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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Catace

Name (modern):

 

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asien östl. d. Euphrat, südl. d. Taurus

Toponym Typus:

Ethnikon

Planquadrat:

11B2

Farbe des Toponyms:

rot

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Cataces, Kathaioi

Barrington Atlas:

Cataces (6 unlocated)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Catace

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Auf Grund der Quellenlage (vgl. Kommentar) ist eine Datierung des Eintrags in das 1. oder 2.Jh. n.Chr. wahrscheinlich.

Kommentar zum Toponym:

Der Eintrag Catace ist auf Grund seiner graphischen Gestaltung als Ethnonym zu klassifizieren und dürfte auf Plinius (nat. 6, 92: Catacae) basieren. Zu Recht vermutet Tomaschek hinter dem Eintrag Catace ein „Volk in Arachosia oder bei den Paropanisadai gegen den Indus hin“ (RE III/2, 1899, 1782); er bringt sie mit den von Plinius genannten Catacae in Verbindung (nat. 6, 92) „den heutigen Volk der Khattak-Afghanen, welche jetzt am westlichen Indusufer zwischen dem Kâbul-rûd und der Salzkette von Kalabagh wohnen“ (ebd.; zu den Khattak vgl. auch Rose, A Glossary of Tribes and Castes of the Punjab III, 246-248). Die Catacae des Plinius sind gleichzusetzen mit den Καθαῖοι (Strab. 15, 1, 30f. [699f.]), die auch bei Arrian (an. 5, 22), Diodor (17, 91, 2) und Curtius Rufus (9, 1, 24) Erwähnung finden und im östlichen Panjab im nordwestlichen Indien zwischen den Indus-Zuflüssen Hydaspes und Akesines siedelten. Der dortige Herrscher hieß angeblich Sopeithes (Arr. an. 6, 2, 2; Strab. 15, 1, 30f. [699f.]; Diod. 17, 91, 2: Σωπείθης; Curt. 9, 1, 24-30: Sophites), was allerdings dessen Titel und kein Personenname ist; sein Herrschaftsgebiet wird offenbar auch Καθαία bezeichnet (Strab. 15, 1, 30f. [699f.]. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war der Abbau von Steinsalz, der angeblich die Versorgung des gesamten indischen Subkontinents mit Salz gewährleistete: Plinius berichtet, dass das Salz aus der Indus-Region den dortigen Machthabern höhere Einnahmen gebracht habe als die sonst in der antiken Welt als hochpreisige Produkte gehandelten Güter wie Gold und Perlen: Oromenus, in quo lapicidinarum modo caeditur renascens, maiusque regum vectigal ex eo est quam ex auro atque margaritis (Plin. nat. 31, 77 mit der Erwähnung des Salzberges Oromenus). Alexander der Große unterwarf ihn im Zuge seines Indien-Feldzuges, seither war er ein Verbündeter des Makedonenkönigs. Onesikritos beschreibt ihre Sitten wie Witwenverbrennung, Brautwahl, ihre Liebe zu Schmuck und hohes Ansehen von körperlicher Schönheit (FGrHist 134 F 21).
Diese Lokalisierung der Catace im nördlichen Indus-Gebiet ist ein weiteres Indiz für einen tiefgreifenden Umgestaltungsprozess der östlichen Segmente der Tabula Peutingeriana in einer späteren Phase ihrer Überarbeitung, der den großen geographischen Raum vom östlichen Rand der Oikumene (Zentralasien und indischer Subkontinent) bis Mesopotamien durch eine veränderte (teilweise verfälschte) Präsentation und gleichzeitige Beibehaltung älterer kartographischer Informationen schwer verständlich macht. In Betracht zu ziehen ist m.E. - ausgehend von Plin. nat. 6, 92 - auch eine Lokalisierung der Siedlungsgebiete der Catacae in geographischer Nähe zu den Dangalae bzw. den Drangae (Strab. 15, 2, 8 [723]: Δράγγαι; Plin. nat. 6, 94: Drangae; Amm. 23, 6, 71: Drangiani) und dem Erymandros (Hilmand) - eventuell wird der Indus auf der TP mit dem Hilmand verwechselt oder gleichsesetzt, was auch die Platzierung von Bestia deselutia nahelegt. Die Catace haben, anders als Miller (Itineraria 623) annimmt, keinen Bezug zum Mons Catacas, da die antike Autoren übereinstimmend für das Ethnonym und das Oronym unterschiedliche Lokalisierungen vor Augen haben. - Vgl. auch zu DRaNGiaNe· (Drangiane) und Mons· catacas·.

Literatur:

Horace A. Rose, A Glossary of Tribes and Castes of the Punjab and North-West Frontier Province, Vol. III: L-Z, Lahore 1892 (ND New Delhi 1997), 246-248; Wilhelm Tomaschek, in: RE III / 2, 1899, 1782 s.v. Cataces; Miller, Itineraria, 623; Wilhelm Kroll, in: RE X / 2, 1919, 2512f. s.v. Kathaioi; Ders., in: RE III A / 1, 1927, 1008 s.v. Sopeithes; Otto Stein, in: RE XVIII / 1, 1939, 1158f. s.v. Oromenus; Jacques André / Jean Filliozat, Pline l’Ancien, Livre VI, Paris 1980, 170; Pierre H.L. Eggermont, Alexander’s Campaign in Southern Punjab, Leuven 1993 (= Orientalia Lovaniensia Analecta 54), 16f.; Klaus Karttunen, in: DNP 6, 1999, 349 s.v. Kathaioi (Καθαῖοι), http://dx.doi.org/10.1163/1574-9347_dnp_e610870; Thomas Saile, Salz im ur- und frühgeschichtlichen Mitteleuropa - Eine Bestandsaufnahme, in: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 81, 2000, 130- 234, hier 144; Klaus Karttunen, in: DNP 11, 2001, 38 s.v. Sangala (Σάγγαλα); Ders., ebd., 721 s.v. Sopeithes (Σωπείθης); Alexander V. Podossinov, Eastern Europe in Roman Cartographic Tradition, Moscow 2002, 375 (auf Russisch).

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Letzte Bearbeitung:

11.01.2023 16:22


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2440 [zuletzt aufgerufen am 01.10.2024]

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