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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Lugduno

Name (modern):

Leyden (Miller) / Katwijk (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher II     Pretorium Agrippine (Praetorium Agrippinae)     -     Foro Adriani     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Gallien/Germanien

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

1A1 / 1A2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Lugduno (368,3)

Alternativer Name (Lexika):

Lugdunum, Lugudunum (DNP)

RE:

Lugdunum

Barrington Atlas:

Lugdunum (10 A4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Lugduno

Levi:

Lugduno (A,I,1)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Λουγόδινον (2,9,4)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Numismatische Zeugnisse sprechen für die Nutzung dieses Platzes als Kastell ab der hadrianischen Zeit. Eine Zuweisung des Eintrags zu einer Kopierstufe des 2.Jh. n.Chr., eventuell auch später, ist auf dieser Grundlage möglich.

Kommentar zum Toponym:

Lugduno, auf der Tabula Peutingeriana mit einer Zweiturmvignette dargestellt, ist identisch mit Lugdunum (der Name Lugdunum Batavorum ist eine von Janus Dousa kreierte neulateinische Konstruktion des 16. Jahrhunderts), dem westlichsten Kastell am Niedergermanischen Limes. Es liegt an der Stelle, wo in der Antike der (bereits ab dem späteren 1.Jh. n.Chr. allmählich verlandende Rheinarm) Oude Rijn in die Nordsee mündete. Hier zu lokalisieren ist der Schauplatz der bei Sueton berichteten Episode (Caligula 46), dass Caligula im Kontext seines gescheiterten Britannienfeldzuges seine Soldaten Muscheln sammeln ließ, um sie als Kriegsbeute im Triumphzug in Rom zu präsentieren und später ebenfalls als Demonstration seines angeblichen Erfolges einen gewaltigen Leuchtturm nach dem Vorbild des Pharos in Alexandria bauen ließ. Die benachbarte Station Praetorium Agrippinae geht tatsächlich auf Caligula zurück (39 n.Chr.), der es nach seiner Mutter Agrippina benannte.
In späterer Zeit versank Lugdunum Batavorum im Meer; Millers Gleichsetzung mit Leiden (ItMiller 41) ist falsch. Dass sich die Stadt den Namen Lugdunum Batavorum aneignete und die Universität in ihrem Siegel den Namenszug Academia Lugduno Batava trägt, ist also historisch nicht korrekt. Nicht zweifelsfrei gesichert ist die Gleichsetzung mit den Ruinen der Brittenburg, die im Mittelalter wiederholt Gegenstand kartographischer Darstellungen waren, z.B. auf Kupferstichen von Abraham Ortelius 1562 und 1582. Die Gleichsetzung mit dem antiken Kastell ist aber nicht gesichert. Die Überreste der Brittenburg waren offensichtlich noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wenn der Bereich trockenfiel (etwa bei Sturmfluten), sichtbar. Inzwischen ist aber kein archäologischer Nachweis mehr möglich. Überlegungen zum Zeitpunkt der Errichtung des römischen Militärlagers und seiner Nutzungsdauer müssen sich daher auf Fundmünzen (die späteste von 270), Inschriften (CIL 13, 8827; 8828 = AE 1976, 518; CIL 8824; 8823; 8825), gestempelte Legionsziegel (z.B. CIL 13, 12405, 1-2; 12566, 1-4) und Keramik stützen. Auf dieser Grundlage wahrscheinlich zu machen ist die Nutzung dieses Platzes als Kastell ab der hadrianischen Zeit und dessen Räumung im Zeitraum 270 / 275 n.Chr. im Zusammenhang mit der Auflösung des Gallischen Sonderreiches und dem Frankeneinfall, wie es z.B. auch bei dem nahegelegenen Kastell Fectio / Fectium der Fall war. - Vgl. auch Fletione (Fectio).

