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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Pronetios

Name (modern):

? nahe Karamürsel

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher XXVIII     Nicea     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Preietos (DNP)

RE:

Preietos 1

Barrington Atlas:

Prainetos (52 F3)

TIR / TIB /sonstiges:

Prainetos (TIB 13, 931-933)

Miller:

Pronetios

Levi:

 

Ravennat:

Pronesion (p. 91,35)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Datierung: Die Orientierung des Ortes gegen Constantinopolis zusammen mit der Warenlager-Vignette lässt auf eine Zeit schließen, in der Konstantinopel bereits Hauptstadt und Prainetos eine wichtige Verkehrsstation dorthin war. Auch die antiken Belegstellen deuten auf die Spätantike (frühester Beleg bei Plin. nat. 31,23, jedoch unter einer anderen, älteren Namensform, dann erst wieder in spätantik/frühbyz. Texten).

Kommentar zum Toponym:

Die Endung des Namens lässt vielleicht auf eine griech. Vorlage schließen.

Ähnlichste Namensformen:
- Πρόνεκτος Steph. Byz. Πρόνεκτος· πόλις Βιθυνίας πλησίον τῆς Δρεπάνης, ἣν ἔκτισαν
Φοίνικες.
- Pronesion Rav 5,9 p. 91,35

Da die Stadt nach dem bityhn. Gott Πρείετος (auf Inschriften bezeugt) benannt ist, lautet die älteste Namensform (s. Dörner, RE, besonders 1832) wohl
Πρίετος
Theophanes continuatus chron. p. 464 Bekker πρὸς Πρίετον, ἥτις Πραίνετος παρὰ τῶν ἐγχωρίων ἐπωνόμασται, ἔκ τινος πατρίου θεοῦ Βιθυνῶν τὴν κλῆσιν ἐπιτεθεῖσα.
Davon Brietium Plin. nat. 31,23 amnis Alcas in Bithynia Brietium adluit - hoc est et templo et deo nomen - , cuius gurgitem periuri negantur pati velut flammam urentem (frühester Beleg des Ortes).

Häufigste (jüngere) Namensform:
Πραίνετος Sōzomenos hist. eccl, 8,18,5 p. 373 Bidez - Hansen ἐκ Πραινέτου τῆς Βιθυνίας; Palladios, Ioann. Chrys. p. 51 Coleman-Norton εἰς τὰ κατὰ Πραίνετον τῆς Βιθυνίας ἀγρίδια; Hierokl. synekd. 691,2 (zwischen Nikomedeia und Helenopolis aufgeführt); Konst. Porph. them. 1,27 und öfters in byzantin. Quellen. (Sehr fraglich ist, ob in dem Lobgedicht auf Nikaia Anecdota Graeca Par. IV 315 Cramer in Z. 26 Πραίνετος statt des überlieferten Πραινεστός zu lesen ist. Es geht dort um Orte, die für ihre Oliven berühmt sind, s. TIB 314, Anm. 88).

Weitere Formen:
- Πρένετος Sokrates Schol. hist. eccl. 6,16,6 p. 338f ἐν Πρενέτῳ (ἐμπόριον δὲ τοῦτο καταντικρὺ τῆς Νικομηδείας κείμενον)
- Prenctos Guido 99.

Hafenstadt in Bithynia, an der Südküste des Golfes von Astakos bzw. Nikomedeia, am Flüßchen Olcas, benannt nach dem bithynischen Kriegsgott Preietos/Prietos/Prainetos (s. Dörner, RE 1835), der hier eine seiner Hauptkultstätten hatte (Konst. Porph., De thematibus 1,27: Πραίνετος; Plin. nat. 31,23: Brietium). (s. Strobel, DNP). Die Stadt von Steph. Byz. als phöniz. Gründung betrachtet, was zwar nicht stimmt, aber auf ein hohes Alter dieser Siedlung hinweist (s. Dörner, RE 1833).

Nächst Helenopolis (das auf der TP nicht verzeichnet ist) der bedeutendste Hafen an der Südküste des Golfes (s. TIB 267). Seit frühbyz. Zeit vor allem eine wichtige Landestelle für den Verkehr von Kontantinopel nach Kleinasien (s. TIB 931). Diese Bedeutung als Zubringerhafen für Constantinopolis geht auf der TP aus der Placierung gegenüber der Stadtvignette, auf welche die Ausrichtung des Schriftzuges von Pronetios ebenso wie die Straßenlinie hinlaufen. Der Ort bildete außerdem einen der Ausgangspunkte für das Straßensystem des nördlichen Kleinasien (s. TIB 13, 232).

Nach dem Urteil der sog. Eichensynode von 403 gelangte der abgesetzte Bischof Johannes Chrysostomos auf dem Weg in die Verbannung nur bis hier, von wo er sehr bald
nach Konstantinopel zurückgerufen wurde (Sokrates Schol. hist. eccl. 6,16,6 p. 338f; Palladios, Ioann. Chrys. p. 51 Coleman-Norton, S. TIB 13, 931f).
Als Bistum bezeugt seit 553 (s. TIB 932).

