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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Piramum

Name (modern):

in der Nähe von Kızıltâhta

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XVI     Tarso cilicie     
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

9B4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Antiocheia 17 am Pyramos; Mallos 1

Barrington Atlas:

Mallos/Antiochia ad Pyramum (66 G3)

TIR / TIB /sonstiges:

Mallos (TIB 5, 337)

Miller:

Piramum

Levi:

 

Ravennat:

Malion und Piramus (28,4); Mallion (p. 90,37) s. Kommentarndis – Mal

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Μαλλός* (5,8,4; 8,17,44)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Frühhellenismus (vor 200)

Begründung zur Datierung:

Name in den Quellen, s. Kommentar.

Kommentar zum Toponym:

Die Straßenlinie aus 9B3 In monte bricht in der Mitte ab, weist aber eindeutig in Richtung Priamum, nicht nach 9B3 Pompeiopolis, wie Talbert in seinem Kommentar vorsichtig vermutet hat. In Wirklichkeit dürfte die Straße jedoch von 9B3 In monte Tauro über 9B4 Tarso cilicie nach Piramum verlaufen sein (s. ItMiller 692).

ItMiller 692 und 760 hielt Piramum noch für einen eigenen Ort am gleichnamigen Strom Pyramus und unterscheidet ihn von 9B4 Mallo (dort zu Recht als Küstenstadt am Sinus Issicus eingetragen), und zwar an dessen altem Lauf, bei der Ruinenstätte von Jachshy.

Doch inzwischen geht man davon aus, dass es sich bei Piramum (Antiochia ad Pyramum) und Mallos um denselben Ort handelte (vgl. BAtlas 66 G3; der Hafen hieß Magarsus). Forschungsdiskussion zur Identitätsfrage bei Arnaud 2020.

Das Missverständnis, dass es sich um zwei verschiedene Städte handle, geht wohl bereits auf den (bzw. einen der Kartographen) selbst zurück, nicht auf einen Kopisten, wie Talbert richtig vermutet (s. https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace2335.html).
Denn auch Rav bietet die beiden Namen als unterschiedliche Stationen, und zwar unmittelbar aufeinander folgend:
Rav 2,16 p. 28,4 Aendis – Malion - Piramos (ebenfalls mit dem Itazismus) – Pabando
Das legt die Vermutung nahe, dass der Fehler bereits in der gemeinsamen Kartenvorlage „Castorius“ (vgl. Rav. p. 27,36) vorhanden war.
Beachtenswert ist, dass auf der TP, anders als bei Rav, die beiden Toponyme in unterschiedlichen Casus stehen, nämlich Piramum im Richtungsakkusativ, Mallo dagegen im Ablativus separativus.
Im Periplus bzw. Stadiasmos maris magni 163 (3. Jh. n. Chr.?) sind die beiden ebenfalls als unterschiedliche Orte angeben, und zwar wird Antiocheia nach Mallos mit einer Distanz von 150 Stadien (ca. 30 km, s. u.) flussaufwärts des Pyramos lokalisiert.
Steph. Byz. (s. u.) führt beide Städte unter dem jeweiligen Lemma auf, ohne sie zueinander in Beziehung zu setzen.
Offenbar fassen wir hier also eine gemeinsame Tradition, die auf hellenist. Ursprünge zurückgehen dürfte.
Der Name, Ἀντιόχεια (Κιλικίας) ἐπὶ τοῦ Πυράμου (s. Steph. Byz. s. v. Ἀντιόχεια), bei Rav und TP verkürzt zu Piramos/-um, ist, abgesehen von den genannten Quellen, nur auf Münzen und auf Inschriften aus dem sp. 3. und 2. Jh. v. Chr. belegt (s. Cohen 1995, 361f mit Lit.; tabellar. Übersicht bei Arnaud 2020, 580; 595f).
Die Umbenennung, vielleicht durch Antiochos IV., wurde wohl von Demetrios I. wieder rückgängig gemacht (so vermutet Arnaud 2020, 660).

