 bestätigt.[122]
 
Kehren wir aber zu den Ereignissen vom Herbst 1937 zurück. Die KPS-Führung erhielt die Weisungen des EKKI, darunter die über die Vorbereitung der Wahlen zu den Cortes, und billigte sie einmütig, wie der "Italiener" und "Kautsky" in ihrem chiffrierten Brief mitteilten: "Das Politbüro nahm den Bericht von Checa entgegen. Nach einer recht breiten Erörterung brachten alle Genossen ihr volles Einverständnis mit den Direktiven und Vorschlägen, besonders mit der Kritik, zum Ausdruck."[123]
 
Darauf nahmen die KPS-Führer Verhandlungen mit Negrín auf. Am 11. Oktober teilte der "Italiener" mit: "Checa, Wels und Breitscheid hatten zwei längere Gespräche mit Negrín."[124] [Der Leser weiß bereits, daß "Wels" in Wirklichkeit Ibarruri und "Breitscheid" kein anderer als Hernandez war]. In diesem Zusammenhang hieß es: "Negrín lehnt die Idee der Wahlen nicht ab. Er hält es für möglich, mit der Erneuerung des katalanischen Parlaments zu beginnen und die Möglichkeit der Wahlen gründlicher zu erforschen."[125] Des weiteren wurden andere KPS-Vorschläge genannt. Abschließend betonte der "Italiener": "Das gemeinsame Treffen mit Negrín bedeutet eine merkliche Verbesserung unserer Beziehungen zum Oeuvre der Auteurs,"[126] d.h. zur Sozialistischen Partei.
 
Man sollte meinen, Togliatti und die anderen Verhandlungsteilnehmer hätten doch verstehen müssen, wie absurd in jener Situation die Idee der Parlamentswahlen war. Da jedoch die aus Moskau erhaltene Direktive sie vorschrieb, mußte diese Frage mit dem Regierungschef der Republik erörtert werden. Als Dimitrow besagtes chiffriertes Schreiben erhielt, beeilte er sich seinerseits, es in seinem Brief an Stalin vom 13. Oktober darzulegen, wobei er natürlich die Pseudonyme der Spanier durch "Dolores" [Ibarruri] und "Hernandez" ersetzte.[127] Aber in der Nachfolgezeit beschränkte sich die KPS darauf, die Idee der Wahlen lediglich bei der ZK-Plenartagung im November zu erwähnen, und später ließ sie vom Thema allmählich ab. Auch Dimitrow sprach in seinen Weisungen an die KPS die Frage nicht mehr an.
 
Togliatti begnügte sich nicht damit, die Veränderung des Status von "Luis" alias Codovilla durchgesetzt zu haben. Ein ähnlicher Versuch wurde auch in bezug auf Marty unternommen. Noch im Bericht vom 29. August kritisierte er ihn, ohne Namen zu nennen, wegen seiner Inkompetenz in militärischen Angelegenheiten. Nachdem er sich "Kautskys" und Diaz' Unterstützung gesichert hatte, brachte er den Fall Marty direkt zur Sprache. Nach Moskau ging die Meldung ab:
 
"Alle neigen zu der Meinung, daß Andrés Rückkehr in den Blasco-Verlag die Lage keineswegs verbessern, im Gegenteil, sie verschlechtern würde, da dadurch zu den objektiven Schwierigkeiten eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Partei und Regierung käme.
 
Für eine Verbesserung der Lage im Blasco-Verlag ist vor allem notwendig:
 
I. Den Erwerb ausländischer `Cahiers', der weiter sinkt, zu intensivieren.
 
II. Neue als Brigade- und Bataillonskommandeure ausgebildete Kader zu bekommen [Das französische `Cahiers' bedeutete Freiwillige]."[128]
 
Aber offenbar wurde die Kritik an Marty von der EKKI-Leitung nicht gebilligt, und Togliatti schnitt diese Frage nicht mehr an.
 
Anfang 1938 brachte eine Reihe von militärischen Niederlagen die Republik an den Rand der Katastrophe. Ihre außenpolitische Lage verschlechterte sich. Im Lager der Republikaner zeichnete sich der Trend zur Kapitulation ab. Um diese Zeit wurden zwei führende KPS-Funktionäre zusammen mit "Kautsky" nach Moskau entsandt. "Pierre" (wie Togliatti nunmehr seine Mitteilungen unterschrieb) berichtete am 3. Februar: "Bauer ist heute abgereist und wird sich mehrere Tage in Paris aufhalten. Kautsky reist am 7., Delicado[129] am 12. ab. Wir bitten, vor seiner Ankunft keine Fragen zu lösen ["Bauer" war, wie schon gesagt, Comorera, Generalsekretär der Vereinigten Sozialistischen Partei Kataloniens]."[130]
 
Am 17. Februar wurden Dimitrow und Manuil'skij zu Stalin zitiert. Stalin verlangte, daß die spanischen Kommunisten zwecks Verbesserung der allgemeinen Situation aus der Regierung austreten sollten.[131] Die KPS-Abgesandten, denen die Direktive über den Austritt der Kommunisten aus der Regierung übermittelt wurde, waren noch unterwegs nach Spanien, als Dimitrow eine weitere Mitteilung von "Pierre" erhielt. Es handelte sich um die von der KP festgelegte Orientierung darauf, die Regierung massiv unter Druck zu setzen, und im Falle äußerster Notwendigkeit sogar "eine neue Regierung aus Vertretern der kommunistischen Partei und der Gewerkschaftsorganisationen jeder Richtung zu bilden."[132] Bei der Übersendung dieser Mitteilung an Stalin, die seinen Weisungen so sehr widersprach, deutete Dimitrow sehr vorsichtig an, daß es vielleicht zweckmäßig sei, die erteilte Direktive zu ändern: "Mit Rücksicht darauf, daß der Austritt der Kommunisten aus der Regierung in der heutigen Situation von den Massen als Flucht vor den Schwierigkeiten des Kampfes aufgefaßt werden könnte, und mit Rücksicht darauf, daß die bürgerlichen Republikaner zur Kapitulation tendieren, bitten wir um Ihren Ratschlag und Ihre Weisung anläßlich des Telegramms von Ercoli."[133] Dimitrow erhielt jedoch keine neuen Weisungen.
 
