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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Dusepro Solympum

Name (modern):

Düzde / Duztsche / Düzce

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XIII     Demetriu     
Toponym nachher XXX     [Claudiopolis] (Miller)     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8A3 / 8B3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Prusias 5; Kieros

Barrington Atlas:

Prusias ad Hypium/Kieros (86 B3)

TIR / TIB /sonstiges:

Prusias (TIB 9, 264-266); Düszce (ibd., 192

Miller:

Dusepro Solymum (Duse pros Olympum)

Levi:

 

Ravennat:

Druso.prosipeo (p. 31,40)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Προῦσα πρὸς τῷ Ὑπίῳ ποταμῷ (5,1,13)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Späthellenismus (nach 200)

Begründung zur Datierung:

Wenn sich hinter der Verballhornung Dusepro. Solympum der Name Prusias pros Hypion verbirgt, handelt es sich wohl um eine Straßenstation (heute: Düzde), die zu der gleichnamigen Stadt (heute: Üskübü-Konuralp, s. BAtlas Prusias ad Hypium/Kieros 86 B3) gehörte und wohl einige km südlich der Station lag. Die Straßenstation selbst (also das heutige Düzce) erscheint nur auf der TP und bei Rav, was vielleicht eine Datierung in die Spätantike nahelegt.
Die erwähnte homoyme Stadt (also das heutige Üskübü-Konuralp) erhielt den Namen Προυσιάς aufgrund einer Umbenennung i. J. 190 v. Chr. (Terminus post quem für den TP- Eintrag); literarisch ist er seit Ps.-Skymnos (2. H. 2. Jh. v. Chr.) belegt.

Kommentar zum Toponym:

Namensform nur hier belegt, wohl verballhornt aus Prusias (bzw. Prusie < Prusiae, Lokativ?) ad Hypium (vielleicht in Verwechslung mit Προῦσα πρὸς Ὀλύμπῳ, heute: Bursa vor, das ebenfalls in Bithynien lag?, vgl. z. B. Strabo 11,4,3; Ptol. 5,1,14; Steph. Byz. s. v. Προῦσα).
Die Straßenstation ist anscheinend sonst nur noch belegt bei Rav 2,19 p. 31,40, dort weniger stark verschrieben zu Druso.prosipeo < Προυσιάς πρὸς Ὕπιον, was wohl die gemeinsame spätantike Quelle authentischer wiedergibt.

Übliche Namensform: Προυσιάς, seit seiner Neugründung durch König Prusias I. 190 v. Chr., gelegentlich, auch auf Inschriften, mit dem Zusatz πρὸς Ὑππίῳ, πρὸς Ὕπιον u. ä., um es von dem homonymen Prusias ad Mare zu unterscheiden:
Ps.-Skymn. 1020 (Ὕπιος ποταμὸς) ἔχει ἐφ᾽ αὑτῷ μεσόγειον πόλιν Προυσιάδα λεγομένην; Memnon 27 FGrH/BNJ 434 F 1, 19,1; 32,1 (s. u.) u. ö.; Hierokl. synekd. 694;
SEG 34:757. . . [λαμπρο] / τάτης Προυσ[ιέων πρὸς Ὕπι]- / [ο]ν πόλεως κ[— — — — — —].
Weitere inschriftl. Erwähnungen zusammengestellt bei Ruge, RE 1132ff.

Προῦσα πρὸς τῷ Ὑπίῳ ποταμῷ Ptol. 5,1,13, verschrieben bzw. verwechselt, was offenbar häufiger vorkam, wie Steph. Byz. s. v. Προῦσα erahnen läßt.

Lat. Prusias:
Plin. 5,148 item altera (sc. Prusias) sub Hypio monte; Plinius lokalisiert die Stadt also am Fuße des Hypios, des Berges, nach dem der Fluss benannt ist (vgl. BAtlas 86 A/B3), der aber auf der TP als namenloses Quellgebirge des Hyppius in 8A4 viel weiter rechts eingetragen ist.
Frühester inschriftl. Beleg laut Ruge, RE 1132: AE 1951,30 = IK 27, 101 … fata et manes vitam peregerunt in civitatem Prusiada. Val(erius) Titianus b(—) b(—) {bb(iarchus)?}, decanus num(eri) scut(ariorum), natione Dalmata, vixit annos XXXXV, militavit annos XXII.

