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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Macrontecos

Name (modern):

? Kisildzadere/Kızılcaterzi (Miller)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher X     Heraclea     
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Balkanraum nördlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8B1

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

 

Barrington Atlas:

[nicht aufgeführt; vgl. Kommentar]

TIR / TIB /sonstiges:

Agoraion Teichos (TIB 12, 238f)

Miller:

Macrontecos

Levi:

 

Ravennat:

Machron Tycos (5,12 p. 93,27)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Μακρὸν Τεῖχος (3,11,6)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Früheste Erwähnung des oppidum bei Plin. (bei Mela als unbestimmt als locus, woraus nicht hervorgeht, ob er die Siedlung oder die Befestigungsmauer meint). Offenbar noch in antiken Itineraren als Straßenstation geführt (vgl. Rav u. Guido).

Kommentar zum Toponym:

Aus Μακρὸν Τεῖχος verschriebene Namensform, nur hier belegt.
Auffällig ist, daß hier, anders als bei den übrigen lat. Quellen (Mela, Plin. und den Itineraren, s. u.) anscheinend nicht die iotazistische Variante „Tichos“ zugrunde liegt..

Erste Erwähnung der Mauer: Hdt. 6,36,2, ohne Nennung eines Ortsnamens.

Klassische Namensform: Μακρὸν Τεῖχος
Strabo 7 fr. 21 a, 28 Radt εἶτα Πακτύη· εἶτα τὸ Μακρὸν τεῖχος καὶ Λευκὴ ἀκτὴ καὶ τὸ Ἱερὸν ὄρος καὶ Πέρινθος; Ptol. 3,11,6; Prokop aed. 4,10,19 οὕτω δὲ ταῦτα ἐν τῷ βεβαίῳ τῆς ἀσφαλείας καταστησάμενος καὶ τοῖς ἔνδον οὐδέν τι ἧσσον ὀχυρώματα προσεποίησεν. ὥστε εἰ τοῖς μακροῖς τείχεσιν (ἀπέστω δὲ τοῦ λόγου) παθεῖν τι ξυμβαίη, οὐδέν τι ἧσσον Χερρονησιώτας ἐν ἀσφαλεῖ εἶναι; Zosimos 5,21,1 τὴν διὰ τοῦ Μακροῦ τείχους ἐπὶ τὴν Χερρόνησον εἴσοδον (gemeint ist jeweils die Befestigungsmauer).

Macron Tichos
Mela 2,24 … Cypsela. post locus quem Grai Macron tichos adpellant, et in radice magnae paene insulae sedens Lysimachia.
Plin. 4,43 a Dorisco incurvatur ora ad Macron Tichos C̅X̅I̅I p., circa quem locum fluvius Melas, a quo sinus appellatur. oppida Cypsela, Bisanthe, Macron Tichos (ticos v. l.), dictum, quia a Propontide ad Melanem sinum inter duo maria porrectus murus procurrentem excludit Cherronesum (erste Erwähnung der Siedlung); Plin. 4,48 a Longis Muris.
Stationsname verballhornt zu
Macroticos Rav 4,6 p. 48,22 (ähnlichste Namensform)
Machron Tycos Rav 5,12 p. 93,27
Magrotichos Guido 107,1.

Νέον τεῖχος
Ps.-Skyl. 67 Μετὰ δὲ τὴν Χερρόνησόν ἐστι Θρᾴκια τείχη τάδε· πρῶτον Λευκὴ ἀκτὴ, Τειρίστασις, Ἡράκλεια, Γάνος, Γανίαι, Νέον τεῖχος, Πέρινθος πόλις καὶ λιμὴν, Δαμινὸν τεῖχος, Σηλυμβρία πόλις καὶ λιμήν.

Ἀγοραῖον τεῖχος
Steph. Byz. s. v. πόλις Εὐρώπης ἐν Ἑλλησπόντῳ. τὸ ἐθνικὸν Ἀγοραιοτειχίτης, wobei Hdt. 7,58 läßt jedoch vermuten läßt, daß es sich um denselben Ort wie Ἀγορά (πόλις ἐν Χερρονήσῳ. ὁ οἰκητὴς Ἀγοραῖος) handelt (s. Kommentar Billerbeck ad loc.), bzw. daß Stephanos Ἀγοραῖον τεῖχος mit Ἀγορά verwechselt hat (TIB 238).

Byzantin. Quellen in TIB 239.