Am 22. März meldete "Pierre" die Rückkehr von "Kautsky" und Delicado und später auch die "Bauers".[134] Die Moskauer Direktive löste in der KPS-Führung Befremden und Verwirrung aus, wurde aber natürlich gebilligt. "Pierre" berichtete: "Ihre Ratschläge und Direktiven wurden in der Administration [dem ZK der KP] diskutiert und von ihr angenommen."[135] Bei der durchgeführten Reorganisation der Regierung behielten die Kommunisten aber einen Ministerposten.
 
Die Lage der Republik wurde zusehends verzweifelter. Am 30. Juli schickte "Pierre" einen Brief an Dimitrow mit dem Vorschlag, die Sachlage noch vor einer Diskussion im ZK der KPS in Moskau unter Teilnahme einer KPS-Delegation zu erörtern: "Wir halten die zu behandelnden Fragen für bedeutsam und folgende Zusammensetzung der Delegation für die optimalste: Minister Stampfer[136] und Alfredo, allerdings unter der Bedingung, daß ihre Abwesenheit inkl. Reisezeit nicht über 15 Tage dauert."[137] ["Stampfer" ist Uribe, "Alfredo" - Togliatti] Am 20. August trafen sie in Moskau ein. Unter den diskutierten Fragen war die nach dem Abzug der Internationalen Brigaden aus Spanien. Am 29. August hatte Dimitrow aus diesem Anlaß Briefe an Stalin und VoroÓilov geschickt.[138] Man unternahm einen solchen Schritt in der Hoffnung, daß dann die italienischen und deutschen Truppen, die auf seiten Francos kämpften, abziehen würden. Das bewahrheitete sich jedoch nicht.
 
Am 2. September reiste Uribe ab. Zwei Tage darauf ging Togliatti erneut nach Spanien.[139] Über Uribes Rückkehr berichtete "Kautsky" in seiner chiffrierten Mitteilung: "Stampfer am 7. an."[140] Das war die letzte mit dem Namen "Kautsky" unterschriebene Mitteilung. Im weiteren kommt der Name in der chiffrierten Korrespondenz der Komintern nicht mehr vor. Das Verschwinden des Komintern-Korrespondenten "Kautsky" wird durch folgende kurze Aufzeichnung in Dimitrows Tagebuch geklärt: "Nachricht, daß Kautsky (im Alter von 84 Jahren und einem Tag) am 17.10. in Amsterdam gestorben ist, wo er nach der Okkupation Österreichs als Emigrant lebte."[141] Der Tod des echten "Kautsky" machte die Benutzung seines Namens in der chiffrierten Korrespondenz nicht mehr möglich.
 
Wer war der Pseudo-"Kautsky" in Wirklichkeit? Wenn man alle Möglichkeiten erörtert, kann man sagen, daß es sich um "Moreno" alias "Bernardini" alias "Stepanov" alias Stojan Minew handelte. Das bestätigt auch ein Zeugnis Togliattis in seinem Bericht vom 15. September 1937, der eine scharfe Kritik an der Tätigkeit von "Luis" (d.h. von Codovilla) enthielt. Togliatti und "Kautsky" bestanden darauf, "Thomas" (d.h. Codovilla) von der Arbeit in Spanien abzulösen. Togliatti betonte in seinem Bericht, daß das nicht nur seine Meinung war, daß sie vielmehr von einem weiteren Genossen, nämlich von Moreno, geteilt wurde: "Alle meine Bemerkungen spiegeln auch die Meinung Morenos wider [...] In Abstimmung mit Moreno habe ich die Frage aufgeworfen, daß Luis nicht mehr zurückkehren soll."[142]
 
Der vermeintliche "Kautsky" war verschwunden. Aber der reale Stojan Minew existierte unter dem Pseudonym Moreno weiter. Zusammen mit Dolores Ibarruri verließ er Spanien am 6. März 1939.[143]
 
(Übersetzung: Nina Letneva)

[1] Selbstverständlich hatte dieser Mensch mit dem realen Karl "Kautsky" (1854-1938), dem Theoretiker der deutschen und internationalen sozialistischen Bewegung, nichts gemein.
 
[2] Walter "Citrine" (1887- 1983) war Generalsekretär des Generalrats des britischen Trade-Union-Congress (TUC) und Präsidenten des Internationalen Gewerkschaftsbundes.
 
[3] Friedrich Adler (1879-1960) war ein führender Vertreter der österreichischen Sozialdemokratie, Sekretär der Sozialistischen Arbeiter-Internationale.
 
[4] Gemeint war der deutsche Sozialdemokrat Otto Wels (1873-1939).
 
[5] Juan Comorera (1895-1958) war seit 1911 Mitglied der Republikanischen Partei Spaniens, nach 1918 Mitglied der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei; in den dreißiger Jahren stand er der Sozialistischen Partei Kataloniens, nach 1936 der Vereinigten Sozialistischen Partei Kataloniens vor, war Mitglied des ZK der KPS. 1936-1938 Minister für öffentliche Arbeiten, Justiz und Wirtschaft in der Regierung Kataloniens. Nach 1940 Emigration in Lateinamerika. 1949 Ausschluß aus der Partei.
 
[6] Entstanden am 23. Juli 1936 nach der Vereinigung von vier Arbeiterparteien Kataloniens. Schloß sich der Kommunistischen Internationale an.
 
[7] Gemeint war Otto Bauer (1881-1938), ein führender Vertreter und Theoretiker der österreichischen Sozialdemokratie.
 
[8] Jesus Hernandez (1907-?) war seit 1922 Mitglied der KPS. Nach 1932 Mitglied des Politbüros des ZK der KPS, 1936/37 Minister für Volksbildung. Seit 1939 KPS-Vertreter beim EKKI. Hielt sich 1939/40 in Schweden auf, dann Ausreise nach Mexiko und Austritt aus der KPS.
 
[9] Francisco Largo Caballero (1869-1946), seit 1894 Mitglied der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei, 1932-1935 ihr Vorsitzender. 1918-1937 Generalsekretär des Allgemeinen Bundes der Werktärigen (UGT). Im September 1936-Mai 1937 Premierminister und Kriegsminister der Spanischen Republik. Nach 1939 in der Emigration.
 
[10] Juan Negrín (1894-1956) war seit 1929 Mitglied der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei. Von September 1936 - Mai 1937 Finanzminister, von Mai 1937 - März 1939 Premierminister und Finanzminister, nach April 1938 Verteidigungsminister der Spanischen Republik.
 
