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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Mons Imevs (Mons Imeus)

Name (modern):

 

Bild:
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Großraum:

Asien östl. d. Euphrat, südl. d. Taurus

Toponym Typus:

Berg/Gebirge

Planquadrat:

11B3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Imaon, Imaos

Barrington Atlas:

Imaus Mons (6 D3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Mons Imeus

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἰμάον ὄρος (1,12,9; 16,1; 6,13,1. 3; 14,1. 8; 15 1. 2. 3; 16,1. 2; 7,1,1. 7; 7,2,15; 8,23,2; 26,2)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Frühhellenismus (vor 200)

Begründung zur Datierung:

Mit dem Imeus und dem Taurus-Gebirge insgesamt sind die Oikumene-Konzepte der Oikumene von Dikaiarchos und Eratosthenes wiedergegeben (vgl. auch Kommentar).

Kommentar zum Toponym:

Der Mons Imeus ist identisch mit dem Imaus und repräsentiert den östlichen Teil des Taurus-Gebirges. Diese große, die gesamte östliche Oikumene von Kleinasien bis an den östlichen Ozean durchziehende und Asien in eine Nord- und eine Südhälfte aufteilende Gebirgskette (vgl. z.B. Strab. 11, 1, 2 [490]) ist mit der doppelt eingetragenen Bezeichnung Mons Taurus auch in ihrer gesamten Länge auf der Tabula Peutingeriana dargestellt. Der Mons Imeus wird unter den Namen Imaus (Plin. nat. 6, 64: promunturium Imaus; Solin. 38, 12: Imaus), Ἴμαος (Arr. Ind. 2, 3: Ἴμαος), Ἴμαον (vgl. z.B. Strab. 11, 11, 7 [519]: Ἴμαον; Arr. Ind. 2, 3: Ἴμαον ὄρος; Ptol. 1, 12 9; 1, 16, 1; 6, 13, 1: Ἰμάον ὄρος;) und Imavus (Plin. nat. 6, 60. 214. 215: Imavus; Amm. 23, 6, 61: mons Imavus; Oros. 1, 14. 46. 47: Mons Imavus; Aethicus Cosmographia 2, 17 (p. 94f. GLM ed. Riese): mons Imavus) geführt, die Herefordkarte bietet das Oronym Mons Timavus (Miller, Mappaemundi IV, 27).
Das Oronym Imaus mit seinen Varianten wird auf den Schnee auf den hohen Berggipfeln an der Grenze zu Indien zurückgeführt Plin. nat. 6, 64: Gentes quas memorare non pigeat a montibus Hemodis, quorum promunturium Imaus vocatur incolarum lingua nivosum significante … „Stämme, die zu erwähnen es sich lohnt, sind von den Hermodischen Bergen an, deren Vorgebirge Imaos genannt wird - was in der Sprache der Bewohner ‚schneereich‘ bedeutet - …“; vgl. Lindegger, Griechische und römische Quellen, 121; Westrem, The Hereford Map, 27).
Eratosthenes zufolge bildet der Taurus die nördliche Begrenzung des geographischen Raumes, den er als „Indien“ (Ἰνδική) bezeichnet. Nicht in der Tabula Peutingeriana vertreten ist die im Zusammenhang mit dem Alexanderzug eingeführte durchgängige Benennung des Tauros als „Kaukasos“ (Arr. an. 5, 3, 3; 5, 3; Ind. 2, 4: Καύκασος), wenngleich Strabon (obwohl er sich in diesem Kontext über Alexanders Ruhmsucht mokiert) die Bezeichnung immer mal wieder benutzt (2, 2 [68]; 15, 1. 11 [689]. 13 [690]; 2, 9 [724]: Καύκασος), die demnach bis zu einem gewissen Grade eingebürgert war; ebenfalls nicht verwendet werden die möglicherweise mit den Expeditionen von Patrokles und Megasthenes aufgekommene Bezeichnung Emodus (Arr. Ind. 2, 3; 6, 4: Ἠμωδός; Strab. 11, 8, 1 [511]: Ἠμωδὰ; 15, 1, 9 [689] und 11 [689] = Eratosthenes Fr. III B 6 [Berger]: Ἠμωδόν; 72 [719]: Ἠμωδόν) und Ptolemaios’ Bezeichnung Σηρικὰ ὄρη „Serisches Gebirge“ (Ptol. 6, 16, 2. 5) für die östliche Verlängerung von Imaus mons, also für das östliche Ende des Taurus. Vielmehr greift die Tabula Peutingeriana regionale Bezeichnungen der asiatischen Gebirge auf. Plinius (nat. 6, 60) thematisiert die Unsicherheit der antiken Autoren in der Beschreibung der Gebirge Indiens: par labos sit montes enumerare. iuguntur inter se Imavus, Hemodus, Paropamisus, Caucasus, a quibus tota decurrit in planitiem immensam et Aegypto similem. „Ebenso schwer wäre es, die Gebirge aufzuzählen. Es sind nämlich hier miteinander der Imaos, Hemodos, Paropamisus und Kaukasos verbunden, von denen aus ganz Indien in eine unermessliche, Ägypten ähnliche Ebene sich abschrägt.