Tabellen in wissenschaftlichen Arbeiten

P. Zimmermann


Einschübe in wissenschaftliche Arbeiten unterbrechen stets den Lesefluss; dies gilt insbesondere auch für Tabellen. Deshalb sollten sie neben der exzellenten Qualität im Zusammenklang mit Schrift und Form stehen. Vorzugsweise fertigt man sie ganz-, halb- oder drittelseitig an und fügt sie harmonisch in den Satzspiegel ein; die Seitenproportionen dürfen auf keinen Fall gestört werden. Insbesondere behindern querstehende Einschübe die Harmonie, da das Dokument zum Lesen um neunzig Grad gedreht werden muss und der Gedankenfortgang des Textes durch eine Zäsur abgebrochen wird.

Tabellen stellen vor allem in wissenschaftlichen Werken eine Möglichkeit dar, Zusammenhänge und Zahlenreihen kompakt und übersichtlich zu präsentieren. Was sollte der Tabellenautor beachten?

Eine Tabelle ist zunächst ein zweidimensionales Gebilde gegliedert in Spalten und Zeilen. Besondere Bedeutung in Tabellen haben Linien. Sie unterstützen die Gliederung der Aussagen und dienen der optischen Trennung von Spalten, helfen aber auch als Gestaltungsmittel.

Die Schrift und Schriftgröße in der Tabelle soll den Werten der Grundschrift entsprechen. Der Text des Tabellenkopfes kann nach Bedarf ein oder zwei Grade kleiner oder größer angelegt sein.

Neben der Hervorhebung einer Tabelle durch umfließenden weißen Raum gilt die zeilenweise und spaltenweise Anordnung des Textes als Hauptmerkmal. Hat eine Tabelle Linien, so spricht man von der Lineatur.

Im Tabellenkopf beschreibt man die Funktion der einzelnen Spalten. Kurze Spaltenüberschriften liefern optisch und oft auch inhaltlich das beste Ergebnis. Abkürzungen sind hier erlaubt. Enthält eine Spalte stets die gleiche Einheit, so ist hier auch die Einheit oder das Maßsystem entsprechend anzugeben. Stehen nur sehr schmale Spalten zur Verfügung, so kann man den Spaltentitel auch drehen.

Die Tabelle selbst stellt man vom umgebenden Text durch einen weißen Raum darüber und darunter optisch frei.

In welcher Reihenfolge führt man die Daten auf? Generell sollten ähnliche Daten benachbart sein. Wie richtet man die Spalten aus - zentriert, rechtsbündig oder linksbündig? Die Legende setzt man in der Regel linksbündig. Zahlenspalten richtet man am Dezimalkomma aus und ordnet sie rechtsbündig an. Bei schmalen Spalten eignet sich ein zentriert gesetzter Titel oft am besten. Bei breiten Spalten und breiteren Spalteninhalten betont die gleiche Ausrichtung von Spaltenkopf und Spalte die Satzart. Überschriften, die mehrere Spalten betreffen, müssen eine klare Spaltenzuordnung zulassen und den Zusammenhang klar herausstellen; senkrechte durchgehende Linien oder die axiale oder anaxiale Platzierung des überspannenden Textes können hier hilfreich eingesetzt werden.

Eine sparsame Verwendung der unterschiedlichen Stile liefert meist das beste Ergebnis. Getreu dem Leitsatz "Let the white space be the difference!" erzielt man durch Verwendung von Leerraum oft eine harmonische Einheit von Text und Tabelle. Tabellen mit vielen Linien wirken dagegen unruhig und stören unnötig das Seitenbild. Die Tabelle mit geringem Linienaufwand ist übersichtlicher (vgl. Abbildungen  und ).

Waagrechte Linien benötigen einen Abstand zur Schrift, der nicht kleiner als der Zeilenabstand ist. Senkrechte Linien sind vor allem dann hilfreich, wenn die Tabellentexte unterschiedlich breit sind; sie verhindern, dass das Auge in der Zeile weiterliest. Auf Linien kann nur dann völlig verzichtet werden, wenn die Linksachsen eindeutig sind. Wenn Tabellenkopf und Legenden nicht eindeutig vom Tabelleninhalt getrennt sind, müssen sie typographisch unterschieden werden, etwa durch eine Schriftauszeichnung.

Erfolgt die Endausgabe eines Dokuments auf einem Laserdrucker mit einer Auflösung bis 600 dpi, so verzichte man besser auf eine Rasterung, weil eine Schrift dadurch deutlich an Lesbarkeit verliert.

Abbildung 1

Figure 1: Tabelle mit einfacher Lineatur

Tabelle 2

Figure 2: Tabelle mit starker Lineatur

Da Tabellen verdichtete Informationen enthalten und dazu häufig in einem kleinen Schriftgrad gesetzt werden, ist eine gut lesbare Schrift unabdingbar. Tabellen sollten, sofern sie nicht die ganze Seite oder die ganze Spaltenbreite einnehmen, im ganzen Dokument einheitlich zum Spaltenrand ausgerichtet werden: entweder überall linksbündig, überall rechtsbündig oder überall zentriert.

Nachbemerkung: Das oben Dargelegte soll zu einem überlegten Einsatz von tabellarischen Einschüben anregen. Auf zwei INKUERZE-Seiten kann lediglich punktuell auf wichtige Aspekte des Tabellensatzes hingewiesen werden. Ausführlichere Informationen und Beispiele - auch zu anderen zentralen Themen der Textverarbeitung - erhalten Sie in der regelmäßig angebotenen Veranstaltung "Grundkurs Textverarbeitung".

Ansprechpartner im URZ:Zimmer: Telefon: PMail:
Peter Zimmermann Ei: eO-106 -1351 peter.zimmermann