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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Vesontine

Name (modern):

Besançon

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XVIII     Segobodium     XV (?)     Crusinie     
Toponym nachher XIII     Link     XV     Filo Musiaco     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Gallien/Germanien

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

2A1

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Visontione (348,5)

Alternativer Name (Lexika):

Vesontio (DNP)

RE:

 

Barrington Atlas:

Vesontio (18 D2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Vesontine

Levi:

Vesontine (A,I,1)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Οὐισόντιον (2,9,21)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Kommentar (Talbert):
The two routes between Vesontine and Avgvsta Rvracvm are a vivid illustration of the distortions imposed by the map`s format. Even the longer (lower) route is under 100 Roman miles, yet both extend over almost an entire parchment width.
-> stretch to Loposagio
One stretch is drawn as two.

Miller, Itineraria, Sp. 70-71:
Vesontine, Visontine (It), Vesontine (It), Bizantia (Ra – in Alamannia), Busuntius (Ra – zu Burgund), Metropolis civ. Uesontiensium (ND in Maxima Sequanorum), Vesontes, legio Comiatensis (ND), civ., eccl. Vesuntinensis, Vesontionensis (MA), Bisontii, Hauptstadt der Sequaner (Am), Vesontio (Caes), Visontium (Pt), Besontium (Cass Dio), Visonticorum civitas (Greg); j. Besançon. Iss: 5365 bis 5407. Münzenfunde; ferner Trümmer eines Amphitheaters, einer Wasserleitung und anderer Gebäude, vor allem des Kapitols; hierüber vgl. Castan, Le Capitole de Vesontio et les Capitoles provinciaux du monde Romain 1868 und les capitoles provinciaux du monde Romain 1886.
Kreuzungspunkt mit Strecke 25.

Miller, Itineraria, Sp. 72:
Vesontine, s. o.
15 (Fehlt bei Bg); nach Ariorica 16 (It). Im It fehlt die Zwischenstation Filo Musiaco, in der Ta fehlt Urba.

Miller, Itineraria, Sp. 119:
Vesontine, Strecke 7; j. Besançon.
13; bis Epam. 31 (It); bis Velatudoro 22 (It).

Datierung (Barrington):
Vesontio - Hellenistic/Roman/Late Antique (Frézouls 1988, 7-178)

DNP:
Vesontio

(Vesontine, Bisontii, Besantio, Οὐεσόντιον, h. Besançon, Dép. du Doubs), civitas-Metropole der Sequani.

I. Anfänge
Dank der hervorragenden top. Lage (Caes. Gall. 1,38,4; Iul. epist. 26; Ptol. 2,9,21) in einer beinahe kreisförmigen Schleife des Dubis (h. Doubs; Radius 600 m), deren Isthmus im SO von einer natürlichen Erhebung (Colline de la Citadelle) blockiert wird, war der Ort seit der älteren Brz. besiedelt. Die bes. strategische Bed. von V. zeigte sich im Gallischen Krieg, als es Caesar kurz nach Kriegsbeginn 58 v. Chr. gelang, V. noch vor Ariovistus zu besetzen (Caes. Gall. 1,38 f.; vgl. Cass. Dio 38,34). Eine spätlatènezeitliche Siedlung konnte an den westl. und nördl. Ufern des Flußbogens nachgewiesen werden. Das Areal war durch einen Graben (Talweg) vom anderen Teil der Schleife abgetrennt, wo die Besiedlung nicht vor der 1. H. des 1. Jh. v. Chr. einsetzte [1; 2].
Doch erst zu Anf. der augusteischen Zeit (um 25 v. Chr.) läßt sich ein nach röm. Art angelegtes orthogonales Straßensystem feststellen [3]. Die Hauptachse (cardo maximus) bildete die aus SO von It. her über die Landenge in die Stadt hineinführende Fernverbindung (h. Grande Rue). Es wurden zwei Arten von Gittermustern festgestellt, eines aus der Zeit um 25 v. Chr. und eines mit regelmäßigeren insulae um 14-60 n. Chr. Über eine Brücke im Bereich einer Furt setzte sich der cardo fort und verzweigte sich in Fernstraßen: Die Itinerarien nennen zwei Routen nach NO, nach Epamanduodurum (h. Mandeure) auf den Rhenus [2] (h. Rhein) zu, eine nordwestl. nach Andematu(n)num (h. Langres) und eine südwestl. nach Cabillum (h. Chalon-sur-Saône) und weiter in die Narbonensis (Tab. Peut. 3,1; Itin. Anton. 348,5; 368,3). Von den arch. nachgewiesenen Straßen ist die nach Luxovium (h. Luxeuil) in Richtung Vosegus (h. Vosges, Vogesen) erwähnenswert.
68 n. Chr. verwehrte V. (Cass. Dio 63,24) in Unterstützung des C. Iulius [II 150] Vindex dem Statthalter Verginius [II 1] Rufus den Einlaß; in der Schlacht vor ihren Toren kam Vindex ums Leben [4]. Während der Erhebung des Iulius [II 43] Civilis 70 n. Chr. verhielt sich V. loyal (Tac. hist. 4,67). Ob V. von Galba der Titel einer colonia verliehen wurde, ist strittig (CIL V 6887).

