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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Chrisoppolis

Name (modern):

Üsküdar

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher -     Iouisvrius (Iovis Urius)     -     Calcedonia     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

8A1 / 8A2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

D Halle

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Chryospolis 1

Barrington Atlas:

Chrysopolis (53 B2)

TIR / TIB /sonstiges:

Chrysopolis (TIB 13, 504-510)

Miller:

Chrisoppolis

Levi:

Chrisoppolis (D,7)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Der Ort ist zwar schon seit dem 4. Jh. (Xenophon) in der Literatur belegt, aber die Gesamtkomposition der Vignetten im Ensemble mit Sycas und Constantinopolis deutet auf die konstantinische Zeit oder später hin, besonders nach dem Sieg Konstantins über Licinius am 18. September 324 der dem Ort besondere Bedeutung verlieh.

Kommentar zum Toponym:

Das "h" ist stark verwischt.

Die verschriebene Form ist nur hier belegt.

Übliche Form: Χρυσόπολις
Vielfach belegt seit Xenoph., z. B. hell. 1,1,22 ἀφικόμενοι τῆς Καλχηδονίας εἰς Χρυσόπολιν ἐτείχισαν αὐτήν, καὶ δεκατευτήριον κατεσκεύασαν ἐν αὐτῇ, καὶ τὴν δεκάτην ἐξέλεγον τῶν ἐκ τοῦ Πόντου πλοίων; anab. 6,6,38 u. ö.,
Ephoros (BNJ 70 F 83) und Theopompos (BNJ 115 F 7) bei Steph. Byz. s. v. Χρυσόπολις· ἐν Βιθυνίαι πλησίον Χαλκηδόνος τὸν ἀνάπλουν πλέοντι ἐν δεξιᾶι. ῎Εφορος κ̄γ̄· «παραδοῦναι τὴν Καλχηδονίων Χρυσόπολιν τοῖς συμμάχοις». καὶ Θεόπομπος ἐν α΄ ῾Ελληνικῶν· «ἀνήχθησαν εἰς Χαλκηδόνα καὶ Βυζάντιον μετὰ τοῦ λοιποῦ στρατεύματος βουλόμενοι Χρυσόπολιν κατασχεῖν.»
Polyb. 4,44,3f παράγουσιν ἐπί τε τὴν Βοῦν καὶ τὴν καλουμένην Χρυσόπολιν, ἣν Ἀθηναῖοι τότε κατασχόντες Ἀλκιβιάδου γνώμῃ παραγωγιάζειν ἐπεβάλοντο πρῶτον τοὺς εἰς Πόντον πλέοντας, τὸ δ’ ἔμπροσθεν ἀφιᾶσι κατὰ ῥοῦν, ᾧ φέρονται κατ’ ἀνάγκην πρὸς τὸ Βυζάντιον.
Diod. 13,64,2; 14,31,4
Strabo 12,4,2 Ταύτης δ’ ἐπὶ μὲν τῷ στόματι τοῦ Πόντου Χαλκηδὼν ἵδρυται, Μεγαρέων κτίσμα, καὶ κώμη Χρυσόπολις καὶ τὸ ἱερὸν τὸ Χαλκηδόνιον, ἔχει δ’ ἡ χώρα μι-
κρὸν ὑπὲρ τῆς θαλάττης κρήνην * Ἀζαριτίαν, τρέφουσαν κροκοδείλους μικρούς;
Dionys. Byz. anapl. Bosp. 109 Τὰ δ’ ὑπὲρ τῆς θαλάσσης πεδίον ἔπαντες εἰς τὴν ἀκτήν· κέ-
κληται δὲ Χρυσόπολις, ὡς μὲν ἔνιοί φασιν, ἐπὶ τῆς Περσῶν ἡγεμονίας ἐνταῦθα ποιουμένων τοῦ προσιόντος ἀπὸ τῶν πόλεων χρυσοῦ τὸν ἀθροισμόν, ὡς δ’ οἱ πλείους, Χρύσου, παιδὸς Χρυσηΐδος καὶ Ἀγαμέμνονος, τάφος· … δύναιτο δ’ ἂν καὶ διὰ τὴν τοῦ λιμένος εὐκαιρίαν οὕτω κεκλῆσθαι, χρυσῷ παρομοιούντων τὸ θαυμαστόν.
Sokrates Schol. hist. 7,25,13 Χρυσόπολις ἐπίνειον ἀρχαῖόν ἐστιν, ὃ κεῖται μὲν ἐν ἀρχῇ τοῦ Βοσπόρου, μέμνηνται δὲ αὐτοῦ πολλοὶ τῶν παλαιῶν συγγραφέων, καὶ <ἐξαιρέτως ὁ ἐλλόγιμος> Στράβων τε καὶ ὁ Δαμασκηνὸς Νικόλαος, καὶ ὁ ἐν λόγοις δὲ θαυμαστὸς Ξενοφῶν ἔν τε τῇ ἕκτῃ τῆς Κύρου ἀναβάσεως καὶ ἐν τῇ πρώτῃ τῶν Ἑλληνικῶν φησι περὶ αὐτῆς, ὅτι Ἀλκιβιάδης ἀποτειχίσας αὐτὴν δεκατευτήριον ἐν αὐτῇ κατέστησε· τὰς γὰρ δεκά-
τας οἱ ἀπὸ τοῦ Πόντου πλέοντες ἐν αὐτῇ παρεῖχον.