“ (Übers. Brodersen, Plinius, Naturkunde VI, S. 51). Dementsprechend bietet auch Arrian diese vier Bezeichnungen nebeneinander (Ind. 2, 1: ὁ Ταῦρος τὸ οὖρος; 2, 3: Παραπάμισος, Ἠμωδός, Ἴμαος) und stellt ebenfalls die ungeheure Länge des Gebirgszuges heraus (Arr. an. 3, 28). Die ungeheure Länge des Taurus beschreibt auch Plinius, wobei er im Osten „mit der rechten Flanke, wo er erstmals aus dem Indischen Ozean aufsteigt“ beginnt (nat. 5, 97: dextro latere septentrionalis, ubi primum ab Indico mari exsurgit) und dann die verschiedenen Bezeichnungen der einzelnen Abschnitte dieses Gebirgszuges aufzählt (nat. 5, 97f.): … Taurus mons, ab Eois veniens litoribus… Imaus prima parte dictus, mox Emodus, Paropanisus, Circius, Cambades, Pariades, Choatras, Oreges, Oroandes, Niphates, Taurus atque, ubi se quoque exsuperat, Caucasus, ubi brachia emittit subinde temptanti maria similis, Sarpedon, Coracesius Cragus, iterumque Taurus. Im Kontext seiner Beschreibung des Kaspischen Meeres und der weiter östlich wohnenden Völker gibt Strabo eine kurzgefasste Beschreibung der Bergkette: „Geht man vom Hyrkanischen Meer nach Osten, dann liegt rechts das Gebirge (τὰ ὄρη), das sich bis zum Indischen Meer erstreckt und das die Griechen Tauros (Ταῦρος) nennen; es fängt in Pamphylien und Kilikien an, zieht sich vom Westen ununterbrochen bis hierher weiter und bekommt immer wieder andere Namen … Der Gebirgszug, der von Armenien bis hierher (oder etwas weniger weit) reicht, wird Parachoathras (Παραχοάθρας) genannt … Das ganze nach den Ariern folgende Gebirge haben die Makedonen Kaukasos (Καύκασος) genannt; bei den Barbaren jedoch trugen die einzlnen Teile die Namen †die Spitzen und der nördliche Teil des Paropamisos† (Παροπαμίσος), Emoda (Ἠμωδὰ), Imaon (Ἴμαον) und dergleichen mehr.“ (Strab. 11, 8, 1 [510f.]), eine Kurzbeschreibung findet sich auch in den Chrestomathiae e Strabonis Geographicorum (11, 1). Ptolemaios platziert einige Tagrsreisen östlich des Steinernen Turms (Λίθινος πύργος) am Fuß des Imaon-Gebirges eine „Fernhandelsbasis“ (ὁρμητηρίον), von der aus die Händler nach Sera aufgebrochen seien (Ptol. 6, 13, 1; 15, 3) - eine Vorstellung, die den Eintrag Sera Maior auf der Tabula Peutingeriana am Ostrand der Oikumene direkt unterhalb der Bergkette erklärt. Besonders ausführlich wird dieses als Kaukasus bezeichnete Gebirge, das Eratosthenes’ Konzept der Oikumene folgend Asien in zwei Hälften teilt, von Strabo präsentiert: Der Abschnitt ganz im Osten werde Imaus genannt (Strab. 11, 8, 1 [511]: Ἴμαον; 11, 7 [519]: Ἴμαιον). Strabo (15, 1, 72 [719]: Ἠμωδόν), basierend auf Artemidor (fr. 109 Stiehle = FGrHist 721 F 5 b), und Mela (3, 58) lokalisieren die Quelle des Ganges im Hemodischen Gebirge, als dessen Vorgebirge Plinius (nat. 6, 64: promunturium Imaus) Imaus nennt. Diese Beschreibung und auch Plinius’ Definition des geographischen Raumes „Indien“, der von dem aus Imaus, Hemodus, Paropanisus und Caucasus bestehenden Gebirgsmassiv begrenzt werde (Plin. nat. 6, 60, s.o.; vgl. auch Plin. nat. 6, 56), passt auch zur Darstellung auf der Tabula Peutingeriana.
Die Darstellung des Taurus auf der Tabula Peutingeriana basiert auf frühhellenistischen Konzepten der Einteilung der Oikumene, vor allem denen von Dikaiarchos (Agathem. 5 [GGM II 472] = Dikaiarchos Frg.110 Wehrli = Frg. 123 Mirhady) und Eratosthenes (vgl. Strab. 2, 1, 1 [67f.] = Eratosthenes fr. III A 2 Berger) mit der Unterscheidung eines nördlichen und eines südlichen Segments durch eine durch das Mittelmeer und den Taurus geführte Linie („Diaphragma“) bezeichnet, wenngleich auf der Karte Hemodus, Paropanisus und Caucasus als Teile des langen Gebirges fehlen. Roller (A Historical and Topographical Guide, 657) hält es für möglich, dass die Informationen zur Geographie des östlichen Taurus-Abschnittes vom Maurya-Hof in Pataliputra in die Mittelmeerwelt „shortly after the time of Alexander“ gelangten. - Vgl. auch zu Mons Lymodvs, MONS· TAVRVS·, MONS· TAVRVS und Sera Maior.

