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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Serapeum

Name (modern):

 

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
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Alternatives Bild ---
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Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

isoliertes Symbol mit Name

Planquadrat:

8C3 / 8C4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

B Haus

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Serapeum [2] (DNP)

RE:

 

Barrington Atlas:

 

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Serapev̅ (856 c)

Levi:

Serapeū (B,3)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Die bekanntesten Serapea Ägyptens sind die von Alexandria und Memphis (Saqqara). Die drei auf der Tabula Peutingeriana mit der Bezeichnung „Serapeum“ versehenen Plätze sind jedoch nicht eindeutig lokalisierbar. Auch das im Itinerarium Antonini (170, 3) bezeugte Toponym Serapiu hilft in dieser Frage nicht weiter, denn dieser Ort liegt dem Straßenverzeichnis zufolge nordöstlichen Ägypten, 18 Meilen (27 km) von Klysma entfernt und somit eindeutig außerhalb des Nildeltas. Erschwerend kommt hinzu, dass der Eintrag der drei Orte bzw. Tempel ebenso wie die drei als „Iseum“ bezeichneten Örtlichkeiten sehr schematisch über das Nildelta verteilten wirken, wobei die gleiche Zahl der Isis- u. Serapis-Tempel vielleicht auf die gemeinsame Verehrung der beiden Gottheiten anspielt (Wild, Water in the Cultic Worship, 161-189: Kult und Kultorte in Ägypten; Pearce, Philo on the Nile). In der antiken Welt galten beide Kulte als Charakteristikum der ägyptischen Religion. Entsprechend richteten sich zahlreiche christliche Übergriffe gezielt gegen entsprechende Kultplätze: Im 4.Jh. n.Chr. nehmen die Attacken gegen den ägyptischen Serapis- und Nilkult zu, vor allem unter Konstantin dem Großen wird gegen deren Verehrung polemisiert und die Nilfeste verboten (Eus. Vit.Const. 4, 25). Konstantin ordnet an, dass die Prozessionen zu Ehren der Nilschwemme nicht mehr vom Serapis-Tempel ausgehen dürfen, sondern von einer christlichen Kirche starten müssen, die heilige Nilelle wird in eine Kirche transferiert (Hermann, Nil und Christen, 33-35; Merkelbach, Isis-Regina, 319-331; Takács, Isis and Serapis; Stauth, Ägyptische heilige Orte II, 189) und 391 wurde das Serapeum in Alexandria zerstört. In der Frage der Zuordnung der drei Einträge auf der Tabula Peutingeriana auch zu berücksichtigen ist, dass es auf Grund der hohen Bedeutung und Popularität von Serapis seit seiner Etablierung in der Ptomäerzeit unzählige Kultstätten dieses mit deutlichen Bezügen zu Osiris ausgestatteten Gottes in Ägypten gab, allein 42 für das 2.Jh. n.Chr. kennt Aelius Aristides (De Serap. 8, 56 Dindorf 1, 96). Auf Grund dieser Schwierigkeiten wurden bislang keine Versuche unternommen, die drei Orte auf der Tabula Peutingeriana zu lokalisieren: So belässt es z.B. Kees (RE 1665) bei der Feststellung: „Die Tabula Peutingeriana verzeichnet allein drei derartige nach ihren Kultstätten genannte Orte im Delta …“ Es ist aber anzunehmen, dass es sich bei der Darstellung auf der Karte um bekanntere Serapis-Kultstätten handelt. So könnte es sich meines Erachtens bei dem am weitesten im Westen des Deltas platzierten Serapeum um den Tempel in Kanopos handeln, den der Zeichner wegen der geplanten großen Vignette für Alexandria zu weit im Süden platziert hat: Strabo (17, 1, 17 [801]) schildert den Ort als Standort eines wichtigen und daher vielbesuchten Serapis-Tempels, der auch als Orakel (Inkubation) fungierte; berühmt-berüchtigt war der Ort auch als Vergnügungsort der Alexandriner (Strab. 17, 1, 17 [801]; Anakr. 22, 20; Prop. 3, 11, 39; Iuv. 6, 84; 15, 46; Cass. Dio 50, 27, 1 u.ö.). Meines Erachtens ebenfalls nicht auszuschließen ist, dass dieser Tempel das Serapeum in Alexandria darstellt und dann ebenso wie der Pharos als eines der berühmtesten Bauwerke der Stadt zu den einzigen auf der Tabula Peutingeriana Örtlichkeiten in Alexandria zu zählen wäre. - Vgl. auch zu Iseum· (2), hier allgemeine Bemerkungen zur Darstellung der Serapea und Isea auf der Tabula Peutingeriana.

