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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Arephilenorvm fines affrice et cyrenensivm (Arae Philaenorum Fines Affricae et Cyrenaensium)

Name (modern):

Graret Gser et-Trab

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/363962
Großraum:

Kyrenaika

Toponym Typus:

isoliertes Symbol mit Name

Planquadrat:

7C2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

G Sondervignette

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Arae Philaenorum (DNP)

RE:

 

Barrington Atlas:

Arae Philaenorum (37 D2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Arephilenorum fines affrice et cyrenensium

Levi:

Arephilenorum (G)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Φιλαίνου βωμοί (4,3,14)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Arae Philaenorum wurde als Toponym benutzt, das einen Ort am südlichsten Punkt der Großen Syrte bezeichnet (Skylax, Periplus 109): Dort wurden einer Legende zufolge (Sall. Iug. 19, 4: Philaenon arae) die Philaeni, zwei karthagische Brüder, lebendig begraben, nachdem sie sich zuvor mit zwei Einwohnern aus Kyrene zur Festlegung der karthagisch-kyrenischen Grenze in einem Wettlauf gemessen hatten. Die an dieser Stelle errichteten Bögen und Altäre markierten zunächst die Ostgrenze des karthagischen Reiches (Pol. 3, 39, 2; 10, 40, 7), später waren sie die Grenzmarkierung zwischen den römischen Provinzen Africa und Cyrenaica (Mela 1, 38; Ptol. 4,3,14); dieser Ort gehört in der Antike und auf der antiken Literatur aufbauend auch zum festen geographischen Wissenskanon des Mittelalters (Solin. 27, 43: Philaenorum arae; Oros. 1, 2, 44 [90]; Ebstorfer Weltkarte: Are Pilenorum; Sawley Map: are Philaenor[um]). Der Eintrag auf der TabPeut spiegelt die politischen Verhältnisse der römischen Kaiserzeit wieder. Ebenso wie Ptolemaios bietet die Tabula Peutingeriana neben Arae Philaenorum auch einen gleichnamigen Ort (Ptol. 4, 3, 14: Φιλαίννου κώμη). - Vgl. auch zu dem Toponym Arephilenor(um): Arephilenor·.

Kommentar (Köhner) - Ergänzung
Eine Provinzbezeichnung „Kyrenaika/Cyrenaika“ oder „Cyrene“ findet sich auf der TP nicht. Zu dessen Fehlen vermutet GROSS, dass „Cyrenaica aus Versehen eines Kopisten ausgelassen wurde, als daß es deshalb fehlt, weil Cyrenaica seit 27 v. Chr. mit Creta zusammen verwaltet wurde" (GROSS, Entstehungsgeschichte, S. 71). Dennoch weisen zwei Einträge auf die Provinz Cyrene hin, zum einen die bereits erwähnten „Arephilenorum fines affrice et cyrenensium" (TP 7C2 / ID 2246) und zum anderen das Ethnonym Pentapolites – „Einwohner der Pentapolis“ – wobei hier nicht ganz eindeutig zu klären ist, ob dieses Toponym eine Ethnie oder nicht eher eine Region beschreibt. Alles in allem lassen diese beiden Hinweise jedoch keine konkreten Aussagen zu über die Datierung dieser Grenze, zumal diese zwischen Africa und Cyrene schon sehr alt ist.

Das Toponym "ArephilenoRvm· fines· affrice et cyReNeNsivm·" (TP 7C2 / ID 2246) mit den beiden Sondervignetten G, die aus dem Kontext heraus betrachtet Altäre darstellen sollen, ist damit eines von insgesamt nur drei sich auf der TP befindenden Altarangaben (Weiterhin noch zwei Eintragungen zu den Arae Alexandri, TP 11A1-11A2 / ID 1951 und TP 11B4-11B5 / ID 1952). Die Umschrift zeigt an, dass es sich hierbei um die Grenzmarkierung zwischen dem Gebiet Africas und dem Gebiet der Kyreneer handelt, womit wohl die römischen Provinzen Africa Proconsularis und Kyrenaika gemeint sind. Die Grenzmarkierung selbst reicht historisch jedoch noch viel weiter zurück, nämlich bis in die Zeit Karthagos. Ursprünglich trennten die Altäre der Philänenbrüder nämlich das Gebiet Karthagos von dem der Kyrenaiker (vgl. Pol. 3,39,2; 10,40,7). Ihre Einrichtung schildert ausführlich Sallust (vgl. Sall. Iug. 79), Mela fasst sie prägnant wie folgt zusammen:

