P. Ihrler
"Ich möchte mein altes Filmmaterial digitalisieren". So oder ähnlich lautet häufig der Wunsch von Besitzern so genannter "analoger" Filme, wie es zum Beispiel die VHS-Kassetten sind. Leider ist es jedoch so, dass es kein allgemeines digitales Format von Filmen gibt, das man für alle denkbaren Anwendungen verwenden könnte. Das heißt, es muss schon vor dem Digitalisieren eines Filmes klar sein, für welchen Zweck das digitale Material gebraucht wird.
1. Das vorhandene Filmmaterial
In den meisten Fällen werden es wohl Videokassetten (VHS, S-VHS, VHS-C) sein, die digitalisiert werden sollen. Videorecorder (oder VHS-Kameras) können diese Kassetten abspielen und haben eine Schnittstelle, die in der Regel mit dem Fernsehgerät verbunden wird. Diese Schnittstelle kann auch dazu benutzt werden, um ein "Filmdigitalisiergerät" (z.B. PC, DVD-Recorder) anzuschließen, auf das der Film dann überspielt und in einem digitalen Format abgespeichert wird.
Bei den klassischen Filmen, also optischen, perforierten Bändern, auf denen sozusagen Dia für Dia aneinandergereiht ist, wird es schon schwieriger. Denn die inzwischen fast schon antiken Filmprojektoren haben in der Regel keine solche Schnittstelle. Die letzte Rettung ist hier wohl oder übel, dass man den Film auf die Leinwand projiziert und mit einem modernen Camcorder abfilmt. Eigene Vorrichtungen ermöglichen auch die Aufnahme mit Camcordern über zwei Spiegel.
Ein weiteres, modernes Material, das auch schon in digitaler Form abgespeichert ist, sind Mini-DV- und DV-Kassetten. Hier ist zwar das eigentliche Digitalisieren kein Thema mehr, aber das Übertragen auf ein anderes Medium (PC, DVD) und damit auch die Konvertierung in ein anderes digitales, meist komprimiertes, Format. Als Abspielgerät dienen die digitalen Camcorder, die sowohl analoge Schnittstellen als auch eine digitale Schnittstelle haben (IEEE-1394, auch i-Link oder Firewire genannt). Damit der digitale Film direkt übertragen werden kann, ist es am besten, wenn das Aufnahmegerät auch diese digitale Schnittstelle hat. Viele PCs, vor allem im Homecomputerbereich, sind heute schon standardmäßig mit IEEE-1394 ausgestattet. Eine schlechte Alternative ist es, die analoge Schnittstelle zu benutzen, denn dann "analogisiert" der Camcorder seinen digitalen Film, überträgt ihn zum Aufnahmegerät analog und dieses digitalisiert wieder. Das ist natürlich mit Qualitätsverlusten verbunden.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass auch direkt von Kamera und Mikrofon (oder Fernseher) ein Film auf PC oder DVD-Recorder aufgenommen werden kann.
2. Das digitale Endprodukt
DVD-Videos sind ein einfach zu bedienendes Medium und können auch vom eigenen Film hergestellt werden. Sie lassen sich am PC abspielen und können mit einem DVD-Brenner leicht vervielfältigt werden. Benötigt werden am PC ein DVD-Laufwerk und eine Abspielsoftware (z.B. Cyberlink Power-DVD, Intervideo WinDVD), die meist beim PC mitgeliefert wird. Ein Film kann auf diese Weise relativ unproblematisch mit einem Notebook in einem Hörsaal, der mit Videoprojektor und Lautsprechern ausgestattet ist, gezeigt werden. Gut zu wissen ist noch, dass DVD-Videos das komprimierte und standardisierte Format MPEG-2 benutzen und dass es Software gibt, die DVD-Videos in andere Formate - allerdings mit Verlust - verwandeln kann, um sie zum Beispiel in das Internet stellen zu können. Einen Film auf VHS-Kassette kann man mit Hilfe eines DVD-Recorders relativ einfach auf DVD "kopieren". Auch PCs mit DVD-Brenner und entsprechender Videosoftware können DVD-Videos erstellen. Allerdings ist bei PCs aus Kapazitätsgründen das Digitalisieren von Sequenzen, die länger als 10 - 15 Minuten am Stück sind, problematisch.