Kommentar (Talbert):
This record is for the second of two such symbols (with no link to the route network) in this square.

Miller, Itineraria, Sp. 856:
Serapeū (bei Alexandria), uralter Serapis-Tempel von bedeutender Größe in der Nähe von Alexandria, später in Alexandria selbst (Jul Val I 30); darin ein Bild von wunderbarere Materie, daneben ein weibliches Bild von bedeutender Schönheit (Isis) (Clem Alex, Rufinus, Theodoret); cf. Macrob. Saturn. I 20 sagt über den ägyptischen Serapis: Isis juncta religione celebratur. Im Serapis-Tempel sind 2 große Obelisken (Jul Val). Pausanias Attic. 18 sagt: Den berühmtesten aller Serapistempel haben die Alexandriner, den ältesten die Memphiten. Der Serapis-Tempel in Alexandria ist noch unversehrt zur Zeit des Ammian, das herrlichste Werk der Welt nach dem Kapitol; er wurde zerstört auf Befehl des Theodosius 389 durch den Patriarchen Theophilus von Alexandrien.

DNP:
Serapeum
[2] Name verschiedener Orte

Als Wiedergabe mutmaßlich äg. Bezeichnungen wie pr-wsjr-ḥp Ortsname in griech. und lat. Quellen (s. dazu [1]). Nach der Tabula Peutingeriana gab es drei derartige Orte im Nildelta; einer befand sich an der Straße, die von Heliopolis [1] durch das Wādī ṭ-Ṭumailāt über Hero (d. h. Hērōōnpolis) über S. nach Klysma führte. Die genaue Lokalisierung ist unsicher.

Quack, Joachim

Literatur:

Hermann Kees, in: RE II A / 2, 1923, 1665 s.v. Serapeum; Alfred Hermann, Nil und Christen, in: JbAC 2, 1959, 30-69, hier 33-35; Françoise Dunand, Le culte d’Isis dans le bassin oriental de la Méditerranée. I: Le culte d’Isis et les Ptolémees, Leiden 1973 (= EPRO 26), 112; Robert A. Wild, Water in the Cultic Worship of Isis and Sarapis, Leiden 1981, 161-189; Reinhold Merkelbach, Isis-Regina. Die griechisch-ägyptische Religion nach den Quellen dargestellt, München / Leipzig 2001 (2. Aufl.), 319-331; Sarolta A. Takács, Isis and Serapis in the Roman World, Leiden 1995 (= Religions in the Graeco-Roman World 124); Sarah K. Pearce, Philo on the Nile, in: Jörg Frey / Daniel R. Schwartz / Stephanie Grippentrog (Hrsg.), Jewish Identity in the Greco-Roman World. Jüdische Identität in der griechisch-römischen Welt, Leiden 2007 (= Ancient Judaism and Early Christianity 71), 137-157, hier 143-156; Georg Stauth, Ägyptische heilige Orte II: Zwischen den Steinen des Pharao und islamischer Moderne. Konstruktionen, Inszenierungen und Landschaften der Heiligen im Nildelta: Fuwa - Sa -Sa al-Hagar (Sais), Bielefeld 2008, 189. - Zu Kanopos vgl. John Stambough, Sarapis under the Early Ptolemies, Leiden 1972, 29; Stefan Pfeiffer, Herrscher- und Dynastiekulte im Ptolemäerreich. Systematik und Einordnung der Kultformen, München 2008 (= Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte 98), 56 mit Anm. 151; Ders., The God Serapis, His Cult and the Beginnings of the Ruler Cult in Ptolemaic Egypt, in: Ptolemy II Philadelphus and His world, Leiden 2008 (= Mnemosyne Suppl. 300), 387-408, hier 390; Gil Renberg, Where Dreams May Come: Incubation Sanctuaries in the Greco-Roman World, Leiden 2017, 93 Anm. 142; Pierre Koemoth, Osiris-Canope: du dieu agraire au patron des ports en Égypte romaine (Taf. 41-44), in: Studien zur ägyptischen Kultur 48, 2019, 117-149.

Miller, Itineraria, Sp. 855-856;

H. Kees, s. v. S., RE 2 A 2, 1923, 1665.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

11.11.2024 17:03


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2798 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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