[11] Nach Rudolf Breitscheid (1874-1944), einem deutschen linken Sozialdemokraten.
 
[12] Victorio Codovilla (1894-1970) war seit 1911 in der Italienischen Sozialistischen Partei, seit 1915 in der Sozialistischen Partei Argentiniens, seit 1921 Mitglied des ZK und des Politbüros des ZK der KP Argentiniens, seit 1941 ihr Generalsekretär und später Vorsitzender. 1930/31 Mitarbeiter des Romanischen Ländersekretariats des EKKI.
 
[13] Hier eines der zahlreichen Dokumente dieser Art: Am 15. Mai 1934 schrieb der EKKI-Sekretär Iosif Pjatnickij in einem chiffrierten Telegramm an "Medina" (Codovilla): "Gemäß Ihren Angaben hat die KP Spaniens alles in vollem Umfang bis Mai incl. erhalten. Ihre Abrechnung ist richtig. Künftig, ab Juni, wird sie 31.800 franz. Franc monatlich bekommen. Wenn die KPS um mehr Mittel bittet, soll sie angeben, wieviel erforderlich ist und wofür. In Ihrer ersten Rechnung wurden als Restbetrag 31.500 franz. Franc, 8.000 schweiz. Franken als Gegenwert von 39.500 franz. Franc und die 48.000 franz. Franc vom 4.1. angegeben. Das macht insgesamt 119.000. Aus Ihrer zusätzlichen Rechenschaft geht hervor, daß Sie 93.151 franz. Franc davon der KP Spaniens ausgezahlt haben. Der Restbetrag beläuft sich auf 25.849 franz. Franc, deren Verwendung nicht ausgewiesen ist. Wir bitten um Rechenschaft bezüglich dieses Betrags." (RCChIDNI, fond [Bestand - weiterhin f.] 495, opis' [Verzeichnis - weiterhin op.] 184, delo [Akte - weterhin d.] 16, list [Blatt - weiterhin l.] 25, Eingang 1934 nach Spanien. Michail an "Medina", 15. Mai 1934).
 
[14] Jacques Duclos (1896-1975) war seit 1920 Mitglied der KP Frankreichs, nach 1926 Mitglied des Politbüros des ZK der KPF und des Sekretariats des ZK. Seit 1935 Mitglied des EKKI.
 
[15] Ebenda, op. 18, d. 1028, l. 453.
 
[16] Ebenda, op. 184, d. 21, l. 181, Eingang 1936. "Medina" an Manuil'skij, 4. Februar 1936.
 
[17] Michail Moskvin war ein Pseudonym von Meer Abramovič Trilisser (1883-1941). In den Jahren 1926-1929 Chef der Auswärtigen Abteilung und stellvertretender Vorsitzender der OGPU. Seit 1935 Mitglied des EKKI-Präsidiums und Kandidat des EKKI-Sekretariats. Am 23. November 1938 von NKVD-Organen verhaftet, am 2. Februar 1941 erschossen.
 
[18] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 21, l. 183, Eingang 1936. "Medina" an Moskvin, 5. Februar 1936.
 
[19] "Pascal" war ein Pseudonym von Lydia Dubi (1901-1937). Seit 1921 in der KP der Schweiz, nach 1924 im EKKI-Apparat tätig, 1932-1937 Leiterin der Pariser Stelle des Verbindungsdienstes der Komintern. Im Juli 1937 nach Moskau berufen, am 5. August verhaftet und im November desselben Jahres von NKVD-Organen erschossen. (Siehe: Huber, Peter: Stalins Schatten in der Schweiz. Schweizer Kommunisten in Moskau: Verteidiger und Gefangene der Komintern. Chronos Verlag, Zürich 1994, S. 257-267).
 
[20] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 21, l. 183, Eingang 1936.
 
[21] Ebenda, d. 42, l. 356, 446, Ausgang 1936. "Michail" [Moskvin/Trilisser] nach Paris, 15. und 21. Januar 1936.
 
[22] Ebenda, l. 372, 293, 221. "Michail" an "Pascal", 14. und 26. Januar 1936. "Medina" wurde geantwortet, daß im Laufe des Januar 200.000 Francs für die Wahlen nach Paris geschickt worden seien. (Ebenda, d. 21, l. 190, Ausgang 1936. "Michail" an "Medina", 8. Februar 1936).
 
[23] Ebenda, l. 186. "Pascal" schickte dem EKKI am 13. Februar eine Erklärung über die Gründe der Verzögerung bei der Auszahlung. Ebenda, d. 38, l. 295, Eingang 1936. "Pascal" an Müller, 13. Februar 1936.
 
[24] Dmitrij Zacharovič Manuil'skij (1883-1959) war seit 1903 Mitglied der Partei der Bolschewiki, 1923-1952 Mitglied des ZK der Partei; 1924-1943 Mitglied des EKKI-Präsidiums, seit 1926 Mitglied des Politsekretariats und seit 1935 des Sekretariats des EKKI.
 
[25] Ebenda, op. 184, d. 21, l. 173, Eingangsnr. 1936. "Medina" an Manuil'skij, 18. Februar 1936.
 
[26] Ebenda, d. 6, l. 86, Ausgang 1936, Besondere (Dokumente).
 
[27] "Pedro" war ein Pseudonym von Ernö Gerö (eigentl. Singer, 1898-1980). Seit 1918 in der KP Ungarns, seit 1927 im EKKI-Apparat tätig, seit 1945 Mitglied des Politbüros des ZK der KP Ungarns (später Ungarische Partei der Werktätigen). 1953/54 Vizepremier und Innenminister Ungarns, 1956 Generalsekretär des ZK der Ungarischen Partei der Werktätigen. Nach 1956 in der UdSSR, 1962 Ausschluß aus der Partei.
 
[28] Ebenda, d. 24, l. 37, Eingang 1937, Mappe 1. "Luis" an das Sekretariat, 12. Januar 1937.
 
