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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Vindobona

Name (modern):

Vienna

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher VI     Citium     
Toponym nachher X     Villa Gai     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Balkanraum nördlich

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

4A1 / 4A2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Vindobona (It. Ant. 248,2; 233,8)

Alternativer Name (Lexika):

Vindobona (DNP)

RE:

Vindobona

Barrington Atlas:

Vindobona (13 B4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

 

Levi:

Vindobona (A,II,1)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Οὐινδόβονα (Ἰουλιοβόνα) (2,14,3)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Miller, Itineraria, Sp. 421:
Vindobona, it. leg. X gemina (It), Juliobona leg. X germanica (Pt - verschrieben), Vindobona (I: CIL III 710), sonst auf Iss meist nur Vind., Vendobona (Aur. Vict), Οὐινδόβουνα (Agathem), Vindomara (ND - praefercuts leg. X geminae - praefectus classis Histricae; arrunto sive Uindomanae, a Carnunto translata), Vindomina (Jorn); ursprünglich keltische Stadt, dann röm. municipium (I: CIL III 4557); hier die stärkste der 3 Donauflottillen, Hauptwaffenplatz; Garnison (nacheinander) der Leg VII, VIII (teg.:CIL III 4660) und XIV (Teg. ib. 4661), alle gemina; leg. XXX Vlpia Victrix (teg. ib. 4663); Todesort des Kaisers Antoninus Philos. (Aur. Vict); j. Wien. Vgl. Domascewski

Datierung (Barrington):
Vindobona – Roman/Late Antique (Kandler 1986, 177-84)

