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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Pesinunte

Name (modern):

Ballıhisar

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXI     Tricomia     
Toponym nachher XXIIII     Abrostola      
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

8B3 / 8B4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Pessinunto (201,3)

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Pessinus

Barrington Atlas:

Pessinous/Iustinianoupolis (62 G3)

TIR / TIB /sonstiges:

Pessinus (TIB 4, 214f)

Miller:

Pesinunte

Levi:

Pesinunte (A,II,1)

Ravennat:

Pessinus (p. 31,25)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Πεσσινοῦς* (Πεσιννοῦς*) (5,4,7)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Römische Republik

Begründung zur Datierung:

Datierung: Der Ort ist seit Theopomp von Chios (4. Jh. v. Chr.) in der Literatur belegt. Die haplographierte Graphie Pes- findet sich allerdings erst bei Diodorus Siculus (zw. ca. 60 und 30 v. Chr.), sie könnte aber auch jederzeit versehentlich entstanden sein, so dass hieraus kein sicheres Datierungsindiz abgeleitet werden kann. Seit 25/4 v. Chr. gehörte der Ort zu Galatia, ist jedoch auf der TP noch etwas näher bei Phrygia eingezeichnet, was vielleicht noch die ältere Zugehörigkeit widerspiegelt. So kann man vielleicht - mit großem Vorbehalt - am ehesten ein spätrepublikanisches Zeitfenster ansetzen.
Merkwürdig ist allerdings, dass der Ort trotz des berühmten Kybele-Heiligtums keine Tempelvignette aufweist, was eher in die frühchristliche Zeit ab dem 3. Jh. passen könnte.

Kommentar zum Toponym:

Gleiche Namensform:
Die Namensform mit haplographiertem s bzw. σ kommt gelegentlich vor, belegt seit Diod. 10,3,1 τρίπηχυ, ξύλινον, ἐξ οὐρανοῦ καταπεσόν, ὥς φασιν, ἐν Πεσινοῦντι τῆς Φρυγίας, z. B. Pausan. 1,4,5 in allen Hss.; Πεσιννοῦς als alternative Namensform bei Ptol. 5,4,7 (s. u.). An vielen Stellen schwankt die Handschriftenlage (z. B. Pausan. 7,17,10f; Steph. Byz. s. v. (s. dazu Ruge, RE 1105 mit weiteren Beispielen)

