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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Chamavi qui et Franci

Name (modern):

 

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Oberhalb Rhein/Donau

Toponym Typus:

Ethnikon

Planquadrat:

1A1 / 1A2 / 1A3

Farbe des Toponyms:

rot

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Chamavi (DNP)

RE:

Chamavi

Barrington Atlas:

Chamavi (10 C5)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Chamavi qui el pranci

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Καμαυοὶ (Κάνμανοι) (2,11,19)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

Seit dem späten 3.Jh. n.Chr. (Mamertinus (Lobrede auf Maximian) werden die Chamavi zu den Franken gezählt, in deren Gebiet sie seit Konstantin I. (dem Großen) auch ihre Wohnsitze hatten. Dementsprechend dürfte dieser Eintrag auf der Tabula Peutingeriana einer spätantiken Aktualisierung des 4. oder 5.Jh. n.Chr. zuzuordnen sein. - Vgl. auch Kommentar.

Kommentar zum Toponym:

In der dritten Zeile der Aufzählung der im Nordwesten Germaniens lebenden Völkerschaften werden zuerst die Chamavi genannt. Sie sind sind ein zunächst nördlich von der Lippe in der norddeutschen Tiefebene siedelnder germanischer Stamm, in der neueren Forschung werden sie zu den Rhein-Weser-Germanen gerechnet. Seit dem 1.Jh. v.Chr. sind sie laut Tacitus (Germ. 32. 34: Chamavi) am Niederrhein westlich von den Brukterern und südöstlich des Ijsselmeeres (Flevum Lacus) zu finden. Die Geographie dieser Region skizziert Tacitus folgendermaßen: „An die Angrivarier und Chamaver schließen sich im Rücken (östlich) die Dulgubiner ... an …“ (Übers. Perl), wobei sich die Wendung im Rücken Perl zufolge „aus dem Blick vom Rhein her auf eine Karte“ erklärt (Perl, Kommentar, 219). In dieser Region setzt Strabo die Chauber an (Strab. 7, 1, 3 [291]: Χαῦβοι), der das sonst nicht bezeugte Ethnonym zwischen den Sugambern und Brukterern auflistet; ob sie tatsächlich mit den Chamavern gleichzusetzen sind - Neumann hält eine Konjektur Χαμαβοι für möglich -, ist für Radt (vgl. Radt, Strabons Geographika 6, Kommentar, 2359) allerdings fraglich.
Zusammen mit anderen Germanenstämmen (Amsivarii, Bructeri, Chattuarii, Tubantes) vereinigten sich die Chamaver im 2. der 3.Jh. n.Chr. zu der Stammeskonföderation der Franken, wobei die Allianzen im Stämmebund ständig wechselten. Diese Genese eines der germanischen Großstämme erklärt den Eintrag auf der Tabula Peutingeriana, der zu korrigieren ist in Chamavi qui et Franci („Chamaver, die auch Franken heißen“). Viele der in TabPeut genannten Stämme, so auch die Chamavi, sind bei Tacitus (Germ. 33. 34) für das späte 1.Jh. n.Chr. belegt, Ptolemaios bezeugt sie für das 2.Jh. n.Chr. (Ptol. 2, 11, 16: Χαῖμαι; 19. 23: Καμαυοί [Κάνμανοι]). In seiner Lobrede auf Maximian von 289 n.Chr. bezeichnet Mamertinus die Chamaver ausdrücklich als Franken (Mamertinus, Pan. Maximiano 7); Ammianus Marcellinus hingegen setzt die Salier und Chattuarier mit den Franken gleich, nicht jedoch die Chamavi (Amm. Marc. 17, 8, 3; 20, 10, 1). Ausonius (Mos. 434: Chamaves) nennt die Chamavi zusammen mit den Franci. Die Notitia Dignitatum listet eine aus Chamavern zusammengestellte Kohorte auf (Not. Dign. Or. 31, 61: Cohors undecima Chamauorum), fränkische Einheiten werden separat genannt (vgl. zu FRANCIA). Gregor von Tours zählt sie zu den Franken (Greg. Tur. Hist. Franc. 2, 9: Chamavi), was offenbar die Situation unter Konstantin dem Großen und Constantius II. widerspiegelt, als die Chamavi bekämpft und zum Frieden gezwungen, im Gebiet der Franci ihre Wohnsitze hatten. Diese Ereignissse und Entwicklungen dürften dieser Aufzählung der Völkerschaften und ihrer (spätestens in der letzten Überarbeitung erfolgten) Anordnung in drei übereinanderstehenden Zeilen zu Grunde liegen. Dieser spätantiken Aktualisierung des 4. oder 5.Jh. n.Chr. dürfte dann auch der Eintrag auf der Tabula Peutingeriana zuzuordnen sein. - Vgl. auch zu BVRCTVRI· (Bructeri) und FRANCIA·.