[29] In seinem chiffrierten Brief nach Moskau teilte Gerö mit, ab 13. August sei er in Madrid, und fragte, ob er dort bleiben oder nach Paris zurückkehren solle. (Ebenda, d. 19, l. 9, Eingang 1936. "Pedro" an Dimitrow und Manuil'skij, 13. August 1936). Am Tag darauf wurde ihm mitgeteilt: "Reisen Sie nach Paris ab und halten Sie sich zur Verfügung des Büros, von dort aus telegrafieren Sie Ihre spanische Information. Nehmen Sie einen angesehenen, des Ankaufs von Materialien kundigen Genossen mit. Sorgen Sie dafür, daß die in Madrid und Barcelona erbeuteten Dokumente über die Vorbereitung des faschistischen Putsches und die Teilnahme und die Hilfeleistungen der deutschen und italienischen Faschisten nach Paris zwecks Verwendung bei einer internationalen Kampagne übermittelt werden." (Ebenda, d. 21, l. 7, Ausgang 1936. Sekretariat an "Pedro", 14. August 1936.) Daraufhin wurde Gerö nach Spanien entsandt.
 
[30] In der chiffrierten Mitteilung für die Führung der KPF vom 30. Dezember, die den Beschluß des EKKI-Sekretariats über die Hilfe für die KP Spaniens enthielt, hieß es u.a.: "Den Gen. `Pedro' als politischen Berater und Gehilfen beim Politbüro der KP Kataloniens zu belassen." (Ebenda, d. 6, l. 86, Ausgang 1936, Besondere /Dokumente/).
 
[31] Siehe: Mešč,erjakov, M. J.: Ispanskaja respublika i Komintern [Die Spanische Republik und die Komintern]. Verlag Mysl', Moskau 1981, S. 34; Bolloten, Burnett: The Spanish Civil War. Revolution and Counterrevolution. The University of North Carolina Press. Chapel Hill and London 1991, p. 133, 787/88.
 
[32] Stojan Minew (1891-1959) war seit 1907 Mitglied der Bulgarischen Sozialdemokratischen Partei ("Engsozialisten"/Tesnjaki). In den Jahren des Ersten Weltkrieges lebte er in der Schweiz und schloß sich dort der Zimmerwalder Bewegung an. Anfang der zwanziger Jahre beteiligte er sich unter dem angenommenen Namen Lorenzo Vanini an der sozialistischen Bewegung Frankreichs, auch an der Arbeit des II. Kominternkongresses im Bestand der Delegation Frankreichs, in der er eine linkssozialistische Organisation - das Komitee der III. Internationale - vertrat; später im EKKI-Apparat tätig. Auch als Dr. Chavaroche und als Lebedev bekannt.
 
[33] In der Parteiversammlung der Organisation der VKP(b) im EKKI-Apparat vom 22. September 1933 berichtete Stepanov während einer Parteisäuberung über sich: "Die Jahre 1917/18 verbrachte ich in der Schweiz. 1919 nahm ich am I. Kongreß der Kommunistischen Internationale teil, nach ihm hatte ich den Auftrag, den II. Kongreß zu organisieren. 1920 war ich beim II. Kongreß der KI dabei und wurde dann wieder mit einer Arbeit beauftragt. Ich nahm am IV. Kongreß der KI teil. 1926 wurde ich nach Moskau berufen und arbeite seitdem in der KI." (RCChIDNI, f. 546, op. 1, d. 215, l. 169).
 
[34] In Dimitrows Tagebuch findet sich eine Aufzeichnung darüber, daß er sich am 8. Januar 1937 mit Stepanov unterhielt, offenbar vor dessen Abreise nach Spanien. Dimitrow, Georgi: Tagebuch (9. März 1933-6. Februar 1949). Universitätsverlag "Hl. Kliment von Ochrid", Sofia 1997, S. 121 - bulg.).
 
[35] RCChIDNI, f. 495, op. 74, d. 201, l. 15.
 
[36] Ebenda, d. 204, l. 27.
 
[37] Ebenda, d. 201, l. 21.
 
[38] Ebenda.
 
[39] André Marty war seit 1925 Mitglied des Politbüros des ZK der KPF; 1935-1943 Mitglied des Präsidiums und des Sekretariats des EKKI. 1953 Ausschluß aus der KPF.
 
[40] Dimitrow, Georgi: Tagebuch, S. 125.
 
[41] Ebenda, S. 126.
 
[42] Der wirkliche Paul Henry Spaak (1899-1972) war damals Außenminister Belgiens.
 
[43] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 4, Ausgang 1937, Besondere. "Citrine" nach Spanien, 11. April 1937.
 
[44] Ebenda, op. 74, d. 201, l. 21.
 
[45] Im chiffrierten Schreiben des EKKI an die Führung der KP Frankreichs vom 30. Dezember 1936 war von dem Beschluß des EKKI-Sekretariats die Rede, "den Gen. Bernardini zeitweilig als politischen Berater beim Politbüro der KPS zu entsenden". (Ebenda, op. 184, d. 6, l. l86, Ausgang 1936, Besondere.) Der Beschluß fällt mit Minews Ankunft in Spanien zusammen, und das bestätigt die Annahme, daß Minew (Stepanov), Moreno und Bernardini ein und dieselbe Person sind.
 
[46] Ebenda, d. 4, l. 65, Eingang 1937, Besondere. "Bernardini" an Manuil'skij, 5. Februar 1937.
 
[47] Ebenda, l. 38. Diaz, "Luis", "Bernardini" an das Sekretariat, 14. Februar 1937. Die Erklärung der Gründe für den Fall von Malaga in diesem chiffrierten Schreiben deckt sich in hohem Maße mit dem Inhalt von Stepanovs erstem Bericht. Auch darin hieß es, daß der Fall von Malaga ein Auslöser der Regierungskrise sei: "Den Volksmassen ist im Lichte der furchtbaren Katastrophe von Malaga klar geworden, daß die Dinge nicht wie bisher weitergehen dürfen, daß es gilt, in der Politik der Regierung schnell radikale Veränderungen herbeizuführen. Die Volksmassen haben das gespürt und sich davon überzeugt, daß, falls die notwendigen Veränderungen nicht vorgenommen werden, weitere Katastrophen folgen. Alle haben begriffen, daß die Katastrophe in Malaga durch Verrat verursacht wurde." (Ebenda, op. 74, d. 204, l. 16) Die Einschätzung des Verhaltens von Largo Caballero stimmte mit dem chiffrierten Schreiben ebenfalls überein: "Es gilt, die Armee von verräterischen und unbegabten Offizieren zu säubern und sie durch ergebene, treue und begabte Offiziere zu ersetzen, die es schon gibt, doch Caballero handelt umgekehrt. Verräter protegiert er, Unbegabte lobt er, Treue und Begabte ersetzt er, oder er macht ihren maximalen Einsatz unmöglich [...] Auch widersetzt er sich beharrlich einer Untersuchung der Verantwortung für die Katastrophe in Malaga. Die Wehrpflicht, die unter dem Druck der Massen dekretiert wurde, wird vom Kriegsministerium selbst sabotiert." (Ebenda, l. 25).
 
