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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Flvmeipersi (Flumeipersi)

Name (modern):

Saimarreh, Karkheh

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Asien östl. d. Euphrat, südl. d. Taurus

Toponym Typus:

Fluss

Planquadrat:

10B5

Farbe des Toponyms:

rot

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Choaspes

Barrington Atlas:

Saimarreh/Eulaeus?/Ula(ya) (3 E3, 92 B3/D4, 93 E2), Choaspes? fl. (93 E2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Flumei Persi

Levi:

 

Ravennat:

°Coapis (p. 24,17)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Klassik (5./4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Die ältesten Belege mit ausführlichen Beschreibungen des Flusses und seiner Bedeutung bietet Herodot.

Kommentar zum Toponym:

Der wie ein Hydronym an einem längeren Fluss, der östlich von Mesopotamien in den Tigris oder einen seiner Nebenflüsse mündet, platzierte Eintrag Flumeipersi lässt meines Erachtens zwei Deutungen zu:
1) Es könnte, wie bereits Miller (Weltkarte, 62; Ders., Mappaemundi VI, 72; Ders., Itineraria, 838) mit seiner Korrektur in Elumei Persi vermutet, die Elymais gemeint sein. Vielleicht handelt es sich dabei um eine verkürzte oder in Anlehnung an eine Plinius-Passage gestaltete Landschaftsbezeichnung, die zugleich auf die geographische Lage bzw. die politische Landkarte der hellenistischen Zeit Bezug nimmt und die Nachbarschaft der Elymais zu Persis beschreibt: Infra Eulaeum Elymais est in ora iuncta Persidi (Plin. nat. 6, 136; vgl. auch 6, 111: inde Persidis initium ad flumen Oratim, quo dividitur ab Elymaide). Ähnlich beschreibt z.B. auch Strabo diese Region (11, 13, 6 [524] = Nearch FGrHist F 1g]; 16, 1, 18 [744f.]). Gemeint ist hier wahrscheinlich eher das Ethnonym Elami (vgl. griech. Ἐλυμαῖοι), also die Bewohner der östlich an Mesopotamien grenzenden (Fluss-)Region, wobei auch Isid. etym. 9, 2, 3 (Elamitae principes Persidis) und die wohl auf Isidor zurückgehende Beischrift auf der Herefordkarte Lamite principes Persidis (vgl. dazu Westrem, The Hereford Map, 62f. Nr. 125; Scafi, The Image of Persia, 222) für den kartographischen Vergleich zu berücksichtigen sind. Herodot kennt dieses Gebiet unter dem Namen Κισσίη χώρη (Hdt. 3, 91, 4), Arrian nennt sie Σουσιανή. Strabon bezeichnet die Landschaft zwischen Babylonien, der Meeresküste und der Persis als Susis (15, 3, 2 [727f.]: ἡ Σουσὶς), im Norden lässt er die Elymais angrenzen (15, 3, 12 [732]; 16, 1, 1 [736]). Plinius definiert den Eulaeus als Grenzfluss zwischen der Susiana und der Persis (Plin. nat. 6, 136). Bei Ptolemaios (6, 6, 3) gehört die Elymais (bei ihm die Küstenlandschaft) zu Susiana. Stephanos von Byzanz rechnet die Region, die er Ἐλύμα nennt, zu Assyrien.
2) Ebenfalls möglich ist meines Erachtens der Bezug von flumeipersi auf den Fluss Choaspes, der (teilweise?), mit dem Eulaios identisch ist, wenn man nicht mit Potts (Elamite Ulā, 35) zwei einheimische Bezeichnungen des Flusses annehmen und das Hydronym auf altpersisch uvasa oder medisch uwaspa (der elamitische Name ist Ulā, der akkadische Ulaya) zurückführen möchte. Der Fluss, in dessen Nähe Susa lag, entspringt in Medien. Plinius zufolge mündete er nördlich des Chaldaicus lacus (Chaldäische Seen) in den Tigris (Plin. nat. 6, 130; Solin. 37, 6). Nach Polykleitos floss er direkt in den See, in den auch der Tigris und der Eulaios einmünden (Polykleitos FGrHist 128 F 6 = Strab. 15, 3, 4 [728]). Dieser Fluss spielte unter den iranischen Flüssen insofern eine besondere Rolle, als die persischen Könige dessen Wasser bevorzugt tranken, es auch auf ihren Reisen mitführten und sich als Tafelgetränk reichen ließen (Hdt. 1, 188. 1f.; Plin. nat. 31, 35; Curt. 5, 2, 8).
Für die Gleichsetzung von Flumeipersi mit dem Choaspes spricht der Eintrag Coapsis fluvius Persarum auf der Ebstorfer Weltkarte (vgl. Miller, Die Ebstorfkarte, 79; Kugler / Glauch / Willing, Die Ebstorfer Weltkarte 1, 121 Nr. 19/20; Merrills, Geography and Memory, 45-64, hier 54f.). Der Eintrag basiert auf Isid. etym. 13, 21, 15: Choaspis fluvius Persarum), auf der Herefordkarte entspricht dem Coapsis der Eintrag Euleus fluvius (Miller, Mappaemundi IV, 135). Die Schreibung Coapsis dürfte mit dem vom Ravennaten aufgelisteten Hydronym Coapis (Rav. Cosm. 2, 12) zu verbinden sein. Alle diese Überlegungen sprechen dafür, dass Susa versehentlich auf der Karte nicht eingetragen wurde und eventuell anstatt Ecbatanis Partiorum einzusetzen ist. Auf der Tabula Peutingeriana ist der Fluss zu weit im Westen eingezeichnet. Für diese Platzierung hat sich der Zeichner aber möglicherweise bewusst entschieden, denn mit einem Eintrag weiter im Osten hätte sich die Anbindung des Flusses an das Euphrat-Tigris-System und seine Einmündung in den Tigris, wie von Strabo und Plinius beschrieben (s.o.), nicht realisieren lassen. - Vgl. auch Ecbatanis PartioRVM· (Ekbatana).