Übliche Namensform:
- Πεσσινοῦς, -οῦντος (wohl nach einem kelt. Personennamen, s. Zgusta 1984, 487). Belegt seit Theopomp von Chios im CBNJ 115 F 260, z. B. Polyb. 21,37,5; Strabo 12,3,7 ca. 150 Stadien entfernt von der Sangarios-Quelle (die auf der TP doppelt und beide Male fehlerhaft eingetragen ist): ἔχει δὲ τὰς πηγὰς κατὰ Σαγγίαν κώμην ὰφ᾿ ἑκατὸν καὶ πεντηκοντά που σταδίων οὗτος Πεσσινοῦντος; 12,5,2 Grenze des Siedlungsgebiets der keltischen Tektosagen: Τεκτοσάγες δὲ τὰ πρὸς τῇ μεγάλῃ Φρυγίᾳ τῇ κατὰ Πεσσινοῦντα καὶ Ὀρκαόρκους; 12,5,3 Beschreibung der Stadt: größter Handelsplatz der Region mit bedeutendem Kybele-Heiligtum, dessen Priester früher die Regierung führten, und das von den Attaliden prächtig ausgebaut wurde, berühmt durch die Überführung eines Götterbildes nach Rom aufgrund eines Sibyllinischen Orakels; Lage am Berg Didymos und in der Nähe des Flusses Sangarios: Πεσσινοῦς δ᾿ ἐστὶν ἐμπόριον τῶν ταύτῃ μέγιστον … ἱερὸν ἔχον τῆς Μητρὸς τῶν θεῶν σεβασμοῦ μεγάλου τυγχάνον … οἱ δ᾿ ἱερεῖς τὸ παλαιὸν μὲν δυνάσται τινὲς ἦσαν ἱερωσύνη καρπούμενοι μεγάλην, νυνὶ δὲ τούτων μὲν αἱ τιμαὶ πολὺ μεμείωνται, τὸ δὲ ἐμπόριον συμμένει. κατασκεύασται δ᾿ ὑπὸ τῶν Ἀτταλικῶν βασιλέων ἱεροπρεπῶς τὸ τέμενος ναῷ τε καὶ στοαῖς λευκολίθοις. ἐπιφανὲς δ᾿ ἐποίησαν Ῥωμαῖοι τὸ ἱερόν, ἀφίδρυμα ἐνθένδε τῆς θεοῦ μεταπεμψάμενοι κατὰ τοὺς τῆς Σιβύλλης χρησμούς … ἔστι δὲ καὶ ὄρος ὑπερκείμενον τῆς πόλεως τὸ Δίνδυμον … πλησίον δὲ καὶ ὀ Σαγγάριος ποταμὸς ποιεῖται τὴν ῥύσιν; 12,8,13 am linken Rand von Großphrygien: ἡ μεγάλη Φρύγια, λείπουσα ἐν ἀριστερᾷ τὴν Πεσσινοῦντα (häufige v. l. πισ-); Ptol. 5,4,7 Πεσσινοῦς* (Πεσιννοῦς*) als Stadt im Inneren von Paphlagonien bei den Tolistobogiern (kelt. Stamm); 8,17,30; Steph. Byz. s. v. Πεσσινοῦς als Stadt Galatias mit zwei alternativen Namensaitia, entweder nach einem Kybelepriester oder nach einem Götterbild (?), das von Grabmal des Marsyas gefallen sei: πόλις Γαλατίας, ἀπό τινος Γάλλου Πεσσινοῦντος. τινὲς δὲ ἀπὸ † τῆς ῥεούσης † τοῦ λόφου τοῦ ἐν ᾧ ἐτάφη Μαρσύας. τὸ ἐθνικὸν Πεσσινοῦντιος (v. l. περσ-); laut Hdn. Hist. 1,11,1 fiel das Götterbild vom Himmel (vgl. u. Amm. Marc. 22,9,5; s. Billerbeck/Neumann-Hartmann app. ad loc.).
In dieser Graphie auch in den Inschriften (s. Ruge, RE 1105).
- lat. Pessinus, z. B. bei Liv. 29,10,4 quandoque hostis alienigena terrae Italiae bellum intulisset, eum pelli Italia uincique posse si mater Idaea a Pessinunte Romam aduecta esset; Amm. Marc. 22,9,5 (Iulianus) ad reparanda, quae terrae subuerterat tremor … uenit ad Gallograeciae fines, unde dextrorsus itinere declinato Pessinunta conuertit uisurus uetusta Matris Magnae delubra, a quo oppido bello Punico secundo carmine Cumano monente per Scipionem Nasicam simulacrum translatum est Romam … quam autem ob rem hoc nomine oppidum sit appellatum, uariant rerum scriptores: quidam enim figmento deae caelitus lapso ἀπό τοῦ πεσεῖν, quod cadere nos dicimus, urbem asseruere cognominatam. alii memorant Hum, Trois filium Dardaniae regem, bello cum ... sic appellasse; Rav 2,19 p. 31,25 Pessinus.

Alternative Namensformen:
- Pessinunto ItAnt 201,3 (heteroklit. Ablativ)
- Pisinuus Plin. nat. 5,146 oppida … Tolostobogiorum Pisinuus (bisinuus a; pisiauus R; pisinus J; pisimius v; pesinuus E3)
Weitere Namensvarianten bei Ruge, RE 1105.

Seit dem 6. Jh. n. Chr. heißt der Ort sporadisch auch Iustinianopolis (s. TIB 214 mit Belegstellen).

Stadt in Phrygia, später Teil von Galatia, südwestl. von Ankyra. Lag eigentlich inmitten einer Schleife des Sangarios, der in Wirklichkeit in einem Bogen in einigem Abstand südlich um die Stadt verläuft. Die Stadt war reich und bedeutend durch Handel, Kybele-Heiligtum und ein landwirtschaftlich reiches Territorium. Im weiteren Umkreis Reste älterer phryg. Siedlungen, Gräber und Monumente (7. und 6. Jh.; s. Strobl, DNP).
Tempelstaat mit berühmtem Heiligtum der Kybele/Mater Magna (Strabo 10,12; 12,5,3) am heiligen Flüsschen Gallos (nicht auf der TP eingezeichnet). Nach der Sage war Midas an der Errichtung von Tempel und Opferkult beteiligt (Diod. 3,59,8; Theop. FGrH 115 F 260; Arnob. 2,73). Die Pessinuntioi unterlagen einem kult. Schweinefleisch-Tabu (Paus. 7,17,10). Tempel und Säulenhallen wurden von den Attaliden prachtvoll neu errichtet. Der Tempelstaat bewahrte seine Stellung nach der Landnahme der Galatai 275/4 v. Chr. noch bis ins 3. Jh. n. Chr. Der Kult der Kybele gewann für die benachbarten Tolistobogioi große Bedeutung. Die Priesterschaft hieß 189 v. Chr. Cn. Manlius Vulso willkommen und prophezeite ihm den Sieg (Polyb. 21,37,5-7; Liv. 38,18,9).
205/4 wurde der hl. Stein der Kybele unter Vermittlung Attalos´ I. nach Rom gebracht, der Rom den Sieg über Hannibal verhieß (Amm. Marc. 22,9,5).
Anfangs bestanden gute Beziehungen zu den Seleukiden (Cic. har. resp. 28), später auch zu Pergamon, verstärkt seit 188.
Nach 65/4 unter der Herrschaft Deiotaros´ I., des alleinigen Tetrarchen der galatischen Tolistobogioi (Plut. Cato minor 15), fiel 58 aufgrund eines Gesetzes des Volkstribunen P. Clodius an dessen Schwiegersohn Brogitarus, den Tetrarchen der Trokmoi, der Pessinus 56 v. Chr. an Deiotaros verlor (Cic. har. resp. 29). 25/4 bei der Annexion des Amyntas-Reichs Teil der Provinz Galatia und bei deren Neuordnung Hauptort der Tolistobogioi als pólis der Pessinuntioi bzw. der Galatai Tolistobogioi Pessinuntioi. In tiberischer Zeit (14-37 n. Chr.) wurde ein Tempel für den Kaiserkult mit Theater errichtet.
258 n. Chr. Goteneinfall (daher wohl die Brandspuren). Der allmählich erlahmende alte Kult, dessen Neubelebung Kaiser Iulianus versuchte, lebte weit in die Spätant. fort. Seit dem späten 3. Jh. als Bischofsstadt belegt, Ende des 4. Jh. Metropolis der Prov. Galatia II bzw. Salutaris (s. Strobl, DNP).
366 von Valens im Zuge der Kämpfe gegen den Usurpator Prokopios mit einer Besatzung belegt (s. TIB 214).

