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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Lacenium

Name (modern):

Capo Colonna

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XL     Crontona     
Toponym nachher XXX+?     Annibali     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/452356
Großraum:

Italien

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

6B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Promunturium [3] Lacinium (DNP)

RE:

Lacinium promunturium

Barrington Atlas:

Lacinium Pr. (46 F3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Lacenium

Levi:

Lacenium (A,I,1)

Ravennat:

°Facenio (p. 69.16)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Λακίνιον ἄκρον (3,1,11)

Plinius:

cornu Lacinium (3,43), promunturium Lacinium (3,96; 3,97; 3,99)

Strabo:

6,1,11

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

PK:
Ptolemaios erwähnt auch das dazugehörige Vorgebirge Λακίνιον ἄκρον (3,1,11).
Es handelt sich um keinen Ort, sondern um das auf die Landfläche gerutschte Vorgebirge Lacinium, das hier fälschlicherweise die Vignette von Croton eingenommen hat. Deshalb fehlt auch eine Distanzangabe zwischen Petelia und Croton.

Plin 3,43:
eines der beiden Hörner, die den Amazonenschild bilden.

Plin nat 3,96
promunturium Lacinium [...] Ipsum a Caulone abesse LXX prodit Agrippa.

Miller, Itineraria, Sp. 360:
Lacenium, Facenio (Ra), Facenium (Gu), est Lacinium promontarium (St, Pt, Pl, Ml), die südwestlichste Spitze des Sinus Tarentinus (St) am gleichnamigen Prom., auch Naus (It ma: Entfernung 110 Stad. von Crotona); j. Cap Colonne o Nau. Reste, eine über 8 m hohe dorische Säule, von dem berühmten Heratempel stammend (Kult der Juno Lacinia). 40 (zu viel), 150 Stad. (St), 100 Stad. (It ma); es sind ca. 6 mp.

Datierung (Barrington):
Lacinium Pr. – ? (RE; BTCGI IV, 409-19)

(SH:) Distanzangabe von Lacenium. bis Annibali· mit einem Fragezeichen versehen. Nach der Distanzfigur (XXX) ist eine Lücke zu erkennen, die eigentlich ein unfertiges VI oder ein umgedrehtes V darstellen hätte sollen.

DNP:
Promunturium, Promontorium
[3] Promunturium Lacinium Kap an der Ostküste von Bruttium, h. Capo Colonna
Kap an der Ostküste von Bruttium (Bruttii), 11 km südöstl. von Kroton, h. Capo Colonna. Hier stand ein Heiligtum der Hera (Strab. 6,1,11: τὸ Λακίνιον Ἥρας ἱερόν; Liv. 24,3,3; Dion. Hal. ant. 1,51; Diod. 4,24,7; vgl. den Bezug des h. ON zur Säulenarchitektur), ein extraurbanes Heiligtum mit kultischer Beziehung zur Seefahrt. Obgleich die arch. Spuren nicht über das 7. Jh. v. Chr. zurückreichen, steht der Ursprung des Heiligtums wohl mit den Fahrten des Herakles [1] in Verbindung (Serv. Aen. 3,552), ist also sicher früher anzusetzen. Der Kult der Iuno Lacinia weist Verbindungen zum Hirtenleben auf. Hannibal [4] ließ hier 205 v. Chr. eine Br.-Säule mit einer punisch-griech. Bilingue aufstellen (Pol. 3,33,18; Liv. 28,46,16).
Muggia, Anna (Pavia)

