A. Kaltenbacher
Nachdem die Ära von Windows 3.1 sich langsam dem Ende neigt, ist auch für das UniversitätsRechenZentrum die Zeit gekommen, Weiterentwicklungen der graphischen Benutzeroberfläche von Microsoft zu unterstützen. Dies ist ein erster (und auch subjektiver) Erfahrungsbericht zu Microsoft WindowsNT 4.0 (Eine genauere Einführung und weitere Tips und Tricks wird in einer später erscheinenden "Sonderausgabe" zu WindowsNT dargestellt.).
Hinter dem harmlosen LILO Boot: (einfach die <TAB>-Taste betätigen, um zu sehen, welches Betriebssystem gestartet werden kann) befindet sich seit kurzem im Pool AS-111 neben DOS/Windows und Linux auch WindowsNT 4.0. Wir haben uns bei der Betrachtung von Windows-Oberflächen der Firma Microsoft nicht mit Windows95 aufgehalten. Denn dieses System ist für eine Betreuung und eine sichere Handhabung im Netz nicht geeignet. So sind die Sicherheitsmechanismen von Windows95 alles andere als gut. Insbesondere kann beinahe jeder Benutzer das System verändern. Daher haben wir von Anfang an unser Augenmerk auf WindowsNT gerichtet. Leider war nun die Zeit der Umstellung von Version 3.51 auf 4.0 gekommen, so dass wir nicht die "alte" Version installieren wollten (obwohl die Version WindowsNT 3.51 m. E. schneller läuft und weniger Ressourcen benötigt als die neue Version 4.0). WindowsNT 4.0 präsentiert sich dem Benutzer in der Windows95-Oberfläche (mir persönlich gefällt die "alte" Oberfläche besser, der Windows95 Look hat auch seine Vorteile, aber - als Seitenhieb - die "Windows95" - Oberfläche in Linux ist besser!):
Wer die Oberfläche von Windows 3.1x gewohnt war, wird sich etwas umgewöhnen müssen, denn bei der neuen Oberfläche scheint nun nichts mehr an seinem gewohnten Platz zu sein.
WindowsNT 4.0 braucht, um "einigermaßen" schnell zu laufen, einen PC mit Pentium-Prozessor und mindesten 24 MB RAM. Auf Rechnern mit 386-er Prozessoren läuft NT 4.0 überhaupt nicht mehr. Für ein ermüdungsfreies Betrachten der Oberfläche sollte ein 17"-Monitor verwendet werden. Dabei habe ich festgestellt, dass nicht immer die höchste Auflösung (bei obigem Monitor 1024 x 768) die beste ist. Mein Arbeitsplatz-PC zum Beispiel läuft mit einer Auflösung von 800 x 600 (mit Echtfarben) und ich bin damit mehr zufrieden als mit der höheren Auflösung. WindowsNT hat ein verbessertes Management für Speicher (so stehen dem User theoretisch bis zu 2 Gigabyte an Hauptspeicher zur Verfügung) und ein wesentlich verbessertes Multi-Tasking-Verhalten. Konnte man bei Windows 3.1, wenn man Dateien kopierte oder einen Text drucken wollte, noch eine Tasse Kaffee trinken, so kann (oder muss) man jetzt unter WindowsNT problemlos weiterarbeiten, ohne spürbare Geschwindigkeitsverluste. WindowsNT unterstützt PCs mit mehreren Prozessoren. So läuft der ebenfalls beschaffte NT-Server (dieser Server läuft mit der Version NT 3.51, um mögliche Inkompatibilitäten bei dem noch zu installierenden Produkt Oracle zu vermeiden) mit zwei Pentium-Prozessoren, man sieht auf nachfolgendem Bild sehr schön, wie etwa für zwei DOS-Programme die Auslastung auf die beiden Prozessoren (dieser Vorgang wird SMP (Symmetrisches Multi Processing) genannt) verteilt werden:
WindowsNT läuft nicht nur auf Intel-Prozessoren, sondern auch auf Rechnern mit sog. RISC-Prozessoren.
