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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Liuissa

Name (modern):

bei Dil İskelesi

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXXVII     Calcedonia     
Toponym nachher XXIII     Nicomedia     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

8A2 / 8B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

D Halle

Itinerar (ed. Cuntz):

Libissa (140,1; 572,3); Lybissa (231,2)

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Libyssa

Barrington Atlas:

Libyssa (52 F3)

TIR / TIB /sonstiges:

Libyssa (TIB 13, 737f)

Miller:

Liuissa

Levi:

Liuissa (D,8)

Ravennat:

Liuissa (p. 31,42)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Λίβυσσα (5,1,13)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (Severer & 3. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Datierung: Erste Erwähnung bei Alexander Polyhistor FGrH 273 F 125 (ca. 100 - 40 v. Chr.). Nach Behauptung von Plin. nat. existierte das oppidum im 1. Jh. n. Chr. nicht mehr, sondern nur noch das dort befindliche berühmte Hannibalgrab. In den spätantiken Itineraren ist der Ort jedoch als Straßenstation wieder sehr präsent. Vielleicht erfuhr der Ort im Zuge der Renovierung des Hannibalgrabes durch Septimius Severus (Kaiser von 193-211) eine Aufwertung, welche - neben der verkehrsgünstigen Lage - die Vignette auf der TP rechtfertigt? Die betazistische Namensform weist ebenfalls auf nachhellenist., vielleicht spätantike Zeit. Dass die Cosmographia Ravennatis die gleiche Graphie aufweist, macht es wahrscheinlich, dass sie schon in gemeinsamen spätantiken Vorlage zu lesen war, also keine mittelalterliche Verschreibung darstellt.

Kommentar zum Toponym:

Gleiche Namensform:
Rav 2,19 p. 31,42

Libissa
ItAnt 140,1 (lybissa L); ItBurd 572,3 mansio Libissa mil. VIIII ibi positus est rex Annibalianus, qui fuit Afrorum; Guido 100.

Übliche Namensform:
- Λίβυσσα Ptol. 5,1,13 (irrtümlich als binnenländische Stadt geführt); Paus. 8,11,11 Ἀννίβαι γὰρ χρησμὸς ἀφίκετο παρὰ Ἄμμωνος ὡς ἀποθανὼν γῆι καλυφθήσεται τῇ Λιβύσσσηι; Steph. Byz. s. v. Λίβυσσα· φρούριον Βιθυνίας ἐπιθαλάσσιον, ὡς πολυίστωρ Ἀλέξανδρος (Alexander Polyhistor FGrH 273 F 125) τὸ ἐθνικὸν Λιβυσσαῖος; Arrian FGrH 156 F 28 Schol. Tzetz. Chil. I 799 (Cram. An. Ox. III 353, 23) αὐτὸς (sc. ᾽Αννίβας) δὲ φάρμακον πιὼν θνήσκει πρὸς Βιθυνίαν, πρός τι χωρίον Λίβυσσαν καλούμενον τῆι κλῄσει, δοκῶν θανεῖν εἰς Λίβυσσαν πατρίδα τὴν οἰκείαν· ἦν γὰρ ᾽Αννίβαι τις χρησμὸς οὔτω που γεγραμμένος· ´Λίβυσσα κρύψει βῶλος ᾽Αννίβα δέμας´.] τὸ νῦν καλούμενον τὰ Βουτίου, ὡς ᾽Αρριανὸς ἐν Βιθυνιακοῖς γράφει;
Appian Syr. 11 ποταμὸς δ᾽ ἔστι Λίβυσσος ἐν τῆι Βιθυνίαι, καὶ πεδίον ἐκ τοῦ ποταμοῦ Λίβυσσα; Plutarch, Titos Flamininos 20,6f ἐν δὲ Βιθυνίᾳ τόπος ἐστὶ θινώδης ἐπὶ θαλάσσης, καὶ πρὸς αὐτῷ κώμη τις οὐ μεγάλη, Λίβυσσα καλεῖται. περὶ ταύτην ἔτυχε διατρίβων Ἀννίβας
- Libyssa Plin. nat. 5,148 fuit et Libyssa oppidum, ubi nunc Hannibalis tantum tumulus; Amm. Marc. 22,9,2 praetercursa Calchedone et Libyssa, ubi sepultua est Hannibal Poenus, Nicomediam uenit; Mart. Cap. 6,687 ibi Libyssa locus, Nicomediae proximus; in eo sepulchrum Hannibalis memoratur; Eutrop. 4,5 Hannibal … venenum bibit et apud Libyssam in finibus Nicomedensium sepultus est.

