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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Vigenna

Name (modern):

Vienne

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XVI     Lugduno caput Galliarum usque hic legas     
Toponym nachher XXI     Bergusium     XV     Turenonno     XVII     Figlinis     
Alternatives Bild
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Pleiades: https://pleiades.stoa.org/places/167719
Großraum:

Gallien/Germanien

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

2B1

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Vienna (346,9)

Alternativer Name (Lexika):

Vienna (DNP)

RE:

Vienna [2] - https://elexikon.ch/RE/VIIIA,2_2113.png

Barrington Atlas:

Col. Vienna (17 D2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Vigenna

Levi:

Vigenna (A,I,1)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Οὐίεννα (2,10,6; 2,10,11; 8,5,7);

Plinius:

 

Strabo:

Vienna (3,36)

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

MR: Die Vigenna-Vignette scheint mir vom Zeichner zunächst vergessen und dann über die durchlaufend rote Straße gezeichnet worden zu sein.

Die Erhebung der keltischen Siedlung zur colonia Iulia Augusta Florentia Vienna mit ius Latii (CIL XII 2327) erfolgte wohl unter Augustus.
Der Hauptort der Allobroges lag an beiden auf beiden Ufern des Rhodanus (heute: Rhône) an der Mündung der Gère. Im J. 61 v. Chr. vertrieb eine Erhebung der Allobroges die dort ansässigen ital. Kaufleute, die dann Lugdunum gründeten. Nach der Erhebung zur colonia blühte der Hauptort der Allobroges (Strabo 4,1,11, s. u.) rasch auf. In der Rede des Claudius vom J. 48 wird sie als ornatissima ... colonia valentissima Viennensium (CIL XIII 1668 prächtigste und stärkste Colonie der Viennensier) gepriesen, bei Mart. 7,87 als pulchra Vienna (schönes V.).
Nach dem Tod des Nero kam es zu Unruhen und Auseinandersetzungen mit Lugdunum (Tac. hist. 1,65; Suet. Vit. 9). In der 2. H. des 3. Jh. erfolgten Einfälle der Alamanni.
Unter Diocletianus wurde Vienna Hauptstadt der dioecesis Viennensis, vor 314 auch metropolis der gleichnamigen Provinz (Notitia Galliarum 11,3) und blieb bis Ende des 4. Jh. die zweitwichtigste Stadt der gallischen Provinz und gemeinsam mit Arelate Sitz des praefectus classis fluminis Rhodani (Not. dign. occ. 42,14).
Nach Einnahme durch die Burgundiones im 2. Drittel des 5. Jh. einer der Hauptorte der burgundischen Könige (Amm. 20,10; 21,1); seit 534 unter der Herrschaft der Franci.
Zahlreiche Baudenkmäler, z. B. Tempel des Augustus und der Livia, Theater u. v. a. In manchen Stadtteilen brach die Besiedlung offenbar im 3. Jh. n. Chr. ab.
(Polfer, M. (2006). Vienna. In Der Neue Pauly Online. Brill. https://doi.org/10.1163/1574-9347_dnp_e12204490, dort weitere Literatur; s. auch Bruhl, Adrien: Vienna 2, RE II 8,2 (1958), 2113-2128).
Weitere antike Quellen (Auswahl, mehr s. Lucas, Gérard (2016): Vienne dans les textes grecs et latins: chroniques littéraires sur l´histoire de la cité, des allobroges à la fin du Ve siècle de notre ère, Lyon, https://books.openedition.org/momeditions/946):
- Erste Erwähnung: Caes. Gall. 7,9,3.
- Strabo 4,1,11 186C ἀπὸ δὲ τοῦ Ἴσαρος εἰς Ὀυίενναν τὴν τῶν Ἀλλοβρίγων μητρόπολιν κειμένην ἐπὶ τῷ Ῥοδανῷ, στάδιοί εἰσι τριακόσιοι εἴκοσι. πλησίον δ´ ὑπέρκειται τῆς Ὀυιέννης τὸ Λούγδουνον … στάδιοι δ´ εἰσὶν ἐπ´ αὐτὸ πεζῇ μὲν περὶ διακοσίους διὰ τῆς Ἀλλοβρίγων, ἀνάπλῳ δὲ μικρῷ πλείους. Ἀλλόβριγες δὲ μυριάσι πολλαῖς πρότερον μὲν ἐστράτευον, νῦν δὲ γεωργοῦσι τὰ πεδία καὶ τοὺς αὐλῶνας τοὺς ἐν ταῖς Ἄλπεσι· καὶ οἱ μὲν ἄλλοι κωμηδὸν ζῶσιν, οἱ δ´ ἐπιφανέστατοι τὴν Ὀυίενναν ἔχοντες κώμην πρότερον οὖσαν, μητρόπολιν δ´ ὅμως τοῦ ἔθνους λεγομένην κατεσκευάκασι πόλιν· ἵδρυται δ´ ἐπὶ τῷ Ῥοδανῷ.
(Vom Isar nach Vienna, der an der Rhône gelegenen Hauptstadt der Allobriger, sind es 320 Stadien. In der Nähe liegt oberhalb von Vienna Lugdunum …; dorthin sind es zu Fuß durch das Land der Allobriger rund 200 Stadien, mit dem Schiff stromaufwärts etwas mehr. Die Allobriger sind früher mit vielen Zehntausenden in den Krieg gezogen; heute bebauen sie die Ebenen und die Hochtäler der Alpen; die meisten leben in Dörfern, die Vornehmsten aber wohnen in Vienna das früher ein Dorf war, das sie jedoch, da es trotzdem als die Hauptstadt des Volkes bezeichnet wurde, zu einer Stadt gemacht haben; sie liegt an der Rhône; Übersetzung nach Radt).
- Mela 2,75 Vienna Allobrogum (eine der reichsten Städte Gallias).
- Plin. nat. 2,121; 6,218.
- Itin. Ant. 344,4; 346,9; 356,2; 358,4.
- Iul. Honor. 19 GLM p. 35 Riese Vienna oppidum.
- Cosmogr. 19 GLM p. 79 Riese.
- Tabula Peutingeriana Vigenna (mit Vignette).
- Cosmogr. Rav. 4,26 p. 63,37 verschrieben zu Benna (var. lect. Beuna).
Neuere Arbeiten:
- Adjadj, Fanny ; Lauxerois, Roger (2014): Vienne, Paris.
- Brissaud, Laurence (2011): Evolution et organisation des réseaux d´adduction d´eau en rive droite de Vienna, capitale des Allobroges (Ier siècle avant J.-C. - IIIe siècle après J.-C.), in: Ardisson, Sandrine / Mathieu, Nicolas (Hgg.): L´ eau dans les Alpes occidentales à l´époque romaine, Grenoble, 125-166.
- Pelletier, André (2001): Vienna, Vienne, Lyon.
- Rosso, E. (2021): Lieux de culte, réseaux divins, statues et reliefs ´cultuels´: la cité de Vienne au Haut-Empire, in: Yann Berthelet / Françoise Van Haeperen (Hgg.): Dieux de Rome et du monde romain en réseaux, Pessac, 51-76.


