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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Ivtvgi (Iutugi)

Name (modern):

Juthungen

Bild:
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Toponym vorher
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Oberhalb Rhein/Donau

Toponym Typus:

Ethnikon

Planquadrat:

3A5 / 4A1 / 4A2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Inschriften (EDCS-ID):
   
Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Iuthungi

Barrington Atlas:

Iuthungi (12 D3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Jutugi

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (Severer & 3. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Das Ethnonym Iuthugi bildet die veränderten (geo-)politischen Verhältnisse ab dem frühen 3.Jh. ab, repräsentiert also vermutlich eine spätantike Überarbeitung dieses Teil der Karte im 4. oder 5.Jh. n.Chr. Die Benutzung verschiedenfarbiger Tinten soll vielleicht auf verschiedene Zeitstufen hinweisen. Da die frühesten Erwähnungen des Stamms in das 3. Jh. fallen, ist eine frühere Implementierung keineswegs ausgeschlossen.

Kommentar zum Toponym:

Die beiden an der mittleren Donau platzierten Ethnonyme QVADI und IVTVGI wurden mit roter und schwarzer Tinte ineinander geschrieben, um sich überschneidende oder womöglich deckungsgleiche Siedlungsgebiete anzugeben. Die IVTVGI sind mit den Juthungen gleichzusetzen, sie lebten nördlich der Donau und der Altmühl. Ihre ethnische Zugehörigkeit ist unklar, da sie in den Quellen gerne im Verbund mit anderen Stämmen (z.B. Semnonen, Alemannen) genannt werden. Ferner handelt es sich stets um Fremdbeschreibungen römischer Autoren im Kontext kriegerischer Konflikte, die oft unpräzise oder summarisch sind. Die ältere Forschung sah in Juthungen noch Nachfahren der elbgermanischen Sueben (unklar ist in diesem Zusammenhang die Deutung von CIL XIII 8225 = AE 2010,1006 aus dem frühen 3. Jh.: Suebis [Hi]euthungabus). Der juthungische Siedlungsraum ist durch die Tabula Peutingeriana sowie den Augsburger Victorienaltar (Datierung: 24./25.4.260; AE 1993,1231: ob barbaros gentis Semnonum sive Iouthungorum) gesichert. Beides sind zugleich die frühesten Belege für die Juthungi, deren Name etymologisch vermutlich als ‚Nachkommen‘ (der Sueben / Semnonen?) oder ‚Jungmänner‘ zu verstehen ist. Zwischen dem 3. und 5. Jh. überschritten die Juthungen mehrfach plündernd die Donau und drangen z.T. bis Oberitalien vor (AE 1993,1231: multis milibus Italorum captivorum; Dexippos FGrHist 100 F 6 = F 28 MARTIN: ᾽Ιουθούγγους Σκύθας, FGrHist 100 F 7,4 = F 30,4 MARTIN; Amm. Marc. 17,6,1: Iuthungi Alamannorum pars; vgl. Zos. 1,38,1), nutzten also die politische Instabilität der Reichskrise ab 260 oder wollten von den Römern ausstehende Stillhaltegelder erzwingen (270/1, 357). In welchem Kontext und Zeitraum Rom die Juthungen als Infanterie- und Reiterabteilung ins Reichsheer eingebunden hat, ist unklar (Not. Dign. or. 28,43 SEECK p. 60: cohors IV Iuthungorum; 33,31 SEECK p. 251: ala I Iuthungorum). Mit seinen Feldzügen 270 und 271 gelang es dann Aurelian (Dexippos s.o.; vgl. HA Aur. 18,2f.; Zos. 1,49,1) und 297 Constantius I. (Paneg. Lat. 8[5],10,4), die Juthungen immer wieder zurückzudrängen, so auch 357/8 (Amm. Marc. 17,6,1f.) und 383/4 (Ambr. epist. 30,8; vgl. Ambr. epist. 18,21; Soz. 7,13,1; Zos. 4,35,5). Julius Honorius (26 p. 40 GLM RIESE: Iuthungi gens) und die Veroneser Völkertafel (13,22 SEECK p. 251: Iotungi) nennen sie ohne weitere Details noch im späten 4. bzw. im 5. Jh. Zuletzt erwähnt werden die Juthungen im Zusammenhang mit Aëtius’ erfolgreichen Feldzügen 430 und 431 gegen sie (Hydatius chron. 93: Iuthungi per eum similiter debellantur et Nori; Chron. Gall. a. 452, 106: Aëtius Iuthungorum gentem deleri intendit; Apoll. Sidon. Carm. 7,233f.: nam post Iuthungos et Norica bella subacto victor Vindelico). Ab Mitte des 5. Jh. finden sie in den Quellen keine Erwähnung mehr. Womöglich wurden die Stammesreste, wie bereits bei Ammianus Marcellinus im 4. Jh., unter der Kollektivbezeichnung Alemannen subsumiert (vgl. Eugipp. 27.2). - Vgl. auch zu QVADI· (Quaden).
Rathmann

Literatur:

Miller, Itineraria, 615f.; Lothar Bakker, Raetien unter Postumus - das Siegesdenkmal einer Juthungenschlacht im Jahre 260 n. Chr. aus Augsburg, in: Germania 71, 1993, 369-386; Karlheinz Dietz, Iuthungi in: DNP VI, 1999, 109; Helmut Castritius, Semnonen - Juthungen - Alemannen. Neues (und Altes) zur Herkunft und Ethnogenese der Alemannen, in: Dieter Geuenich (Hrsg.), Die Franken und die Alemannen bis zur "Schlacht bei Zülpich" (496/97), Berlin 1998, 349-366; Helmut Castritius, Semnonen [2] Historisch in: RGA 28, 2005, 154-158; Dieter Geuenich, Die Geschichte der Alemannen, Stuttgart 20052, 37-42; Klaus-Peter Johne, Die Römer an der Elbe. Das Stromgebiet der Elbe im geographischen Weltbild und im politischen Bewusstsein der griechisch-römischen Bewusstsein der Antike, Berlin 2006, 266-270; Klaus-Peter Johne, Klienten, Klientelstaaten und Klientelkönige bei den Germanen, in: Ernst Baltrusch / Julia Wilker (Hrsg.), Amici - socii - clientes? Abhängige Herrschaft im Imperium Romanum, Berlin 2015, 225-242; Günter Neumann / Dieter Geuenich, Juthungen, in: RGA 16, 2000, 141-144; Tomislav Rus, Römische Reisewege in der Provinz Pannonia anhand der „Tabula Peutingeriana“, Hamburg 2015, 3-5; Randall T. Saunders, Aurelian’s Two Iuthungian Wars, in: Historia 41, 1992, 311-327; Ralf Scharf, Der Iuthungenfeldzug des Aëtius. Eine Neuinterpretation einer christlichen Grabinschrift aus Augsburg, in: Tyche 9, 1994, 139-145; Moritz Schönfeld, Iuthungi, in: RE X.2, 1919, 1347f.; Timo Stickler, Iuthungi sive Semnones. Zur Rolle der Juthungen bei den römisch-germanischen Auseinandersetzungen am Raetischen Limes in der Zeit zwischen Gallienus und Aurelian, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 60, 1995, 231-249.

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Letzte Bearbeitung:

06.03.2024 18:54


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2112 [zuletzt aufgerufen am 30.09.2024]

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