[48] Ebenda, op. 184, d. 4, l. 38, Eingang 1937, Besondere.
 
[49] Ebenda, l. 77. Diaz, "Luis", "Bernardini" an das Sekretariat, 16. Februar 1937.
 
[50] Ebenda, d. 26, l. 129, Eingang 1937, Mappe 1. "Bernardini" an "Rudolf", 18. März 1937.
 
[51] Im chiffrierten Brief des EKKI an die Führung der KP Frankreichs vom 30. Dezember 1936 handelte es sich um den Beschluß des Sekretariats, "den Gen. Marty aufzufordern, daß er seine Tätigkeit auf die politische Arbeit in den Internationalen Brigaden konzentrieren und einige konkrete Aufträge des EKKI-Sekretariats erfüllen soll". (Ebenda, d. 6, l. 86, Ausgang 1936, Besondere).
 
[52] Siehe: Mešč,erjakov, op. cit., S. 58; Bolloten, Burnett: The Spanish Civil War, p. 304, 314. Wegen der Grausamkeit, die Marty offenbarte (er selbst gab zu, die Erschießung von beinahe 500 Mitgliedern der Internationalen Brigaden veranlaßt zu haben), wurde er der Henker von Albacete (le boucher d'Albacete) genannt. (Richardson, R. Dan: Comintern Army. The International Brigades and the Spanish Civil War. The University Press of Kentucky. Lexington, Kentucky, 1982, p. 51-52, 174-75).
 
[53] Die Ereignisse in Barcelona gingen in Wirklichkeit auf eine Provokation zurück, die NKVD-Agenten in die Wege leiteten, um mit der POUM abzurechnen.
 
[54] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 5, l. 5, Eingang 1937, Besondere. "Kautsky" an Manuil'skij, 6. Mai 1937.
 
[55] Die Arbeiterpartei der marxistischen Union, eine Linkspartei, die von den Kommunisten für trotzkistisch gehalten wurde.
 
[56] RCChIDNI, f. 495, op 184, d. 5, l. 62. "Kautsky" an Manuil'skij, 23. Juli 1937.
 
[57] Ebenda.
 
[58] "Die Clique der `Spaakisten' arbeitet erbittert gegen die Vereinigung und setzt sich das Ziel, die Partei der Auteurs anzuschwärzen. Die `Spaakisten' verteidigen die Positionen der Futuristen, aber nicht die der Romanciers und betreiben eine verborgene Kampagne gegen Norwegen." (Ebenda).
 
[59] Ebenda.
 
[60] "Beschluß des EKKI-Sekretariats über die Arbeit des ZK der KP Spaniens" vom 27. Dezember 1936. VII kongress Kommunističeskogo Internacionala i bor'ba protiv fašizma i vojny. (Sbornik dokumentov) [VII. Kongreß der Kommunistischen Internationale und der Kampf gegen Faschismus und Krieg. (Dokumentensammlung)]. Politizdat, Moskau 1975, S. 457.
 
[61] RCChIDNI, f. 495, op. 2, d. 257, l. 100.
 
[62] Diese Zusammenkunft fand am 21. Juni 1937 in der französischen Stadt Annemasse statt. Die Delegationen beider Internationalen erkannten es als notwendig an, ihr vereinbartes Vorgehen zugunsten Spaniens fortzusetzen, und vereinbarten die Durchführung von beiderseitigen Treffen, um dabei konkrete Maßnahmen zur Erweisung der materiellen und moralischen Hilfe an das spanische Volk auszuarbeiten. Aber obwohl ein neues Treffen am 9. Juli in Paris zustande kam, gelang es nicht, Einheitsaktionen beider Internationalen zugunsten des republikanischen Spanien in die Wege zu leiten.
 
[63] Marcel Cachin (1869-1958) war 1891-1901 Mitglied der Arbeiterpartei Frankreichs, seit 1905 Mitglied der Französischen Sozialistischen Partei, 1912-1918 Redakteur der "Humanité", 1918-1958 ihr Direktor. Ab 1920 Mitglied der KP Frankreichs und des ZK der KPF, seit 1923 Mitglied des Politbüros des ZK der KPF. Seit 1931 Mitglied des EKKI-Präsidiums.
 
[64] Franz Dahlem (1892-1981) war seit 1913 in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, seit 1917 in der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei, seit 1920 in der KP Deutschlands. Seit 1928 Mitglied des ZK, seit 1937 Mitglied des Politbüros des ZK der KPD. Ab 1935 Kandidat des EKKI. Einer der Vertreter der Komintern in Spanien, die die politische Führung in den Internationalen Brigaden ausübten. 1942-1945 Häftling in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager.
 
[65] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 4, l.19, Ausgang 1937, Besondere. "Citrine" an Adler, "Kautsky", 12. Juni 1937. Gallo war ein Pseudonym von Luigi Longo (1900-1980). Longo war seit 1921 in der KP Italiens, seit 1926 Mitglied des ZK der KPI, ab 1951 Mitglied des Politbüros des ZK der KPI. 1932/33 Kandidat des EKKI-Präsidiums, 1936/37 Kommissar der 12. Internationalen Brigade, Generalinspektor der Internationalen Brigaden in Spanien. 1943-1945 einer der Führer der Partisanenbewegung in Italien. In den Jahren 1964-1972 Generalsekretär der KPI, nach 1972 Vorsitzender dieser Partei.
 
[66] Pedro Checa (1910-1942) war seit 1930 in der KP Spaniens, seit 1932 Mitglied des ZK und seit 1935 Mitglied des Politbüros des ZK, Sekretär des ZK für Organisationsfragen. Nach 1939 in der Emigration.
 
[67] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 5, l.49, Eingang 1937, Besondere. "Kautsky" an Manuil'skij, 17. Juni 1937.
 
[68] Louis de Brouckère (1879-1951) war Mitglied der Belgischen Arbeiterpartei und gehörte jahrelang ihrer Führung an.
 