Schön, Franz

II. Blütezeit
Die Stadt erlebte von flavischer bis in antoninische Zeit (2. Jh. n. Chr.) eine Blütephase, die zur großzügigen Ausgestaltung ihrer Infrastruktur führte. Die Besiedlung dehnte sich auf die ganze Halbinsel aus und griff auf das rechte Ufer des Dubis über. Ein Forum entstand auf der nordöstl. Seite des cardo maximus im Süden der Stadt (Square Castan). In der rel. Architektur ist sowohl kelt. als auch röm. Trad. vertreten. Bei dem sich an das Forum nach SO anschließenden Gebäude handelt es sich verm. um das Nymphäum einer einheimischen Gottheit. Eine kreisförmige Anlage aus flavischer Zeit im Westen der Stadt (Chamars, zwei konzentrische Mauern, durch schiefe Quermauern miteinander verbunden) könnte neben der üblichen Deutung als Heiligtum einer einheimischen Gottheit (Mars Vesontius: CIL XIII 5368) auch als macellum oder Versammlungsstätte erklärt werden.
In inschr. und bildlichen Darstellungen ist die Verehrung röm. Gottheiten überl., meist in synkretistischer Interpretation mit einheimischen Kulten, so für Mercurius Cissonius (CIL XIII 5373), Mercurius mit Apollo (CIL XIII 5366 f.; 5373) und die Matres (CIL XIII 5371); bezeugt sind aber auch kelt. Götter, unter anderen der Hammergott Sucullus (CIL XIII 5371), des weiteren eine Gottheit mit cucullus (Kleidung B.4.) und Hypnos mit einem Torques (II.). Ein verm. dem röm. Kaiserkult geweihter Tempel befand sich am cardo etwa 200 m nordwestl. des Forum.
Öffentlichen Veranstaltungen diente ein großes Amphitheater (138 × 106,5 m) jenseits des Flusses und ein Theater am Beginn des cardo, dessen cavea sich an die Colline de la Citadelle anlehnte. In der Nähe befand sich ein Verteilerbecken für das Trinkwasser, das über einen Aquädukt aus 10 km Entfernung hergeleitet wurde [5]. Unter der Straße sind Reste eines Sammlers für Abwasser nachgewiesen. Größere Thermen hat man im Norden ausgegraben (Marché Couvert). Allenthalben wurden Spuren von bis in kelt. Zeit zurückgehenden Wohnhäusern entdeckt; bemerkenswert sind v. a. die röm. Wohnarchitektur aus Stein mit Hypocaustum, Mosaiken, Wandmalereien und Marmorverkleidung. An mehreren Orten, bes. an der nördl. und nordöstl. Peripherie, waren Wohn- und Werkstätten miteinander verbunden. Es gab Töpfereien, Webereien und eine Korbflechterei (oder Gerberei).