DNP:
Vindobona
Röm. Lager mit Zivilsiedlung am Istros [2] (Danuvius/Donau) in der Pannonia Superior, h. Wien. Die Etym. des ON V. ist umstritten, kelt. Ursprung darf angenommen werden; der h. ON Wien geht wohl auf die slawische (?) Bezeichnung des Wienflusses zurück. Erstmals lit. bezeugt bei Ptol. 2,14,3 (Οὐι[νδ]όβονα; vgl. Tab. Peut. 5,1: Vindomana; Itin. Anton. 34,25; 34,28; Not. dign. occ. 34,25; Aur. Vict. Caes. 16,14; (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 16,12; auf Meilensteinen und Ziegeln in Abkürzung). Die ältesten Siedlungsspuren im Wiener Raum gehen auf die vor-indeur. Donauländische Kultur (3. Jt. v. Chr.) zurück; es finden sich eine latènezeitliche kelt. Siedlung auf dem Leopoldsberg sowie weitere kelt. Siedlungen im h. Stadtgebiet von Wien.
Um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. wurde hier ein Detachement ( vexillatio ) der legio XV Apollinaris aus Carnuntum stationiert (CIL III 4570). In der 2. H. des 1. Jh. dürfte ein Hilfstruppenlager ( auxilia ) in unbekannter Lage (Holz-Erde-Bauweise) errichtet worden sein. Das Lager wurde nacheinander von mehreren berittenen Einheiten, darunter der ala I milliaria Britannica (CIL III 4575 f.; 15197), belegt [1. 86; 2. 243]. Im h. Wiener Stadtgebiet (Schwechat, Ala nova: Itin. Anton. 248,1; Not. dign. occ. 34,7,18) findet sich noch mindestens ein weiteres Auxiliarlager [3].
Um 100 n. Chr. begann die legio XIII Gemina mit dem Bau eines Legionslagers auf einer Terrasse (Hoher Markt) über dem h. Donaukanal (ant. Donaunebenarm; CIL III 15196). Die von der legio XIV Martia Victrix fortgeführten Baumaßnahmen wurden nach 114 n. Chr. von der legio X Gemina vollendet. Das Lager mit steinerner Umwehrung lag nahe dem Steilabfall zum Fluß und war von Norden, Osten und Westen durch Wasserläufe natürlich geschützt, die Südseite künstlich stark befestigt. Es hatte einen unregelmäßig rechteckigen Grundriß (Innenfläche ca. 18,5 ha). Teile der Befestigung sowie Spuren der Innenbebauung sind durch zahlreiche Grabungen bekannt. Mindestens vier Bauphasen lassen sich nachweisen: 1. Lagerneubau; 2. Wiederaufbau nach Zerstörung in den Kriegen mit den Marcomanni (166-175 und 177-180 n. Chr.); 3. Bauperiode in der 1. H. des 3. Jh.; 4. Bauphase Anf. 5. Jh. mit weitgehender Umstrukturierung des Lagerinneren.
Rund um das Lager entstanden canabae (Heeresversorgung III.; Holz-, dann Steinbauten) mit gewerblich genutzten Bereichen, die z. T. auf Besiedlung vor Errichtung des Legionslagers zurückgehen. Außerhalb der Verteidigungsanlagen des Lagers fanden sich an dessen Ost-, Süd- und Westseite Nekropolen. Eine weitere Zivilsiedlung entwickelte sich im h. 3. Wiener Stadtbezirk, wohl aus einem vicus im Zwickel von zwei Straßen hervorgegangen. Dabei handelt es sich um die Siedlungsagglomeration der einheimischen kelt.-illyrischen Bevölkerung (schnell stark romanisiert), deren ehemaliges Zentrum auf dem Leopoldsberg wohl spätestens mit dem Bau des Legionslagers aufgegeben worden war. Durch einen Angriff der Marcomanni um 166 n. Chr. wurden Lager und Siedlungen zerstört, danach wieder aufgebaut.
Kaiser Marcus [2] Aurelius war öfter in V.; ob er hier auch gestorben ist, läßt sich nicht klären. Die Zivilsiedlung erhielt um 212 n. Chr. den Rang eines municipium . Eine Altar-Inschr. mit dem cursus honorum eines Gemeindefunktionärs (CIL III 4557, h. verschollen) bezeugt die Ämter von duoviri iure dicundo, des aedilis, quaestor und praefectus fabrum ( fabri ). Das Stadtterritorium von V. wurde aus dem von Carnuntum herausgetrennt. Seine Ostgrenze verlief am östl. Ufer der Schwechat, die westl. Begrenzung folgte der Grenze zw. den Prov. Pannonia und Noricum. Wenngleich Forum und Kapitol noch nicht sicher lokalisiert sind, deuten doch zahlreiche arch. Funde auf einen repräsentativen Ausbau der Zivilstadt. Verschiedene röm., einheimische und orientalische Kulte sind - auch inschr. - belegt (Apollo Grannus, Sirona, Mithras, Serapis). 233 erfolgte eine Regulierung des Wienflusses, evtl. auch die Anlage einer Naumachie nahe der Mündung der Wien in den Istros [2].
In der Spätant. gehörte V. zur Prov. Pannonia I. Im 4. Jh. kam es auch hier zur Truppenreduzierung (Grenzheer). Ende dieses Jh. wurde die classis Histrica von Carnuntum nach V. verlegt. Ein christl. Grabstein aus dem 4. Jh. darf als Hinweis auf die Präsenz des Christentums in V. gelten; ob die Peterskirche auf eine frühchristl. Kirche zurückgeht, ist nicht geklärt. Durch einen Einfall der Marcomanni um 395 wurde V. in Mitleidenschaft gezogen. Arch. Befunde deuten auf die Präsenz von Goti und Alanoi in V. Um 433 wurde Pannonia I an die Hunni abgetreten; Anf. des 6. Jh. fiel V. an die Langobardi, von 568 bis zum E. des 8. Jh. herrschten in V. die Avares. Eine romanische Restbevölkerung scheint sich bis in das Früh-MA in V. gehalten zu haben.

Waldherr, Gerhard H.

AK:
Epigraphische Überlieferung (Mit CIL und Epigraphik-Datenbank Clauss / Slaby erstellt)
CIL III 710; CIL III 4296; 4557; 4570; 4575f.; 4649; 4647; 4651; 4652; 4558; 4566; 4571/2; 4578; 5753
Sonstiges: Not. dign. occ. 34,25; 34,7

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 421;

O. Harl, V., in: Ders. (Hrsg.), V. - die Römer im Wiener Raum, 1978.

W. Bömer, Wien - V., in: H. Friesinger, F. Krinzinger, Der röm. Limes in Österreich, 1997, 241-252.

M. Kandler, Schwechat - Ala Nova, in: M. Kandler, H. Vetters, Der römische Limes in Österreich, 1989, 187-192.

A. Neumann, V., 1972.

Ders., s. v. V., RE 9 A, 53-80.

Zu neuen arch. Funden:

Fundort Wien (Zschr. 1998 ff.).

A. Neumann, Vindobona, Bd. IX A,1, 1961, Sp. 50-80

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Letzte Bearbeitung:

04.06.2023 16:05


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=592 [zuletzt aufgerufen am 02.10.2024]

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