[MR: Tac. Germ. 34,1 (Ü. Perl): "An die Angrivarier und Chamaver schließen sich im Rücken (östlich) die Dulgubiner ... an .." Kom. Perl S. 219: "Die Angabe `im Rücken` und ... erklären sich aus dem Blick vom Rhein her auf eine Karte.]

Kommentar (Talbert):
Top of the final C is removed by a hole in the parchment. Presumably the name was intended to read Chamavi, qvi et Franci / Chamavi, who are also Franci (the relative clause no doubt a copyists addition).

Miller, Itineraria, Sp. 613:
Chamavi qui el pranci (Das letzte c ist verletzt, sonst Lesung sicher), statt qui et Franci. Bei Pt. sind die Chamavi noch nahe der Elbe angesetzt, von Tacitus aber am Niederrhein. Die Franken werden teils mit den früheren Chamavern, teils mit den Sigambri identifiziert, aber unsicher und unzureichend; wahrscheinlich jetzt Gesamtname: die Freien, gegen die Römer gerichtet, zur Offensive übergehend (Mommsen V 149. Vgl. Wietersheim, Die Völkerwanderung, II, Exkurs c. Fiedler in Bonner Jahrb. LIV 287).

Datierung (Barrington):
Chamavi - Roman / Late Antique (RGermAlt)

DNP:
Chamavi
German. Volk (Etym. unklar); bewohnte vor den Tubantes und Usipetes späteres röm. Militärland am Niederrhein (Tac. ann. 13,55,2), lebte vor 12 v.Chr. östl. der Tencteri, westl. der Bructeri und nördl. der Marsi (vgl. frühma. Gau “Hamaland” um Deventer zw. IJssel und Rhein) und ließ sich nach der Niederlage der Bructeri 98 n.Chr. von Westen her in deren Land nieder (Tac. Germ. 33,1; 34,1; TIR M 33,34). Von Rom 294/5 und um 310 bekämpft und 358 zum Frieden gezwungen, wohnten die C. im Land der Franci (Tab. Peut. 2,1-3). Gefangene C. wurden als laeti nach Gallien verpflanzt, andere zog man ins Heer (Not. dign. or. 31,61).
Dietz, Karlheinz (Würzburg)
Bibliography
G. Neumann (et al.), s.v. Chamaver, RGA 4, 368-370
W. Will , Roms “Klientel-Randstaaten” am Rhein? Eine Bestandsaufnahme, in: BJ 187, 1987, 1-61, bes. 21.

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 613;

Maximilian Ihm, in: RE III/2, 1899, 2201 s.v. Chaubi (Χαῦβοι); Ders., ebd., 2107f. s.v. Chamavi; Carl Waldman / Catherine Mason, Encyclopedia of European People, 170; Günter Neumann/ Harald von Petrikovits, in: RGA 4 (2. Aufl.), 1981, 368-370 s.v. Chamaver; Gerhard Perl, Tacitus’ Germania / lateinisch und deutsch, Berlin 1990 (= Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas 37, 2), 219; Günter Neumann, in: RGA 4 (2. Aufl.), 1981, 393 s.v. Chaubi (Χαῦβοι); Ruth Schmidt-Wiegand, in: RGA 18 (2. Aufl.), 2001, 317. s.v. Lex Fracorum Chamavorum; Karlheinz Dietz, in: DNP 2, 1997, 1092f. s.v. Chamavi; Walter Pohl, Die Germanen, München 2004 (= Enzyklopädie Deutscher Geschichte 57) (2. Aufl.), 108f.; Stefan Radt (Hrsg.), Strabons Geographika. Mit Übersetzung und Kommentar, Band 6: Buch V-VIII, Kommentar, Göttingen 2007, 235; The Cambridge Medieval History; Ulrich Nonn, Die Franken, Stuttgart 2010, 19f.; Ludwig Rübekeil, Frühgeschichte und Sprachgeschichte in den Niederlanden, in: Elvira Glaser / Marja Clement (Hrsg.), Niederlandistik und Germanistik im Kontext. Jelle Stegemann zum Abschied, Amsterdam / New York 2014 (= Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 71), 53-98, hier 66-70.

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Letzte Bearbeitung:

02.01.2023 17:32


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=1993 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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