DNP:
Lugdunum, Lugudunum

Dieser Ort ist auf folgenden Karten verzeichnet:

Bataveraufstand | Caesar | Christentum | Coloniae | Gallia | Handel | Limes | Punische Kriege | Roma | Roma | Theater | Straßen
A. Name

Älteste, rein kelt. Form auf einer Silbermz. des Jahres 42 v.Chr. Lugudunon, lat. Lugudunum; Ptol. 2,8,17: Λούγδουνον. Cass. Dio 46,50,5 nennt Λουγούδουνον als ältere, Λούγδουνον als zu seiner Zeit gebräuchliche Form. Die Bed. des ersten Wortteils ist umstritten [1. 30, 38]: von lug, dem Namen einer kelt. Gottheit, oder von λοῦγος/lúgos, nach Kleitophon FGrH 293 F 3 kelt. für “Rabe”, also “Rabenburg” (dunon, kelt. “Berg, Burg”). L. könnte auch “leuchtender Berg” (mons lucidus) bedeuten.

Lafond, Yves (Bochum)
Leglay, Marcel † (Lyon)

B. Historische Entwicklung

Es handelte sich zunächst um zwei kelt. Siedlungen aus vorcaesarischer Zeit, die erste auf dem Hügel Fourvière am rechten Ufer des Arar (Saône) mit einem oppidum, die zweite, spätere auf dem Landzipfel zw. Rhodanus (Rhône) und Arar (Strab. 4,1,11). Strab. l.c. nennt sie πόλις Σεγοσιανῶν/pólis Segosianṓn, Plin. nat. 4,107 colonia in agro Segusiavorum. Diese kelt. Ansiedlung ist aber nicht gesichert (die ältesten Ruinen stammen erst aus dem 1. Jh.v.Chr.) [2]. Die erste röm. Niederlassung erfolgte 61 v.Chr., als im Zusammenhang mit der Empörung des Catugnatus die in Vienna ansässigen röm. Kaufleute vertrieben wurden, und zwar zum Fuße des Hügels (ἐκτισμένον ὑπὸ λόφῳ, Strab. 4,3,2). Ihre eigentliche Gründung als Stadt und ihre Erhebung zur colonia geschah 43 v.Chr. durch den praetor der Gallia Transalpina L. Munatius Plancus: Colonia Copia Claudia Augusta Lug(u)dunum (tribu Galeria). Die Angesiedelten waren nach Tac. hist. 1,65,2 Veteranen. 197 n.Chr., nach dem Kampf des Severus gegen Clodius Albinus, wurde L. teilweise eingeäschert. Zu E. des 3. Jh.n.Chr. wurde die zeitweilige Kaiserresidenz von L. nach Augusta [6] Treverorum (Trier) verlegt. 470 n.Chr. besetzten die Burgunder L., 725 n.Chr. wurde L. von den Sarazenen geplündert.

Lafond, Yves (Bochum)
Leglay, Marcel † (Lyon)