Literatur:

Miller, Mappaemundi IV, 27; Albert Herrmann, in: RE IX/2, 1916, 2541f. s.v. Imaon; Otto Wecker, ebd., 2542f. s.v. Imaos; Miller, Itineraria, 850; Peter Lindegger, Griechische und römische Quellen zum peripheren Tibet. Teil III: Zeugnisse von den Alexanderhistorikern bis zur Spätantike (Die Seidenstraßen), Rikon 1993 (= Opuscula Tibetana 22), 121; Klaus Karttunen, India and the Hellenistic World, Helsinki 1997, 106-108; Scott D. Westrem, The Hereford Map: Α Transcription and Τranslation of the Legends with Commentary, Turnhout 2001, 27; Andy H. Merrills, History and Geography in Late Antiquity, Oxford 2005, 87-90; M. Rathmann, Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume im Hellenismus am Beispiel Asiens, in: Ders., Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike, 81-102, hier 99 mit Anm. 150; Stefan Radt (Hrg.), Strabons Geographika. Mit Übersetzung und Kommentar, Band 8: Buch XIV-XVIII: Kommentar, Göttingen 2009, 148f. (zu 689, 4-6); Justus Cobet, Die Horizonte der antiken Oikumene: eine Vorgeschichte zu Kolumbus, in: Ders. (Hrg.), Weltwissen vor Kolumbus, Münster 2013 (= Periplus 13), 7-34, hier 29; Douane W. Roller, A Historical and Topographical Guide to the Geography of Strabo, Cambridge / New York 2018, 57 (zu Strab. 2, 1, 2). 629 (zu Strab. 11, 1, 2). 657 (zu Strab. 11, 8, 1). 669 (zu Strab. 11, 11, 7).

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Letzte Bearbeitung:

11.01.2023 16:24


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2451 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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