Talberts Kommentar zufolge bezeichnet der Name („Lange Mauer“) eine der Befestigungsmauern, welche die Chersonesos durchziehen (vgl. BAtlas 51 H3 und Directory, S. 780). http://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace1983.html.
Külzer 2013, 4 bezieht die Angabe auf die markanten Geländemarkierung des Makron oder Agoraion Teichos (nicht zu verwechseln mit dem weiter östlich verlaufenden Murus Anastasii), einer erstmals im 6. Jh. v. Chr. unter Miltiadēs dem Älteren errichteten, später mehrfach mit geringeren geographischen Veränderungen erneuerten 36 Stadien langen Sperrmauer, welche die Chersonesos vor Einfällen von Feinden schützen sollte (Hdt. 6,36,2). Sie verlief an der engsten Stelle der Halbinsel zwischen dem Golf von Saros und dem Hellespont, ca. 5 km östl. von Bolayir (s. TIB 12, 238). Diese Sperrmauer wurde erneuert erstmals im 5. Jh. (Plut. Perikl. 19,1), dann im frühen 4. Jh. v. Chr. unter dem Spartiaten Derkylidas (Xen. Hell. 3,2,9f) sowie umfassend unter Justinian I (527–565; s. Prokop aed. 4,10,10-19; bell. 2,4,8 τεῖχος), nachdem zuvor schon Gainas i. J. 400 n. Chr. Wall überwinden konnte (Zosimos 5,21,1), der sich demnach offenbar in schlechtem Zustand befand (s. Loukopoulou 2004, 900; TIB 12, 238; Külzer 2016, 412f mit Lit.). Zu Überresten und mutmaßlichem Verlauf der Mauer s. Kahrstedt (1954) 11–14.

Nach dieser Befestigungsmauer benannt wurde offensichtlich eine in dieser strategisch bedeutenden Lage errichtete Straßenstation (ein oppidum laut Plin. 4,43; auch erwähnt bei Ptol. 3,11,6), 10 Meilen entfernt von 7B5 Heraclea/Perinthos (heute: Erikli), und zwar südwestlich, anders, als es die TP verzeichnet, auf der die Chersonesos in die falsche Richtung geklappt ist. Eine solche Benennung einer Siedlung nach einer Mauer ist auf der Chersonesos auffallend oft der Fall (s. Loukopoulou 2004, 900). Die Station wurde offenbar auch in spätantiken Itineraren erwähnt (vgl. Rav und Guido, s. o.).

Lokalisierung: bei Kisildzadere laut ItMiller 589, heute: Kızılcaterzi, wsw. von Şarköy/Tekirdağ, 20 km sw von Eriklisi (7B5 Heraclea), wo auf einem weitläufigen Feld nach der Propontis hin Steinfundamente und zahlreiche Keramikreste aus prähistor., hellenist., röm. und byz. Zeit gefunden wurden (s. TIB 455 s. v. Kızılcaterzi).

Lit. s. TIB 239; Lichtenberger et al. 2015.

Ende der Strecke auf der TP.




Kommentar (Talbert):
Presumably the name - from the Greek, "Long Wall" - signifies one or other of the defensive walls constructed across the Chersonese peninsula (see BAtlas 51 H3 and Directory, p. 780).
There are no onward stretches.

Miller, Itineraria, Sp. 589:
[8].
Macrontecos^5 [5: Irrig -teros (Bt, Bg, Ve).], [...]. Von hier führte nach Plinius eine Mauer von der Propontis zum Melas Sinus (Golf von Xeros), Hexamilion; j. Kisildzadere.
10.

Datierung (Barrington):
[Nicht aufgeführt.]

Literatur:

Isaac, Benjamin: The Greek Settlements in Thrace until the Macedonian Conquest, Leyden 1986, 166-168.

Kahrstedt, U.: Beiträge zur Geschichte der thrakischen Chersones (= Deutsche Beiträge zur Altertumswissenschaft 6), Baden-Baden 1954.

Külzer, Andreas: Land- und Seerouten im südwestlichen Thrakien. Land- und Seerouten im südwestlichen Thrakien. Das Grenzgebiet der thrakischen Provinzen Eurōpē und Rodopē, Vortrag, gehalten am 26. September 2013 in Wien, anläßlich des Arbeitstreffens der byzantinischen Teilprojekte des DFG SPP 1630 „Häfen von der römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“.
https://www.academia.edu/4602264/Land-_und_Seerouten_im_s%C3%BCdwestlichen_Thrakien

Külzer, Andreas: Die thrakische Chersones als Geschichts- und Wirtschaftsraum in frühbyzantinischer Zeit, in: Mustafa H. Sayar (Hg.): Eleventh International Congress of Thracology, Istanbul, 8th -12th November, 2010, Istanbul 2016, 407-424.

Lichtenberger, Achim/Nieswandt, H.-Helge/Salzmann, Dieter: Die hellenistische Residenzstadt Lysimacheia: Feldforschungen in der Zentralsiedlung und der Chora, in: Albrecht Matthaei/Martin Zimmermann (Hgg.): Urbane Strukturen und bürgerliche Identität im Hellenismus, Heidelberg 2015, 163-192, hier: 164 Anmm. 1 und 4.
https://www.researchgate.net/publication/325675347_Die_hellenistische_Residenzstadt_Lysimacheia_Feldforschungen_in_der_Zentralsiedlung_und_der_Chora

Loukopoulou, Louisa: Thracian Chersonesos, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 900-911.

Miller, Itineraria, Sp. 589.

RE: -

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Letzte Bearbeitung:

08.10.2023 16:36


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1072 [zuletzt aufgerufen am 28.11.2024]

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