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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Tycae

Name (modern):

? Bürnük ?

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XX     Mastrum     
Toponym nachher XV     Cereas     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington) ---
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8A5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Tycae

Barrington Atlas:

 

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Tycae

Levi:

 

Ravennat:

Tice (p. 29,29); Tyce (p. 92,3)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Spätantik, außer auf der TP nur bei Rav und Guido belegt.

Kommentar zum Toponym:

Namensformen:
- Tyce Rav 5,10 p. 92,3 item civitas Tyce (tice C)
- Tice Rav 2,17 p. 29,29 Amastra – Tice – Cereas; Guido 101 item civitas Tice

Sicherlich lag Tycae, ebensowenig wie die folgenden Stationen 8A5 Cereas und 8A5 Mileto, an der Küstenstraße (A 3), an der sie auf der TP eingetragen ist (s. TIB 9, 128 mit Anm. 65). Über diese Küstenstraße kann Laut TIB 127 nicht viel gesagt werden, es sei aber anzunehmen, dass sie bei ungünstigen Geländeverhältnissen gelegentlich ins Inland ausweichen musste (grundsätzliche Zweifel an der Existenz einer Küstenstraße entlang des Schwarzen Meeres hegt Рашковский 2019, 212-215, der mit Berufung auf Xenoph. anab. 5,9f; 6,1,14 vermutet, dass der Verkehr an der Südküste des Pontos aufgrund des schwierigen Terrains in der Regel auf dem Seeweg erfolgte).
Den antiken Periploi zufolge wäre hier eigentlich Chelas oder Kromna zu erwarten (Anon. Peripl. 16f; Menipp. peripl. Pont. Eux. 9). Doch die Küstenstadt Kromna erscheint auf der TP stattdessen in 8A/B5 als Binnenstadt Cromen an der Inlandstrecke zwischen 8A/5 Amasia und 8A5 Cythero/Kythoros, das in Wirklichkeit ebenfalls eine Küstenstadt war (beide liegen auf der TP im Verhältnis zur bisherigen Küstenstrecke zu weit links). ItMiller 632 vermutet schlicht Platzmangel als Grund für diese Verschiebung weg von der Küste, aber dieser würde nicht erklären, warum diese Küstenstrecke noch unter die Binnenlandstrecke 8A4 Gangaris – 8A5 Pompeiopolis – 9A1 Sinope verschoben worden ist, anstatt gleich unterhalb der Küste eingetragen zu werden, bzw. wieso die Strecke nicht einfach, wie anderswo auf der TP (z. B. 7B5), durch größere Zacken für Ortsnamen geräumiger gemacht wurde. Daher erklärt man heute (wie auch schon Leake 1824, 307f) die Fehlplacierung von Cromen und Cythero damit, dass entweder der Kartograph oder seine schriftliche bzw. graphische Vorlage die Küstenstadt Amastris (8A5 Mastrum, verballhornt wohl aus der spätantiken Namensform Amastra, s. Artikel dort) mit dem sö. davon im Inland liegenden Amasia (8A/B5, ebenfalls mit Zweiturmvignette) verwechselte, mit der Folge, dass er die Station 8A/B5 Cromen/Kromna, die in Wirklichkeit bei Amastria lag, auf Amasia folgen ließ (s. z. B. TIB 9, 134; Dan 2009, 68).

Lokalisierung:
- Die Entfernung würde laut ItMiller 643 bis nach Cytorum/Kytoros reichen (heute: Gideriz Iskelesi, früher Kidros), einem bekannten Hafenort, der auf der TP, wie bereits erwähnt, als 8A5 Cythero nach unten ins Binnenland verrutscht ist. Miller, der diesen Fehler nicht zur Kenntnis nimmt, identifiziert Tycae mit Tekja bei Gromna, heute: Tekkeönü (vielleicht aufgrund der Namensähnlichkeit?), wo TIB 241 und BAtlas 86 C2 Kromna ansetzen. Tekkeönü liegt in Wirklichkeit 36 km auf der modernen Straße nordöstl. von Amastra/Amastris (die vorangehende Station,8A5 Mastrum liegt laut TP 20 Meilen, also knapp 30 km entfernt).
- Diesem Lokalisierungsversuch Millers folgt Ruge, RE 2557 nicht, der zwar an der Situierung von Tycae an der Straße von Amastris nach Sinope und 20 Meilen von Amastris festhält, eine genaue Bestimmung der Lage aufgrund der zu geringen Entfernungsangaben auf der TP für die Gesamtstrecke Amastris-Sinope für unmöglich erachtet, wie auch BAtlas und Dan 2009, 68.
- Wilson 1966, 355-357 vermutet, dass die scheinbaren Küstenstationen Tycae, Cereas und Mileto auf der TP in Wirklichkeit der Nord-Süd-Inlandverbindung B 5 von Ankyra (namenlose Hexagonvignette in 8A4) nach 9A1 Sinope zuzuordnen sind (für plausibel befunden TIB 9, 134; zum mutmaßlichen Straßenverlauf, vielleicht ähnlich dem der heutige Straße von Sinop nach Boyabat, s. TIB 134 mit Lit.; zu Meilensteinen s. French 910-912; 915; 922-927). Wilson ibd. 355f schlägt daher mit Vorsicht eine Lokalisierung von Tycae beim heutigen Bürnük vor, wo Funde u. a. einer Grabstele, Säulenresten, Türsteinen und weiteren Gebäuderesten im Dorf gesichtet wurden (s. Ortaç 2011, 330).