Der übliche Name, Mallos, ist wohl phöniz. Ursprungs (s. Keen/Fischer-Hansen 2004):
- Μαλλός ist belegt seit Aristot. de ventis 973a1; Ps.-Skyl. 102 Σόλοι πόλις Ἑλληνίς, Ζεφύριον πόλις, ποταμὸς Πύραμος καὶ πόλις Μαλλός, εἰς ἣν ὁ ἀνάπλους κατὰ τὸν ποταμόν, ἐμπόριον Ἀμάνη (griech. Stadt zu der man den Fluss Pyramos hinauf gelangt); hier ebenfalls als Station nach Soloe und Zephyrio genannt); z. B. Strabo 12,2,8 berichtet von einer Überschwemmung; 14,5,16 zitiert Artemidor (frg. 115 Stiehle): πλησίον (d. h. in der Nähe des Pyramos und von Soloi) δὲ καὶ Μαλλὸς ἐφ’ ὕψους κειμένη, κτίσμα Ἀμφιλόχου καὶ Μόψου (auf einer Anhöhe gelegen, Gründung der myth. Seher Amphilochos und Mopsos; Heimat des Philologen Krates; es folgt ebenfalls Aigaiai = 9B4 Aregea); Dion. perieg. 876 πολλαὶ δ’ ἑξείης Κιλίκων γεγάασι πόληες, / Λυρνησσὸς Μαλλός τε καὶ Ἀγχιάλεια Σόλοι τε; s. dazu der Kommentar des Eustath. ad v. 875 (ebenfalls mit Gründungsmythos); Ptol. 5,8,4 Πυράμου ποταμοῦ ἐκβολαί - αἱ πηγαὶ τοῦ Πυράμου (ποταμοῦ) - Μαλλός*; 8,17,44; Arr. anab. 2,5,9 u. ö.; Pausan. 1,34,3 Heiligtum und zuverlässiges Orakels des Amphilochos; ebenso Cass. Dio 72,7,1; Peripl. maris magni 163 Ἀπὸ Μαλλοῦ εἰς Ἀντιόχειαν ἐπὶ Πύραμον ποταμὸν στάδιοι ρνʹ (Mallos und Antiocheia als zwei verschiedene Orte, 150 Stadien, also ca. 30 km voneinander entfernt); Steph. Byz. s. v. Μαλλός· πόλις Κιλικίας. Καλλίμαχος Αἰτίων α (Kallim. aet. frg. 38 Harder = frg. 38 Pfeiffer) ἀπὸ Μάλλου κτίσαντος αὐτήν; Hierokl. synekd. 704,8 Stadt der Cilicia I unter der Metropolis Tarsos.
- Mallos Mela 1,70 Hammodes promuntorium inter Pyramum Cydnumque fluvios iacet. Pyramus Isso prior Mallon praeterfluit; Plin. nat. 5,91 oppidum Aegaeae liberum, amnis Pyramus, Portae Ciliciae, oppida Mallos, Magirsos et intus Tarsos
- verschrieben zu Malion Rav 2,16 p. 28,4 (s. o.)
- verschrieben zu Mallion Rav 5,8 p. 90,37 Hire – Egis – Mallio – Cygnos - Zephirion; vgl. Guido 95 Hyre – Egis – Mallion – Cygnos – Zephirion
- MΑΡΛ- auf Münzen (s. Keen/Fischer-Hansen 2004)
(weitere Graphien und Verschreibungen s. Ruge, RE 916).
Ausführliche Interpretation der antiken literar. Quellen bei Arnaud 2020, 583-594.

Der Pyramos (heute: Ceyhan) soll auf der TP vielleicht durch den namenlosen Fluss auf 9B4/5 (river, no. 118) repräsentiert werden, der hier südlich der Vignette von Aregea und somit zu weit links mündet. Der Rest des Flusses wäre, die formatbedingten Verzerrungen der Karte berücksichtigt, in seinem NO-SW Verlauf einigermaßen richtig wiedergegeben. Vielleicht ist die Mündung im Laufe der Kopierprozesse verrutscht.
Der Flusslauf der Pyramus war allerdings in der Tat einem starken Wandel unterworfen, teilweise mit zwei Armen (s. Cohen 1984, 361 mit Lit.)