Ältere Lit. bei TIB 215, Strobl, DNP und unter http://www.archaeology.ugent.be/pessinous/bibliography
http://www.archaeology.ugent.be/pessinous/publications.

Jährliche Berichte zu den Ausgrabungen in der Zeitschrift Kazı Sonuçları Toplantısı. Neue Ergebnisse bei Schmidt/Tsetskhladze 2019.
Zur letzten Grabungscampagne zum mutmaßlichen Kybele-Heiligtum im Rahmen des Melbourne Archaeological Project 2009-2013 (in Fortsetzung des Pessinous Excavations Project der Universität Ghent) ausführlich Tsetskhladze 2018-2019.

Münzen (eigene Prägungen): J. Devreker: Les monnaies de Pessinous. Un supplément, Epigraphica Anatolica 24 (1995), 85-90.

Inschriften: Johan Strubbe: The inscriptions of Pessinous, Bonn 2005.

Meilenangabe nach Abrostola (2): XXIIII (24).

Literatur:

Coşkun, Altay: The "Temple State" of Phrygian Pessinus in the Context of Seleucid Attalid, Galatian and Roman Hegemonic Politics (3rd-1st Centuries BC), in: Gocha R. Tsetskhladze (Hg.): Phrygia in Antiquity: from the Bronze Age to the Byzantine period: proceedings of an international conference "The Phrygian lands over time: from Prehistory to the middle of the 1st Millennium AD", held at Anadolu University, Eskişehir, Turkey, 2nd-8th November, 2015 (= Colloquia antiqua 24), Leuven - Paris - Bristol 2019, 607-648.

Miller, Itineraria, Sp. 689.

Ruge, W.: Pessinus, RE 19,1 (1937), 1104-1113.

Schmidt, Armin/Tsetskhladze, Gocha R.: Beneath Pessinus: Archaeological Insights from Non-Invasive Investigations, in: Gocha R. Tsetskhladze (Hg.): Phrygia in Antiquity: from the Bronze Age to the Byzantine period: proceedings of an international conference "The Phrygian lands over time: from Prehistory to the middle of the 1st Millennium AD", held at Anadolu University, Eskişehir, Turkey, 2nd-8th November, 2015 (= Colloquia antiqua 24), Leuven - Paris - Bristol 2019, 649-664.

Strobel, Karl (Klagenfurt), “Pessinus”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 20 October 2020
First published online: 2006.

Tsetskhladze, Gocha R.: Pessinus and its regional setting, 2 Bde. (= Colloquia antiqua 21 und 22), Leuven 2018-2019.

Young, Simon: Pessinus: Unravelling the Urban Armature, in: Gocha R. Tsetskhladze (Hg.): Phrygia in Antiquity: from the Bronze Age to the Byzantine period: proceedings of an international conference "The Phrygian lands over time: from Prehistory to the middle of the 1st Millennium AD", held at Anadolu University, Eskişehir, Turkey, 2nd-8th November, 2015 (= Colloquia antiqua 24), Leuven - Paris - Bristol 2019, 665-686.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 487.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

12.12.2022 15:49


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1256 [zuletzt aufgerufen am 18.09.2024]

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