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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Bactrianoe

Name (modern):

 

Bild:
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Großraum:

Asien östl. d. Maiotis

Toponym Typus:

Region

Planquadrat:

11A4

Farbe des Toponyms:

rot

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Baktria (DNP)

RE:

Baktriane

Barrington Atlas:

Bactria (99 B2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Bactrianoe

Levi:

 

Ravennat:

India Bactrianis (p. 12.02), India Serica Bactrianis (p. 16.45), Ind<i>e Bactri<an>e (p. 32.12), Ind

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Die auf der Tabula Peutingeriana eingetragene Benennung BACTRIANOE ist identisch mit dem Ethnonym Βακτριανοί (Strab. 11, 8, 8 [513]; 11, 9, 3 [515]; 11, 11, 3 [517]; 11,14, 14 [531]: Βακτριανοί; Iust. 41, 6, 2: Bactriani; Jul. Hon. 13 A [p. 32 GLM Riese]: Bactriani); 38 A [p. 46 GLM Riese]: Bactriani gens). Geläufig ist in der antiken Literatur aber auch Bactri ( Plin. nat. 6, 47. 48; Mela 1, 13; Jul. Hon. 38 [p. 46 GLM Riese]: Bactriani gens) und Βάκτροι (Dion. Per. 734. 737). Ebenso wie die benachbarten Sogder sind die Baktrianer ein Volk mit (halb)nomadischer Lebensweise. Das Gebiet (Βακτριανή; vgl. z.B. Strab. 11, 8, 9 [514]; Ptol. 6, 11, 1f.) findet als Satrapie des Achämenidenreiches häufig bei Herodot Erwähnung und wurde üblicherweise von einem Königssohn verwaltet, war also mit einer Sonderrolle ausgestattet (Hdt. 9, 108, 1-113, 2; anders Xen. Kyr. 8, 7, 11); die nördliche Begrenzung Baktriens durch den Oxus entspricht den Angaben von Eratosthenes (Strab. 11, 8, 9 [514]; vgl. auch Ptol. 6, 11, 3). Baktrien war vor seiner Eingliederung ins Perserreich ein eigenständiges Königreich (Xen. Kyr. 5, 1, 2; Diod. 2, 6, 2; 2, 4, 1-7, 3) mit Baktra (Zariaspa) als Hauptstadt und spätere Satrapenresidenz (Arr. an. 3, 29, 1; 4, 1, 5). Es wurde wohl von Kyros dem Großen erobert (Hdt. 1, 153; Xen. Kyr. 1, 1, 4; Ktes. 8/Phot. Bibl. 72, 36a), ist als persische Satrapie aber erst seit Dareios I. sicher bezeugt (Diod. 2, 4,1-7, 3; vgl. auch DB III [§ 38] 10-19, die Behistun-Inschrift von Dareios I., mit der Nennung des baktrischen Satrapen Dādršiš als militärischer Oberfehlhaber im Kampf gegen die aufständischer Marder). Auffällig ist, dass Baktrien auf der Tabula Peutingeriana eingetragen ist, Sogdien jedoch fehlt, obwohl beide Regionen gleichermaßen sowohl für die Achämeniden als auch für Alexander eine wichtige Rolle spielten. Dementsprechend liefert die antike Literatur über ihren Widerstand und ihre Revolten gegen die makedonische Oberherrschaft detaillierte Berichte. Curtius Rufus allerdings nennt als Gebiete bzw. Völkerschaften, von denen der baktrische Satrap Bessos Unterstützung im Kampf gegen Alexander erwartete - die Chorasmier, Daher, Saken, Inder und Skythen (Curt. 7, 4, 6). In dieser Aufzählung von Nomaden nicht erwähnt werden die Sogder, die, wie im Fortgang des Berichts von Curtius Rufus zu erfahren ist, ebenso unter Bessos’ Kontrolle standen: Sie waren Teil der achämenidischen Satrapie Bāxtriš (Baktrien); und Arrian zufolge kämpften sogdische Truppen entsprechend ihrer Verpflichtung zur Heeresverfolge gegnüber dem Achämenidenherrscher unter dem Oberbefehl des Bessos gegen Alexander den Großen (Arr. an. 8, 3, 8). Zuvor war Sogdien (ebenso wie Baktrien) ein Königreich mit Marakanda als Hauptstadt (Arr. an. 3, 30, 6; 4, 3, 6; 4, 6, 3). Die Satrapieneinteilung der Alexanderzeit und die vielleicht darauf zurückzuführende Gleichsetzung von Baktrien mit Sogdien bei Curtius Rufus (Curt. 7, 7, 2; 7, 8, 21. 30; 8, 1, 19. 35) könnte ein Erklärungsansatz sein für das Fehlen Sogdiens auf der Tabula Peutingeriana. Der Eintrag dürfte also die politische Organisation des baktrisch-sogdischen Raumes in der (späten) Achämenidenzeit und das geographische Wissen der Alexanderzeit widerspiegeln, bevor (unter Alexander und den Diadochen) Baktrien und Sogdien in einer entsprechend benannten Doppelsatrapie administrativ verbunden wurden (Arr. an. 4, 17, 3; Curt. 8, 2, 14) und die Tocharer diese Gebiete erobert haben (129 v.Chr.). - Vgl. auch zu Tanchire (Tocharer bzw. ihr Siedlungsgebiet).