Neben der geänderten Oberfläche gibt es bei WindowsNT einige gewichtige änderungen:
Um die Veränderungen zu dem neuen Betriebssystem WindowsNT besser zu verstehen, wenden wir uns einmal dem "guten" alten MS-DOS zu. Dieses ist ein System, bei dem theoretisch jeder Teil jeden anderen Teil verwenden kann (genannt Treiber).
Wollte man also Änderungen vornehmen, so musste man alle möglichen Interaktionen berücksichtigen und das ist ein Ding der Unmöglichkeit, deshalb hatte man ja die Probleme, wenn man Programm oder Treiber XYZ installierte, dass plötzlich Programm ABC nicht mehr lief. Aufgrund der obigen (Nicht-)Struktur wird MS-DOS auch ein unstrukturiertes Betriebssystem genannt. Ein weiteres Problem bei einer solchen Struktur ist, dass sich einzelne sog. Tasks "das Leben gegenseitig schwer machen" können, also sich gegenseitig in den Speicherbereich schreiben können. Das waren dann auch in Windows 3.1 die beliebten und/oder gefürchteten Speicherschutzfehler, die uns Systembetreuern das Leben schwer machten und noch immer schwer machen.
Dieses Problem sollte durch eine geänderte Struktur in WindowsNT behoben werden. Sogenannte geschützte Betriebssysteme wie UNIX, OS/2 oder WindowsNT unterscheiden zwei Betriebsarten, einmal den privilegierten Modus (das eigentliche Betriebssystem) und den nichtprivilegierten Modus (das sind alle Anwendungsprogramme). Bei den meisten Betriebssystemen haben sich die Bezeichnungen User-Modus (nichtprivilegiert) und Kernel-Modus (genau, für das andere) herausgebildet. Eine solche Strukturierung ist allerdings nur mit der richtigen Hardware möglich, weshalb die ersten PCs mit den uralt Prozessoren so etwas noch nicht kannten.
Bei WindowsNT sind die Entwickler nun einen Weg gegangen, der ein sog. Geschichtetes Design darstellt (Linux stellt demgegenüber ein monolithisches System dar. Der Vorteil dabei ist, dass dieses System außerordentlich kompakt ist, der Nachteil dabei liegt darin, dass man, wenn man Hardwareteile einbaut oder ändert, das System nochmals übersetzen muss. Und dieser Weg ist logischerweise bei kommerziellen System nicht gangbar.). Es ergibt sich daher in etwa eine solche Abhängigkeit:
Dieser ganze Aufbau gliedert sich dann weiter, aber damit will ich Sie nicht verwirren und verweise den interessierten User auf die am Ende des Artikels stehende Literaturliste. Ich wollte nur den Unterschied zu den älteren Systemen aufzeigen.
Für den Benutzer ist die tägliche Arbeit mit einem neuen System viel wichtiger als der Aufbau. Wie sieht es damit aus? Ich konnte feststellen, dass WindowsNT 4.0 "gut" läuft, es gefällt mir besser als Windows95 und es verhält sich stabiler als Windows95 gegenüber vielen Problemen. Das heißt aber nicht, dass dieses System nicht abstürzt. Es mir schon einige Male abgestürzt, und diese Abstürze zeigen sich darin, dass ein blauer Bildschirm mit vielen Zahlen und Programmnamen darauf erscheint. Und ganz unten steht dann die Meldung, man soll e doch das System neu starten und wenn das Problem nochmals auftaucht, möge man sich doch - an wen wohl? - an den Systemadministrator wenden. Der Systemadministrator (das ist mein Kollege, Herr Keil, oder aber ich) wird Ihnen raten, wieder das System neu zu starten. Man muss zwar den Fehler weiterverfolgen, aber mit den einzelnen Meldungen auf dem Schirm kann man meist sehr wenig anfangen.
Wer schon mit Windows95 gearbeitet hat, wird wenig Unterschiede feststellen, außer dass einige DOS-Programme (vor allem Spiele - aber wer kommt schon zum Spielen) nicht mehr laufen. In wie weit sich Probleme mit der bisherigen im Netz vorhandenen Software ergeben, kann ich noch nicht genau sagen. Viele der bisher igen Windows-Programme dürften laufen oder aber es gibt 32-Bit-Versionen dieser Programme, die dann sicher funktionieren werden. Was mir nicht gefällt an der neuen Version von WindowsNT ist, dass der Bildschirmaufbau manchmal ziemlich lange dauert, dieses Problem konnte ich bei WindowsNT 3.51 nicht feststellen. Hier müssen die Entwickler von NT noch Arbeit investieren, die sich dann in sog. Service Packs bemerkbar macht, mit deren Hilfe man sich auf sein WindowsNT die neuesten Treiber kopieren kann.
