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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Phemenio

Name (modern):

? Soğuksu / Eski Manyas

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher -     Cyzico     
Toponym nachher XXX     Argesis     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Poimanenos

Barrington Atlas:

Poimanenon (52 B4)

TIR / TIB /sonstiges:

Poimanēnon (TIB 13, 925)

Miller:

Phemenio

Levi:

 

Ravennat:

Pomenion (p. 31,8)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Datierung: Der Ort erscheint in der Literatur erstmals bei Plin. d. Ä. (80 v. Chr. erstmals inschriftlich bezeugt). Die Namensform weist aber (trotz mittelalterlicher Kopierfehler) vielleicht eher auf eine spätere Zeit.

Kommentar zum Toponym:

Der Name ist auf die beiden Seiten des Flusslaufes verteilt.

Namensform Phemenio (< Poemenio, mit hyperkorrektem “Ph”) nur hier belegt.
Mit Itazismus Ποιμανινόν auch in einigen Hss. zu Steph. Byz.

Ähnlichste Namensformen:
- Pomenion, verschrieben aus Poimenion Rav 2,18 p. 31,8 Cyos – Pomenion – Agressin
- πημανηνὸσ Aristeid. orat. 50 = Hieroi Logoi 4,3 v. l. (s. u.)

Übliche Namensformen
- Ποιμανηνός Aristeid. orat. 50 = Hieroi Logoi 4,3–5 ἔστι δὲ Ποιμανηνὸς (πημανηνὸσ DT1) χωρίον τῆς Μυσίας καὶ ἐν αὐτῷ ἱερὸν Ἀσκληπιοῦ ἅγιόν τε καὶ ὀνομαστὸν. ἐνταῦθα ἐτελέσαμεν σταδίους ἑξήκοντα μάλιστα καὶ ἑκατόν·
- Ποιμανηνόν Herodian Grammatici Graeci 3,1 p. 383 Lentz Ποιμανηνόν πόλις ἤτοι φρούριον ἢ χωρίον Κυζίκου; Steph. Byz. Ποιμανηνόν (Ποιμανινόν RQPN)· πόλις ἤτοι φρούριον. ἔστι δὲ καὶ χωρίον Κυζίκου. τὸ ἐθνικὸν ὁμοίως; ACO II 1, 1, p. 61 (Nr. 219) u. oft.

Weitere Namensform:
- Ποιμάνεντος Hierokl. synekd. 662,12 zwischen Polichna und Artemea

Ethnikon Ποιμανηνoί IK Ilion 73,2f; LAGM 2,215.

Erster literar. Beleg für den Ort, und zwar unter dem Ethnikon Poemaneni Plin. nat. 5,123 deportant Adramytteum negotia Apolloniatae a Rhyndaco amne, Eresi, Miletopolitae, Poemaneni ….

Laut Herodian und Steph. Byz. ein χωρίον auf dem Gebiet von Kyzikos, auch von Aelian als χωρίον (kleiner Ort) bezeichnet (s. o.).

Zu den antiken und mittelalterlichen Quellen s. ausführlich Kaufmann/Stauber 1992, 44-49.

Poimanenon verfügte zwar, wie Straßenreste belegen, über gute Verkehrsverbindungen nach Kyzikos (8B2 Cyzico) im Norden, nach Lopadion im Nordosten und nach Nordwesten, aber die auf der TP eingezeichnete Lage an einer Straße von Kyzikos über Argesis (wohl Ergasteria) nach Pergamon ist angesichts der Geländebeschaffenheit und der mittelalterl. Quellen nicht sehr wahrscheinlich. Daher hat die Straße Kyzikos–Ergasteria–Pergamon laut Belke wohl nicht den beträchtlichen Umweg über Poimanenon genommen, sondern führte ziemlich direkt nach Südwesten zum Tal des Enbeilos (s. Belke 2017, 69; 72).
Die Strecke Poimanenon–Ergasteria–Pergamon durch das Tal des Empelos kann aufgrund des Geländes höchstens eine Neben- bzw. eine indirekte Verbindung gewesen sein.
Die sicherlich wichtigere und bequemere Straße von Poimanenon in das Tal des Makestos und nach Adrianu Therai ist auf der TP dagegen nicht dargestellt (s. Belke 2017, 72).

