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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Dodona

Name (modern):

Dodone

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

ohne lesbares Toponym

Planquadrat:

6B4

Farbe des Toponyms:

ohne Farbe

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Dodona/Dodone (DNP)

RE:

Dodona 1

Barrington Atlas:

Dodona (54 C2)

TIR / TIB /sonstiges:

Dodona (TIR J 34 Athen – Epirus 52-55); Dodone (TIB 3, 143)

Miller:

Dodona

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Archaik

Begründung zur Datierung:

Datierung: Literar. belegt seit Homer, berühmtes Zeusheiligtum, zerstört 167 v. Chr., aber weiter frequentiert bis Theodosius I (könnte das Fehlen einer Tempelvignette eventuell auf eine Zeit nach Schließung des paganen Heiligtums hindeuten?), ab dem 4. Jh. noch bedeutend als Bistum.

Kommentar zum Toponym:

Eine Chicane für die Station ist im Straßenverlauf eingetragen, ebenso wie die Meilenangaben vorher und nachher, nur Name wurde vergessen, möglicherweise weil die Beschriftung Actanicopoli xlv schon so viel Raum eingenommen hat (vielleicht ein Fehler, der schon dem Kartographen unterlaufen ist, der die Straßen eingetragen hat).

- Übliche Form: Δωδώνη, vielfach belegt seit Hom. Il. 2,750 u. ö.; z. B. Hdt. 1,46 u. ö.; Strabo 7,7,5; Steph. Byz. u. ö.
- Nebenform: Δωδώ, - ῶνος Simmias von Rhodos, Sophokles, Euphorion; dazu Steph. Byz. p. s. v. Δωδώνη (s. Mayer 1957, 126f).
.)

Hammond 1967, 696f folgt der Annahme von ItMiller 571, es handele sich bei dieser unbenannten Stadt um das berühmte Dodona, da ein Wiedererstarken des Ortes in der Kaiserzeit erkennbar ist und er schon früh Bischofssitz war (Αρχαιολογικόν Δελτίον 16,1,35f). Spiele sind noch im 3. Jh. n. Chr. belegt; der Ort hatte also in Kaiserzeit und Spätantike eine gewisse Bedeutung. Die auf der TP angegebene Entfernung von 45 Meilen von nach Actanicopoli (= Nikopolis) würde sehr gut passen (Hammond 1967, 696). Jedoch wäre die TP-Entfernung von Hadrianopolis nach von xxiiii + xii = 36 Meilen = 54 km viel zu kurz (in Wirklichkeit mindestens 72 km). Daher hatte ItMiller 571 den Ausfall einer Station und einer Distanzangabe von 20 Meilen angenommen, was Hammond 1967, 696 anzweifelt. Hammond selbst aber bietet ibd. 696f keine sehr überzeugende Alternative, indem er die Distanzangabe von 12 Meilen links unten von ilio auf der TP auf eine Stelle am Ioannina-Plateau bei Grammeno bezieht, von wo der Abstand nach Dodona weitere 12 Meilen betrage, die vom Kopisten versehentlich ausgelassen worden seien. Als weniger wahrscheinliche Alternative zieht er in Betracht, daß auf der TP ein x vor xii ausgefallen sei, daß also ursprünglich xxii (22 Meilen) dort angegeben gewesen seien, was aber immer noch zu kurz sei (Hammond 1967, 697, Anm. 1).

Dodona lag schwer zugänglich am nördlichen Fuß des Berges Tomaros (Olytsikas), 15 km sw von Ioannina (TIB 143). Das berühmte Zeusorakel ist die älteste lit. bezeugte Orakelstätte Griechenlands (Gründungssage Hdt. 2,54f, s. Strauch et al., DNP).
Ursprünglich im Gebiet der Thesprotoi gelegen (Strabo 7,7,11; FGrH 1 F 108), gelangte Dodona im 5. Jh. unter den Einfluß der Molossoi und wurde der kulturelle und polit. Mittelpunkt von Epeiros. 219 v. Chr. von den Aitoloi geplündert, von Philippos V. wieder aufgebaut, von den Römern 167 v. Chr. zerstört, doch der Kult wurde bis in das 4. Jh. n. Chr. weitergeführt (s. Strauch et al., DNP); das Heiligtum verlor seine Funktion unter Theodosius im 4. Jh. (s. TIR 52f). Nicht erwähnt in den Itinerarien.
Entging der Zerstörung durch die Goten 397 n. Chr. (s. TIR 53). Mitte 4. bis Anfang 6. Jh. als Bistum von Nikopolis erwähnt; Niedergang durch die Slaweninvasion Mitte des 6. Jh.s (Quellen TIB 143)

Ausgrabungen seit 1875: verschiedene Kultbauten, Buleuterion und Prytaneion, großes Theater (dazu neuerdings Smyris 2018), das in röm. Zeit zu einer Arena umgebaut wurde, sowie ein Stadion davor. Die monumentale bauliche Ausgestaltung begann erst um 400 v. Chr. (s. Strauch et al., DNP); Literatur zu den Ausgrabungen TIR 53-55.

Inschriften und Münzen s. TIR 52.

- Meilenangabe nach Actanicopoli: xlv, in Wirklichkeit 63 km. Luftlinie.
Die Angabe der TP stimmt, wenn man die Wegbiegungen einberechnet (s. Hammond 1967, 696).

DNP:
Dodona, Dodone
(Δωδώνη).
I. Topographie, historische Entwicklung

Heiligtum und Siedlung in Epeiros, 22 km südwestl. des h. Ioannina in der 640 m hoch gelegenen Ebene Hellopia unterhalb des Tomaros [1. 85-87, 92]. D. ist die älteste lit. bezeugte Orakelstätte Griechenlands (Gründungssage Hdt. 2,54f. [2. 51-54]), schon den homer. Epen bekannt (Il. 16,233-235; Od. 19,296-301). Der urspr. Kult galt der Dione Naia, der im 8.Jh. v.Chr. der Orakelgott Zeus Naios beigestellt wurde; in hell. Zeit kamen Dionysos und Demeter sowie Themis hinzu. Weibliche Priesterinnen (Peleiades) entnahmen den Willen des Gottes dem Rauschen der hl. Eiche, aber auch dem Flug der Tauben, später dem Klang von Bronzebecken; die Selloi deuteten Zeus´ Ratschluß. Bes. in archa.-frühklass. Zeit wurden Weihgeschenke und Orakelanfragen aus Griechenland, Unterit. und Kleinasien gesandt. Urspr. im Gebiet der Thesprotoi gelegen (Strab. 7,7,11; FGrH 1 F 108), gelangte D. im 5. Jh. unter den Einfluß der Molossoi. D. wurde der kulturelle und polit. Mittelpunkt von Epeiros, in dem auch die Beschlüsse der Molossoi und des Koinons der Epeirotai aufgestellt wurden. 219 v.Chr. wurde D. von den Aitoloi geplündert, von Philippos V. wieder aufgebaut, von den Römern 167 v.Chr. zerstört, der Kult aber bis in das 4. Jh.n.Chr. weitergeführt. Bei den penteterischen Naia-Spielen [3], die vom 3. Jh.v.-3. Jh.n.Chr. nachgewiesen sind, wurden gymnastische, tragische und hippische Agone ausgetragen. Inschr.: [2. 55-60; 4. 259-273; 5. 534-592]; Mz.: [6].
Strauch, Daniel
Höcker, Christoph

II. Archäologischer Befund

Arch. Ausgrabungen haben seit 1875 große Teile des Heiligtums im Süden der befestigten Akropolis zutage gebracht: verschiedene Kultbauten im Gebiet der Hl. Eiche, Bauten für die hier tagenden Versammlungen (sog. Buleuterion und Prytaneion; Versammlungsbauten), ein Theater für fast 20000 Zuschauer, das in röm. Zeit zu einer Arena (Amphitheater) umgebaut wurde sowie ein Stadion davor. Die monumentale bauliche Ausgestaltung begann erst um 400 v.Chr.; bis dahin bestand hier ein weitgehend in freier Natur gelegener Kultplatz ohne architektonische Struktur. D. wurde im 6. Jh.n.Chr. für kurze Zeit Bischofssitz, bevor der Ort um 550 n.Chr. im Zuge der Slawenwanderungen zerstört und verlassen wurde; in diese Zeit datiert die dreischiffige Basilika im Osten des Heiligtums.
Strauch, Daniel

III. Orakel

Spätestens im 4. Jh.v.Chr. gehört D. zu den Losorakeln, bei denen unter Aufsicht einer Priesterin Lose aus einem Topf gezogen wurden (Kallisthenes FGrH 124 F 22 = Cic. div.1,76; 2,69); Herodots Vergleich mit dem Orakel des Amun-Re in Theben weist darauf, daß bereits zu seiner Zeit das Losen die verbreiteste Methode der Divination war (Hdt. 2,57). Die zahlreichen auf schmale Bleitäfelchen geschriebenen Antworten der Anfragen an Zeus Naios und Dione (seit dem 5.Jh.; viele noch unpubliziert, vgl. SEG 43, 1993, 318-341; [1; 2; 3]) wird man mit solchen Losen zu verbinden haben. Die inschr. bezeugte Praxis des Losorakels von Apollon Koropaios in Demetrias (SIG3 1157, ca. 100 v.Chr.) bietet sich zum Vergleich noch eher an als die zahlreichen ital. Losorakel [4] - wobei D.s Beziehungen zu It. tatsächlich eng gewesen sein müssen [5]. Die lit. Überlieferung stimmt nur teilweise dazu. Hom. Il. 16,233-235 kennt die barfüßigen und am Boden wohnenden Selloi als Hüter des Orakels, Od. 19,296-299 die (redende) Eiche als Quelle des Wissens um Zeus´ Willen (ähnlich Hes. fr. 240,8; 319; Aischyl. Prom. 832). Das Reden der Eiche ist auch im Mythos vom redenden dodonäischen Eichenbalken in der Argo vorausgesetzt (Apollod. 1,110). Soph. Trach. 171f. gibt zwei Tauben auf der hl. Eiche als Quelle der Orakel an; ebenso verbinden die Ursprungssagen des Heiligtums die hl. Eiche mit einer (sprechenden) Taube (Proxenos FGrH 703 F 7; Philostr. imag. 2,33; Schol. Il 16,234). Hdt. 2,54-57 deutet die Tauben allerdings allegorisch auf Priesterinnen, und in mehreren späteren Quellen wird “Taube” (peleiás) als Bezeichung der Priesterinnen von D. erklärt.

Wenn die frühen Zeugnisse von Eiche und Tauben als Zeichengeber sprechen, deckt sich das mit der ant. Auffassung, daß D. nicht mit Worten, sondern mit Zeichen Orakel gegeben habe (Strab. 7 fr. 1 Chr.), fügt sich aber nicht zu den erh. Texten und den übrigen Nachrichten über prosaische (Demosth. or. 21,53) oder hexametrische (Paus. 10,12,10) Orakeltexte. Damit entsteht der Eindruck, daß ein urspr. von hocharcha., durch bes. rituelle Marginalität ausgezeichneten Priestern besorgtes und vielleicht vorgriech. (Zeus Pelasgikos: Hom. Il. 16,233; Pelasger: Hdt. 2,54) Orakel, das sich in natürlichen Zeichen (Eiche) geäußert hatte, später an Priesterinnen überging (so Strab. 7,7,12) und übereinstimmend mit sonstiger griech. Praxis Antworten in Textform gegeben hat. Schwer zu vereinen mit dem aktuellen und dem lit. Befund ist die Nachricht, daß die Priesterinnen von D. in Ekstase ihre Orakel gegeben hätten (Plat. Phaidr. 244b; Paus. 10,12,10). Nichts mit divinatorischer Praxis hat das lang hallende Bronzebecken zu tun, das seit Menander (fr. 66 CAF) und Polemon (Steph. Byz. s.v. Δωδώνη) als staunenerregendes Weihgeschenk erwähnt wird (vgl. Kall. fr. 483).
Graf, Fritz

Literatur:

Hammond, Nicholas: Epirus: the geography, the ancient remains, the history and the topography of Epirus and adjacent areas, Oxford 1967, 696f.

Kern: Dodona 1, RE V,2 (1905), 1257-1264.

Mayer, Anton: Die Sprache der alten Illyrier, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Schriften der Balkankommission, Linguistische Abteilung 15, Band I, Wien 1957, 126f.

Miller, Itineraria, Sp. 571.

Pantermalēs, Dēmētrios/Suereph, Kōstas/Eleftheratu, Stamatia: Dōdōnē - to manteio tōn ēchōn: Museio Akropolēs 20 Iuniu 2016 - 10 Ianuariu 2017, Athen 2016.

Smyris, Georgios: Nuovi dati sull´architettura del teatro di Dodona dopo gli ultimi
lavori di restauro, in: Lamboley, J.- L./ Skenderaj, A. (Hgg.): L´Illyrie méridionale et l´Épire dans l Antiquité, VIe colloque international, au Musée National de Tirana, 20- 23 mai 2015, Paris 2018, 655-668.

Strauch, Daniel (Berlin), Höcker, Christoph (Kissing) and Graf, Fritz (Princeton), “Dodona, Dodone”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 01 May 2018
First published online: 2006.

Philippson/Kirsten, 2, 1.

2 P. Cabanes (Hrsg.), L´ Illyrie méridionale et l´Épire dans l´ Antiquité 2, 1993.

P. Cabanes, Les concours des Naia, in: Nikephoros 1, 1988, 49-84.

H.W. Parke, The oracles of Zeus, 1967.

P. Cabanes, L´Épire, 1967.

P.R. Franke, Die ant. Mz. von Epirus, 1961, 27-39, 317-322.

S.I. Dakaris, D., 1993.

N.G.L. Hammond, Epirus, 1967.

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Letzte Bearbeitung:

10.12.2022 10:32


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=934 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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