Früherer Name: Κίερος
Memnon 27 FGrH F 19,1/BNJ 434 F1 19,1 Ταῦτα διεξελθὼν ὁ συγγραφεὺς κατὰ τὸ ῑγ̄ καὶ ῑδ̄ τῆς ἱστορίας, εἰς τὴν ῑε̄ εἰσβαλὼν διηγεῖται, ὅπως Προυσίας ὁ τῶν Βιθυνῶν βασιλεύς, δραστήριος ὢν καὶ πολλὰ πράξας, μετὰ τῶν ἄλλων καὶ Κίερον πόλιν ῾Ηρακλεωτῶν οὖσαν ὑφ᾽ ἑαυτὸν ἔθετο τῶι πολέμωι, ἀντὶ Κιέρου Προυσιάδα καλέσας; 32,1 ἡ δὲ Προυσιὰς πρὶν μὲν ἀπὸ τοῦ παραρρέοντος αὐτὴν ποταμοῦ Κίερος ἐκαλεῖτο, ὁ δὲ τῆς Βιθυνίας βασιλεὺς τῶν ῾Ηρακλεωτῶν ταύτην ἀφελόμενος ἐξ ἑαυτοῦ μετωνόμασεν u. ö.

Spätere Schreibweise (ab dem 7. Jh.): Πλουσιάς.

Ort liegt eigentlich am Fluss Hypios, der auf der TP erst ein gutes Stück weiter rechts in 8A4 als [Hyppium flumen] (erkennbar an der gleichnamigen Station an seiner Mündung) erscheint und viel zu kurz gezeichnet ist, in einer fruchtbaren Gegend.

ItMiller 667 vermutete eine Verschreibung aus *Dusa am Olympus/*Δοῦσαι /*Δούση πρὸς Ὄλυμπον, heute: Düszce (was laut Zgusta 1984, 166 gut in die die thrakische Onymie passen würde); die ItMiller ibd. zufolge ausgefallene Station [Prusa ad Hippium] wollte ItMiller 670 ergänzen. Dagegen argumentiert u. a. TIB 9, 192 (s. v. Düszce) mit Dörner 1951, dass ein Ortsname Δοῦσαι/Δούση nicht existiert habe und es in der Gegend auch keinen Olympus gab. Bei TP und Rav liege vielmehr eine Verballhornung aus “Prusias” (bzw. “Prusa”) zugrunde und gemeint sei die von der gleichnamigen Stadt getrennte Straßenstation Prusias pros Hypion im oder beim heutigen Düszce, wo laut Ritter (1858, I, 716f; 745) noch im 19. Jh. reichlich Architekturfragmente, auch aus byz. Zeit zu sehen waren.

Die Stadt Prusias selbst (heute: Konuralp), im Osten von Bithynia hieß ursprünglich Kieros nach dem gleichnamigen Fluss (s. Ruge, RE 380). Sie lag auch am Fluss Hypios, im fruchtbaren Hügelvorland des ebenfalls Hypios genannten Gebirges am Nordrand des Beckens von Düzce (s. Strobel, NDP), wie zahlreiche archäologische Funde seit dem 5. Jh. v. Chr. bestätigen (s. Literaturverzeichnis). Sie lag wahrscheinlich einige km nördl. der antiken Hauptstraße, der Route A1 (der späteren sog. Pilgerstraße) von Nikomedeia über Gangra nach Amaseia, mit einer Straßenverbindung als Zubringer zu dieser Strecke, an deren Kreuzung mit der A1 sich wohl die hier auf der TP vermerkte zugehörige homonyme Straßenstation befand (s. TIB 264; 192).
Kieros wurde von Megara unter Beteiligung boiotischer Kolonisten gegründet und war zunächst Teil des Machtbereichs von Herakleia, bis Zipoites 282/1 v. Chr. es Herakleia abnahm; 280/279 jedoch Rückgabe durch seinen Sohn Nikomedes beim Bündnisschluß mit Herakleia; 278/7 Mitglied der antiseleukidischen Allianz (sog. Nördliche Liga; Memnon FGrH 434 F 9,3 f.; 11,2f; Strobel, DNP mit Lit.). Prusias I. gewann die Stadt 196-190 endgültig im Krieg gegen Herakleia und gründete sie als “Prusias am Hypios” neu.
Seit 74 v. Chr. Teil der röm. Prov. Bithynia, durch die lex Pompeia 63/2 v. Chr. eine der 12 autonomen Stadtgemeinden, in die sich die Provinz gliederte. Das Territorium von Prusias war im Süden durch die versumpften Teile des Beckens von Düzce gegenüber den freien Mariandynoi begrenzt und umfaßte im Norden das Gebiet bis zur Küste einschließlich der beiden Verkehrswege dorthin, d. h. den Lauf des Hypios und den Landweg nach Dia; im Osten grenzte es an Herakleia Pontike (s. Strobel, DNP). Archäologische Funde belegen eine Blütezeit im 2. Jh. n. Chr. (s. Çokay-Kepçe 2008), obschon Inschriften mehrere Hungersnöte dokumentieren (s. Ruge, RE 1141). Nach Mitte des 3. Jh. n. Chr. wurde der Akropolis-Hügel unter Spolienverwendung neu ummauert. Als Bistum ist P. seit 325 n. Chr. bis ins 12. Jh. belegt. Anf. des 5. Jh. wurde Teil der neuen Provinz Honorias (s. Strobel, DNP), die auf der TP nicht vermerkt ist.

