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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Svevia (Suevia)

Name (modern):

Sueben

Bild:
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Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Oberhalb Rhein/Donau

Toponym Typus:

Region

Planquadrat:

2A3 / 2A4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Suebi (DNP)

RE:

 

Barrington Atlas:

Suebi (10 H3) (people)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

SVEVIA

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Der Eintrag spiegelt am ehesten die Darstellung der Sueben und ihrer Siedlungsgebiete bei Tacitus wieder, so dass am ehesten an eine Kopierstufe des 2.Jh. n.Chr. zu denken ist.

Kommentar zum Toponym:

Der Eintrag SVEVIA markiert das Gebiet der Sueben (Suebi, Suevi, Σούηβοι/Σόηβοι), einer germanischen Stammeskonföderation, zu der zur Zeit des Tacitus z.B. die Semnonen, Markomannen, Quaden und Langobarden, alle elb- und ostgermanischen Stämme zwischen Elbe und Weichsel und von der Donau (Tac. Germ. 41; 42, 1) bis zum Mare Suebicum (Ostsee; Tac. Germ. 45, 1), Donau und "bis ans Rhiphäische Gebirge" (Tac. Germ. 43, 3; continuum montis iugum) zählten (Tac. Germ. 38, 2; vgl. 21, 11; Ptol. 2, 11, 9: Σύηβοι <οἱ> Λαγγοβάρδοι; 2, 22, 15: ἔθνος Συήβων τῶν Ἀγγειλῶν … τῶν Λαγγοβάρδων … Συήβων τῶν Σεμνόνων; vgl. auch 2, 11, 16-18). Die Bezeichnung des Siedlungsgebietes des suebischen Stammesverbandes als Suebia findet sich nur bei bei Tacitus (43, 3: Suebia; 46, 1: Suebiae finis). Auch Ptolemaios verwendet das Ethnonym als eine Kollektivbezeichnung für eine Vielzahl von Stämmen (z.B. die Brukterer und Semnonen) in der Germania magna. Den Römern sind die Sueben spätestens seit dem 1.Jh. v.Chr. bekannt, als Caesar sie - damals hatten sie ihre Wohnsitze noch am Rhein (Caes. Gall. 1, 51, 2) - nach ihrem Einfall in Gallien besiegte (58 v.Chr., vgl. Caes. Gall. 4, 1, 3). Den ausführlichsten Bericht über die Sueben liefert Tacitus (Germ. 38-45): Ihm zufolge umfasste ihr Gebiet einen großen Teil Germaniens (Tac. Germ. 38, 1: maiorem enim Germaniae partim obtinent). Cassius Dio (51, 22, 6) berichtet über viele Stämme, die sich den Sueben zuordnen würden. Auch die Notitia Dignitatum (4./5.Jh. n.Chr.) fasst in ihrer Auflistung suebischer Militäreinheiten in römischen Diensten offenbar verschiedene Stämme zusammen (Not. Dign. Occ. 42, 34: Praefectus laetorum Batauorum et gentilium Sueuorum; 42, 35. 44: Praefectus laetorum gentilium Sueuorum). Ab dem 5.Jh. werden auch die Quaden unter dem Begriff subsumiert. Die Veroneser Völkertafel (13, 19 Seeck 251: Sueui; 18 Seeck 251: Alamanni). Noch Julius Honorius im 5.Jh. (Iul. Hon. 26A [Riese 40]: Suebi gens …/ †manni) und um 550 Jordanes unterschieden Sueben und Alamannen, wobei Letzterer die Sueben in der eigentlichen Alamannia, die Alamannen aber in den Alpen lokalisierte. In anderen Quellen werden aber bereits in dieser Zeit die Alamannen als Sueben bezeichnet. Im Jahr 606 n.Chr. setzten suebische Kriegerverbände zusammen mit Alanen, Vandalen usw. über den Rhein, um nach Hispania zu ziehen. Auf der Tabula Peutingeriana sind sie neben ALAMANNIA und in Nachbarschaft der BVRCTVRI (Brukterer) eingetragen, so dass vielleicht die im 1. und 2.Jh. n.Chr. unter römischer Herrschaft stehenden Neckarsueben (Suebi Nicrenses) gemeint sind. Für die Darstellung der Sueben auf der Tabula Peutingeriana relevant ist, dass SVEVIA deutlich abgetrennt abgetrennt von den sehr viel weiter westlich platzierten Cherusci platziert sind, was am ehesten der ethnographischen Beschreibung von Tacitus (Germ. 2, 3; 38, 1-3: Suebi, 38, 3: gens Sueborum; 39, 1. 4; 41, 1) mit der Gegenüberstellung der Sueben und aller anderer nicht-suebischer Germanen entspricht; Plinius (nat. 4, 99) hingegen lässt Sueben, Hermunduren, Chatten und Cherusker eine Gruppe bilden. Frühestens der Zeitstufe spätes 1.Jh./2.Jh. n.Chr. oder dem 2.Jh. n.Chr. wäre dann der Eintrag zuzuweisen. - Vgl. auch zu ALAMANNIA· und BVRCTVRI· (Bructeri).

