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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Caspiane

Name (modern):

 

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
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Großraum:

Asien östl. d. Maiotis

Toponym Typus:

Region

Planquadrat:

11A2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

 

Barrington Atlas:

Kaspiane/Paytakaran (90 C1)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Caspiane

Levi:

 

Ravennat:

Caspie (p. 22.35)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Frühhellenismus (vor 200)

Begründung zur Datierung:

Die Quellenlage (vgl. Kommentar) spricht für eine Datierung dieses Eintrags in die hellenistische Zeit.

Kommentar zum Toponym:

Die Landschaft Caspiane auf der Taula Peutingeriana ist gleichbedeutend mit Kaspiane, also dem nördlich oder südlich des Flusses Kyra gelegenes Siedlungsgebiet des Volksstammes der Kaspier, das auf der Karte ebenso wie andere im Kaukasus oder an der Südküste des Kaspischen Meeres liegende Völkerschaften und Regionen nicht an der richtigen Stelle platziert, sondern nach Osten verschoben worden ist. Herodots Auflistung der Steuerbezirke zufolge (Hdt. 3, 92, 2) gehörten die Kaspioi zum elften Nomos des Achaimenidenreiches unter Dareios I., der später Teil der von Media Atropatene und Albania wurde; zumindest in dieser Zeit lagen ihre Siedlungsgebiete also an der südwestlichen Küste des Kaspischen Meeres. Nach Plinius wohnen die Caspii südlich des Flusses, am Südwestufer des Kaspischen Meeres. Zur Zeit Strabos (Strab. 11, 4, 5 [502]: Κασπιανή) waren die Kaspier (11, 4, 5 [502]: Κασπίου ἔθνος), nach denen auch das Kaspische Meer benannt sei, nicht mehr existent. Er kennt aber die Kaspiane als den direkt am Kaspischen Meer gelegenen und nach den Kaspiern benannten Teil Albaniens (Strab. 11, 4, 5 [502]; 11, 14, 5 [528]: Κασπιανή). Klinkott sieht in den Kaspiern „kein echtes Ethnikon, sondern eine Gebietszuweisung“, ohne diese These zu begründen; als Quellengrundlage käme Pomponius Mela (1, 12: Caspiani) in Frage, der die Kaspier pauschal als Anwohner des Kaspischen Meeres bezeichnet, ihnen also ein größeres Siedlungsgebiet zuweist: Illic Caspiani Scythis proximi sinum Caspium cingunt. Herodot bezeugt die Kaspioi auch als Teilnehmer am Xerxes-Feldzug nach Griechenland (Hdt. 7, 67, 1. 86, 1). Kaspier (aramäisch kspy) dienten zusammen mit Chorasmiern (ḥrzmy’), Baktriern (bḥtry) und anderen Soldaten iranischer Provenienz auch in einer Garnison in Ägypten (Elephantine). Strabo weiß über die Kaspier zu berichten, dass sie ihre Eltern, wenn sie über 70 Jahre alt seien, dem Hungertod preisgeben würden (Strab. 11, 11, 3 [517]; 11, 11, 8 [520]) und deren Leichen aussetzen würden (Strab. 11, 11, 8 [520]).
Fraglich ist die Identifizierung der von Herodot als Teilnehmer an Xerxes-Griechenland-Feldzug genannten Kaspioi und der Lokalisierung ihrer Siedlungsgebiete nach Griechenland (Hdt. 7, 67, 1. 86, 1): Herrmann (RE X/2, 2272 s.v. Kaspioi 1; Ders., ebd., 2274 s.v. Kaspioi 2) spricht sich für eine weitere, als Κασπίαι bezeichnete Gruppierung aus, deren Wohnsitze er am Hindukusch im heutigen Kaschmir verortet. Aus diesem Grund seien sie in Herodots Heeresliste (Hdt. 7, 67, 1. 86, 1) nach den Gandaroi und Dadikai bzw. neben den Baktriern aufgeführt und in seiner Steuerliste gemeinsam mit den Ἀμύργιοι Σάκαι dem 15. Steuerbezirk zugeordnet (Hdt. 3, 93, 2). Allerdings ist an dieser Stelle der Herodot-Text problematisch und das Ethnonym Kaspioi möglicherweise in *Kápisoi oder Kaspeiroi zu emendieren (Schmitt, Encyclopaedia Iranica 5/1, 62).
Bei den Kaspioi anzusetzen und nach ihnen benannt ist bei den antiken Autoren das Kaspische Gebirge, eine dem Taurus - konkret: dem nordwestlichen Elburz - zuzurechnende und im Südwesten des Kaspischen Meeres an der Grenze zu Medien zu lokalisierende Bergkette. Bei Eratosthenes (Strab. 497) fungiert das Kaspios-Gebirge als einer der „Hauptorientierungspunkte auf seiner Erdkarte“ (Herrmann, RE X/2, 2275); offenbar stellt es in ander antiken Geographie eine wichtige Landmark dar und ist demensprechend bei einer Reihe von Autoren belegt, vgl. Hdt. 3, 97, 4: Καυκάσιον ὄρη als Nordgrenze des Achämenidenreiches anstatt Κάσπιος, als armenisch-medischer Grenzpunkt fungiert die Bergkette auch bei Ptolemaios (5, 13, 3f. 6: Κάσπιον ὄρος). Das Gebirge ist außerdem belegt bei Strab. 2, 1, 39 (91f.) = Eratosthenes fr. III A 34 Berger und fr. 31 Dicks: Κάσπιος; 11, 2, 15 (497) = Eratosthenes fr. III B 73 Berger: Κάσπιος; 11, 8, 9 (514) = Eratosthenes fr. III B 63 Berger: Κάσπιος; Mela 1, 109: Caspii montes, Caucasii montes; Plin. nat. 5, 99: Caspius; Solin. 38: Caspius; Amm. 23, 6, 74: Caspii montes; Rav. Cosm. 2, 20, 3 (Schnetz): Caspios montes; 4, 46, 1 (Schnetz): Caspicis montibus; Suid. Κάσπια ὄρη. Nicht hierher zu stellen ist Isid. Char. mans parth. mit der Bezeugung des Κάσπιον ὄρος. Daher ist der Kaspios mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf der Tabula Peutingeriana dargestellt und mit einem der namenlosen Gebirge im kaspischen Raum identisch - entweder mit der westlich des Kaspischen Meeres zwischen dem Fluss Cyrus und Großmedien (MEDIA MAIOR) eingezeichneten Bergkette (falls sich dabei nicht um den Parachoatras handelt, vgl. zu PARALOCAES CYTHAE) oder der oberhalb von Caspiae gelegene Gebirgskette (vgl. zu Caspiae mit dem Hinweis auf den Gebirgspass). Herodot benutzt allerdings anstatt Κάσπιος die Bezeichnung Kaukasus (Hdt. 3, 97, 4: Καυκάσιον ὄρος); Eratosthenes erläutert, dass Kaspios die einheimische Bezeichnung für den Kaukasus sei (Strab. 11, 2, 15 [497] = Eratosthenes fr. III B 73 Berger: Καυκάσια ὄρη), während z.B. Mela (1, 109) die Caspii montes und die Caucasii montes nebeneinander nennt. Auch der Ravennate nennt die beiden Bergketten zusammen, wobei er das Kaspioi-Gebirge als Teil des Kauskasus auffasst (2, 20, 3 [Schnetz]: Caspios montes) bezeichnet möglicherweise kein bestimmtes Gebirge, sondern ist ein Kollektivname für die im Süden oder Südwesten des Kaspischen Meeres gelegenen und nach dem dort beheimateten Volk benannten Bergketten oder auf Grund der Platzierung des entsprechenden Ethnoyms und eines in der Nähe eingetragenen Gebirgsnamens entstanden, wie es z.B. bei Ὑπερβόρεια ὄρη als Sammelbezeichnung für die Gebirge des Nordens der Fall ist (Ptol. 5, 9, 13, 6, 14, 3: Ὑπερβόρεια ὄρη; vgl. auch Jul. Hon. A 30 [p. 41 GLM Riese]: montes Hyperborei Ripaei; A 33 [p. 43 GLM Riese]: mons Hyperborei Ripaei; vgl dazu Kiessling, RE IX/1, 280). - Vgl. auch zu Paralocaes Scythae, und Media maior· und Fl. CyRvs·.

