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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Veneti

Name (modern):

 

Bild:
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Großraum:

Gallien/Germanien

Toponym Typus:

Ethnikon

Planquadrat:

1A1 / 1A2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

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Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Veneti [II] (DNP)

RE:

 

Barrington Atlas:

Venetia (14 B1) (region)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

 

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Οὐένετοι (2,8,6)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

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Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Miller, Itineraria, Sp. 139:
Veneti (St, Pt, Dio Cass, Caes); das Land: Venetia (Caes), ohne bedeutende Stadt, südöstlich von den Osisini, an der Westküste. Die Veneti waren bedeutende Seefahrer. Ihre Hauptstadt Dartoritum, j. Vannes.

Datierung (Barrington):
Venetia - Hellenistic/Roman/Late Antique (RE Veneti 2)
§ Veneti

[2] keltischer Volksstamm in der Gallia Lugdunensis

(Οὐένετοι). Keltischer Volksstamm in der Gallia Lugdunensis (Plin. nat. 4,107; Ptol. 2,8,6).

Winkle, Christian

[English version]
I. Geographie

Das Siedlungsgebiet der V. entspricht etwa dem Dép. Morbihan (Bretagne) samt einem Teil des Dép. du Finistère rechtsseits des Ellé sowie den vor der Küste liegenden Inseln (Plin. nat. 4,109). Die geogr. Grenzen bilden etwa die Flüsse Ellé, Vilaine und Oust, im SW die Atlantikküste [1. 12-21]. Den V. benachbart waren im NW die Os(s)ismi(i), im NO die Coriosolitae und im SO die Namnetae.

Winkle, Christian

[English version]
II. Vorrömische Zeit

Die schriftlichen Quellen geben nur wenig Auskunft über die vorröm., gallische Zeit. Frühe Zeugnisse sind die Megalith-Kultur in der Gegend von Locmariaquer und Carnac und die kelt. Funde in der Gegend von Pontivy: Hütten bei Mané-Guégan en Seglien, ein Dorf bei Kervanen Guern und bei Lan Gouh en Melrand (Latène II oder III) [1. 22-25]. Zahlreich sind umschanzte Niederlassungen, hervorstechend dabei die Verteidigungsanlagen an der Küste: Kervédan (Insel Groix), Vieux Passage en Plouhinec, Vieux-Château en Belle-Ille [1. 25-27; 2. 79-87]. Eine verhältnismäßig große Zahl eisenzeitlicher Grabstätten (Hallstatt II bis Latène III) ist bezeugt [1. 27-31]. Eine Besonderheit der gallischen Epoche in Aremorica stellen die unterirdischen Kammern dar, die zeitweilig als Wohnstätten dienten [5].

Die Zahl der arch. Funde und deren Alter lassen darauf schließen, daß es zw. dem 5. und 1. Jh. v. Chr. zu einer demographischen Expansion kam [2. 89-106]. Bemerkenswert ist die dichte Besiedlung des nordöstl. Teils des venet. Gebietes, was auf Landwirtschaft und die intensive Nutzung des Waldgebietes schließen läßt [2. 141-143]; zum Getreideanbau vgl. auch Caes. Gall. 3,7,3 f. Schon früh bildeten sich verschiedene Handwerkszweige bei den V. heraus. Bezeugt sind schon vor der gallo-röm. Zeit in geringem Maße die Metallverarbeitung (Eisen, u. a. im Schiffsbau) und die Schmuckherstellung. Auch nutzten die V. wahrscheinlich die Goldvorkommen im Tal des Blavet [2. 143 f., 230]. Bedeutend war die Keramikfabrikation bis in röm. Zeit [1. 37-40]. Ferner ist an der Küste die Gewinnung von Salz und spätestens in röm. Zeit auch die Herstellung von garum wie bei den benachbarten Os(s)ismi(i) anzunehmen [1. 131; 6]. Der Handel wurde seit dem E. der Eisenzeit intensiviert. Die V. besaßen eine bedeutende Flotte und hatten die Vormachtstellung zur See (Caes. Gall. 3,8,1) [1. 40-43].

Winkle, Christian

[English version]
III. Römische Zeit

57 v. Chr. wurden die V. zusammen mit anderen “Seevölkern” (maritimae civitates) - belgischen Stämmen in der Bretagne und in der nördl. Normandie - von P. Licinius [I 16] Crassus, einem Legaten Caesars, unter röm. Herrschaft gebracht (Caes. Gall. 2,34; Cass. Dio 39,40). Doch bereits 56 v. Chr. kam es zu einem Konflikt zw. den V. (und den mit ihnen verbündeten Stämmen) mit den röm. Besatzern (Caes. Gall. 3,7-16; Liv. per. 104; Flor. epit. 1,45,5). Die Seeherrschaft der V. machte den Bau einer röm. Flotte notwendig. Da die mil. Auseinandersetzung aufgrund der günstig gelegenen und gut befestigten oppida nicht zu Land entschieden werden konnte, mußte man die Entscheidung zur See suchen. In einer einzigen Seeschlacht vernichtete Caesars praefectus [7] classis D. Iunius [I 12] Brutus fast alle Schiffe der V. und entschied so den Krieg zugunsten der Römer (Caes. Gall. 3,14-16; Cass. Dio 42 f.; Strab. 4,4,1) [1. 57-69].