Chrysopolis: in der röm. Literatur nur selten erwähnt:
Plin. nat. 5,149 ultra Calchadona Chrysopolis fuit, dein Nicopolis; Amm. Marc. 33,8,7 Europam et Bithyniam intercurrens per Calchedona et Chrysopolim et stationes transit obscuras.
(im ItAnt 139,1 wird stattdessen Calcedonia als Zielhafen bei der Überfahrt von Byzantium (Constantinopolis) genannt.

Späterer Name:
Skutari(s) in verschiedenen Schreibweisen in vielen spätma. und frühneuzeitl. Portulankarten verzeichnet (s. TIB 507)

Station an der Pilgerstraße (Route A1) und Hafen von Chalkedon (s. TIB 264: 504, s. zu 8A1 Calcedonia), seit dem 6. Jh. v. Chr. bekannt, im Altertum zeitweise befestigt (Xenoph. hell. 1,1,22 u. ö; Strabo 12,4,2). Für den Namen kursierten in der Antike u. in byz. Zeit verschiedene, wenig plausible Deutungen, z. B. weil die Perser dort das erbeutete Gold sammelten, oder nach Chryseus, dem Sohn von Agamemnon und Chryseis (Dionys. Byz. anapl. Bosp. 109). Die Lage wurde teils als außerhalb des Bosporos (Xen. Anab. 7,1,1), teils als an dessen Beginn (Sokrates Schol. 7,25,13) angegeben (s. TIB 12, 504).

Obgleich die Quellen Chrysopolis stets als Dorf oder Örtchen bezeichnen, war der Hafen ein wichtiger Transferpunkt von und nach Asien (Xenoph. hell. 1,1,22; anab. 6,6,38 u. ö.; Steph. Byz.; 12,4,2; Plin. nat. 5,149; Amm. Marc. 33,8,7; Rav 4,33 p. 272; Dionys. Byz. anapl. Bosp. 109 (s. Ruge, RE 2518), besonders für Truppen, da die Strömungen im Bosporos so verliefen, dass man von Konstantinopel nach Chalkedon über Chyrospolis fahren musste (Polyb. 4,44,3f; s. TIB 505).
Nach ihrem Sieg bei Kyzikos 410 v. Chr. errichteten die Athener zwecks Kontrolle über die Dardanellen hier eine Art Zollstation für die Überfahrt über das Schwarze Meer (Xenoph hell. 1,1,22; Diod. 13,64,1f verlegt dieses Ereignis in das Jahr 409/8; Lit. s. Morrison Komm. zu Theopomp BNJ 115 F 7). 268 wurde Ch. von Goten u. Herulern eingenommen. Am 18. September 324 siegte Kaiser Konstantin I. bei Ch. über Licinius (Sokr. Schol. hist. 1,4,2 weitere Quellen s. TIB 509 Anm. 11); dieser Sieg, ein wichtiger Wendepunkt in der römischen Reichsgeschichte, wurde auch auf zahlreichen Bronzemedaillons aus der Zeit Konstantins I. u. seiner Nachfolger gefeiert (s. TIB 505 mit Lit.), was nach Vermutung von Schuol (die Chrysopolis geradezu als Ausgangspunkt der Darstellung Kleinasiens auf der TP sehen möchte) die herausgehobene Darstellung dieses Ortes auf der TP mit erklären könnte.