Eine der ältesten Städte der Kilikia Pedias. Der Hafen war Magarsos. Die Lokalisierung wird heute aufgrund von Inschriften beim heutigen Kızıltahta und am Westufer des Pyramos vermutet (s. Keen/Fischer-Hansen 2004; zur Forschungsdiskussion ausführlich Arnaud 2020), wo Reste eines kaiserzeitlichen Gebäudes erkennbar sind. Nördl. davon befinden sich Ruinen einer röm. Brücke. Hier überschritt Alexander d. Gr. 333 den Pyramos (Arr. an. 2,5). Wohl im 2. Jh. v. Chr. in Antiocheia am Pyramos umbenannt (s. o.). Pompeius siedelte in Mallos Piraten an (Ära ab 67/6 v. Chr.). Als Etappenstation der Sāsāniden-Feldzüge im 3. Jh. n. Chr. unter Severus Alexander wurde die Stadt röm. colonia. 260 von Šapur I. erobert und verwüstet. Seit Anf. des 5. Jh. in der Cilicia I (Hierokles, Synekdemos 704,8). Aus Mallos stammten Krates, Zenodotos und Moschion. Bischöfe von Mallos sind auf den Synoden von Ephesos belegt (s. Sayar, DNP mit Literatur). Suffraganbistum von Tarsos im Patriarchat Antiochia (Quellen s. TIB 337 und Ruge, RE 916).

Eigene Münzprägung seit dem 5. Jh. v. Chr. (Lit. s. Keen/Fischer-Hansen 2004).

Keine Straßenlinien. Eine Verbindung nach 9B4 Aregea, die ItMiller 692 plausibel annimmt, ist nicht eingezeichne (https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace2335.html), vermutlich vergessen.

Die TP-Eintragung von „Mallo“ näher an der Küste enspricht eher der tatsächlichen Lage als die Positionierung von „Piramum“ weiter im Binnenland. Allerdings ist die relative Lage von „Piramum“ zu Tarso cilicie zutreffender, da Antiochia ad Pyramum in Wirklichkeit südöstl. von Tarsus lag, das im übrigen auf der TP zu weit nördl. und zu weit entfernt vom Meer eingezeichnet ist.






Kommentar (Talbert):
If the mapmaker intended a continuation from here down to Aregea (as ItMiller 692 believes), all trace of it is gone.
It is possible that Piramvm and Mallo below are the same city; such confusion would seem attributable to the mapmaker rather than to a copyist.
There are no onward stretches.

Miller, Itineraria, Sp. 692:
Piramum (irrig Puramum (Sch, Pd, Kt), Piramos (Ra), Pyramus (Stad), Flecken am gleichnamigen Strom, aber am alten Lauf desselben; j. Fluß Dijhan, Übergang bei Jachshy, wo viele Ruinen.

Literatur:

Arnaud, Pascal: Mallos, Antioche du Pyrame, Magarsus: toponymie historique et aléas politiques d´un "hellenistique settlement", in: Roland Oetjen (Hg.): New perspectives in Seleucid history, archaeology and numismatics (= Beiträge zur Altertumskunde 355), Berlin – Boston 2020, 574-602.

Cohen, Getzel M.: The Hellenistic settlements in Europe, the Islands and Asia Minor, Berkeley u. a. 1995, 360-362.

Durukan, Murat: Yeni Veriler Işığında Mallos, Magarsos ve Antiokheia ad Pyramos Problemi = The Problem of Mallos, Magarsos and Antiokheia ad Pyramos in the Light of New Datas, Olba 25 (2017), 345-380.

Keen, A. G./Fischer-Hansen, T.: 1009. Mallos, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 1219.

Hirschfeld, G.: Antiocheia 17 am Pyramos, RE 1,2 (1894), 2447.

Miller, Itineraria, Sp. 692; 760.

Ruge, W.: Mallos 1, RE 14,1 (1928), 916f.

Sayar, Mustafa H. (Köln), “Mallos”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 08 September 2021
First published online: 2006.

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Letzte Bearbeitung:

18.12.2022 11:04


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=1450 [zuletzt aufgerufen am 26.11.2024]

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