Miller, Itineraria, Sp. 614:
SVEVIA, schwarz, von Mainz bis über Straßburg herauf. Suebi (Ho und LV); Ausonius kennt die Suevi am Donau-Ursprung (mediis Suevis); Ammianus nennt dieselben an der rätischen Grenze (16, 10, 20 und 11,1). Die folgenden Schriftsteller (Claudian, Cassiodor, Gregorius Tur) nehmen Suevi und Alamanni identisch. Zu unterscheiden sind die Vannianischen Suavi bei Procopius und Jordanis get. 54 und 55 an der unteren Donau (Baumann, Forschungen z.D. Gesch. XVI 239).

Datierung (Barrington):
Suebi – Hellenistic/Roman/Late Antique? (RE; TIR CastReg 81)

DNP:
Suebi
Die Sueben, germanischer Stammesverband bzw. german. Bevölkerungsgruppen, groß und stark (Strab. 4,3,4; 7,1,3), zw. Rhenus [2] (Rhein), Istros [2] (Donau), Albis (Elbe) und weiter bis in den Raum des Mare Suebicum (Ostsee). Ihre Kerngebiete befanden sich in der Lausitz, später in Sachsen und Thüringen. Erstmals im 1. Jh. v. Chr. bezeugt (Caes. Gall. 1,37,3 f.; vgl. Tac. Germ. 2,2), war ihre Bezeichnung schon im 2. Jh. v. Chr. geprägt. Zu den S. zählen u. a. Marcomanni, Semnones, Hermunduri, Langobardi, die Völker des Nerthus-Kultes, Naristi, Quadi und weitere Völker östl. und nordöstl. davon (Tac. Germ. 38-45). Ethnischer Identitätswechsel und Selbstzuordnung zu den S. dürften ebenso die Ausweitung des Begriffs S. verursacht haben (vgl. auch Cass. Dio 51,22,6) wie die Beendigung der suebischen Westexpansion durch röm. Feldzüge und in der Folge das Entstehen eines neuen sueb. Kerns östl. des Albis, der im Reich der Marcomanni polit. Form annahm [1. 299-302]. Seit augusteischer Zeit gehörten die S. zur allg. Stammeswelt der Germania (Germani) und waren eine zwar große und gegliederte, aber doch strukturell “normale” gens.
Charakteristisch für die Expansion der S. sind kleinere, bewegliche Gefolgschaftsverbände. 58 v. Chr. befanden sich im Heer des Ariovistus S. (Caes. Gall. 1,51,2), die am Moenus (Main) und weit darüber hinaus siedelten (Caes. Gall. 4,3; 6,10,5). Als Caesar den Rhenus überschritt (55 und 53 v. Chr.), zogen sie sich zurück. Dem Nachweis ihrer Gefährlichkeit widmet Caesar (Gall. 4,1-3) einen längeren Exkurs; auch Tacitus (Germ. 38-45) hebt sie unter den Germani hervor, doch ohne sie als bes. Gefahr für Rom zu kennzeichnen. 30 v. Chr. wurde ein Einfall der S. nach Gallia von den Römern zurückgeschlagen. 11 und 9 v. Chr. kämpften S. als Verbündete der Sugambri und Cherusci gegen Claudius [II 24] Drusus. 8 v. Chr. wurde ein Teil dieser S. zusammen mit den Sugambri auf dem linken Rheinufer angesiedelt, andere zogen nach Osten ab. Für die frühe röm. Kaiserzeit sind sueb. Siedlergruppen noch am oberen Rhenus, am unterem Nicer/Neckar (Lopodunum; civitas Sueborum Nicrensium) und im Gebiet des oberen Moenus nachgewiesen. Sie waren wohl verantwortlich für die Territorialbezeichnung Suebia (Tac. Germ. 39-46; Cass. Dio 55,1,2) des Gebiets zw. Moenus und Argentorate (h. Strasbourg, Tab. Peut. 3,3). Es kam unter Claudius, Domitianus und offenbar auch Nerva zu Bündnissen von sueb. Marcomanni und Quadi mit iazygischen Sarmates gegen Rom. Aber auch die sueb. Stämme bildeten nicht immer eine einheitliche Front (vgl. Tac. ann. 2,45,1; Cass. Dio 67,5,3). Unter Marcus [2] Aurelius (161-180 n. Chr.) kam es zu einem Krieg Roms gegen die Marcomanni am Istros. Andere sueb. Gruppen sind Alamanni und Iuthungi, die ab dem 3. Jh. n. Chr. gegen das röm. Reich vordrangen. Die Gesch. der S. ist spätestens ab dem 2. Jh. n. Chr. v. a. die ihrer Teilvölker.
Wiegels, Rainer
Bibliography
1 D. Timpe, Der Sueben-Begriff bei Tacitus, in: G. Neumann, H. Seemann (Hrsg.), Beitr. zum Verständnis der Germania des Tacitus, Teil II (AAWG 3. ser. 195), 1992.
R. Wenskus, Stammesbildung und Verfassung, 21977, 255-272
K. Peschel, Die S. in Ethnographie und Arch., in: Klio 60, 1978, 259-309
H. Kothe, Centum pagi Sueborum, in: Philologus 129, 1985, 213-246
B. Krüger u. a., Die Germanen, 2 Bde., 51988
A. A. Lund, Zu den Suebenbegriffen in der taciteischen Germania, in: Klio 71, 1989, 620-635
Ders., Kritischer Forschungsber. zur “Germania” des Tacitus, in: ANRW II 33.3, 1991, 1989-2382, bes. 2157-2181
G. Neumann, Der Name der S., in: s. [1], 153-166
E. C. Polomé, Die Rel. der S., in: s. [1], 167-189
M. Seidel, Frühe Germanen am unteren Main, in: Germania 74, 1996, 238-247.