[69] Die Zeitung Socialističeskij Vestnik brachte diese Tatsache mit einigen damals organisierten Entführungen bekannter Politiker, etwa des POUM-Führers Andres Nin und anderer Personen, in Verbindung und schrieb: "... auch jene Tatsachen die bereits den Zeitungen bekannt sind, genügen, um zu der unwiderlegbaren Überzeugung zu gelangen, daß die Kommunisten-Stalinisten nicht nur fähig sind, die `Entführung' ihrer politischen Gegner zu organisieren, sondern daß sie es auch wirklich tun." (Zur Entführung des Gen. Mark Rein. In: Socialističeskij Vestnik, Nr. 20 vom 30. Oktober 1937, S. 10).
 
[70] Abramovič war ein Pseudonym von Rafail Abramovič Rein (1880-1963), eines Veteranen der russischen sozialdemokratischen Bewegung. 1917-1920 Mitglied des ZK der SDAPR, seit Herbst 1920 in der Emigration, gehörte zur Ausländischen Delegation der SDAPR, vertrat die Partei im Exekutivkomitee der Sozialistischen Arbeiter-Internationale. Redakteur der Zeitung Socialističeskij Vestnik.
 
[71] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 4, l. 30, Ausgang 1937, Besondere. "Citrine" an "Kautsky" (Valencia), 9. Juli 1937.
 
[72] Fischer, Louis: Russia's Road from Peace to War. Soviet Foreign Relations 1917-1941. Harper & Row Publishers. New York, Evanston and London 1969, p. 284; R. Dan Richardson, op. cit., p. 172/73; Krivickij, Walter: Ja byl agentom Stalina. Zapiski sovetskogo razvedčika [Ich war Stalins Agent. Aufzeichnungen eines sowjetischen Aufklärers]. Verlag Terra, Moskau 1991, S. 198/99.
 
[73] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 5, l. 68, Eingang 1937, Besondere. "Kautsky" an Manuil'skij, 30. Juli 1937.
 
[74] Bald schickte "Kautsky" die Antwort: "Cichowski heute abgeflogen. Wird in Paris auf sein Visum warten. Reist mit einem tschechoslowakischen Paß auf den Namen Kliment Brabuck, Nr. 25614, ausgestellt am 10. Februar 1934 in Prag. Einreise in die UdSSR via Leningrad." (Ebenda, d. 5, l. 67, Eingang 1937, Besondere. "Kautsky" an Manuil'skij, 28. Juli 1937). Das Mitglied des ZK der KP Polens, Kazimierz Cichowski, leitete die Personalabteilung in Albacete, einem Schwerpunkt der Aufstellung der Internationalen Brigaden. Von NKVD-Organen im Oktober 1937 verhaftet.
 
[75] Ebenda, d. 4, Ausgang 1937, Besondere. An "Kautsky", 17. September 1937. Das Mitglied des ZK der KP Polens, Gustaw Rwal (eigentl. Reicher), war Kommissar einer Internationalen Brigade.
 
[76] Ebenda, d. 5, l. l78, Eingang 1937, Besondere. "Kautsky" an Manuil'skij, 17. August 1937.
 
[77] Ebenda, l. 73. "Kautsky" an Manuil'skij, 14. August 1937.
 
[78] Ebenda, op. 73, d. 48, l. 82.
 
[79] Ernst Torgler (1893- 1963) war seit 1920 in der KPD. Seit 1924 Reichstagsabgeordneter, seit 1929 Vorsitzender der kommunistischen Reichstagsfraktion. Einer der Angeklagten im Reichstagsbrandprozeß von 1933. 1935 Ausschluß aus der KPD.
 
[80] RCChIDNI, f. 495, op. 73, d. 48, l. 82.
 
[81] Ebenda, op. 184, d. 5, l. 77, Eingang 1937, Besondere. "Kautsky" an Manuil'skij, 16. August 1937.
 
[82] "Vor fünf Tagen sind der Ex-Minister Severac, der `romancier'-Journalist Claro Sendon und der Sekretär der `romancier'-Jugend Aliaga nach Mexiko abgereist. Aliaga hat den Sonderauftrag, mit Trockij zu sprechen." (Ebenda, l. 75. "Kautsky" an Manuil'skij, 14. August 1937).
 
[83] Am 13. Juni schickte Dimitrow Stalin den Entwurf einer Instruktion für die EKKI-Delegation bei den Verhandlungen mit der Sozialistischen Arbeiter-Internationale über die Hilfe für das republikanische Spanien. Dimitrow teilte mit: "Wir beabsichtigen, eiligst den Gen. Ercoli nach Paris zu entsenden zwecks persönlicher Instruierung und Hilfe für die Delegation." Er bat Stalin "dringend um Weisungen". (Ebenda, op. 73, d. 48, l. 73).
 
[84] Bohumir Šmeral (1880-1941) war seit 1897 in der Tschechischen Sozialdemokratischen Partei. Seit 1921 Mitglied der KP der Tschechoslowakei und Anfang der zwanziger Jahre einer ihrer führender Funktionäre. Seit 1922 Mitglied des EKKI und des EKKI-Präsidiums, nach 1935 Mitglied der Internationalen Kontrollkommission der Komintern.
 
[85] 1937/38 versuchte Dimitrow sowohl unmittelbar als auch über [Sinvcircumflex]meral und andere, Münzenberg nach Moskau zu locken. Er hatte die direkte Weisung Stalins: "Münzenberg ist ein Trotzkist. Wenn er kommt, werden wir ihn unbedingt verhaften. Versuchen Sie, ihn herzulocken." (Dimitrow, Georgi: Tagebuch, S. 130.) Münzenberg verstand, was ihn in Moskau erwartete, und weigerte sich unter allerlei Vorwänden, dieser Forderung nachzukommen. Am 3. April 1938 schickte Dimitrow im Namen des EKKI-Sekretariats folgenden eigenhändig geschriebenen chiffrierten Brief an Thorez: "Richten Sie Münzenberg aus und benachrichtigen Sie Interessierte, daß er nicht als Mitarbeiter des EKKI-Sekretariats auftreten oder Dokumente unterzeichnen kann, weil er längst nicht mehr ein solcher ist und sich systematisch weigert, gemäß der Forderung des Sekretariats nach Moskau zu reisen." (RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 1, l. 53, Ausgang 1938. Sekretariat an Thorez, 3. April 1938.) Später wurde Thorez ein weiteres chiffriertes Telegramm geschickt, das die Bitte enthielt, mit Münzenberg erneut Kontakt aufzunehmen und ihn zusammen mit Walter (Walter Ulbricht) und Franz (Dahlem) zur Reise nach Moskau zu bewegen, damit "wir ihre Meinungsdifferenzen erörtern und beseitigen sowie die gemeinsame Arbeit in Zukunft gewährleisten." (Ebenda, l. 3. Das Sekretariat an Thorez, 23. Dezember 1938.) Doch weigerte sich Münzenberg auch diesmal, nach Moskau zu gehen. Dennoch konnte er Stalins Rache nicht entrinnen. Am 21. Juni 1940 wurde er bei einem Versuch, die französiscshe Grenze zur Schweiz zu erreichen, ermordet. (Koch, Stephen: Double Lives. Stalin, Willi Münzenberg and the Seduction of the Intellectuals. Harper Collins Publishers, London 1994, S. 309-320).
 