(Arae ipsae nomen ex Phil(a)enis fratribus traxere, qui contra Cyrena{e}icos missi Carthagine ad dirimendum condicione bellum diu iam de finibus et cum magnis amborum cladibus gestum, postquam in eo quod convenerat non manebatur, ut ubi legati concurrerent (concurrerant), certo tempore utrimque dimissi, ibi termini statuerentur, pacti de integro ut quidquid citra esset popularibus cederet, mirum et memoria dignissimum facinus, hic se vivos obrui pertulerunt (Mela 1,38)):

Die Altäre selbst haben ihren Namen von dem Brüderpaar der Philänen: Diese waren von Karthago den Kyrenaikern entgegengeschickt worden, um durch einen Vertrag einem Krieg ein Ende zu machen; dieser war schon lange um die Grenzen unter großen Verlusten beider Seiten geführt worden, nachdem man wiederholt nicht bei dem geblieben war, was zuvor vereinbart worden war – nämlich dass dort, wo die von beiden Seiten zu einer bestimmten Zeit abgeschickten Gesandten aufeinanderträfen, die Grenzmarksteine gesetzt werden sollten. So schlossen nun die Philänen einen völlig neuen Vertrag, wonach das diesseits liegende Gebiet ihren Stammesbrüdern zufallen sollte, und ließen sich – eine bewundernswerte und des Gedenkens höchst würdige Tat – hier lebendigen Leibes begraben.
Erwähnt werden die Altäre weiterhin bei Plinius (Philaenorum arae (Plin. nat. 5,4,28)) und eindeutig als Grenze der Provinz Africa bei Ptolemaios (ὅριον Ἀφρικῆς (Ptol. geogr. 4,3,14)). Auch Solinus und Orosius führen die Altäre in ihren Werken auf (Philaenorum arae (Solin. 27,43), Philaenorum arae (Oros. hist. 1,2,90), darüber hinaus finden sie sich sogar auf mittelalterlichen Kartenwerken wieder, wie etwa der Ebstorfer Weltkarte (Eb 41/18, das Kartenbild verzeichnet hier interessanterweise drei statt zwei Altäre. Es bleibt ungewiss, „ob damit eine Korrespondenz zu den drei Alexander-Altären (Are Alexandri 29/10)
im Norden des Kartenbildes hergestellt ist“ (KUGLER, Weltkarte, S. 230)). Das breite Auftreten der Philänenaltäre in den unterschiedlichsten Quellen unterstreicht ihre Bedeutung als zentrales landmark für das kollektive geographische Gedächtnis der Antike und des Mittelalters (Auch wenn sie zu Strabons Zeit nicht mehr existiert haben sollen (vgl. Strab. 3,5,6 C 171)). Auch wenn die Eintragung auf der TP eindeutig „die politischen Verhältnisse der römischen Kaiserzeit" (SCHUOL, Kommentar zu ArephilenoRvm· fines· affrice et cyReNeNsivm· (TP 7C2 / ID 2246)) wiederspiegelt, ist deren Existenz bereits seit Polybios belegt und könnte damit bereits auf einer hellenistischen Vorlage existiert haben und kaiserzeitlich modifiziert worden sein.

Kommentar (Talbert):
"Altars of the Phileni, the boundary between Africa and the Cyreneans." The wording of the notice indicates that the two adjacent symbols immediately above are intended to be a pair of altars.

Miller, Itineraria, Sp. 947:
Wir haben schon darauf hingewiesen, dass in Afrika ursprünglich nur Afrika und Mauretanien als Provinzen unterschieden waren. Die Provincia Africa ist nach der Schreibweise und den Grenzangaben in der Ausdehnung von Tucca fines affrice et mauritanie bis Arephilenorum fines affrice et cyrenensium [Terminus Asie et Affrice (Hn) Fines … (Or)] aufzufassen wie bei Tac und Dio Cass. Wohl erst durch Diokletian oder Konstantin erfolgte die Vierteilung der Provinz Africa in Tripolitana Byzacena Zeugitana und Numidia.