Literatur:

Zu Elam/Elymais: Albert Forbiger, Handbuch der alten Geographie, Zweiter Band: Asia und Africa, Hamburg 1877 (2. Aufl.), 583f. 589 (Belege für die Elymais und antike Schreibungen); Miller, Weltkarte, 62; Franz H. Weissbach, in: RE V / 2, 1905, 2458-2467 s.v. Elymais 1, hier 2459; Miller, Itineraria, 838; Daniel T. Potts, The Archaeology of Elam: Formation and Transformation of an Ancient Iranian State. Cambridge University Press, Cambridge / New York 1999 (Cambridge World Archaeology), 354-409; John F. Hansman, in: Encyclopaedia Iranica 8 / 4, 1998, 373-376 s.v. Elymais; Scott D. Westrem, The Hereford Map: Α Transcription and Τranslation of the Legends with Commentary, Turnhout 2001, 62f. Nr. 125; Alessandro Scafi, The Image of Persia in Western Medieval Cartography, in: Antonio Panaino / Riccardo Zipoli (Hrg.), Proceedings of the 5th Conference of the Societas Iranologica Europaea, Held in Ravenna, 6-11 October 2003, Volume II: Classical & Contemporary Iranian Studies, Milano 2006, 219-230, 222.
Zum Choaspes: Miller, Mappaemundi V, 79; Ders., Mappaemundi IV, 135; Franz H. Weissbach, in: RE III / 2, 1899, 2354f. s.v. Choaspes 1; Konrad Miller, Die Ebstorfkarte, eine Weltkarte aus dem 13. Jahrhundert, Stuttgart/Wien 1900 (3. Aufl.), 79; Rüdiger Schmitt, in: Encyclopaedia Iranica 5 / 5, 1991, 496 s.v. Choaspes (Nr. 1); Daniel T. Potts, Elamite Ulā, Akkadian Ulaya, and Greek Choaspes: A Solution to the Eulaios Problem, in: Bulletin of the Asia Institute 13, 1999, 27-44; Hartmut Kugler / Sonja Glauch / Antje Willing, Die Ebstorfer Weltkarte. Kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden, Band 1, Berlin 2007, 121 Nr. 19/20; Andy Merrills, Geography and Memory in Isidore’s Etymologies, in: Keith D. Lilley (Hrg.), Mapping Medieval Geographies: Geographical Encounters in the Latin West and Beyond, 300-1600, Cambridge / New York 2014, 45-64, hier 54f.

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Letzte Bearbeitung:

11.01.2023 16:15


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2412 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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