Planung von Studium und Karriere mit ePortfolio

P. Ihrler


Ein Portfolio ist eine Sammelmappe von Objekten. Der Begriff wurde anfangs in erster Linie im künstlerischen Bereich verwendet, zum Beispiel als Mappe von Zeichnungen. Ein ePortfolio für Studium und Karriereplanung ist eine digitale Mappe von Dokumenten, die eine Person im Laufe ihrer Ausbildung erstellt hat. ePortfolios sind vergleichbar mit persönlichen Webseiten und dienen dazu, die eigenen Fähigkeiten zu porträtieren oder den Werdegang derselben zu dokumentieren. Das Universitätsrechenzentrum bietet dazu die Plattform http://ePortfolio.ku-eichstaett.de an.

Warum braucht ein Studierender ein ePortfolio?

ePortfolios werden im angloamerikanischen Raum schon seit etwa einem Jahrzehnt mit zunehmendem Erfolg eingesetzt. Mit der "2010 Campaign" sollte bis zum Jahre 2010 jeder EU-Bürger Zugang zu einem ePortfolio haben ( www.eife-l.org/publications/eportfolio/index_html). EIfEL (European Institute for E-Learning) drückt die Notwendigkeit von ePortfolios prägnant so aus:

"In the context of a knowledge society, where being information literate is critical, the ePortfolio can provide an opportunity to support one's ability to collect, organise, interpret and reflect on his/her learning and practice. It is also a tool for continuing professional development, encouraging individuals to take responsibility for and demonstrate the results of their own learning. Furthermore, a portfolio can serve as a tool for knowledge management, and is used as such by some institutions. The ePortfolio provides a link between individual and organisational learning." (www.eife-l.org/publications/eportfolio/index_html, 6.5.2008).

In einem ePortfolio geht es also nicht nur darum, sein momentanes Können in Form einer Bewerbung mit Lebenslauf darzustellen, sondern es soll zur Reflexion über das eigene Lernen und dessen Gestaltung anregen. Es hat also etwas Dynamisches und zum Teil auch Legeres. So kann ein ePortfolio auch sehr persönliche Informationen wie "Selbstgespräche" in Form von Blogs oder interaktive Komponenten mit anderen Studierenden und Lehrenden in Form von Communities beinhalten.

Peter Baumgartner, einer der renommierten Pädagogen im eLearning-Bereich, sieht in der heutigen Wissensgesellschaft eine Kluft zwischen Wissen und Kompetenz. Weblogs und ePortfolios seien Werkzeuge, die helfen, das Lernen (wieder) zu lernen und diese Kluft zu überwinden ( educa.ch/dyn/bin/131141-131143-1-eportfoliodeutsch.pdf, 6.5.2008). "E-Portfolios werden immer mehr zu einem unverzichtbaren Begleiter beim Lebenslangen Lernen. Sie präsentieren nicht nur den aktuellen Grad der erworbenen Kompetenzen, sondern dokumentieren auch die eigene Lerngeschichte und zeigen persönliche Entwicklungspotentiale auf." (ullisurfstar.files.wordpress.com/2007/09/baumgartnerkarriereplaner-e-portfolio.pdf, 6.5.2008)

Im deutschsprachigen Raum ergreift die österreichische Regierung eine starke Initiative für ePortfolios (www.e-portfolio.at) und es liegen dort zahlreiche Veröffentlichungen vor. Auch in Deutschland sieht man allmählich die Notwendigkeit zu handeln. Gerade internationale Unternehmen (andere gibt es immer weniger ... ) möchten einen Blick in das ePortfolio eines Bewerbers werfen können oder der Bewerber sollte zumindest spontan Dokumente daraus liefern können. Daher wird es auch nicht schaden, ein ePortfolio - zumindest teilweise - gleich von Anfang an in Englisch zu verfassen.

Welche Werkzeuge bieten ePortfolios?

ePortfolios benutzen die aktuellen Webtechnologien und werden bedient wie Programme zur Erstellung von Webseiten, Lernplattformen oder "Soziale Software" wie StudiVZ. Universitäre Lernplattformen zentrieren sich in der Regel um einen Kurs einer Fakultät oder eines Studienganges (organisatorisches Lernen). Bei einem ePortfolio steht die Person im Mittelpunkt (individuelles Lernen).