Miller, Itineraria, Sp. 626:
Bactrianoe, Bactriani (It Al öfters, Per M Er); beim Ra heißt India Serica auch Bactrianis oder Bactriana oder Bactrea oder Bactrianae. Bactriana (Pt As 7 östlich vom Kaspischen Meer); Bactrii (Pt Volk in Drangiana).

Datierung (Barrington):
Bactria – Hellenistic / Roman (DiodSic 2.37.6; Pliny, NH 6.92; André 1980, 64-65; Lyonnet 199)
§ Baktrioi – Classical / Hellenistic / Roman (Hdt. 3.102, 7.66; Arrian 3.8; Foucher 1942, 197)
§ Bactriani – Hellenistic / Roman / Late Antique (PME 47; AmmMarc 23.6.55)

DNP:
Baktria
A. Quellen

Über das alte B. hat zuerst der den von ihm beschriebenen Ereignissen zeitlich am nächsten stehende Herodot berichtet; alle weitere Überlieferung ist sekundär, vor allem auch die auf die Epoche Alexandros´ [4] d.Gr. bezüglichen Nachrichten des Arrianos (an.) und Curtius Rufus, die auf Aristobulos, Ptolemaios und Kleitarchos zurückgehen. Zusammenhängende Darstellungen B.s liefern Strabon (11,11) und Ptolemaios (6,11 N), dazu finden sich verstreute Berichte bei Ailianos [2], Aischylos, Aristoteles, Diodorus Siculus, Plinius (nat.), Polybios, Theophrastos und bei Xenophon (Kyr.). Ausgrabungen wie in Aï Chanum, Taḫt-e Sangīn und Termeẕ geben Aufschluß über griech.-baktrische Bauten, Plastiken, Münzen usw., deren Stil noch Jahrhunderte nachwirkte.

Treidler, Hans (Berlin)
Brentjes, Burchard (Berlin)