Um einen Film innerhalb einer Computeranwendung (Powerpoint, Internet) zu zeigen, ist DVD-Video nicht das richtige Medium. Vor der Digitalisierung müssen mehrere Entscheidungen getroffen werden. Man sollte sich im Klaren sein, wie groß der Film auf dem Bildschirm erscheinen soll (siehe http://www1.ku-eichstaett.de/urz/INKUERZE/1_00/video.htm).
Falls der Film über das Internet angeboten wird, muss der Film so komprimiert (Qualitätsverlust) werden, dass er in einer vertretbaren Zeit vom Betrachter heruntergeladen werden kann. Der Computer speichert die Filme als Dateien. Um sie ansehen zu können werden Programme, so genannte Mediaplayer, benötigt. Die bekanntesten Mediaplayer sind Realplayer, Windows Media Player und Quicktime. Alle drei Hersteller unterstützen - wie sollte es anders sein ... - verschiedene Formate. Jedes hat wiederum seine Vor- und Nachteile. Für hohe Kompression - notwendig für Zuschauer mit einem langsamen Internetanschluss - ist das Format von Real eine gute Wahl, für interaktive Filme greift man am besten zu Quicktime (Beispiel: http://www.pbs.org/wgbh/nova/pyramid/explore/khufuall.html)
Vor allem bei längeren Filmsequenzen ist es für den Betrachter unbefriedigend, wenn er lange warten muss, bis der Film von einem Webserver heruntergeladen wird. Gute Internet-Filme fangen schon mit dem Abspielen an, wenn der restliche Film noch heruntergeladen wird, und passen sich automatisch in der Videoqualität der Geschwindigkeit der Internetverbindung des Betrachters an. Diese Technik heißt Streaming. Um Streaming professionell betreiben zu können, ist ein Videoserver nötig.
Die Streaming-Technik kommt immer zum Einsatz, wenn im Internet ein Film "Live" übertragen wird. Technisch gesehen sieht der Aufbau meist so aus, dass die Kamera während des Filmens mit dem PC verbunden ist. Der PC digitalisiert das Video- und Audiosignal und schickt die Daten über das Internet sofort zu einem Videoserver. Die Zuschauer sehen den Film, indem sie einen Link über einen Webserver starten, der eine Verbindung mit dem Videoserver aufbaut.
3. Wer hat die Ausrüstung, um digitale Filme zu produzieren?
Sowohl Hardware als auch Software im Einstiegsbereich sind heute relativ günstig zu haben. Der personelle Aufwand - gerade für den Anfänger - ist meist groß.
Inzwischen gibt es Servicefirmen auf dem Markt, die z. B. das Digitalisieren von VHS-Kassetten auf DVD-Video vornehmen.
Ein Videorecorder und ein DVD-Recorder stehen in der Medienzentrale (Ansprechpartner: Konrad Koderer, Tel. 1268 oder 1617) zur Verfügung. Ein PC mit analogen und digitalen Schnittstellen und Videobearbeitungssoftware kann im Multimedialabor genutzt werden (Ansprechpartner: Peter Ihrler, Tel 1585). Ein Videoserver (Realserver) wird als Dienst vom Universitätsrechenzentrum zur Verfügung gestellt (Ansprechpartner: Dr. Bernward Tewes, Tel. 1667).
Und noch ein Tipp zum Schluss: Bewahren Sie Ihr Ausgangsmaterial trotz aller Digitalisierung auf. Auch wenn das Material (z.B. VHS-Kassetten, DVDs) immer schlechter wird. Bewahren Sie auch DV-Kassetten auf, die Sie auf DVD-Video überspielt haben, denn DVD-Video ist komprimiert und weist deshalb bereits eine schlechtere Qualität als DV-Kassetten auf.
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