Schön, Franz

III. Prosperität und Stagnation
Die Unruhen der J. 173-175 in der civitas Sequanorum, Vorboten der aufkommenden allg. Reichskrise, wurden von Marcus [2] Aurelius niedergeschlagen (SHA Aur. 22,10); sie taten der Prosperität keinen Abbruch. Am südlichsten Punkt der Hauptachse, am Fuße der Colline de la Citadelle, wurde verm. infolge dieser Ereignisse ein Stadttor (h. Porte Noire oder Porte de Mars) errichtet, dem nicht fortifikatorische, sondern kommemorative Bed. zukam. Das noch in seinem h. Zustand imposante Bauwerk (16,60 × 2,10 m; H: 16,45 m) thematisiert in seinem reichhaltigen Dekor an den Wänden bes. die kaiserlichen Siege [6]. Durch die diocletianische Reichsreform wurde V. Metropole der neuen Prov. Maxima Sequanorum und verm. Sitz des dux provinciae Sequanorum (Not. dign. occ. 36; Notitia Galliarum 9,1). Auson. pro consulatu 7,31 berichtet von einer Rednerschule im 4. Jh. in V. 354 n. Chr. zählt Amm. 15,11,11 die Stadt zwar noch zu den “mächtigeren”, doch schon 360 bezeichnet sie Iul. epist. 26 (vgl. Amm. 20,10,3) als “zusammengedrängte Stadt” und Abglanz früherer Größe. Die Befestigungsmauer der zur Colline de la Citadelle zurückgezogenen Stadt ist arch. nachgewiesen. Die Anwesenheit des Bischofs Pancharius 346 läßt auf die Existenz einer episkopalen Anlage unter der h. Kirche Saint-Jean schließen [7. 70].
Weitere arch. Befunde: spätlatènezeitliche Gräber und Brandgräber bis zur Zeit des Nero im Westteil der Schleife (Viertel Chamars), Nekropolen auch auf dem rechten Flußufer und an den Ausfallstraßen.

Schön, Franz

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 70-71. 72. 119;

1 J.-O. Guilhot, C. Goy (Hrsg.), Catalogue de l`exposition “20 000 m3 d`Histoire, Besançon”, 1992

2 J.-O. Guilhot, Besançon (Doubs), in: P. Jud (Hrsg.), Die spätkelt. Zeit am südl. Oberrhein (Koll. Basel 1991), 1994, 137-144
3 G. Chouquer, Le plan de la ville antique et de la ville mediévale de Besançon, in: Revue archéologique de l`est et du centre-est 45, 1994, 361-407

4 L.-J. Doby, Verginius at Vesontio, in: Historia 24, 1975, 75-100

5 L. Jacottey, Le problème de l`approvisionnement de Besançon antique: l`aqueduc d`Arcier, in: Caesarodunum 31, 1997, 399-404
6 H. Walter, La Porte-Noire de Besançon, 2 Bde., 1986

7 C. Munier, Conciles gaulois du IVe siècle (SChr 241), 1977.

R. Bedon, Atlas des villes, bourgs, villages de France au passé romain, 2001, 105-108

C. Fohlen (Hrsg.), Histoire de Besançon des origines à la fin du XVIe siècle, 1964, 27-141

J.-O. Guilhot u. a., Besançon, Document d`évaluation du patrimoine archéologique urbain, 1990

L. Lerat, Besançon antique, 1990

M.-J. Morant u. a., Besançon antique, in: E. Frézouls (Hrsg.), Les villes antiques de la France, Bd. 2, 1988, 6-178.

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Letzte Bearbeitung:

07.04.2024 12:59


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=3385 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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