B. Geographische Daten

Βακτρία und Βακτριανή (Bactriana regio bzw. terra) waren die Ausdrücke für das Land B., Βάκτριοι und Βακτριανοί (Bactriani) für seine Bewohner; häufig war auch der Gebrauch von Βάκτρα für das Land B. (s.u.). B. entspricht etwa dem h. Afghanistan, zu beiden Seiten des oberen und z.T. auch des mittleren Oxos (h. Amu-darja). Die Südgrenze von B. bildet das Gebirge Kūh-e-Bābā, die Westgrenze annähernd der Fluß Margos (h. Murgab). Der im indischen Kaukasos (h. Hindukusch) entspringende Araxes [2] (Oxos) ist von Arr. an. 3,29,2ff. beschrieben. Der wichtigste südl. Nebenfluß des Oxos war der Baktros [1] (Curt. 7,4,31 u.a.), der h. Balcḫāb, an dem die Hauptstadt Baktra lag. Neben dem Araxes nennt Arist. met. 1,13,16 noch den Fluß Choaspes [2] (h. Kunḁr). B. war von der Natur reich begünstigt. Reife Getreidekörner erreichten angeblich die Größe von Olivenkernen (Theophr. h. plant. 8,4,5), Ail. nat. hist. 4,55 rühmt das Gedeihen der Tiere, Ail. 4,25 und 15,8 bezeugt das Vorkommen von Gold und Plin. nat. 37,65 das von Bactrianorum smaragdi.

Treidler, Hans (Berlin)

C. Geschichte

Für die älteren Perioden sind Beziehungen zum Iran bezeugt, für die jüngeren zu Assyrien (Semiramis) und Persien (Kyros d.Gr.), wie bei Xen. Kyr. 1,1,4 und Diod. 2,5-7 erwähnt. Religionsgesch. bedeutsam ist das Auftreten des Zoroastres (Zarathustra), dessen Datierung in das 5.Jh. v.Chr. umstritten ist. Seit Dareios I. gehörte B. dem 12. Steuerbezirk an (Hdt. 3,92; 9,113). B. stellte dem Xerxes 480-479 ein Kontingent aus Fußvolk und Reiterei (Hdt. 7,64,66; 86; 8,113; 9,31). Die Verfolgung des baktrischen Satrapen Bessos durch Alexander zog das Vordringen in den nördlichen Iran nach sich, womit die Periode einer zwei Jh. dauernden griech. Beherrschung bzw. kulturellen Beeinflussung B.s beginnt. 329 überschritt Alexander den Oxos. An den Grenzen B.s entstanden Alexandreia [12] Oxiana und Alexandreia [9] πρὸς τῷ Καυκάσῳ (h. Charikar). Seleukos I. Nikator sicherte (um 300 v.Chr.), Antiochos [2] I. Soter erneuerte den Besitz B.s in Verträgen mit indischen Fürsten (Chandragupta). Aus dem Drängen der hell. Satrapen B.s Diodotos I. und II. nach Unabhängigkeit von den Seleukiden erwuchs ein eigenes baktrisches Königtum. 206 v.Chr. erkannte Antiochos [5] III. d.Gr. die Herrschaft des Euthydemos, eines Griechen aus Magnesia, über B. an. Dieser und sein Sohn Demetrios schufen das helleno-baktrische Reich, das nach Vorderindien übergriff (180), wo Demetrios seinem Vater zu Ehren die Stadt Euthydemeia im Fünfstromland (h. Sänglawala-Tiba) gründete. Die ἀρχή B.s soll um 170 v.Chr. bis zu den Serern gereicht haben (Strab. 11,11,1). Um 140 v.Chr. begann der Einbruch fremder Völker, so der von den Yüe-Chi, vom Aralsee und Syr-daryā vertriebenen Saken und Skythen. Im 1.Jh. n.Chr. wurde B. in das neue Reich der Kuschanen einbezogen, von denen wohl auch die z.Z. Hadrians nach Rom geschickte Gesandtschaft stammte. 450 drangen die Hephthalitai in B. ein, die ein Jh. darauf (567) von den mit den Persern (Chosroes I.) verbündeten Turkoi über den Hindukusch nach Süden gedrängt wurden. Die seit dem 7.Jh. einfallenden Muslime kämpften noch bis in das 10.Jh. gegen Hephthaliten, Turk- und Hindu-Shahi, bis das Land zum Ausgangsgebiet der islamischen Eroberung Indiens wurde.