Literatur:

Max Kiessling, in: RE IX / 1, 1914, 280 s.v. Hyperboreia; Miller, Itineraria, 624; Albert Herrmann, in: RE X / 2, 1919, 2272-2274 s.v. Kaspioi 1 (unter Punkt 1 auch zur Kaspiane); Ders., ebd., 2274f. s.v. Kaspioi 2; Ders., ebd., 2275 s.v. Kaspios; Rüdiger Schmitt, in: Encyclopaedia Iranica 5 / 1, 1990, 62 s.v. Caspians, http://www.iranicaonline.org/articles/caspians-gk (zuletzt aufgerufen am 23.3.2020); János Harmatta, The Emergence of the Indo-Iranians: The Indo-Arian Languages, in: Ahmad H. Dani (Hrg.), History of Civilizations of Central Asia, Vol. I: The Dawn of Civilization: Earliest Times to 700 B.C., Paris 1996 (2.Aufl.), 357-378, hier 370. 372; Hilmar Klinkott, Der Satrap. Ein achaimenidischer Amtsträger und seine Handlungsspielräume, Frankfurt am Main 2005 (= Oikumene 1), 297 Anm. 65; Aleksandar Loma, Zwischen Schnee und Adlern. Der Bergname Kaukasus und Dazugehöriges, in: Studia Etymologica Cravoviensia 13, 2008, 103-117, hier 104 mit Anm. 2 (die Strabo-Stelle ist falsch angegeben); Karel van der Toorn, Ethnicity at Elephantine: Jews, Arameans, Caspians, in: Tel Aviv 43 / 2, 2016, 147–164.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

11.01.2023 16:21


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2436 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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