Möglicherweise wurde in der (Itinerar?-)Vorlage der TP, der offenbar auch Rav und Guido folgen (mit der zusätzlichen Station Armone zwischen Milethon und Sinpoi), eine ältere Periplus-Quelle (bis 8A5 Mastrum/Amastris ähneln die Stationen an der Schwarzmeerküste denen der antiken Periploi) aus einem aktuelleren Itinerar um die neueren, offenbar erst in der Spätantike erscheinenden Stationen Tycae, Cereas und Mileto ergänzt, die dabei jedoch an der falschen Stelle eingefügt wurden?

Meilenangabe nach Cereas: XV (15)
- Die Ortschicane fehlt, wie des öfteren nach einer Ortsvignette.
- ItMiller 643 konstatiert eine große Lücke bis 9A1 Stephane.
- In jedem Fall ist die Entfernung zu gering (Bürnük – Fındıcak bei Çerkeş mind. 123 km auf der modernen Straße).

Literatur:

Dan, Anca: Sinope, ville reine du monde pontique, in: Bru, Hadrien/ Kirbihler, François/Lebreton, Stéphane (Hgg.): L´Asie mineure dans l´Antiquité: échanges, populations et territoires: Regards actuels sur une péninsule, Rennes 2009.
https://books.openedition.org/pur/98385.

French, David: The roman road-system of Asia Minor, in: ANRW II,7,2 (1980), 698-729.

French, David: Roman roads and milestones of Asia Minor, Fasc. 2, An interim catalogue of milestones, Ankara 1988.

Leake, William Martin: Journal of a Tour in Asia Minor: With Comparative Remarks on the Ancient and Modern Geography of That Country, Cambridge 1824, 307f.

Leonhard, R.: Paphlagonia. Reisen und Forschungen im nördlichen Kleinasien, Berlin 1915, 145-147.

Miller, Itineraria, Sp. 643.

Ortaç, Meral: Bolu İli Yüzey Araştırması 2009 içinde: 28. Araştırma Sonuçları Toplantısı – 1, 24 Mayıs-28 Mayıs 2010, İstanbul-T.C. Kültür ve Turizm Bakanlığı, Ankara (2011), 329-348, hier: .

Рашковский, Б.Е.: ПЕРЕЧЕНЬ ГОРОДОВ ЮЖНОГО ПОБЕРЕЖЬЯ ЧЕРНОГО МОРЯ НА ПЕВТИНГЕРОВОЙ КАРТЕ – СУХОПУТНАЯ ДОРОГА ИЛИ ПЕРИПЛ?, in: ВОСТОЧНАЯ ЕВРОПАВ ДРЕВНОСТИ И СРЕДНЕВЕКОВЬЕ. РАННИЕ ЭТАПЫ УРБАНИЗАЦИИ. XXXI Чтения памяти члена-корреспондента АН СССР Владимира Терентьевича Пашуто, Москва, 17–19 апреля 2019 г / Eastern Europe in the Antiquity and the Middle Ages. XXXI Readings Dedicated to the Memory of Vladimir Pashuto: Early Stages of Urbanization, International Conference, Moscow, 17—19 April 2019, Moskau 2019, 208-215. http://dgve.ru/download/VEDS_2019.pdf

Ruge, W.: Tycae, RE II 7,2 (1948), 2557.

TIB 9, 127-130 und 134, Karte S. 118.

Wilson, D. R.: The Historical Geography of Bithynia, Paphlagonia and Pontus in the Greek and Roman Periods: a new survey with particular reference to surface remains still visible, Diss. Oxford 1966, 355-357.

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Letzte Bearbeitung:

12.12.2022 15:34


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1198 [zuletzt aufgerufen am 24.11.2024]

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