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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Silva Vosagvs (Silva Vosagus)

Name (modern):

Vogesen/Vosges

Bild:
Toponym vorher
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Gallien/Germanien

Toponym Typus:

Berg/Gebirge

Planquadrat:

2A2 / 2A3

Farbe des Toponyms:

rot

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Vosegus (DNP)

RE:

 

Barrington Atlas:

Vosegus M. (11 H4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Silva. Vosagus

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

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Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Kommentar (Talbert):
Note the elaborate symbol. Miller attempts to identify the types of tree represented.

Miller, Itineraria, Sp. 143:
Silva. Vosagus (in Majuskeln rot geschrieben), it. (Venantius Fort, Greg); MOns Vogesus (Caes, Pl, Lucan.), Vosegus (Caes codd, I), Silva Vasius (Eb); j. die Vogesen (Ursprung der Mosel, welche auf der Ta zu weit westlich angesetzt ist). Der "Wald" ist dargestellt durch Bäume und Gesträuch, in welchen man Zypressen (1. und 3. links), Laubholz- und Obstbäume, vielleicht Oliven und ähnliches, aber keinenfalls Tannen erkennen kann.

Datierung (Barrington):
Vosegus M. – Hellenistic/Roman/Late Antique (RE 1)

Vgl. die Angaben zum Schwarzwald

DNP:
Vosegus
Das sich über ca. 200 km erstreckende Mittelgebirge im Osten Frankreichs (Caes. Gall. 4,10; Lucan. 1,397; Plin. nat. 16,197; Vibius Sequester 145,16 Riese; Vosagus: Tab. Peut. 3,2-4; Ven. Fort. 7,4; Greg. Tur. Franc. 10,10), h. Vogesen (frz. Vosges), bildet im Osten den westl. Rand der Oberrheinischen Tiefebene und geht im Westen in die Hochfläche von Lothringen und die Monts Faucilles über, setzt sich im Norden im Pfälzerwald fort und fällt im Süden zur Burgundischen Pforte hin ab. Der V. gilt als Grenze zw. den röm. Prov. Belgica und Germania Superior (Germani [1] II. C.).
In der nordwestl. Buntsandsteinzone des V. (zw. Petite-Pierre und Cirey-sur-Vezouze) sind aus gallo-röm. Zeit etwa 100 Kleinsiedlungen nachgewiesen, die eine eigenständige “Kultur der Höhendörfer der Vogesen” bilden und sich von der Zivilisation der villae und vici des Plateaus von Lothringen und der elsäßischen Ebene durch eine Reihe von Charakteristika, insbes. Archaismen unterscheiden. Kennzeichnend ist die Verwendung von Steinblöcken zur Begrenzung der Wege, zur Einfriedung zentraler Gehöfte und äußerer Felder und zum Unterbau von Holzhäusern, ferner die starke Verbreitung von Iuppiter-Giganten-Säulen (Säulenmonumente III.) in Schutzfunktion für die Familie und von Grabstelen in Form von Häusern.
Die Ansiedlung der Bevölkerung (deren Hauptbetätigung in der Weidewirtschaft lag) in dieser Gegend geht nicht auf vorröm. Zeit zurück, sondern wurde frühestens in spätaugusteischer (NO: Wasserwald, Saverne) bzw. claudisch-neronischer (SW: Saint-Quirin) Zeit in diese Randregion abgedrängt und ist Zeugnis für die Grenzen röm. Akkulturation.
V. wurde auch als Waldgottheit verehrt (CIL XIII 6059; ILS 3916; 3917 = Espérandieu, Rec. 7, 207).
Schön, Franz

Kommentar (Diederich)
Wir finden rechts unterhalb von Mainz in Segment 2A2/3 überraschenderweise Silva Vosagus, die spätantike Form von Vosegus (In der klassischen Form Vosegus ist das Gebirge belegt seit
Caes. Gall. 4, 10, s. z. B. Lucan. 1, 397; Plin. nat. 16, 197; Vogesus bei Vib. Sequ. geogr. 2 (e Vogeso monte), s. Wuilleumier 1961; s. auch Scheungraber / Grünzweig 2014, 371-372
(Inschriften s. d.).), die sonst nur noch bei Venantius Fortunatus und Gregor von Tours im 6. Jahrhundert belegt ist (Ven. Fort. carm. 7, 4; Greg. Tur. Franc. 10, 1.). Die Vogesen sind auf der TP als eine Kette von Baumsymbolen dargestellt. Sie stehen auf einer gezackten Linie, die auf der TP Gebirge andeutet. Die
Bäume scheinen keine indigene Flora abzubilden: Miller identifiziert Zypressen, Obst- und vielleicht Olivenbäume (Miller 1988, 143; Weber 2016, 252-253.). Es handelt sich somit ebenfalls um stereotype Piktogramme für unbebautes Land; sie erinnern an die Baumdarstellungen auf den Agrimensorenzeichnungen, den Paradiesgarten auf der Karte des Kosmas Indikopleustes und auf vielen anderen mittelalterlichen Karten. Gemäß der internen geographischen Logik der TP würde man die Vogesen eigentlich weiter unten und links erwarten. In der Tat erscheinen sie in Segment 2A1 noch einmal, und zwar als das namenlose braune Gebirge, aus dem die Mosel entspringt. Aber gemäß dem weltanschaulichen Programm der TP sind sie genau hier an der richtigen Stelle, denn sie sind Teil eines geographisch-literarischen Topos, der den Rhein und seine Siedlungen als Außenposten
der Zivilisation zwischen wilden Barbarenstämmen und tiefen Wäldern sieht. Ausgedehnte Waldgebirge
gelten schon seit frühhellenistischer Zeit als das emblematische Charakteristikum Germaniens (Quellen analysiert bei Rathmann 2020, 218-222, der insbesondere auf Ähnlichkeiten zu Eratosthenes hinweist.), und so ist es wenig erstaunlich, dass sich das einzige weitere Vorkommen eines solchen Berg-Wald-Symbols auf der TP etwas weiter rechts in Segment 2A5 findet, nämlich die Silva Marciana, der Schwarzwald.

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 143; P. Wuilleumier, Vosegus, in: RE IX A.1, 1961, 922f.; Bosio, Tabula, S. 75.

F. Pétry, Les limites de l`acculturation à l`époque gallo-romaine, in: L` Annuaire de la société d` histoire et d`archéologie de la Lorraine 79, 1979, 35-48.

Ders., Les agglomérations des sommets vosgiens, in: J.-L. Massy (Hrsg.), Les agglomérations secondaires de la Lorraine Romaine, 1997, 399-405.

Diederich, Siedlungsraum, S. 28f.

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Letzte Bearbeitung:

24.09.2024 11:47


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2038 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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