Eine einfache "Netzinstallation" wie bisher üblich bei Windows 3.1 wird und kann es nun nicht mehr geben. WindowsNT wird vollständig auf den lokalen PCs installiert (daher auch die Notwendigkeit der Benutzerrechte auf den lokalen PCs). Anwendungsprogramme können dann von diesem System aus über das Netz aufgerufen bzw. installiert werden. Die bisherigen Tests von NT im Novell-Netz brachten bei mir noch keine gravierenden Probleme hervor. Das Einloggen geschieht auch über ein eigenes Fenster. Es werden dann aber voraussichtlich nicht mehr die gewohnten Informationen erscheinen, da dies viel zu schnell am Benutzer vorüberlaufen würde. über ein Informationsfenster in WindowsNT müssen wir uns noch Gedanken machen. WindowsNT bietet die (theoretische) Möglichkeit der sog. Peer-to-Peer-Netzwerke, d. h. man kann sich die Daten ganz einfach von einem anderen PC holen bzw. speichern. Da dies aber sehr netzintensiv ist, haben wir zumindest in den Pool-Rechnern diese Möglichkeit ausgeschaltet.
WindowsNT hat standardmäßig einige Netzwerkprotokolle geladen, so dass das lästige Treiberproblem mit Internetdiensten nicht mehr gegeben ist. Auch sind bereits die wichtigsten Internetdienste in WindowsNT verfügbar (FTP, Telnet).
Die immer wieder aufgeworfene Frage, welches System denn nun besser wäre Novell NetWare oder WindowsNT hieße Äpfel mit Orangen vergleichen! Novell NetWare dient als Betriebssystem für einen oder mehrere Fileserver, auf denen Programme, Daten, Mails usw. gespeichert werden, während wir NT als Betriebssystem auf den lokalen PCs einsetzen.
Als "Weiterentwicklung" von Windows 3.1 ist WindowsNT deutlich besser geeignet als Windows95 und daher wird NT die graphische Oberfläche sein, die seitens des UniversitätsRechenZentrums als Nachfolge von Windows 3.1 angesehen wird.
Sternzeit 101730afeb1997 (nein, nicht Captain James T. Kirk, allerhöchstens Olt d. R. Alexander R. Kaltenbacher): Bei allem Verständnis für die Wichtigkeit und Notwendigkeit für neue Systeme und ein Umstellung auf diese Systeme, muss man aber ganz eindeutig sehen, wieviel Zeit alleine Microsoft dafür veranschlagt, dass in einem Betrieb auf WindowsNT umgestellt wird. Da wird von Mitarbeiterstäben ausgegangen, die für Monate nur dafür abgestellt werden. Das wird bei kleinen Einrichtungen nie der Fall sein können! Das heißt aber auch, dass wir die ganzen Arbeiten neben unserer Tagesarbeit zu erledigen haben (mit den Einschränkungen, die uns durch die verschiedenen Auflagen, sei es Arbeitszeitverordnung, BAT usw. auferlegt werden). Hätten wir nicht einen fähigen, flexiblen und hochmotivierten Praktikanten der Fachhochschule Regensburg (Herr E. Quass) gehabt, der sich um die Installation im neuen Microrechnerraum AS-111 gekümmert und dabei die Bekanntschaft aller Untiefen kennengelernt hat - wir wären mit Sicherheit noch nicht so weit, daß wir jetzt NT einsetzen könnten.
Noch einige Anmerkungen zur Benutzung von WindowsNT: Den PC niemals einfach nur ausschalten! Mit <STRG> + <ALT> + <ENTF> das Fenster zum Einloggen aufrufen und dann den Schaltknopf "Shutdown" betätigen. Danach heißt es wie beim Start - WARTEN, bis der PC niedergefahren ist. Erst danach kann der PC ausgeschaltet werden.
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