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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Heracleo

Name (modern):

Ihnasya el-Medina

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXV     Fenchi     
Toponym nachher VI     Ptolemaidonar     
Alternatives Bild
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/ 736920
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8C3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Herakleopolis magna (DNP)

RE:

Herakleopolis magna

Barrington Atlas:

Herakleopolis (75 D2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Heracleo

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἡρακλέους πόλις μεγάλη (4,5,57)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Die auch außerhalb Ägyptens rezipierten Schriftzeugnisse mit Nennung des Ortes (Strabo, Plinius) sprechen für eine ins spätere 1. oder ins 2.Jh. n.Chr. zu datierende Überarbeitung der Tabula Peutingeriana an dieser Stelle. Vgl. auch den Kommentar.

Kommentar zum Toponym:

Heracleo ist identisch mit Herakleopolis Magna im südlichen Fayyum am westlichen Ufer des Nahr Yusuf und gehört zu den ältesten Städten Ägyptens. Der ägyptische Name des Ortes, der als Residenz der Könige der 9. und 10. Dynastie fungierte und Hauptstadt des 20. oberägyptischen Gaues war, lautet Ḥw.t-nn-nsw (vgl. z.B. in dem P. Ryl. Vittmann p. 116-202 [513 v.Chr.] passim), Nn-nsw (Neni-nesu, Nen-nesu, Ninsu; vgl. z.B. P. Lille Dem. 1, 22 [373 v.Chr.], 3. 6[b]; P. Lille Dem. 1, 23 [380-362 v.Chr.], 2). Die lateinische Form Heracleopolis ist offenbar schwach bezeugt, vgl. z.B. P. Oxy. 50, 3577 (28.1.342 n.Chr.), Kol. II 6. Der griechische Name erscheint seit der ptolemäischen Zeit in Inschriften und Papyrus-Urkunden (I. Syr. 1110 [332-330 v.Chr.], 5f.: πόλις Ἡρακλέω; P. Lille 1, 25 [3.Jh. v.Chr.], 10. 16. 18. 21. 24: Ἡρακλέους πόλις; P. Köln 4 [14.8.146 v.Chr.], 9; P. Diosk. 6 [3.11.146 v.Chr.], 10: Ἡρακλέους πόλις; BGU 18, 1, 2731 [87/86 v.Chr.], 2f. 16; P. Vind. Sal. 6 [12.7.190 n.Chr.], 10.f.; SB 14, 11643 [23.2.212 n.Chr.], 3. 4: SB 14, 11345 [11.8.306 n.Chr.], Frg. A, 6; P. Eirene 2, 12 [17.6. 429 n.Chr.], Vs. 2f. 25; P. L. Bat. 33, 53 [19.9.596 n.Chr.], 6. 9f.; SB 8, 9755 [19.7.642 n.Chr.], 2. 8; P. Erl. 68 [1.9.706 n.Chr.], 1). Letztgenannte Namensform bleibt die gebräuchliche, wobei der ägyptische Name aber bis in die Kaiserzeit in demotischen Texten bezeugt ist (vgl. Der Mythus vom Sonnenauge p. 12-55, col. 4, 20: Ḥw.t-nn-nsw; Dem. Conf. X [Leuven 2008] p. 123-125 [125-175 n.Chr.], 3: Nn-nsw). Am Ende der Spätantike (6./7. Jh. n.Chr.) belegte Varianten sind ἡ Ἡρακλεοπολιτῶν μητρόπολις (SB 8, 9876 [16.7.534 n.Chr.], 4f.), Ἡρακλεούπολις (SB 8, 9773 [17.10.540 n.Chr.], 5f. 10) und am häufigsten ἡ Ἡρακλέους (P. Oxy. 16, 1983 [28.7.535 n.Chr.], 3; CPR 5, 18 [15?.4.538 n.Chr.], 5. 8; vgl. auch ältere Belege wie P. Diosk. 6 [3.11.146 v.Chr.], 12). In außerägyptischen Texten ist der Ort vergleichsweise schwach belegt: Strabo bezeugt das Toponym Ἡρακλέους πόλις (17, 1, 39 [812]); Plinius kennt den Ort unter dem Namen oppidum Herculis (nat. 5, 50). Ptolemaios hat Ἡρακλέους πόλις Μεγάλη (4, 5, 57), Stephan von Byzanz Ἠρακλεὸπολις und Hierokles, Synekdemos 729, 4: Ἠρακλέως.
Die Funktion des Ortes als wichtiges religiöses Zentrum lässt sich bis in die 1. Dynastie zu dem frühdynastischen Pharao Den (Dewen oder Udimu, 29./28.Jh. v.Chr.) zurückverfolgen. Die dort verehrte Gottheit war der widderköpfige Harschef, der von den Griechen mit Herakles gleichgesetzt wurde. Zudem war in Herakleiopolis der Ichneumonkult heimisch. Das Toponym Herakleopolis geht auf die Ptolemäerzeit zurück. Bedeutendere Papyrus-Archive (Dioskurides, Dionysios) sowie die Schriftzeugnisse aus dem jüdischen Politeuma von Herakleopolis stammen aus dem 2.Jh. v.Chr., die Informationen über den Ort selbst fließen in dieser Zeit aber spärlich. Die ptolemäerzeitliche Textproduktion nimmt seit der Zeit Euergetes’ I. (230-227 v.Chr.) zu. Die örtliche Anlegestelle findet in P. Cairo Zen. 4, 59753 (3.Jh. v.Chr.) Erwähnung, genannt werden außerdem die für den Bootsverkehr zwischen Memphis und dem Fayyum wichtigen Stationen Aphroditopolis, Busiris und Ptolemais Hormou und ist offenbar auch noch im späten 4.Jh. n.Chr. eine wichtige Anlegestelle (BGU 3, 943 [389 n.Chr.]). Das christliche Herakleopolis führt sich einer Lokaltradition zufolge auf Jesus zurück, daran anknüpfende arabische Traditionen (z.B. Ibn Ḥauqal) sehen in Herakleopolis den Geburtsort Jesu. Tatsächlich, auch auf Grund der Berichte über Opfer der diokletianischen Christenverfolgungen in der Region, dürften die Anfänge des Christentums in Herakleopolis mindestens ins 3.Jh. n.Chr. zurückzudatieren sein.
Die Namensform Heracleo auf der Tabula Peutingeriana war in griechischen Texten durchaus üblich, wie die Papyri seit dem 3.Jh. v.Chr. zeigen. Auf der Karte ist die Tinte an dieser Stelle stark verblasst, aber die Buchstaben sind noch gut zu erkennen; auch Welser und Scheyb bieten die Form Heracleo. Nach Miller (ItMiller 867) fehlen wahrscheinlich die beiden im Itinerarium Antonini genannten Stationen Caene und Takona (ItAnt 156, 7; 157, 1). - Vgl. auch Ptolemaidonav·.