Kommentar (Talbert):
End of the name is illegible.

Miller, Itineraria, Sp. 82:
Vigenna, Vienne (It, Am, St, Pt, Dio – Hauptstadt der Viennenser), metropolis ciuitas Uiennensium (ng in Vienn.), colonia (Ta, Pl), cf. Caes, St, Dio C, Mart, Ml, Pt. Bienna (Joseph. Antiqu., Plut, Eusebius, Steph); quattuorviri, duumviri juri dicundo und 2 aerarii im Senat (Iss v. J. 74 n. Chr.). Verband von Schiffern und Weinhändlern; seit Diokletian Diözese mit 7 Provinzen; Hauptstadt der Provinz (ND), praef. classis fluminis Rhodani, Viennae sive Arelati (ND), provincia Viennensis (Am, mg). Bischofssitz vor 314; j. Vienne. Wohl erhaltener Tempel des Augustus und der Livia, 27 x 15 m. 2 römische Arkaden. Die berühmte Pyramide „l´Aiguille“. Musée lapidaire. Iss: 1809-2178. 5864. 5865. 6034 c-e. CIG III 6781-6783.
Von Vienna bis Ernagina s. Ra IV 26 S. 239 (zu Burgund).
Abzweigung nach Augustum Strecke 32, nach In alpe Cottia Strecke 16.
17; bis Ursolis 26, von da bis Valentia 22 (It). Bei Gerbolle 1 Meilenstein gefunden mit Entfernung 3 (a Vigenna): I: 5541; in Chana mit 14 (a Vigenna): ib.5544.

Miller, Itineraria, Sp. 102:
Vigenna, Strecke 11; j. Vienne.
15.

Miller, Itineraria, Sp. 123:
Vigenna, Strecke 11; j. Vienne.
21, 20 (It).

Kommentar (RE):
https://elexikon.ch/RE/VIIIA,2_2113.png

Datierung (Barrington):
Col. Vienna - Classical/Hellenistic/Roman/Late Antique
§ Colonia Iulia Augusta Florentia Vienna
(Chapotat 1970; Pelletier 1982; Gallia (1996) 128-36, 201-13; Bromwich 1993, 28-41).