[86] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 15, l. 61, Ausgang 1937, Besondere. "Helmut" an "Florenz", 7. August 1937. "Helmut" war ein Pseudonym Dimitrows, "Florenz" in Wirklichkeit [Sinvcircumflex]meral.
 
[87] Ebenda, d. 4, l. 39, Ausgang 1937, Besondere. "Citrine" an "Adler", "Thomas", "Kautsky" (Valencia), 8. August 1937.
 
[88] Pietro Nenni (1891-1980) war seit 1921 in der Italienischen Sozialistischen Partei, später einer ihrer führenden Funktionäre; in Spanien als politischer Kommissar der Garibaldi-Brigade eingesetzt.
 
[89] RCChIDNI, f. 495, op. 10a, d. 219, l. 62, 63. Dieser Teil von Togliattis Bericht hat sich im Komintern-Archiv als handgeschriebenes Exemplar erhalten. Es wurde nicht ins Reine getippt und nicht in jenen Wortlaut seines Berichts aufgenommen, den Stalin von Dimitrow erhielt. Es ist anzunehmen, daß die Frage nach Togliattis Status in Spanien mit der entsprechenden Weisung Stalins zusammenhing, der aus irgendeinem Grund die offizielle Legalisierung Togliattis nicht für zweckmäßig hielt. Damit erklärt sich unseres Erachtens der Umstand, daß in das maschinengeschriebene Exemplar des Berichts von Togliatti der Passus nicht aufgenommen wurde, in dem von seiner prekären Lage nach der Ankunft in Spanien die Rede war. Dimitrow teilte Togliatti zwar mit, er habe in Spanien längere Zeit zu bleiben, erachtete es jedoch nicht als nötig, seine Befugnisse offiziell bekannt zu geben, wie das im chiffrierten Telegramm vom 30. Dezember 1936 in bezug auf andere "politische Berater" der Komintern getan worden war.
 
[90] Ebenda, op. 184, d. 5, l. 79, Eingang 1937, Besondere. "Kautsky" an Manuil'skij, 18. August 1937. Die Rede war von Rita Montagnana.
 
[91] Ebenda, d. 4, l. 46, Ausgang 1937, Besondere. "Citrine" an "Kautsky", 19. August 1937.
 
[92] Ebenda, l. 47. "Citrine" an "Kautsky" (Valencia), 19. August 1937.
 
[93] Ebenda, d. 5, l. 86, Eingang 1937, Besondere. "Kautsky" an Manuil'skij, 22. August 1937. Am 11. Oktober ließ Dimitrow Stalin mehrere Materialien zu den spanischen Angelegenheiten zugehen, darunter den "Bericht von Gen. `Pedro', dem `politischen Berater' in Katalonien, vom 15.8.37". (Ebenda, op. l74, d. 201, l. 31).
 
[94] Ebenda, op. 184, d. 4, l. 44, Ausgang 1937, Besondere. "Citrine" an "Kautsky", den italienischen Freund, 20. August 1937.
 
[95] Togliattis Bericht wurde (unvollständig) in seinem Buch veröffentlicht: Togliatti, Palmiro: Opere (a cura di Franco Andreucci e Paolo Spriano). IV, 1. 1935-1944. "Riuniti", Roma 1979, p. 258-272. Dimitrow übersandte Stalin Togliattis Bericht am 11. September 1937. (RCChIDNI, f. 495, op. 74, d. 201, l. 31.) Wie vermerkt, wurde jener Teil des Berichts, in dem der Verfasser über sich selbst schrieb, nicht in diesen Text aufgenommen.
 
[96] Ebenda, op. 10a, d. 219, l. 44.
 
[97] Ebenda, l. 59.
 
[98] Ebenda, l. 29.
 
[99] Ebenda, op. 184, d. 5, l. 84, Eingang 1937, Besondere. Der "Italiener" an Manuil'skij, 31. August 1937.
 
[100] "Ersuchen um dringende Information über die politische Lage nach der Besetzung von Leipzig. Ebenso über getroffene Maßnahmen zur Festigung der Volksfront, zur Sicherstellung der Zusammenarbeit zwischen den Romanciers, Voltaire und dem gesunden Teil der Gruppe Spaak sowie zur Isolierung von Spaak selbst und zum Unschädlichmachen der Futuristes." (Ebenda, d. 4, l.52, Ausgang 1937, Besondere. "Citrine" an "Kautsky" für den "Italiener", 1. September 1937).
 
[101] Ebenda, d. 5, l. 90/90 Rückseite, Eingang 1937, Besondere. Der "Italiener", "Kautsky" an Manuil'skij, 4. September 1937.
 
[102] Am 7. September übersandte Dimitrow Stalin dieses Telegramm unter Hinweis darauf, daß es von Ercoli stammte. (Ebenda, op. 74, d. 201, l. 26). Der Text wies einige in den Text eingetragene Korrekturen an den codierten Wörtern sowie geringfügige stilistische Änderungen auf, und in Punkt 5 des Dokuments war die Rede nicht von "Thomas", sondern von "Luis".
 
[103] Ebenda, op. 184, d. 5, l. 97, Eingang 1937, Besondere. Der "Italiener", "Kautsky" an Manuil'skij, 10. September 1937.
 
[104] Ebenda, op. 74, d. 212, l. 56a/56b, 56. Togliattis Bericht wurde veröffentlicht in: Palmiro Togliatti: Opere, IV, 1. 1935- 1944, p. 273-279. Dimitrow übersandte Stalin den Bericht Togliattis am 13. Oktober 1937. (RCChIDNI, f. 495, op. 74, d. 201, l. 36).
 