Datierung (Barrington):
Arae Philaenorum – Hellenistic/Roman/Late Antique (Goodchild 1976, 156-63; Brouquier Reddé 1992, 28-29)

erwähnt bei Pomp. Mela (I 33):
Die Gegend, die nun vom Kap Metagonium [Kap Bugarun] bis zu den Altären der Philänen (s. I 38) folgt, beansprucht im eigentlichen Sinne den Namen Afrika (s. I 22). Hier liegen die Städte Hippo Regius, Rusiccade und Thabraca.

erwähnt bei Pomp. Mela (I 38):
Die (I 33 genannten) Altäre selbst haben ihren Namen von dem Brüderpaar der Philänen: Diese waren von Karthago den Kyrenaikern entgegengeschickt worden, um durch einen Vertrag einem Krieg ein Ende zu machen; dieser war schon lange um die Grenzen unter großen Verlusten beider Seiten geführt worden, nachdem man wiederholt nicht bei dem geblieben war, was zuvor vereinbart worden war – nämlich dass dort, wo die von beiden Seiten zu einer bestimmten Zeit abgeschickten Gesandten aufeinanderträfen, die Grenzmarksteine gesetzt werden sollten. So schlossen nun die Philänen einen völlig neuen Vertrag, wonach das diesseits liegende Gebiet ihren Stammesbrüdern zufallen sollte, und ließen sich – eine bewundernswerte und des Gedenkens höchst würdige Tat – hier lebendigen Leibes begraben.

Pliniuskommentar:
Altäre
[Arae Philaenorum]: am südlichsten Punkt der Großen Syrte, beim h. Ras El-Aali. Sie bezeichneten die Grenze zwischen dem Gebiet von Karthago, später der röm. Provinz Africa, und der Kyrenaika; vgl. Polyb. III 39,2; X 40,7; Mela I 33 u.a. Die Geschichte von den zwei Brüdern Philainos, die sich lebendig unter Hügeln aus Sand begraben ließen, um den Besitz eines umstrittenen Gebietes für ihre Vaterstadt Karthago zu sichern, erzählen ausführlich Sallust, Iug. 79,5-10 und Mela I 38; vgl. Valerius Maximus V 6 ext. 4.

DNP:
Arae

[2] Philaenorum

(Φιλαίνων Βωμοί). Ort an der Großen Syrte (Ps.-Skyl. 109) am Ras el-Aáli (45 km westl. von Agheila), bildete längere Zeit die Grenze des karthagischen Reichs (Pol. 3,39,2; 10,40,7; Sall. Iug. 19,3), später der röm. Prov. Africa (Ptol. 4,3,14; Stadiasmos 84; Tab. Peut. 8,2; Oros. 1,2,90, vgl. auch Sall. Iug. 19,3-8; Strab. 3,5,5; 17,3,20; Val. Max. 5,6 ext. 4; Mela 1,38; Plin. nat. 5,28; Sil. 15,700 f.; Sol. 27,8).

Huß, Werner

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 947;

Köhner, Nordafrika, S. 174.

Hermann Dessau, in: RE II/1, 1895, 340 s.v. Ara, Arae (ad Aras) als Ortsname 14) Arae Philaenorum; Konrad Miller, Die Ebstorfkarte. Eine Weltkarte aus dem 13. Jahrhundert, Stuttgart 1900 (3. überarb. Aufl.), 94; Friedrich Windberg, in: RE XIX/2, 1938, 2098-2101 s.v. Philaenorum Arae; Richard G. Goodchild, Arae Philaenorum and Automalax, in: PSBR 20, 1952, 94-110 = Ders., Libyan Studies: Selected Papers of the Late R.G. Goodchild, ed. by Joyce Reynolds, London 1976, 155-172; Valeria Purcaro Pagano, Le Rotte antiche tra la Grecia e la Cirenaica e gli itinerari maritimi e terrestri lungo le coste cirenaiche e della Grande Sirte, in: Sandro Stucchi (Hrsg.), Cirene e Grecia, Roma 1976 (= Quaderni di Archeologia della Libia 8), 285-353 (hier auch zu der auf der Tabula Peutingeriana angegebenen Route an der Großen Syrte entlang), hier 330. 334; Werner Huß, Untersuchungen zur Außenpolitik Ptolemaios’ V., München 1976 (= Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte 69), 278; Véronique Brouquier-Reddé, Temples et cultes de Tripolitaine, Paris 1992, 28f.; Rathmann, Tabula (2018), 30 und 70/71.

G. Abitino, Le are dei Fileni, in: Rivista Geogr. Italiana 86, 1979, 54-72.

R. Rebuffat, s. v. Philènes, Autel des, DCPP, 351.

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Letzte Bearbeitung:

20.08.2024 19:49


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2246 [zuletzt aufgerufen am 30.09.2024]

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