Inschriften: s. Ameling 1985 (IK 27).

Münzen: s. Sylloge Nummorum Graecorum Deutschland (SNGD), Slg. von Aulock, H. 1 (1957), 885-916; Johnston 2007.

Meilenangabe nach: (symbol, no name, no. 52) [Bithynion/Claudiopolis/Hadriana]: XXX (30),
stimmt sehr gut (s. Ruge, RE 542), ca 47 km. auf der modernen Straße.

Literatur:

Ameling, W.: Die Inschriften von Prusias ad Hypium (= IK 27), Bonn 1985.

Çelik, Gülbahar Baran/Zeyrek, Turgut H.: Prusias ad Hypium (Kieros): Anadolu´nun kuzeybatısında antik bir kent (Konuralp/Üskübü), İstanbul 2005.

Çokay-Kepçe, Sedef: Düzce´den Hellenistik ve Roma dönemine ait bezemeli buluntu topluluğu = Hellenistic and Roman decorated group of finds from Düzce, Tüba-ar 11 (2008), 135-153.

Detschew, Dimiter: Die thrakischen Sprachreste, Wien 1957, s. v. Προῦσα 3, S. 382.

Dörner, F. K.: Dusae ad Olympum. Ein topgraphischer Irrtum, in: Studies Presented to David M. Robinson I, St. Louis 1951, 374-379.

Dörner, F. K.: Prusias 5, Prusias ad Hypium, RE 23,1 (1957), 1128-1148.

Johnston, Ann: Greek imperial denominations ca. 200 – 275: a study of the Roman provincial coinages of Asia Minor, London 2007, 150f.

Karakuş, Onur Sadık: Epigrafik Belgeler Işığında Prusias ad Hypium Kentinin İdari Yapısı = Administrative Structure of Prusias ad Hypium in the Light of Epigraphical Documents,
Eskiçağ yazıları 14 (2020), 219-236.

Miller, Itineraria, Sp. 667; 670.

Ritter, Carl: Die Erdkunde im Verhältniß zur Natur und zur Geschichte des Menschen. Oder allgemeine, vergleichende Geographie: als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physikalischen und historischen Wissenschaften, Band 18–19 Vergleichende Erdkunde des Halbinsellandes Klein-Asien, Teil 1–2 , Berlin 21858-1959.

Robert, Louis: À travers de l´Asie Mineure. Poètes et prosateurs, monnaies grecques, voyageurs et géographie (= bibliothèque e écoles francaises d´Athènes et de rome 239), Paris 1980, 11-106.

Ruge, W. Kieros, RE 11,1 (1921), 380.

Strobel in: Schottky, Martin (Pretzfeld) and Strobel, Karl (Klagenfurt), “Prusias”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 15 June 2020
First published online: 2006.

Sezer, Sezin S.: Prusias ad Hypium Akhilleus Mozaiǧi = The Achilles Mosaic of Prusias ad Hypium, Journal of Mosaic Research 11 (2018), 207-224.

Zeyrek, T. et al.: Prusias ad Hypium, Istanbul 2005.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 166.

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Letzte Bearbeitung:

12.12.2022 15:37


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1211 [zuletzt aufgerufen am 17.09.2024]

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