[105] Ebenda, l. 25.
 
[106] Ebenda, l. 29.
 
[107] Ebenda, op. 18, d. 1224, l. 139.
 
[108] Bei der am 16. September erfolgten Übersendung des Entwurfs des Beschlusses des EKKI-Präsidiums an Stalin wies Dimitrow darauf hin, daß er "gemeinsam mit spanischen Genossen aufgrund eines Gesprächs mit Ihnen" ausgearbeitet worden war. (Ebenda, op. 74, d. 201, l. 33.) Wie auch sonst bat Dimitrow Stalin um "Hinweise und Verbesserungen zu diesem Dokument, damit man sie dem ZK der spanischen Partei rechtzeitig übermitteln könnte". (Ebenda).
 
[109] Ursprünglich, in der Sitzung des EKKI-Sekretariats vom 15. September, wurde er "als Grundlage" angenommen und dann am 20. September durch das EKKI-Präsidium bestätigt.
 
[110] Im Dokument der KPS-Delegation "Die zu lösenden Fragen" wurde festgestellt: "Unter den gegenwärtigen Bedingungen werden die Wahlen in Spanien nicht für zulässig gehalten, weil sich der aktivste Bevölkerungsteil an der Front befindet." (RCChIDNI, f. 495, op. 18, d. 1224, l. 136.) Auch Togliatti betonte in seinem Bericht vom 30. August: "Das Parlament vertritt im heutigen Spanien beinahe niemanden mehr, andererseits ist es jetzt nutzlos, in der gegebenen Situation an Neuwahlen zu denken." (Ebenda, op. 10a, d. 219, l. 51).
 
[111] Ebenda, op. 2, d. 257, l. 95.
 
[112] Ebenda, l. 101.
 
[113] Ebenda, op. 74, d. 201, l. 33.
 
[114] "Clement" war ein Pseudonym von Eugen Fried (1900-1943). Seit 1921 in der KP der Tschechoslowakei, seit 1923 Mitglied des ZK der KPTsch, 1929 Mitglied des Politbürs des ZK der KPTsch. 1931-1939 Vertreter der Komintern beim ZK der KP Frankreichs.
 
[115] Georges Cogniot (1901-1978) war seit 1921 in der KPF, seit 1937 Mitglied des ZK der KPF, 1937 Vertreter der KPF beim EKKI.
 
[116] Ebenda, op. 18, d. 1225, l. 51.
 
[117] Ebenda, d. 1226, l. 1.
 
[118] Ein Pseudonym von Georgi Damjanow (1892-1958). Ab 1912 in der Bulgarischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Tesnjaki) (später KP Bulgariens). Teilnehmer des September-Aufstands von 1923, später politischer Emigrant in der UdSSR, Mitglied des Auswärtigen Büros des ZK der KPB. 1944 Rückkehr nach Bulgarien, 1946-1950 Verteidigungsminister, nach 1945 Mitglied des Politbüros des ZK der KP Bulgariens.
 
[119] RCChIDNI, f. 495, op. 21, d. 84, l. 66/67.
 
[120] Ebenda, l. 67.
 
[121] Ebenda, l. 68.
 
[122] Ebenda, l. 64.
 
[123] Ebenda, op. 184, d. 5, l. 110, Eingang 1937, Besondere. Der "Italiener", "Kautsky" an Manuil'skij, 6. Oktober 1937.
 
[124] Ebenda, l. 121. Der "Italiener" an Dimitrow, Manuil'skij, 11. Oktober 1937.
 
[125] Ebenda.
 
[126] Ebenda, l. 120.
 
[127] Ebenda, op. 74, d. 201, l. 35.
 
[128] Ebenda, op. 184, d. 5, l. 132, Eingang 1937, Besondere. "Adler", der "Italiener", "Kautsky" an Manuil'skij, 9. November 1937.
 
[129] Manuel Delicado (1901-?) war seit 1927 in der KP Spaniens; seit 1932 Mitglied des ZK der KPS. 1938 leitete er die Gewerkschaftskommission des ZK der KPS.
 
[130] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 3, l. 22, Eingang 1938, Besondere. "Pierre" an Manuil'skij, 3. Februar 1938.
 
[131] Siehe: Dimitrow, Georgi: Tagebuch, S. 132.
 
[132] RCChIDNI, f. 495, op. 74, d. 216, l. 4.
 
[133] Ebenda, l. 2.
 
[134] Ebenda, op. 184, d. 3, l. 42, 35, Eingang 1938, Besondere. "Pierre" an Manuil'skij, 22. und 25. März 1938.
 
[135] Ebenda, l. 39. "Pierre" an Manuil'skij, 30. März 1938. Gemeint war Vicente Uribe (1902-1961), seit 1927 in der KP Spaniens, seit 1932 Mitglied des ZK und des Politbüros des ZK der KPS, 1936-1939 Landwirtschaftsminister in der Regierung des republikanischen Spanien. Ebenda, l. 97. "Pierre" an Dimitrow, 30. Juli 1938. Dimitrow, Georgi: Tagebuch, S. 133. Ebenda, S. 133, 135. RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 3, l. 107, Eingang 1938, Besondere. "Kautsky" aus Spanien, 12. September 1938. Dimitrow, Georgi: Tagebuch, S. 152. RCChIDNI, f. 17, op. 120, d. 259, l. 49; op. 74, d. 212, l. 56f. Ebenda, op. 184, d. 6, l. 117, Eingang 1939.
 
[136] Gemeint war Vicente Uribe. Gleich anderen führenden KPS-Funktionären erhielt Uribe im chiffrierten Briefwechsel ein Pseudonym. Friedrich Stampfer (1874-1957) gehörte der Führung der SPD an.
 
[137] RCChIDNI, f. 17, op. 184, d. 6, l. 97. "Pierre" an Dimitrow, 30. Juli 1938.
 
[138] Dimitrow, Georgi: Tagebuch, S. 133.
 
[139] Ebenda, S. 133, 135.
 
[140] RCChIDNI, f. 495, op. 184, d. 3, l. 107, Eingang 1938, Besondere. "Kautsky" aus Spanien, 12. September 1938.
 
[141] Dimitrow, Georgi: Tagebuch, S. 152.
 
[142] RCChIDNI, f. 17, op. 120, d. 259, l. 49; op. 74, d. 212, l. 56f.
 
[143] Ebenda, op. 184, d. 6, l. 117, Eingang 1939.