DNP:
Herakleopolis magna

Dieser Ort ist auf folgenden Karten verzeichnet:

Pilgerschaft

(äg. Nn-njswt, h. Ihnāsiyat al-madīna). Stadt auf dem Westufer des Nils im Eingangsbereich des Fajjūm; Metropole des 20. oberäg. Gaues; Kultort des mit Herakles geglichenen Widdergottes Harsaphes und Herkunftsstadt der herakleopolitanischen 9./10. Dyn. in der 1. Zwischenzeit. Die arch. Zeugnisse am Ort, Gräberfelder und Tempel, reichen bis in die 1. Zwischenzeit bzw. das MR (1. H. 2. Jt. v.Chr.) zurück.

Seidlmayer, Stephan Johannes (Berlin)



Literatur:

Edouard Naville, Ahnâs el Medineh (Herakleopolis Magna), London 1894 (= Memoir of the Egypt Exploration Fund 11); Hermann Grapow, in: RE VIII / 1, 1912, 515 s.v. Herakleopolis (ἡ Ἡρακλεόπολις) 1) Herakleopolis magna; Miller, Itineraria, Sp. 867; Aristide Calderini / Sergio Daris, Dizionario dei nomi geografici e topografici del Egitto greco-romano 2, Milano 1975, 220-224; Dizionario Suppl. 1, 128f.; Dizionario Suppl. 2, 63; Farouk Gomaà, in: Lexikon der Ägyptologie 2, 1977, 1124-1127 s.v. Herakleopolis Magna; Maria R. Falivene, The Herakleopolite Nome. A Catalogue of the Toponyms, with Introduction and Commentary, Atlanta/GE 1998 (= American Studies in Papyrology 37); Farouk Gomaà, in: Kathryn A. Bard (Hrg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 368-370; Josep Padró, Études Historico-archéologiques sur Héracléopolis Magna, Barcelona 1999 (= Nova Studia Aegyptiaca 1); Hans Bonnet, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Hamburg 2000 (3. Aufl.), 268f. s.v. Herakleopolis; James M. S. Cowey / Klaus Maresch (Hrg.), Urkunden des Politeuma der Juden von Herakleopolis (144/3-133/2 v. Chr.) (P.Polit.Iud.). Papyri aus den Sammlungen von Heidelberg, Köln, München und Wien, Wiesbaden 2001 (= Abhandlungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften/Sonderreihe der Abhandlungen Papyrologica Coloniensia 29); Georg Schmelz, Das Christentum im Herakleopolites der byzantinischen Zeit, in: Martin Tamcke (Hrg.), Blicke gen Osten. Festschrift für Friedrich Heyer zum 95. Geburtstag, Münster 2004 (= Studien zur Orientalischen Kirchengeschichte 30), 57-69; Erja Salmenkivi, Herakleopolis Magna under Philadelphus, in: Paul McKechnie / Philippe Guillaume (Hrg.), Ptolemy II. Philadelphus and His World, Leiden 2008 (= Mnemosyne Suppl. 300), 183-190.


F. Gomaà, s.v. H.m., LÄ 2, 1124-1127 (mit Karte)

M.C. Perez-Die, P. Vernus, Excavaciones en Ehnasya el Medina, 1992.

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Letzte Bearbeitung:

25.08.2024 12:36


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2845 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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