DNP:
Vienna

Stadt in der Gallia Narbonensis auf beiden Ufern des Rhodanus (h. Rhône) an der Mündung der Gère, h. Vienne (Dép. Isère) auf dem linken Ufer sowie Saint-Romain-en-Gal und Sainte-Colombe (beide Dép. Rhône) auf dem rechten Ufer. Spätkelt. Siedlung der Allobroges mit oppidum auf den Hügeln Pipet und Sainte-Blandine sowie Handelsplatz an der Mündung der Gère. Im J. 61 v. Chr. vertrieb eine Erhebung der Allobroges unter Catugnatus die dort ansässigen ital. Kaufleute, die dann Lugdunum gründeten. V. wurde unter Augustus colonia Iulia Augusta Florentia V. (CIL XII 2327; mit ius Latii; ius D.2.). V. blühte als Hauptort der Allobroges (Strab. 4,1,11) rasch auf, in der Rede des Claudius [III 1] vom J. 48 erscheint V. als ornatissima ... colonia valentissima Viennensium (ILS 212 II,10: ‘prächtigste und stärkste Colonie der Viennensier’), bei Mart. 7,87 als pulchra Vienna (‘schönes V.’). Das riesige Gebiet der colonia V. dehnte sich bis zum Lacus Lemanus (h. Genfer See) sowie bis zur Grenze der Alpenprov. aus.

Nach dem Tod des Nero kam es zu Unruhen und Auseinandersetzungen mit Lugdunum (Tac. hist. 1,65; Suet. Vit. 9). V. stellte mit Valerius [II 1] Asiaticus bereits 35 n. Chr. einen Consul, weitere consules und procuratores sind aus antoninischer und severischer Zeit (138-235 n. Chr.) belegt. In der 2. H. des 3. Jh. erfolgten Einfälle der Alamanni. Im Rahmen der Neuorganisation des Reichs unter Diocletianus wurde V. Hauptstadt der dioecesis Viennensis, noch vor 314 auch metropolis der gleichnamigen Prov. (Concilia Galliarum I, p. 14 f.; Notitia Galliarum 11,3). V. war damit bis zum E. des 4. Jh. nach Augusta [6] Treverorum die zweitwichtigste Stadt der gallischen Provinz. V. war Sitz eines procurator linyfii Viennensis (Verwalter der kaiserlichen Leinenweberei von V.; Not. dign. occ. 11,62) sowie gemeinsam mit Arelate des praefectus classis fluminis Rhodani (Not. dign. occ. 42,14; praefectus [7]). Von den Burgundiones im 2. Drittel des 5. Jh. eingenommen, wurde V. zu einem der Hauptorte der burgundischen Könige (Amm. 20,10; 21,1); seit 534 stand V. unter der Herrschaft der Franci.

Eine erste Stadtmauer (mit 7250 m die längste in Gallia), deren Datier. in augusteische Zeit umstritten bleibt, umfaßt rechts des Rhodanus ein Gebiet von mehr als 200 ha. Eine zweite, nur 1920 m lange Mauer wurde im späten 3. oder frühen 4. Jh. errichtet.

Baudenkmäler: im Bereich des Forums der Tempel des Augustus und der Livia (zunächst für Roma et Augustus, dann für Divus Augustus et Diva Augusta); ein Theater für 13 500 Zuschauer (Dm 130,4 m), ein Odeion, ein Gebäude für die Kybele-Mysterien mit Tempel und vielleicht einem weiteren Theater. An mehreren Stellen innerhalb der ersten Stadtmauer Reste von Straßen, Kloaken und Wasserleitungen, Häuser mit Fresken und Mosaiken. Südl. der Stadtmauer lag ein Circus (455,2 × 118,4 m); in diesem Bereich sind bis ins 3. Jh. n. Chr. auch Wohn- und Lagerhäuser nachgewiesen. Die Ausgrabungen in Saint-Romain-en-Gal und in Sainte-Colombe haben einen seit dem letzten Viertel des 1. Jh. v. Chr. besiedelten Stadtteil mit Häusern und Gewerbebauten freigelegt. Auch hier bricht die Besiedlung im 3. Jh. ab.

Polfer, Michel

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 82. 102. 123;

Bruhl, Adrien, Vienna [2], in: RE VIII A.2 (1958), Sp. 2113-2128.

A. Pelletier, Découvertes archéologiques et histoire à Vienne de 1972 à 1987, in: Latomus 47, 1988, 34-52

J.-L. Prisset u. a., Evolution urbaine à Saint-Romain-en-Gal, in: Gallia 51, 1994, 1-133

R. Bedon, Atlas des villes, bourgs et villages de la France au passé romain, 2001, 324-331.

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Letzte Bearbeitung:

09.08.2025 19:48


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=3259 [zuletzt aufgerufen am 10.08.2025]

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