RE:
Lacinium promunturium, [gr. Lakinion akron, Lakinia akra] (Strab. VI 261f. 281. Etym. M. Ptolem. III 1,10. Lykophr. Alex. 856 m. Tzetz. Schol. Appian. bell. civ. V 133; Samn. 7. Mela II 68. Plin. n. h. III 43. 96. 97. 99. Steph. Byz. Tab. Peut. Lacenium), Vorgebirge an der Ostküste von Bruttium, nach Liv. XXIV 3 irrig 16 mp. (lies 6 mp.), nach Strab. VI 262 irrig 150 Stad. (lies 50 Stad.) von Kroton entfernt. "Es endigt in Gestalt eines Fußes (2km), dessen nach Norden gewandte Spitze den berühmten Tempel trägt" (Nissen Ital. Landesk. II 943. Lénormant Grande Grèce II 1ff.). Eine auch noch zu große Entfernung von Kroton gibt das Itin. marit. 490 an: 100 Stad. = 10 mp.
Von dem alten Tempel der Iunio Lacinia (Skyl. 13. Strab. V 261), in dem Hannibal auf Erz einen Bericht aufstellen ließ (Cic. de div. I 48. Polyb. III 33, 18. 56,4. Liv. XXVIII 46), haben sich noch Überreste erhalten, eine 8,29m hohe Säule. Einst waren es wohl 48 Säulen, die um 1520, als Baumaterial für den Palast des Erzbischofs in Kroton gebraucht wurde, meist zum Opfer fielen (Nissen a.a.O. II 943). Jedenfalls war das Kap mit den Tempelsäulen ein Seezeichen, so daß es noch heut Capo delle Colonne oder Capo di Nao (gr. naós) heißt, ja im Itin. marit. 490 wird es bereits Naus genannt. Es ist der Baugeschichte wegen wahrscheinlich, dass bereits die vorgriechische Bevölkerung Unteritaliens an dieser markanten Stelle ein Heiligtum hatte (Serv. Aen. III 552. Dionys. Hal. I 510. Diod. IV 24,7), an dem die Griechen seit 600 etwa die Hera verehrten, die dann schließlich der Madonna del Capo weichen mußte. Das Heiligtum erfreute sich guter Einnahmen, kostbarer Geschenke und Kunstwerke und großer Verehrung (Skyl. a. a. O. Aristot. mir. ausc. 96. Athen. XII 541 a. Cic. de inv. II 1. Liv. XXIV 3) so dass die Reichtümer öfters zur Plünderung Anlass gaben (mir. ausc. 96. Plut. Pomp. 24,5. Appian. bell. civ. V 133), so auch 174, als der Censor Q. Fulvius Flaccus die Marmorziegel raubt, sie aber auf Befehl des Senats zurückschaffen muss, aber nicht mehr an Ort und Stelle einfügen kann (Liv. XLII 3. val. max. I 1,20. Nissen a.a.O.). Unter Traian finden wir als letzten Beweis der Verehrung der Iuno daselbst die Inschrift eines kaiserlichen Freigelassenen, CIL V 1061.
Die von Plinius n. h. III 95 dort erwähnten Inseln, 10 mp. vom L. entfernt, deren größte auch von Skyl. 13 und Prokop. a.a.O. (vgl. Lénormant Grande Grèce II 233) genannt, Calypso gewesen zu sein scheint, sind heute verschwunden und als Untiefen nur den Fischern bekannt, Kiepert FOA 19,4. [Philipp]

Kommentar (Ravennat):
Pro Lacenio, error legendi auctoris ipsius, ut videtur.

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 360;

Philipp, Hans, Lacinium promunturium, in: RE XII.1 (1924), Sp. 345-346.

Muggia, Anna, Promuntorium, Promontorium [3] Lacinium, in: DNP 10 (2001), Sp. 407;

G. Maddoli, I culti di Crotone, in: Crotone (Atti del 23. Convegno di Studi sulla Magna Grecia 1983), 1986, 315-328

R. Spadea, Il tesoro di Hera, in: BA 88, 1994, 1-34

M. Giangiulio, Tra mare e terra. L`orizonte religioso del paesaggio costiero, in: F. Prontera (Hrsg.), La Magna Grecia e il mare, 1996, 255 f.

R. Spadea, I santuari di Hera a Crotone, in: J. de la Genière (Hrsg.), Hera. Images, espaces, cultes. Actes du Colloque International de Lille 1993, 1997, 235-259

BTCGI 4, 409-419.

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Letzte Bearbeitung:

03.04.2024 21:34


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=458 [zuletzt aufgerufen am 01.10.2024]

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