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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

[Amida] (Miller)

Name (modern):

Diyarbakır

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XVI     Coissa     
Toponym nachher XXVII     Ad tygrem     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asien östl. d. Euphrat, südl. d. Taurus

Toponym Typus:

Symbol ohne Name

Planquadrat:

10B3

Farbe des Toponyms:

ohne Farbe

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Inschriften (EDCS-ID):
   
Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Amida

Barrington Atlas:

Ad Tygrem/Amida (89 C3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

[Amida]

Levi:

[Amida] (A,I,2)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἀμμαία (5,18,10)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Der Ort gewann erst unter Constantius II. überregionale Bedeutung, eine Datierung des Eintrags ins 4. oder 5.Jh. n.Chr. ist daher naheliegend.

Kommentar zum Toponym:

Der Ort ist nur durch eine Zweiturm-Vignette gekennzeichnet. Mit größter Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Amida. Von dort aus müsste die Route weiterlaufen zur nächsten Station, nach Ad Tygrem. Der Zeichner hat aber offenbar vergessen oder bewusst darauf verzichtet, den roten Strich (der evtl. das erste O von MESOPOTAMIA geschnitten hätte) durchzuziehen bis an den Tigris (vgl. https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace2540.html: „The linework for this stretch is not marked“). Ad Tygrem liegt an einem Kreuzungspunkt, von dem auch eine Route nach Tigranocerta führt. Amida liegt am oberen Tigris in der Sophene im Grenzgebiet zwischen Arsakiden-/Sāsānidenreich und Römischem Reich. Amida wurde unter Constantius II. im Jahr 349 n.Chr. neugegründet oder eine befestigte ältere Siedlung wieder aufgebaut. Den ausführlichsten Bericht über die 75-tägige Belagerung der Stadt durch die Sāsāniden 359 und die Rückeroberung durch Constantius liefert Ammianus Marcellinus (19, 1, 1-19, 9, 2; 20, 9, 5). Entsprechend ihrer militärisch-strategischen Bedeutung war die Stadt Stationierungsort von zwei equites-Einheiten (Not. dign. or. 36, 19, 21), und sie fungierte auch als Zufluchtsort für die Bevölkerung von Nisibis nach der Einnahme ihrer Stadt durch die Perser. Als eine der wichtigsten Befestigungsanlagen im Vorderen Orient und als Grenzstadt blieb Amida wichtiges strategisches Ziel: Weitere Belagerungen folgten 502/03 (durch die Sāsāniden) und 503-506 (durch den oströmischen Kaiser Anastasius); bei der ersten hielt Amida stand, 506 zogen die Belagerungstruppen nach Lösegeldzahlungen ab.
Der Ort mit seiner Befestigung ist auch in der Zeit nach Constantius II. vor allem im Zusammenhang mit den Sāsānidenfeldzügen ab der 2.Hälfte des 4.Jh. n.Chr. literarisch und epigraphisch bezeugt: Eine Inschrift dokumentiert Ausbesserungsarbeiten an der Statdtmauer unter Valentininian, Valens und Gratian (CIL 3, 6730), von derartigen Baumaßnahmen im 6.Jh. unter Justinian I. berichtet Prokop (Aed. 2, 3, 27). Die große Mehrzahl der Belege stammt aus der Spätantike; herauszuheben ist daher die bei Ptolemaios zusammen mit anderen nordmesopotamischen Orten genannte Stadt Ἀμμαία (Ptol. 5, 18, 10), die möglicherweise identisch ist mit Amida. Direkt gegenüber der Nordwest-Ecke der Stadtbefestigung (Zitadelle) führt eine spätantik-mittelalterliche Brücke über den Tigris; namengebend für die nächste Station Ad Tygrem war der Entfernungsangabe von 27 Meilen (rund 40 km) zufolge aber wohl eine der weiteren flussabwärts in der Region von Amida gelegenen Tigrisbrücken, die in der Antike als Wegkreuzungen und militärische Stütz- und Kontrollpunkte fungiert haben dürften. - Vgl. auch zu Coissa· und adtygrem·.

Literatur:

Adolf Baumgartner, in: RE I / 2, 1894, 1833 s.v. Amida; Maximilian Streck, in: RE S I, 1903, 68 s.v. Amida; Miller, Itineraria, Sp. 739. 748 Amida; Albert Gabriel, Voyages archéologiques dans la Turquie Orientale, Tome 1, Paris 1940, 85-205; Johannes Pahlitzsch, in: DNP 1, 1996, 591 s.v. Amida; Andreas Luther, Die syrische Chronik des Josua Stylites, Berlin 1997 (= Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 49), 182-189 (historischer Kommentar) u.ö.; Nigel Pollard, Soldiers, Cities, and Civilians in Roman Syria, Ann Arbor 2003 (4. Aufl.), 288-300; Noel Lenski, Two Sieges of Amida (AD 359 and 502–503) and the Experience of Combat in the Late Roman Near East, in: Ariel S. Lewin/Pietrina Pellegrini (Hrg.), The late Roman Army in the Near East from Diocletian to the Arab Conquest, Oxford 2017 (= BAR International Series 1717), 219-236; Geoffrey Greatrex, Procopius and Pseudo-Zachariah on the siege of Amida and its aftermath (502–6), in: Henning Börm / Josef Wiesehöfer (Hrg.), Commutatio et contentio. Studies in the Late Roman, Sasanian, and Early Islamic Near East. In Memory of Zeev Rubin, Düsseldorf 2010 (= Reihe Geschichte 3), 227-251; Michał Marciak, Sophene, Gordyene, and Adiabene: Three Regna Minora of Northern Mesopotamia Between East and West, Leiden / Boston 2017 (= Impact of Empire 26), 100-102; Kaveh Farrokh / Katarzyna Maksymiuk / Javier Sánchez Garcia, The Siege of Amida (359 CE), Siedlce 2018.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

02.01.2023 15:07


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=1667 [zuletzt aufgerufen am 28.09.2024]

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