Literatur:

Miller, Itineraria, 614; Karl Peschel, Die Sueben in Ethnographie und Archäologie, in: Klio 60, 1978, 259-310; Dieter Timpe, Die germanische Agrarverfassung nach den Berichten Caesars und Tacitus’. Literarische Zeugnisse als Quellengattung, in: Heinrich Beck / Dietrich Denecke / Herbert Jankuhn (Hsg.), Untersuchungen zur eisenzeitlichen und frühmittelalterlichen Flur in Mitteleuropa und ihrer Nutzung: Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1975 und 1976, Teil 1, Göttingen 1979 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-Hist. Kl. 3, 115), 11-40, hier 14-27, wiederabgedruckt in Ders., Romano - Germanica. Gesammelte Studien zur Germanica des Tacitus, Leipzig 1995, 169-201; Ludwig Rübekeil, Suebica. Völkernamen und Ethnos, Innsbruck 1992 (2. Aufl. 2017) (= Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft. 68); Dieter Timpe, Der Suebenbegriff bei Tacitus, in: Günter Neumann / Henning Seemann (Hrg.), Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus, Band 2, 1992 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften Göttingen, phil.hist. 3 / 195), 278-310, wiederabgedruckt in Ders., Römisch-germanische Begegnung in der späten Republik und frühen Kaiserzeit. Voraussetzungen - Konfrontationen - Wirkungen: Gesammelte Studien, München / Leipzig 2006 (= Beiträge zur Altertumskunde 233), 358-399; Allan A. Lund, Zum Germanenbegriff des Tacitus, in: Heinrich Beck (Hrg.), Germanenprobleme in heutiger Sicht, Berlin 1999 (2. Aufl.) (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 1), 53-87, hier 72-76; Reinhard Wiegels, in: DNP 11, 2001, 1077f. s.v. Suebi; Walter Pohl, Die Germanen, München 2004 (= Enzyklopädie Deutscher Geschichte 57) (2. Aufl.), 92; Helmut Castritius / Ludwig Rübekeil / Ralf Scharf, in: RGA 30, 30 (2. Aufl.), 2005, 184-212 s.v. Sweben; Volker Bierbrauer, Ethnos und Mobilität im 5. Jahrhundert aus archäologischer Sicht: Vom Kaukasus bis Niederösterreich, München 2008 (= Bayerische Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Kl., Abhandlungen, Neue Folge, Heft 131), 12.

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Letzte Bearbeitung:

06.01.2023 14:34


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