Um sich in einem ePortfolio präsentieren zu können, gibt es zum einen Textbereiche wie Interessen, Anschrift, Wünsche, besondere Fähigkeiten, die jede Person optional ausfüllen kann. Dokumente wie "Hausarbeiten oder Referate als HMTL- oder PDF-Dokument, Fotos einer Exkursion, Mindmaps als Diskussionsergebnisse, Audiodateien von Interviews oder Videoaufzeichnungen von Vorträgen oder Debatten" ( www.e-teaching.org/didaktik/kommunikation/portfolio/) kann man wie in anderen Weboberflächen auch hochladen und über Ordner strukturieren. Häufig enthält ein ePortfolio einen Blog, der über dort gemachte persönliche Notizen der Reflexion über Gelerntes und Erfahrenes dient. Den Zugang zu den Dokumenten und zu einzelnen Blogeinträgen kann man aber auch mit einer vom Benutzer definierbaren Community, mit der ganzen KU-Community aber auch mit der Öffentlichkeit teilen und sich Feedback einholen.

Details im Umgang mit http://ePortfolio.kueichstaett.de werden im Artikel ePortfolio.ku-eichstaett.de: Ein neuer Service für Studierende von Anja Kellinghaus in dieser INKUERZE-Ausgabe beschrieben.

Wie steht es mit der Sicherheit und dem Privatbereich?

Derzeit wird gehäuft in der Presse über Datenschutz und das "Outen" im Internet diskutiert. Gerade Google steht im Focus der Kritik. Google ist wahrscheinlich heute das Unternehmen, das am meisten persönliche Daten gespeichert hat. Die Masse der Benutzer scheint wenig Skrupel zu haben, E-Mails über kostenlose Provider zu verschicken oder gar den Inhalt der eigenen Festplatte bei Google zu speichern. Der Vorstandschef von Google, Eric Schmidt, hat es der Financial Times so gesagt: "Ziel ist, dass unsere Nutzer uns irgendwann die Frage stellen können, was sie morgen machen sollen oder was für einen Job sie annehmen sollen." ( Google ... kennt dich besser, als du denkst, in: Die Zeit Nr. 12, 13. März 2008).

Sehr empfehlenswert sind die Präsentationen und Informationen von Helen Barrett auf ihren Webseiten electronicportfolios.com (insbesondere electronicportfolios.com/NIACE, 6.5.2008). Leider geht sie in letzter Zeit immer stärker auf die Möglichkeiten von Google ein, ohne die Sicherheitsbedenken zu erwähnen.

Die Daten auf der ePortfolio-Plattform der KU werden vertraulich behandelt und selbstverständlich nicht an Dritte weiter gegeben. BenutzerInnen entscheiden selber, welche Daten Sie an Freunde, Gruppen, an alle Mitglieder der KU oder an die Öffentlichkeit weitergeben wollen.

YAP (yet another product) oder babylonisches Softwaregewirr?

Die einen mögen sagen: "Schon wieder etwas Neues ", andere "Endlich wieder etwas Neues ". Das ist zum Teil auch eine Generationenfrage. KU.Campus, ILIAS, Typo3, StudiVZ, XING, Skype, MeinProf ... Warum nicht eine Software für alles? Kann man denn die Lehre nicht mit einer einzigen Software abdecken: Studierenden- und Personalverwaltung, Veranstaltungsmanagement, E-Learning, Communities, ePortfolios, Lehrevaluation, etc.? Theoretisch ja, zufriedenstellend in naher Zukunft leider nicht. Derzeit ist es nicht denkbar, dass ein komplexes Softwaresystem alle einzelnen Aufgaben nach aktuellen Anforderungen lösen kann. Auf dem Markt die guten Teillösungen zusammen zu suchen und diese nach Möglichkeit ein bisschen - aber leider nur ein bisschen - miteinander über Schnittstellen zu verbinden, ist derzeit das Machbare. Dass sich hier auch Überschneidungen in den Funktionen ergeben können, ist ein Nebeneffekt, der bei manchen BenutzerInnen für Verwirrung sorgt, bei anderen neue Chancen auftut.

ePortfolio als hochschuldidaktisches Medium

ePortfolios können auch gut in Lehrveranstaltungen benutzt werden, um verschiedenste Lernziele zu verfolgen. Anregungen findet man z.B.