Die Ausstellung "Bayerische Kriegskinder (1939-1945) war vom 5. Februar bis zum 1. März 2013 in der Sparkasse Eichstätt zu sehen. Sie wurde von Studierenden der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt im Rahmen des Hauptseminars "Die beiden Kriege aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen" konzipiert.
Die Ausstellung hat fünf Ansatzpunkte:
Der Forschungskontext: Lange Zeit haben Kriegskinder keine besonderen Rolle im kollektiven Gedächtnis der Deutschen gespielt. Ihre Erfahrungen schienen nicht besonders speziell und erinnernswert. Seit etwa zehn Jahren hat sich dies geändert. Es sind zahlreiche Bücher, vor allem von Journalisten, Medizinern und Soziologen, erschienen, die Medien haben dieses Thema immer wieder aufgegriffen. Die Historiker haben sich zurückgehalten. Bis heute fehlt eine Gesamtdarstellung kindlicher und jugendlicher Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg.
Die Orientierung am Menschen: die Studierenden hätten aufgrund ihrer Quellen- und Literaturstudien alle Möglichkeiten gehabt, sich Themen für eine Ausstellung zu überlegen und dann nach entsprechenden Materialien zu suchen. Sie haben es jedoch anders gemacht: Sie haben die Themen nicht selbst bestimmt, sondern Zeitzeugen befragt und dann ihre Themen formuliert, also von den Zeitzeugen und ihrer Geschichte bestimmen lassen.
Das Bemühen um Multiperspektivität: Es soll der Alltag von Kindern und Jugendlichen in all seiner Vielgestaltigkeit, zwischen HJ-Dienst, Flakhelfertätigkeit, Soldatendasein, Bombenkrieg, relativer Sicherheit auf dem Land, Verfolgung, Vergewaltigung, Tötung, Flucht und Vertreibung zur Diskussion gestellt werden. Es gab nicht das typische Kriegskind und nicht die typischen Erfahrungen von Kriegskindern. Kriegskinder waren Deutsche, Schulkinder, BDM- und HJ-Angehörige, Kinderlandverschickte, Flakhelfer, Soldaten, Vertriebene. Ebenso gab es Kriegskinder in den deutsch besetzten Gebieten und unter den Millionen von Ausländern, die in Deutschland Zwangsarbeit verrichten mussten, Kriegskinder waren diejenigen, die der Nationalsozialismus ausrotten wollte: Geistig Behinderte, Juden, Sinti und Roma.
Das Bemühen, Multiperspektivität nicht mit Beliebigkeit und Gleichmacherei zu verwechseln: Es ist eine Grundtatsache, dass deutsche Kriegskinder massenhaft zu Opfern geworden sind, sie sind aber auch Kinder von Eltern, die sich von materiellen, sozialen und machtpolitischen Versprechungen einer totalitären Diktatur haben blenden lassen und dabei deren Vernichtungsrassismus entweder wertgeschätzt, willentlich ignoriert, geringgeschätzt oder übersehen haben. Die Ausstellung weiß um die Einzigartigkeit dieses Vernichtungsrassismus und versuchte ihn immer wieder zu thematisieren.
Der Kampf wider das Vergessen: Diese Ausstellung will das Andenken der Kriegskinder bewahren. Sie sind die letzte Generation der Deutschen, die einen Krieg mitgemacht haben, die letzte Generation, die am eigenen Leib erfahren hat, welche Entbehrungen, welches Leid und welche Schrecklichkeiten ein Krieg mit sich bringt. Vergessen wir die Kriegskinder, vergessen wir unsere Geschichte, vergessen wir die Kriegskinder, vergessen wir also vielleicht das Nie wieder. Das Nie Wieder sollte aber niemals vergessen werden.
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Bilder von der Ausstellung: