deutsch englisch spanisch französisch italienisch
Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Micenis

Name (modern):

Mykene/Μυκήνες

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher X     Cleonas     
Toponym nachher XII     Tegeas     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

6B5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Mykenai (DNP)

RE:

Mykenai 1

Barrington Atlas:

Mycenae (58 D2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Micenis

Levi:

 

Ravennat:

Micenis (p. 100,3); Micena (p. 100,6)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Μυκῆναι (3,16,20)

Plinius:

Mycenai (4,17)

Strabo:

Μυκῆναι (8,6,10 u. ö.)

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

Im 3. Jh. v. Chr. eine gewisse Wiederbelebung der in archaischer Zeit so bedeutenden alten Stadt, aber in Strabos Zeit nur noch eine berühmte Ruinenstätte. Allerdings belegen einzelne archäologische Funde noch eine verstreute Siedlung in der Umgebung bis ins 3. Jh. n. Chr. Die Graphie Mic-, die offenbar schon in der gemeinsamen Quelle von TP und Rav zu finden war, verweist auf eine eher späte Zeit.

Kommentar zum Toponym:

Gleiche (itazistische) Namensform im Plural:
- Micenae, -arum Ps.-Acro Hor. carm. 1,7,9 ita Argos et Micenas laudari in honorem Iunonis; 4,6,4 Micenas; Rav 5,22 p. 100,3 in ipsa chersonisso civitates, id est Micenis – Argos – Melena - Megalopolis – Tegeas.

Itazistische Namenform im Singular:
- Micena Rav 5,22 p. 100,6 Micena, que confinatur cum territorio super scripte civitatis Corinthion.

Im Griechischen ist die itazistische Schreibung (Μικ-) anscheinend nicht belegt.

Andere Namensformen:
- Ion. Μυκήνη, belegt seit Hom. Il. 2,569 Οἳ δὲ Μυκήνας εἶχον ἐϋκτίμενον πτολίεθρον; 4,52; 7,180; 11,46 u. ö.
- Dor. ἁ Μυκάνα: IG IV 498,11 (?); Pind. Pyth. 4,49.
- Später wird der Plural Μυκῆναι die bevorzugte Form (s. Piérart 2004, 611f). Zahlreiche Belege, z. B. Hekat. BNJ 1 F 26,3 = Arrian. anab. 2,16,5 = Eustath. Dion. Per. 558 (im Zusammenhang mit der Herakles-Sage); Hdt. 7,202; Eurip. Herakl. 85; Thuk. 1,10,1; Ps.-Skyl. 49,3 ἐν μεσογείᾳ δὲ Κλεωναὶ καὶ Μυκῆναι καὶ Τίρυνς; Diod. 11,65,5; Strabo 8,6,10 (zur Geschichte von Mykene und Argos); 8,6,19 (Mythologie); Ptol. 3,16,20; Paus. 2,16,2-4 (Gründungssage); 2,16,5f (Beschreibung der Ruinen, teils unterirdisch, aus der Atridenzeit); Plut. Aratos 29,5; Lukian, Charon 23 Μυκήνας δὲ καὶ Κλεωνὰς αἰσχύνομαι δεῖξαί σοι, καὶ μάλιστα τὸ Ἴλιον. πάλαι μὲν ἦσαν εὐδαίμονες, νῦν δὲ τεθνᾶσι καὶ αὗται (als tote Stadt).

- lat. Mycenae, an die 100 Belege seit augusteischer Zeit, und zwar vor allem in mytholog. Kontexten, besonders in Epos und Tragödie (und ggf. den betreffenden Kommentaren) seit Vergil Aen. 1,284 clarasque Mycenas, z. B. Hor. carm. 1,7,9; Ov. met. 15,428 vile solum Sparte est, altae cecidere Mycenae; Mela 2,41 de locis atque urbibus quae mare non adluit haec maxime memoranda sunt: … in Argolide Argos et Mycenae et templum Iunonis vetustate et religione percelebre; Plin. nat. 4,17 amnes Inachus, Erasinus, inter quos Argos Hippium cognominatum supra locum Lernen a mari MM, novemque additis milibus Mycenae
- Zu den alternativen grammatischen Formen im Lateinischen s. Serv. Aen. 5,52 Graece dixit; unde singularem numerum posuit. ‘Mycene’ autem sicut ‘Thebe’ … ut sit ‘Mycene Mycenes’, ut ‘Agave Agaves’. (DServ. ad loc.:) potest et exinde Latinam fecisse declinationem, ut sit ´haec Mycena huius Mycenae´ … et est periphrasis ´urbe Mycenae´, id est Mycenis; Prisc. gramm. KGL II lib. 5, p. 176.
- Mycena Priap. 75,2.

Zu antiken Etymologien, z. B. von μύχος wegen der Lage im innersten Winkel der Inachosebene (Od. 3,263) oder von μύκης, dem Ortband der Schwertscheide, die Perseus bei der Gründung verloren haben soll s. Karo, RE 1015; s. auch Steph. Byz. s. v.

Das bedeutendste Zentrum der mykenischen Kultur lag strategisch günstig auf einem steilen Sporn in den nördl. Randbergen der Argolis (s. Karo, RE 1016).
Besiedelt seit der frühen Broncezeit (2900-2500 v. Chr.). Ausgrabungen erfolgten durch H. Schliemann, den griech. Antikendienst und die Britische Schule in Athen. Im Zentrum der mit einer kyklopischen Mauer umgebenen Burg steht der spätmyk. Palast, der sich mit Magazin- und Produktionsgebäuden bis zum Bezirk um das sog. Säulenhaus im NO erstreckt. Löwentor. Um 1200 v. Chr. zerstört, die Siedlung bestand aber bis zum Ende der Broncezeit fort (s. Hiesel, DNP).

Erste Zeichen einer Wiederbelebung im 7./6. Jh. v. Chr. Entsandte 480/479 ein kleines Truppenkontingent zu den Schlachten bei den Thermopylai und bei Plataiai (Hdt. 7,202; 9,28; 9,31; Syll. 3 31,19). Um 468/460 v. Chr. von Argos zerstört, das Territorium wurde aufgeteilt zwischen Argos, Kleonai und Tenea (Diod. 11,65; Strabo 8,6,10; 6,19; Paus. 2,16,5f; 7,25,5f; 8,27,1, vgl. Thuk. 1,10,1, s. Hiesel/Lafond, DNP; Piérart 2004, 612).
Im 3. Jh. v. Chr. wieder Wohlstand (Befestigungsmauern, Reste hell. Häuser, Bäder, Theater u. a.). In der Literatur im Zusammenhang mit den Kämpfen des Aratos gegen Aristippos von Argos 235 v. Chr. erwähnt (Plut. Aratos 29,5), ferner im Zusammenhang mit den Verhandlungen des Nabis mit T. Quinctius Flamininus 197 v. Chr. (Liv. 32,39,6 dort als Großstadt bezeichet: haud procul urbe Mycenica; IG IV 497).
Zu Strabons Zeit erloschen (Strabo 8,6,10 leicht hyperbolisch: ὥστε νῦν μηδ´ ἴχνος εὑρίσκεσθαι τῆς Μυκηναίων πόλεως; 8,6,19 Αἱ μὲν οὖν Μυκῆναι νῦν οὐκέτ´ εἰσίν); Pausanias 2,15,4; 2,16,6 kennt nur noch Ruinen (s. Hiesel/Lafond, DNP). In den antiken literarischen Quellen daher häufig als Exempel für den Niedergang einer einstmals bedeutenden Stadt angeführt. Nonnos Dion. 41,268f erwähnt im 5. Jh. noch den Mauerring, jedoch nicht aus eigener Anschauung (s. Pritchett 1980, 244f).
Wenige Funde (Gräber, Lampen) bezeugen aber immerhin den Bestand einer kleinen verstreuten Siedlung bis ins 3. Jh. n. Chr. (s. Hiesel/Lafond, DNP; Pritchett 1980, 245 mit Lit.).

Ausführliche Projektseite zu den Grabungen: http://www.mycenae-excavations.org/site_index.html.

Ältere Literatur zu den Ausgrabungen bei Hiesel/Lafond, DNP. Neuere Grabungsberichte s. die Artikel von Ιακωβίδης und Μαγγίδη in den Praktika tes en Athenais Archaiologikes Hetaireias 2013; Papademetriou 2015 und http://www.mycenae-excavations.org/research.html.

Meilenangabe nach Tegeas: XII (12)
Bei der Placierung von Tegea auf dieser Strecke handelt es sich wahrscheinlich um einen Irrtum (s. Kommentar Talbert).
Wenn die Meilenangabe sich auf 6B5 Argos bezöge, wie ItMiller 565 und Pritchett 1980, 248 annehmen, wäre hier wohl die Strecke über das Heraion (s. o.) gemeint (ca. 15 km). Die direkte Verbindung betrüge nur 7 Meilen (lt. ItMiller 565).
Literatur zu den antiken Straßen, die nach Mykenai führten, bei Pritchett 1980, 245f.







Miller, Itineraria, Sp. 565:
10^4 [
Micenis, [...], 50 Stadien nordöstlich von Argos; j. merkwürdige Ruinen beim Dorfe Kharvati; Schatzkammer, Löwentor. - Heraeum am Weg nach Argos.
Hier (statt von Argos) Abzweigung nach Nemea und Sicione, Strecke 84a.
12. Die Entfernung dürfte in Wirklichkeit 7 mp betragen.

Datierung (Barrington):
Mycenae - Archaic, Classical, Hellenistic (Lauffer 1989, 443-48).

DNP:
Mykenai
Μυκῆναι, Μυκήνη; lat. Mycena; Mykene).
I. Mykenische Zeit

Siedlung auf einem steilen Sporn in den nördl. Randbergen der Argolis, älteste Siedlungsspuren stammen aus der frühen Brz. (2900-2500 v.Chr.). M. ist bedeutendstes Zentrum der mykenischen Kultur. Ausgrabungen erfolgten durch H. Schliemann, den griech. Antikendienst und die Britische Schule in Athen. Im Zentrum der mit einer kyklopischen Mauer umgebenen Burg steht der spätmyk. Palast, der sich mit Magazin- und Produktionsgebäuden bis zum Bezirk um das sog. Säulenhaus im NO erstreckt. In der dort später dem Mauerring angefügten Erweiterung befindet sich ein unterirdisches Brunnenhaus, das von einer Quelle außerhalb der Burg gespeist wird. Ein breiter Streifen südlich des Palastes in der Mitte des Hanges wird von Hausresten des griech. Dorfes (s.u.) eingenommen, erst weiter südlich, im durch die Mauer aufgestauten Schwemmschutt, haben sich myk. Bauten erh.: der sog. Getreidespeicher unmittelbar neben dem Löwentor, wichtig für die Datier. der letzten J. des brz. M., das Schachtgräberrund A, Wohnhäuser und der Tempelbezirk mit dem Haus der Idole. Außerhalb des Mauerrings liegen, nur z.T. erforscht, die Häuser einer wesentlich größeren Siedlung, das ältere Schachtgräberrund B, die Tholos-Gräber und die Kammergrabnekropolen. M. wurde um 1200 v.Chr. zerstört, die Siedlung bestand aber bis zum Ende der Brz. fort.
Hiesel, Gerhard

II. Archaische, klassische und römische Zeit

Erste Zeichen einer Wiederbelebung (7./6. Jh. v.Chr.) zeigen arch. Funde (Metopenfrg. vom Athena-Tempel, durch dessen Bau die Ruinen des myk. Palastes endgültig zerstört wurden; das von Paus. 2,18,1 erwähnte Heroon des Perseus am Weg von M. nach Argos). Ein kleines Truppenkontingent von M. nahm 480/479 an den Schlachten bei den Thermopylai und bei Plataiai teil (Hdt. 7,202; 9,28; 31; Syll.3 31,19). Ca. 468/460 v.Chr. [1] wurde M. im Streit um die Leitung des Hera-Heiligtums und die Ausrichtung der Nemeischen Spiele von Argos [1] erobert und zerstört (Diod. 11,65; Strab. 8,6,10; 6,19; Paus. 7,25,5f.; vgl. Thuk. 1,10,1). Im 3. Jh.v.Chr. kam M. wieder zu Wohlstand (vgl. Befestigungsmauern, Reste hell. Häuser, Bäder, Zisternen, Theater, Brunnenhaus (Perseia), auch Inschr. [2]). Lit. wird M. im Zusammenhang mit den Kämpfen des Aratos [2] gegen Aristippos [2] von Argos 235 v.Chr. erwähnt (Plut. Aratos 29,5), ferner im Zusammenhang mit den Verhandlungen des Nabis mit T. Quinctius Flamininus 197 v.Chr. [3] (Liv. 32,39,6: urbs Mycenica; IG IV 497). Zu Strabons Zeit aber war von M. keine Spur mehr zu finden (Strab. 8,6,10); Pausanias kennt nur noch Ruinen von M. (Paus. 2,15,4; 16,6), immerhin aber die ‘unterirdischen Bauten’ der Atriden, d.h. die Tholos-Gräber, die er für Schatzhäuser hält [4]. Wenige Funde (Gräber, Lampen) bezeugen immerhin den Bestand einer kleinen Siedlung bis ins 3. Jh.n.Chr.
Lafond, Yves
Hiesel, Gerhard
Lafond, Yves

Literatur:

Boethius, C. A.: Excavations at Mycenae, BSA 25 (1921/2), 408-428.

Brandt, Katharina: Schliemann At the Lion Gate?: ´Mykene 63´ – A Starting Point for Much More, Athen 2022.

French, Elizabeth Bayard/Tomlinson, J. E.: Well built Mycenae: The Helleno-British excavations within the Citadel at Mycenae, 1959-1969, Oxford - Oakville, Conn. 2013.

Hiesel, Gerhard (Freiburg) and Lafond, Yves (Bochum), “Mykenai”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 02 November 2019
First published online: 2006.

Iakōvidēs, Spyros: Ανασκαφές Μυκηνών III und IV (= Vivliothēkē tēs en Athēnais Archaiologikēs Hetaireias 278 und 288), Αθήναι 2013.

Ιακωβίδης, Σπύρος: Ανασκαφή Μυκηνων. Praktika tes en Athenais Archaiologikes Hetaireias 164, 2010 (2013), 19-25 und 167, 2013 (2015) 2013, 21-29.

Karo, G.: Mykenai 1, RE 16,1 (1933), 1015-1027.

Μαγγίδη, Χριστοφιλη: Συστηματική γεωφυσική ερευνα στή μυκηναική ακρόπολη του Γλα. Praktika tes en Athenais Archaiologikes Hetaireias 164, 2010 (2013), 81-89.

Maggidis, Chr.: The Palace Throne at Mycenae: Constructing Collective Historical Memory and Power Ideology, in: E. Borgna et al. (Hgg.): Μνήµη / Mneme: Past and Memory in the Aegean Bronze Age. Proceedings of the 17th International Aegean Conference, University of Udine, Department of Humanities and Cultural Heritage, Ca´Foscari University of Venice, Department of Humanities, 17-21 April 2018 (= Aegaeum 43), Venezia - Udine 2019, 165-172.

Miller, Itineraria, Sp. 565.

Papademetriou, Alkestis: Mycenae, Athen 2015.

Piérart, Marcel: Deux notes sur l´histoire de Mycènes (Ve-III/IIe siècle), in: Université Liège, Serta Leodiensia secunda, 1992, 377-387.

Piérart, Marcel: Mykenai, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 611f.

Pritchett, William Kendrick: Studies in Ancient Greek Topography. Part III (Roads), Berkley u. a. 1980, 244-248.

Witmore, Christopher. Old Lands: A Chorography of the Eastern Peloponnese, London - New York 2020, 149-165.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

16.10.2024 16:45


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=977 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

Impressum Datenschutzerklärung