Entdecker gesucht: Das von der DFG finanzierte Online-Angebot der Universitätsbibliothek

Dr. M. Löffler


Sollten Sie in der letzten Zeit im OPAC zu einem eher geistesgeschichtlichen Thema recherchiert haben, könnten Sie überrascht gewesen sein, dass Ihnen plötzlich eine Reihe digitaler Dokumente angeboten wird - erkennbar am @-Icon in der Trefferliste. So stoßen Sie jetzt z.B. nicht nur auf Laurence Sternes Roman "The life and opinions of Tristram Shandy", sondern auch Sternes "Explanatory remarks upon The life and opinions of Tristram Shandy wherein, the morals and politics of this piece are clearly laid open", das Sterne unter dem Pseudonym "Jeremiah Kunastrokius, M.D" 1760 veröffentlichte - um nur eine kleine Rarität zu nennen. Dieses kleine Werk war in deutschen Bibliotheken bislang allenfalls als Microfiche-Ausgabe greifbar, nun steht der Text also online zur Verfügung1. Ingesamt sind zwischen März und November 2007 mehr als 335.750 digitale Dokumente in den OPAC eingespeist worden. Nutzer der DBIS werden auch schon auf den Hinweis 'deutschlandweit frei' gestoßen sein, etwa beim 'EIU Country Reports Archive', einer Datenbank mit monatlich aktualisierten Indikatoren zur politischen und ökonomischen Entwicklung aller Staaten. Was hat es mit diesen Online-Ressourcen auf sich?

Nationallizenzen ergänzen das lokale Online-Medienangebot

Neu ist, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das elektronische Angebot der Bibliotheken durch Lizenzen auf nationaler Ebene ergänzt. Auch wenn das dem Nutzer zunächst einmal nicht bewusst ist, die DFG ist seit Ende des II. Weltkriegs ein zentraler 'Player' im Informationsversorgungssystem in Deutschland. Seit 1949 bilden etwa die sogenannten Sondersammelgebietsbibliotheken (SSG) mit ihrem umfassenden, fachsystematischen und von der DFG geförderten Bestandsaufbau das Rückgrat für Fernleihen des spezielleren Bedarfs2. Seit Mitte der 90er Jahre allerdings gewinnen Online-Informationen an Bedeutung, aus dem Bereich des bibliographischen Nachweises sind sie kaum noch wegzudenken und auch E-Journals dürften inzwischen anerkannt sein. Bei bestenfalls gleichbleibenden Anschaffungsetats können Bibliotheken den Wissenschaftlern und Studierenden nur ein eingeschränktes Spektrum an elektronischen Informationen bieten, so dass sich die DFG aufgerufen sah, ihr SSG-Angebot national durch elektronische Angebote zu ergänzen. Zwischen 2004 und 2007 wurden ca. 55 Mill. € in dieses Vorhaben investiert, das unter der Leitidee steht: "Wissenschaftler und Studenten in Deutschland sollen vom Arbeitsplatz aus direkten Zugang zu digitalen Sammlungen, elektronischen Zeitschriften und Datenbanken erhalten. Die umfassende Versorgung mit digitalen Informationen ist eine notwendige Voraussetzung für Innovation in Deutschland und die erfolgreiche Teilnahme am internationalen Wettbewerb" 3.

Angebote über Nationallizenz

Was steht nun über die DFG-Nationallizenzen dem Nutzer zur Verfügung? Über die Internetseite nationallizenzen.de lässt sich ein Überblick über das Angebot gewinnen; unter dem Unterpunkt 'DFG-Anträge für Nationallizenzen 2008' sehen Sie, was aktuell beantragt wurde und welcher Antrag derzeit Chancen auf Realisierung hat. Bis März 2007 wurde seitens der DFG der "Zugang zu rund 80 abgeschlossenen Text- und Werkausgaben, Datenbanken und Zeitschriftenarchiven finanziert" 4. Allerdings hat die Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt nicht alle Angebote freischalten lassen, sondern nur diejenigen, die tatsächlich zum Fächerspektrum der Katholischen Universität passen, nicht aber Titel zu Themenbereichen wie Tiermedizin, Kristallographie oder Forstwirtschaft.

Das Angebot ist vielfältig und summiert sich unter den Kategorien:

Es stellt sich natürlich die Frage, warum das Zeitschriftenpaket etwa von Elsevier 2002 endet, da aktuelle Artikel sicher von mindestens gleichrangigem Interesse sind. Grundlage ist die Entscheidung der DFG, zunächst nur abgeschlossene Datensammlungen zu erwerben, um keine dauerhaften Zahlungsverpflichtungen eingehen zu müssen. In der aktuellen Diskussion bahnt sich langfristig gesehen allerdings ein Umdenken an, das bis 2012 in einem neuen Modell seinen Ausdruck finden soll. Die Erwerbung aktueller E-Journals erscheint demnach denkbar, die dann allerdings "eine beträchtliche Eigenbeteiligung der Bibliotheken erfordert" 6.

Nutzung der Angebote über Nationallizenz

Wie bereits erwähnt, sind von einer Reihe von E-Book-Kollektionen die Einzeltitel bereits im OPAC nachgewiesen7. Möchten Sie einen Überblick gewinnen, welche Einzeltitel eine Sammlung enthält, so ist das nicht immer möglich, da nicht alle Anbieter diese Information zur Verfügung stellen. Informationen zum Produkt erhalten Sie, wenn Sie im OPAC den Namen der Sammlung angeben, z.B. Feld 'Titelanfang' Early English books und die Suche im Feld 'Erscheinungsform' auf Online-Ressourcen beschränken In der Einzeltitelaufnahme finden Sie unter 'Beschreibung' einen Link, der zu weiteren Informationen führt.