Archäolog. Funde: Noch Anf. 20. Jh. wurden in Karamürsel diverse Architekturfragmente gesichtet, die 1997 jedoch nicht mehr zu sehen waren (s. TIB 932 mit Lit.). Noch erhalten sind einige Grabinschriften aus einer heute überbauten röm. Nekropole mit unterirdischen Grabkammern, s. dazu Şahin, 1974, 73f.,78–81 (Nr. 43–46); Schwertheim/Şahin 1977, 262f. (Nr. 7); Şahin, S./Öğüt-Polat 1985, II 119f (Nr. 84f., 90); Cremer 1992, 52–59; Bondoux 2003, 403f.

Meilenangabe nach Nicea: XXVIII (28), ca. 42 km.
- Zur hohen Bedeutung dieser Direktverbindung nach Nikaia für die Anbindung an Konstantinopel und and den Verkehrsknotenpunkt Nicaea und ins Hinterland, s. Lefort 1995, 215; Lefort 2003, 470 und TIB 300. Diese in byzantin. Quellen öfter erwähnte Variante der Diagonalstraße A 1 verlief, wenn man der Distanzangabe auf der TP folgt, am wahrscheinlichsten über Akçat zur Pilgerstraße mit einer Entfernung, abhängig vom genauen Wegverlauf, zwischen 36 und über 40 km (s. TIB 267 mit Forschungsdiskussion).
- Die Küstenstraße nach 8B2 Eribulo (Eribolon) und 8B2 Pylae (Pylai) ist nicht eingezeichnet (dazu Külzer 2016, 56f), vermutlich von einem Kartographen oder Kopisten schlicht vergessen, wie so viele andere Streckenverbindungen auf der TP. Der rote Aufwärtsstrich links neben dem “P” von Pronetius, war vielleicht der Ansatz einer Straßenlinie, die dann abgebrochen und deren Fortsetzung dann versäumt wurde.







Miller, Itineraria, Sp. 687:

Datierung (Barrington):
Prainetos - Roman/ Late Antique

DNP:
Preietos
(Πρείετος). Hafen- und Bischofsstadt in Bithynia, an der Südküste des Golfes von Astakos bzw. Nikomedeia, wohl nahe dem h. Karamürsel, benannt nach dem bithynischen Kriegsgott P., der hier eine seiner Hauptkultstätten hatte (Konstantinos Porphyrogennetos, De thematibus 1,27: Πραίνετος; Tab. Peut. 9,2: Pronetios; Plin. nat. 31,23: Brietium).
Strobel, Karl (Klagenfurt)
Bibliography
F. K. Dörner, s. v. P. (2), RE 22, 1832-1835
Ders., Inschr. und Denkmäler in Bithynien (IstForsch 14), 1941, 37-40, 65-67, Nr. 39-42.

Literatur:

Bondoux, R.: Les Villes, in: Geyer, B./Lefort, J. (Hgg.): La Bithynie au Moyen Âge (= Réalités Byzantines 9), Paris 2003, 377–409, hier: 403f.

Cremer, M: Hellenistisch-römische Grabstelen im nordwestlichen Kleinasien, 2. Bithynien (Asia Minor Studien 4/2), Bonn 1992, 52–59.

Dörner, F. K.: Preietos 1 und 2 Preietos, RE 22,2 (1954), 1832-1835.

Dörner, F. K.: Inschriften und Denkmäler in Bithynien (= IstForsch 14), 1941, 37-40, 65-67, Nr. 39-42.

Külzer, Andreas: Zwischen Europa und Asien: Zur Darstellung der thrakischen Chersones
und des westlichen Kleinasien auf der Tabula Peutingeriana, Orbis Terrarum 14 (2016),
49–68, hier: 56f.

Lefort, J.: Les communications entre Constantinople et la Bithynie, in: C. Mango/G. Dagron (Hgg.): Constantinople and its Hinterland. Papers from the Twenty-seventh Spring Symposium of Byzantine Studies, Oxford, April 1993 (= Society for the Promotion of Byzantine Studies 3), Aldershot 1995, 207–218, hier: 215.

Lefort, J.: Les grandes routes médiévales, in: Geyer, B./Lefort, J. (Hgg.): La Bithynie au Moyen Âge (= Réalités Byzantines 9), Paris 2003, 461–472, hier: 470.

Miller, Itineraria, Sp. 687.

Şahin, S.: Neufunde von antiken Inschriften in Nikomedeia (Izmit) und in der Umgebung
der Stadt. Diss. Münster 1974,73f.,78–81 (Nr. 43–46).

Şahin, S./Öğüt-Polat, S.: Katalog der bithynischen Inschriften im Museum von Istanbul,
EpAnat 5 (1985), 97-124, hier: II 119f (Nr. 84f., 90).

Schwertheim, E./Şahin, S.: Neue Inschriften aus Nikomedeia und Umgebung, ZPE 24 (1977) 259–264, hier: 262f (Nr. 7).

Strobel, Karl (Klagenfurt), “Preietos”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 06 August 2020
First published online: 2006.

Dörner, Friedrich Karl, Pronetios, RE XXIII.1, 1957, Sp. 742.

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Letzte Bearbeitung:

18.10.2023 14:46


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1229 [zuletzt aufgerufen am 18.09.2024]

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