Die civitas der V. gehörte unter Augustus zu der neu geschaffenen Prov. Gallia Lugdunensis (Plin. nat. 4,107). Für den rechtlichen Status und die Verwaltung der civitas gibt es kaum Quellen. Wie andere civitates hatten auch die V. einen curator rei publicae (CIL XIII 2950, unter Septimius [II 7] Severus und Caracalla). Die Funde zahlreicher Mz. bzw. eines Meilensteins auf den Namen der Kaiser Postumus [3] und Esuvius [1] Tetricus bzw. Victorinus [2] (CIL XIII 9006) bezeugen die Zugehörigkeit der civitas zum Gallischen Sonderreich (s. Nachträge; vgl. auch Gallia B.2.). Nach der Reorganisation von Gallia durch Diocletianus und Constantinus [1] gehörte die civitas der V. zur Prov. Lugdunensis III (Notitia Galliarum 3,7). Ein Vertreter der V., L. Tauricius Florens, hatte das Amt eines Verwalters der gemeinsamen Kasse der Tres Galliae in Lugdunum inne (ILS 7020,5: allectus ark Gall).

Hauptort der civitas war Darioritum. Weitere ebenfalls auf der Tabula Peutingeriana (2,2) verzeichnete und seit den 80er J. des 20. Jh. auch arch. nachgewiesene Städte waren Sulis (h. Bieuzy-Castennec) [2. 214 f.] und Duretie (beim h. Rieux); ein weiteres städtisches Zentrum war nach den arch. Funden das h. Locmariaquer am Golf von Morbihan. Mit Hilfe der Luftbild-Arch. wurde eine Vielzahl gallo-röm. Höfe v. a. im nördl. Gebiet zw. Oust und Blavet entdeckt (u. a. in Crédin, Moréac, Naizin, Pluméliau, Saint-Barthelemy) [2. 161-170]. Die nachgewiesenen villae rusticae, wenn auch meist noch in traditioneller Holzbauweise, sind Zeugnis für die allmählich fortschreitende Romanisierung. Eine große Zahl dieser Höfe wurde Ende des 1. Jh. n. Chr. verlassen; die Gründe dafür sind nicht bekannt [2. 179-181]. Für das 2. Jh. n. Chr. kann man das Aufkommen von Latifundien und villae urbanae v. a. südöstl. des Blavet konstatieren. Herausragende villae waren die von Bosseno in Carnac (Reste der Thermen, Mosaiken und Wandmalerei), die Villae Kerhan (Thermen, Wohngebäude, Kryptoportikus) und LeLodo sowie die erst seit den 1980er J. genauer untersuchte Villa Mané-Bourgerel (Thermen, Mosaiken) in Arradon [2. 175-179; 4. 13-25 und Taf. 1-17].

Viele röm. Straßen konnten nachgewiesen werden. Die meisten gehen von Darioritum aus oder führen durch die Stadt. Zu nennen sind die Straßen von Iuliomagus (h. Angers) nach Vorgium (h. Carhaix), von Darioritum (h. Vannes) nach Condate (h. Rennes) und Fanum Martis (h. Corseul) und die Küstenstraße von Condevincum (h. Nantes) nach Quimper ([2. 150-159]; vgl. die Meilensteine, 2. H. des 3. Jh.: CIL XIII 8997; 9006; 9008). Wirtschaft, Handel und Handwerk hatten wie auch in kelt. Zeit in der Metallbearbeitung, Keramikproduktion und der Landwirtschaft ihre Schwerpunkte. Über die Rel. der V. ist wenig bekannt (Statuetten von Matres). Die civitas erhielt erst 465 in Darioritum einen Bischofssitz, so daß eine späte Christianisierung plausibel scheint.

Winkle, Christian

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 139.

L. Pape, La Bretagne romaine, 1995.



P. Merlat, Les Vénètes d Armorique (Arch. en Bretagne, Suppl. 3), 1982

P. Naas, Histoire rurale des Vénètes armoricains, 1999

Id., La Vallée du Blavet à l époque gallo-romaine, 1988

J.-P. Darmon, Recueil Général des Mosaïques de la Gaule, vol. 2.5, Province de Lyonnaise, Partie nord-ouest (Gallia, Suppl. 10), 1994, 11-28 and fig. I-XX

P. R. Giot, Souterrains et habitats à l Âge du Fer en Armorique, in: A. Duval et al. (eds.), Les Gaulois d Armorique, 1990, 53-61

R. Sanquer, P. Galliou, Garum, sel et salaisons en Armorique gallo romaine, in: Gallia 30, 1972, 189-223.

P. André, La cité gallo-romaine des Vénètes, 1971

L. Pape, La Bretagne romaine, 1995

A. Duval et al. (eds.), Les Gaulois d Armorique (Actes du 12e colloque de l AFEAF à Quimper 1988), 1990

M.-Y. Daire, Les céramiques armoricaines de la fin de l Âge du Fer, 1992.

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Letzte Bearbeitung:

10.10.2023 13:46


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=1997 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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