Ausgrabungen haben u.a. in Aï Chanum eine griech.- baktrische Stadt freigelegt. Bis nach Nord-Tāǧīkestān (Taḫt-e Sangīn, evtl. dem Fundort des Oxos-Schatzes) fanden sich griech. Münzen, Plastiken und Terrakotten. Nachwirkungen griech.-baktrischer Kunst reichen in Zentralasien bis in die islamische Zeit und in Ostturkestan bis in die Mongolenzeit. Von besonderer Bedeutung wurde die von dem hell. B. ausgehende Gandhāra-Kunst, die nach Nordwest-Indien übergriff.

Treidler, Hans (Berlin)
Brentjes, Burchard (Berlin)

D. Siedlung und Verkehr

Βάκτρα, der Name der Stadt, betraf urspr. nur das Land B., wie mehrfach berichtet ist (Arr. an. 3,19,1; Curt. 3,10,5; 4,5,4; Steph. Byz. s.v. Ἀλεχάνδρεια κατὰ Βάκτρα u.a.). Nicht Βάκτρα, sondern Ζαρίασπα (Arr. an. 4,1,5; 7,1; Pol. 10,49; bei Plin. nat. 6,48 Zariastes genannt) war der ältere Name der Hauptstadt von B. (h. Balḫ, Balch). Neben Βάκτρα/Ζαρίασπα erscheinen ferner als nennenswerte Plätze Δράψακα (h. Andarāb) und Ἄορνος. Baktra lag an der Seidenstraße; eine andere Straße folgte dem Laufe des Oxos und dem Nebenfluß Baktros westl. zum Kaspischen Meer (Strab. 11,7,3), und südl. fand eine Straße den Anschluß zum Khaiber-Paß in das Tal des Kabul (Kophen) nach Vorderindien.
Treidler, Hans (Berlin)
Brentjes, Burchard (Berlin)


Literatur:

Wilhelm Tomaschek, in: RE II / 2, 1896, 2805f. s.v. Baktriane (Βακτριανή); Ders., ebd., 2806-2813 s.v. Baktrianoi; Miller, Itineraria, 626; Jakob Seibert, Die Eroberung des Perserreiches durch Alexander den Großen auf kartographischer Grundlage, Wiesbaden 1985 (= TAVO-Beiheft B / 64), 120-134; Frank Lee Holt, Alexander the Great and Bactria: The Formation of a Greek Frontier in Central Asia Leiden 1989 (2. Aufl.) (Mnemosyne, Supplement 104), 21; Bruno Jacobs, Die Satrapienverwaltung im Perserreich zur Zeit Darius’ III., Wiesbaden 1994 (= TAVO-Beiheft B / 87), 208-227; Amélie Kuhrt, The Ancient Near East, Vol., London 1995, 660; Marek J. Olbrycht, Parthia et ulteriores gentes. Die politischen Beziehungen zwischen dem arsakidischen Iran und den Nomaden der eurasischen Steppen, München 1998 (= Quellen und Forschungen zur antiken Welt 30), passim; Hilmar Klinkott, Der Satrap. Ein achaimenidischer Amtsträger und seine Handlungsspielräume, Frankfurt am Main 2005 (= Oikumene 1), 126f. (baktrisch-sogdische Doppelsatrapie). 233f. (Straßen). 455f. (Verwaltung); Bruno Jacobs, Achaemenid Satrapies, in: Encyclopaedia Iranica, online edition 2011 (http://www.iranicaonline.org/articles/achaemenid-satrapies) s.v. 7 (zuletzt abgerufen am 22.3.2018).

P. Bernard, The Greek Kingdoms of Central Asia. History of Civilizations of Central Asia II, 1994, 99-129.

G. Fussman, Southern Bactria and Northern India before Islam. A Review of Archeological Reports, JAOS 116, 1996, 243-259.

B. Lyonnet, Prospections archéologique en Bactriane orientale, 1996.

W. Tarn, The Greeks in Bactria and India, 11938, 21952.

Karten:

Griech. Histor. Weltatlas I, 1954, S. 11b, 12b, 17a, 20a-b, 21b-c, 22a und 38b (histor.).

Atlas of the World II, 1959, Plate 31 (physisch-polit.).

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Letzte Bearbeitung:

14.01.2023 14:33


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2460 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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