Alternativ können Sie die einzelnen Sammlungen im OPAC auch mit Hilfe des Suchfeldes "Erscheinungsform" gezielt suchen: Jede E-Book-Sammlung ist mit einem eindeutigen Kennzeichen ausgestattet. Um z.B. nur E-Books aus der Sammlung 'Early English books' zu finden, geben Sie bei 'Erscheinungsform' den Suchbegriff EEB ein. Hier eine Liste aller derzeit im OPAC enthaltenen E-Book-Sammlungen inkl. der Kennzeichen, die im OPAC für die Suche verwendet werden können:

Deutschsprachige Frauenliteratur des 18. & 19. Jahrhunderts DFL
English Language Women's Literature of the 18. & 19. Centuries ELW
Wales related Fictions of the Romantic Period WFR
NetLibrary NEL
Making of the Modern Law MML
Making of the Modern World MME
Early English Books Online EEB
Eighteenth Century Collections Online ECC

Diese Liste finden Sie zukünftig auch online unter http://www.ku-eichstaett.de/Bibliothek/katalog/ebooks/. Sie wird bei Bedarf kontinuierlich erweitert.

Etwas übersichtlicher gestaltet sich das Bild für den Bereich der E-Journals: Die Titellisten finden Sie bereits auf der Überblicksseite zu den Nationallizenzen8, nachdem Sie auf den Titel der Sammlung geklickt haben. Leider sind die Zeitschriften (noch) nicht vollständig im OPAC nachgewiesen, so dass Sie entweder über die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) nach Zeitschrifteneinzeltiteln recherchieren müssen, um zum Volltext zu kommen oder Sie starten Ihre Anfrage über das Datenbankinformationssystem (DBIS). Dort geben Sie unter 'schnelle Suche' den Titel der Sammlung ein, z.B. Emerald Fulltext Archive Database, um von der Suchoberfläche des Datenanbieters aus gezielt nach Artikeln recherchieren zu können.

Datenbanken wie 'CSA Sozialwissenschaftliche Datenbanken 1996-2009' sind im OPAC nachgewiesen, schneller in der Recherche ist man allerdings, wenn man sofort über die DBIS startet.

Neben dem auf dem Campus sowie via VPN-Client von zu Hause aus erreichbaren Angebot, ermöglicht die DFG Einzelnutzern einen Pay-per-Use-Zugang zu Datenbanken. Um einen Überblick über dieses Angebot zu gewinnen, starten Sie über die Homepage der Universitätsbibliothek die DBIS und wählen Sie im linken Bereich den Link 'Bibliotheksauswahl/Einstellung'. Zu den jetzt angebotenen Optionen zählt 'ein kostenpflichtiges Pay-per-Use-Angebot', das Sie nun via 'Zur alphabetischen Liste' starten. Für die 'Historical Abstracts' etwa finden Sie den Hinweis, dass der Zugriff auf die Datenbank über die Bayerische Staatsbibliothek als zuständige SSG-Bibliothek erfolgt - und zwar nicht kostenlos. Für diese Pay-per-Use-Angebote gilt, dass eine Anmeldung notwendig ist, um die Nutzungskosten abzurechnen - im genannten Fall wird für 24h ein Preis von 5,- € erhoben.

Ergeben sich Fragen - wir stehen Ihnen gern an unseren Informationsstellen und ihm Rahmen unseres Schulungsangebots zur Verfügung. Sprechen Sie uns an!


1Hinweis Dr. Lorenz/Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt (u.a. Fachreferent für Anglistik)

2 http://webis.sub.uni-hamburg.de/, zuletzt geprüft am 27.11.2007.

3Fournier, Johannes (21.02.2007): Neue Akzentsetzungen der DFG-Förderpolitik für die flächendeckende Versorgung mit elektronischen Inhalten. Auf dem Prüfstand: Neue Modelle der überregionalen Bereitstellung elektronischer Fachinformation. Workshop in der BSB, 1./2. Februar 2007. Online verfügbar unter http://www.bsb-muenchen.de/fileadmin/imageswww/pdf-dateien/workshop/Fournier_web.pdf, zuletzt aktualisiert am 21.02.2007, zuletzt geprüft am 16.11.2007

4Deutsche Forschungsgemeinschaft: Gruppe 'Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme' (LIS) (Hg.) (17.07.2007): Aus der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Online verfügbar unter http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/wissenschaftliche_infrastruktur/lis/download/ba_07031516.pdf, zuletzt aktualisiert am 17.07.2007, zuletzt geprüft am 26.11.2007

5Nationallizenzen für Datenbanken. DFG-Förderinitiative ermöglicht bundesweiten Zugang zu digitalen Textsammlungen. Pressemitteilung Nr. 21, 19. Mai 2005. Online verfügbar unter http://www.dfg.de/aktuelles_presse/pressemitteilungen/2005/presse_2005_21.html, zuletzt geprüft am 16.11.2007.

6Fournier: Neue Akzentsetzungen

7Deutschsprachige Frauenliteratur des 18. & 19. Jahrhunderts, English Language Women's Literature of the 18. & 19. Centuries, Wales related Fictions of the Romantic Period, NetLibrary, Making of the Modern Law, Making of the Modern World, Early English Books Online sowie: Eighteenth Century Collections Online.

8 http://www.nationallizenzen.de/, zuletzt geprüft am 27.11.2007.