Verschreibung:
Lybissa ItAnt 231,2

Vielleicht = mittelbyz. τὰ Βουτίου
Schol. Tzetz. Chil. I 799 τὸ νῦν καλούμενον τὰ Βουτίου, ὡς ᾽Αρριανὸς ἐν Βιθυνιακοῖς γράφει (s. Strobel, DNP; TIB 737).

Hypothesen zu Namensetymologie (vom Grab des “Lybiers” Hannibal, thrakisch oder kleinasiatisch) s. Zgusta 1984, 340.

Bithyn. Küstenort, Festung und Straßenstation an der Nordküste des Golfs von Izmit, 34 km w. von Nikomēdeia (İzmit), westl. an der Mündung des Flusses Libyssos (heute Tavsançıl Deresi oder Dildere), der auf der TP nicht eingetragen ist (s. Strobel, DNP; TIB 737). Das kleine Dorf (κώμη οὐ μεγάλη, φρούριον, oppidum, allerdings eine πόλις bei Ptol. 5,1,13) lag an einem sandigen Strand am Meer, wo der Fluss Libyssos eine kleine Ebene bildete, u. gehörte zum Territorium von Nikomēdeia. In spätröm. u. frühbyz. Zeit öfter genannt als Station der großen NW–SO-Diagonalverbindung durch Kleinasien (Pilgerstraße, Route A 1) zwischen Chalkēdōn u. Nikomēdeia, s. o. die Itinerare, s. TIB 737).

Seit der Antike bekannt als der Ort bzw. die Burg, wo der karthagische Feldherr Hannibal als Gast des bithyn. Königs Prusias I. (angeblich aufgrund eines missverständlichen Orakels, das seinen Tod in “libyscher”/”libysischer” Erde prophezeihte) seine letzten Lebensjahre verbrachte, 183 v. Chr. wegen seiner bevorstehenden Auslieferung an die Römer Selbstmord verübte und begraben wurde (Arr. FGrH 156 F 28; Plin. nat. 5,148; Plut. Tit. Flam. 20; Ioannes Tzetz. Chil. 1,27 801-808). Das Grab wurde laut Tzetz. von Kaiser Septimius Severus in weißem Marmor erneuert u. war noch in byz. Zeit bekannt (s. TIB 737).

Lokalisierung bei Dil İskelesi 264f, gesichert durch die Meilenangaben in den Itinerarien sowie am antiken Übergang über den Libyssos gefundene Meilensteine (s. TIB 265; 737).

Antike Funde: z. B. Meilensteine, Brückenreste; Siedlungsreste in 800 m Entfernung voneinander, wohl der eigentliche Ort (im Osten) und die mansio (im Westen) am SO- u. am W-Abhang des Yılanca Bayır, im O Ufermauern, Wohnhäuser, großer Bau (Mörtelmauern, Gewölbe), im W wieder Reste von Ufermauern, Rundzisterne, Hausmauern; überall reichlich Bau- u. Gebrauchskeramik; bis 1970 noch vieles erhalten (s. Wiegand 1902, 324–326; TIB 738 mit Lit.).

Meilenangabe nach Nicomedia: XXIII (23),
XXII im ItAnt 1401f.
Straßenreste wurden bislang nicht gefunden, allerdings Meilensteine nö. von Libyssa, etwa 1 km nördlich der Mündung des Libyssos ins Meer, sowie ein weiterer Meilenstein westl. von Yarımca bekannt, der von Reparaturen in den Jahren 115–116 n. Chr. zeugt (viam vetustate collapsam) zeugt und beweist, dass die Straße bereits im 1. Jh. n. Chr. angelegt wurde (s. TIB 265 mit Lit.).

Literatur:

Detschew, Dimiter: Die thrakischen Sprachreste, Wien 1957, 275f.

Miller, Itineraria, Sp. 656.

Ruge, W.: Libyssa, RE 13,1 (1926), 203.

Şahİn, S./Işin, M. A./Can, M. K.: Acht Meilensteine aus Libyssa, Epigraphica Anatolica 1 (1983), 41–54.

Sideridēs, X. A.: Λίβυσσα, Δακίβυζα, Γκέκπουζα, Syllogos 27 (1900), 264–287.

Strobel, Karl (Klagenfurt), “Libyssa”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 20 May 2020
Erste Online-Erscheinung: 2006.

Wiegand, Th.: Zur Lage des Hannibalgrabes, Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung 27 (1902), 321-326.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 340.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

15.12.2022 10:47


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1206 [zuletzt aufgerufen am 17.09.2024]

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