Auf der TP ist jedenfalls Chrisoppolis als kleineres Gegenstück zu Constantinopolis (8B1) mit komponiert, indem es ebenfalls durch zwei verschiedene Symbole repräsentiert wird, das obere davon ist eine Leuchtturmvignette (s. Kommentar Talbert; s. auch Art. zu 8A2 Iouisurius), das untere stellt eine Lagerhalle dar, Symbol für die traditionell hohe Bedeutung des Hafens als Handels- und Versorgungszentrum. Die Lage gegenüber von Sykai (8A1 Sycas) wird trotz der starken Verzerrungen der Karte gerade in diesem Bereich deutlich wiedergegeben. Die beiden Orte bilden auf der TP das markante obere, “nördliche” Ende des Bosporos, obschon sie in Wirklichkeit in dessen südlichem Eingang liegen. Oberhalb der beiden Orte ist die Bosporosküste im W links, im O nach rechts abgeknickt, wobei auf der westlichen Bosporosseite die vorangehende Station 8A1 Thimea, die eigentlich nnö. von Sykai liegt, links davon eingetragen ist, wie analog dazu an der rechten Bosporosküste die folgende Station iouisvrius, die in Wirklichkeit nördlich von Chyrsopolis liegt, rechts davon eingezeichnet ist.
Da die römischen Quellen Chrysopolis wenig Beachtung schenken, scheint hier eher eine oströmisch-frühbyzantinische Perspektive aus der Zeit nach 324 n. Chr. auf den Ort und die ganze Region widergespiegelt zu werden.

Die Bucht um den berühmten Hafen verlandete schon im Laufe der Antike. Reste von Kaianlagen aus dem 1.–4. Jh. n. Chr. (s. TIB 508 mit Lit. zu den Ausgrabungen).

- Meilenangabe nach iovisvri(vs): fehlt,
ebenso die Straßenlinie.
- Meilenangabe nach Calcedonia: vergessen,
ebenso die Straßenlinie.
Wie auf der europäischen Seite des Bosporos richtung 8A1 Sycas und 8B1Constantinopolis fehlen auch hier die Straßenlinien aufgrund eines Versehens eines Kartogaphen oder Kopisten, vermutlich weil dieser Abschnitt der TP bereits so viel an Piktogrammen enthält, dass die Aufmerksamkeit von den Straßenlinien abgelenkt wurde.
Chrysopolis liegt auf der TP, wie bereits bemerkt, noch einigermaßen korrekt gegenüber von Constantinopolis, doch der nördlich darüber verlaufende Teil des Bosporos ist ab hier nach rechts geklappt, um die Küstenstraße entlang des Schwarzen Meeres aufzunehmen, die bei der folgenden Station 8A2 iouisvurius (Hieron mit dem Heiligtum des Zeus Urios, s. Art. dort) beginnt (die Straßenverbindung zwischen den beiden Orten, die in Wirklichkeit exisitierte, fehlt ja auf der TP samt der Meilenangabe), wo die antiken Periploi des Pontos Euxinos ihren Anfang nehmen, die mit dieser Route auf der TP Gemeinsamkeiten aufweisen (vgl. die Quellenzitate in den Artikeln zu den betreffenden Stationen). Daher liegt die Schlussfolgerung nahe, dass der Kartograph, der die Route eingetragen hat, hier entweder die mir Hieron/iouisvrius beginnende Ortsliste aus einem Periplus linear von links nach rechts übertragen hat, ohne selbst über eine genaue Vorstellung vom Küstenverlauf zu verfügen, und/oder aus Platzmangel, veranlasst durch die kartenformatbedingte Stauchung des Bosporos, nach rechts ausgewichen ist. Die darunter verlaufenden Strecken sind dabei offenbar mit diesem Küstenstraßenverlauf nicht immer korrekt homologisiert worden.

Aktuelle Bibliographie in TIB 509.

Kommentar (Talbert):
The "h" in the name is very indistinct. Chrisoppolis would seem to match Constantinopolis (8B1) in being marked by two distinct symbols; the upper one is most plausibly regarded as a lighthouse.
-> Stretch to iovisvri(vs)
The linework for this stretch is not marked.
Chrisoppolis can hardly be meant to stand as an isolated symbol; the absence of route linework and distance figures from it in both directions is remarkable, however.
-> Stretch to Calcedonia
The linework for this stretch is not marked.

Literatur:

Belke, Klaus: Tore nach Kleinasien. Die Konstantinopel gegenüberliegenden Häfen Chalkedon, Chrysopolis, Hiereia und Eutropiu Limen, in: Daim, F. (Hg.): Die byzantinischen
Häfen Konstantinopels (= Byzanz zwischen Orient und Okzikent 4 = Interdisziplinäre
Forschungen zu den Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter in
Europa 3), Mainz 2016, 161–171.

Karagöz, Şehrazat: Marmaray Kazıları ve antik liman Khrysopolis liman, in: Ladstätter, Sabine/Pirson, Felix/Schmidts, Thomas (Hgg.): Häfen und Hafenstädte im östlichen Mittelmeerraum von der Antike bis in byzantinische Zeit = Harbors and harbor cities in the Eastern Mediterranean from Antiquity to the Byzantine period, Istanbul 2014, 399-415.

Miller, Itineraria, Sp. 635.

Ruge, Walter: Chrysopolis 1, RE 3,2 (1899), 2518.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

15.12.2022 10:46


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1180 [zuletzt aufgerufen am 25.11.2024]

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