C. Wirtschaft und Kultur

L. war der Mittelpunkt von Verwaltung und Wirtschaft der Tres Galliae (Gallia). 12 v.Chr. wurde der Kult der Roma und des Augustus in Condate (Bundesheiligtum der Tres Galliae, mit Altar (ara dei Caesaris ad confluentem Araris et Rhodani dedicata, Liv. per. 139), Tempel und Amphitheater) auf den Hängen des Zusammenflusses von Saône und Rhône beim h. Croix-Rousse gegr. (Strab. 4,3,2) [3; 4. 532-540]. Dort feierten jährlich am 1. August etwa 60 civitates am Altar der Roma und des Augustus ein Weihefest. L. war seit tiberischer Zeit außerdem der Sitz des Stadtkultes der Roma und des Augustus (städtisches Heiligtum mit Tempel, Hof mit Säulenumgang, Kryptoporticus und Altar) [5]. Die Stadt war wichtiger Straßenknotenpunkt seit Agrippa (gest. 12 v.Chr.); Sitz der Verwaltung der Prov. Gallia Lugdunensis. L. blühte im 1. Jh.n.Chr. rasch auf. Augustus hielt mehrfach dort Hof [6]. Caligula entwarf hier seinen Plan, Rhetorenwettkämpfe und Spiele beim Bundesaltar auszuführen. Er ließ dort den König Ptolemaios von Mauretania ermorden (Suet. Cal. 17,3; 35,2). In L. wurde Kaiser Claudius geb. (Suet. Claud. 2,1) [7]. Sen. epist. 91,10-14 nennt L. maxima und ornamentum trium provinciarum (‘größte’ und ‘Schmuck der drei Provinzen’). 65 n.Chr. wurde L. durch einen Brand verwüstet (Tac. ann. 16,13,3). Aber die Stadt gelangte trotz der Bürgerkriegswirren von 68/9 n.Chr. zu neuer Blüte. Unter Hadrianus, dem restitutor Galliae, kam es zu reger Bautätigkeit. Das Handelsviertel lag an den beiden Wasserläufen und auf der Halbinsel (canabae). Rasche Christianisierung [8], mit der die Namen des Pothinus und Irenaeus (Eirenaios [2]) und der Märtyrer von 177 n.Chr. verbunden sind [9]. Mehrere bed. Denkmäler sind erh.: in Fourvière [10] Theater, Odeon, Tempel der Kybele (?) [11]; in La Croix-Rousse Amphitheater [12; 13]; Thermen; Wasserleitungen [14]; zahlreiche Gräber.

Gallia

Lafond, Yves (Bochum)
Leglay, Marcel † (Lyon)


DNP:
Lugudunum 1
https://de.wikisource.org/wiki/RE:Lugudunum_1#XIII,2

Literatur:

Franz, Cramer, Lugudunum 1, in: RE XIII/2 (1924), Sp. 1724.

Franz Cramer, in: RE XIII / 2, 1924, 1724 s.v Lugdunum 4; Miller, Itineraria, 41. 57; Hans Schönberger, Die römischen Truppenlager der frühen und mittleren Kaiserzeit zwischen Nordsee und Inn, in: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 66, 1985 (1986), 458 D1; Maarten D. De Weerd, Recent Excavations near the Brittenburg. A Rearrangement of Old Evidence, in: Christoph Unz (Hrsg.), Studien zu den Militärgrenzen Roms III. 13. Internationaler Limeskongress: Vorträge, Aalen 1983, Stuttgart 1986 (= Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 20), 284-290; Wilfried A. M. Hessing, Das niederländische Küstengebiet, in: Tilman Bechert / Willem J.H. Willems (Hrg.), Die römische Reichsgrenze zwischen Mosel und Nordseeküste, Stuttgart 1995, 89-101, hier 96-98; Michael Erdrich, in: RGA 19, 2001 (2. Aufl.), 29f. s.v. Lugdunum Batavorum; Ed T. van der Vlist, in: Rudolf C. J. van Maanen / Jannis W. Marsilje (Hrg.), Leiden. De geschiedenis van een Hollandse stad, Band 1: Leiden tot 1574, Leiden 2002, 1-5; Elisabeth de Bièvre, Sealed Architecture. City Seals, Architecture and Urban Identity in the Northern Netherlands, 1200–1700, in: Jill A. Franklin / T. A. Heslop / Christine Stevenson (Hrg.), Architecture and Interpretation. Essays for Eric Fernie, Woodbridge 2012, 323-327; Marcel P. R. van den Broecke, Ortelius’ Brittenburg, in: Tijdschrift voor Historische Kartographie in Nederland, 32 / 2, 2013, 42-46; Tünde Kaszab-Olschewski, Überlegungen zur Brittenburg, in: BJ 214, 2015, 43-69.


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Letzte Bearbeitung:

06.12.2023 20:01


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=2986 [zuletzt aufgerufen am 30.09.2024]

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