Der keltische (oder germanische) Name Poimanenon geht bereits auf die
Zeit der Galatereinfälle zurück; seit 80 v. Chr. inschriftlich bezeugt, vielleicht eine Gründung des bei Caes. Gall. 2,4,8 erwähnten Volksstammes der Paemani (s. Kaufmann/Stauber 1992, 44f mit Lit.). Im 1. Jh. n. Chr. unterhielten die Poemaneni wie auch andere Orte des nordmysischen Raumes Handelsverbindungen mit Adramyttion (Plin. nat. 5,123, s. Kaufmann/Stauber 1992, 44f). Inschriftlich sind für die röm. Zeit ein Gymnasium, wahrscheinlich auch ein Tempel des Asklepios u. des Apollon bezeugt; auch auf Münzen der röm. Kaiserzeit sind Asklepios, aber auch Hygieia oder Dreifuß mit Schlange als Symbole einer Heilstätte häufig dargestellt (s. Kaufmann/Stauber 1992, 58–82). Im Dezember 152 n. Chr. unterbrach der Redner Ailios Aristeides hier eine Reise von seinen Landgütern zu den heißen Quellen der Artemis Thermaia am Aisepos (Gönen, laut Aristeides 160 Stadien entfernt) für eine Heilkur im berühmten Tempel des Asklepios (s. TIB 927).
Als Bistum (Suffragan von Kyzikos) seit dem Konzil von Chalkedon 451 bezeugt (s. TIB 926).

Lokalisierung:
Die ältere Lokalisierung bei Alexa, türkisch Elekşi, heute; Dere-köy (vorgeschlagen von Hanslick 1910, 122f, gefolgt u. a. von BAtlas 52B4), wird heute nicht mehr geteilt.
Aktuell wird der Ort 1 km südöstl. von Soğuksu (inoffiziell Eski Manyas), 8 km sö. des heutigen Manyas angesetzt, südsüdöstlich des Manyas gölü (so z. B. Kaufmann/Stauber 1992, 81f; Külzer 2016, 59; Belke 2017, 69; TIB 925). Zur Forschungsgeschichte s. Kaufmann/Stauber 1992, 50-57.

Archäolog. Reste: Der heutige Ort wurde nach 1700 von dem sö. gelegenen Plateau ins Tal verlegt; daher wurden hier nur einige Inschriften als Spolien gefunden (dazu Kaufmann/Stauber 1992, 50, 67–69). Die antike, byz. u. ältere osman. Siedlung lag auf dem Plateau des Sattels, über den der Hügel der alten Akropolis u. der byz. Burg mit dem s. anschließenden Bergland verbunden ist. Röm. (u. byz.?) Reste (vor allem Inschriften u. Architekturfragmente) sind in den Ruinen der osman. Moschee u. eines Imarets verbaut. Rechteckiges Kuppelgebäude vielleicht byzantinischen Ursprungs auf den Grundmauern möglicherweise eines antiken Gymnasiums (dazu Sorlin Dorigny 1877, 105).

Münzen (eigene Prägungen), vor allem aus dem 1. Jh. v. Chr. und von Tiberius bis Philippus (244-249), s. Kaufmann/Stauber 1992, 71-81; https://www.asiaminorcoins.com/gallery/thumbnails.php?album=111

- Meilenangabe nach Argesis: XXX (30)
- River crossing: (river, no. 103) [Fl Scamander] ?







Kommentar (Talbert):
The name is divided to accommodate river #103; compare Appollonia on the route above.
-> Stretch to Argesis
River crossing: (river, no. 103)

Literatur:

Belke, Klaus: Bithynien und Hellespont in der Tabula Peutingeriana, in: Külzer, Andreas/
Popović, M. St. (Hgg.): Space, Landscapes and Settlements in Byzantium: Studies in
Historical Geography of the Eastern Mediterranean, Novi Sad – Vienna 2017, 51–73, hier: 69–72.

Brand, Ch. M./Foss, Cl./Kazhdan, A.: Poimanenon, in: The Oxford Dictionary of Byzantium, Bd. III, New York u. a. 1991, 1690f.

Friedländer, Julius: Poimes der Stadtgründer von Poimanenon in Mysien, Zeitschrift für Numismatik 3 (1876), 123f.

Hasluck, F. W.: Cyzicus, Being Some Account of the History and Antiquities of that
City, and of the District Adjacent to it, with the Towns of Apollonia ad Rhyndacum, Miletupolis, Hadrianutherae, Priapus, Zeleia, etc., Cambridge 1910, 115-123.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cyzicus,_being_some_account_of_the_history_and_antiquities_of_that_city,_and_of_the_district_adjacent_to_it,_with_the_towns_of_Apollonia_ad_Rhyndacum,_Miletupolis,_Hadrianutherae,_Priapus,_Zeleia,_etc_by_F.W._Hasluck.pdf

Kaufmann, F.-M./Stauber, J.: Poimanenon bei Eski Manyas? Zeugnisse und Lokalisierung einer kaum bekannten Stadt, in: Studien zum antiken Kleinasien II, Asia Minor Studien 8, Bonn 1992, 43–85.

Külzer, Andreas: Zwischen Europa und Asien: Zur Darstellung der thrakischen Chersones und des westlichen Kleinasien auf der Tabula Peutingeriana, Orbis Terrarum 14 (2016), 49–68, hier: 59f.

Miller, Itineraria, Sp. 714.

Sorlin Dorigny, A.: Poemanios, Revue archéologique 34 (1877), 105.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

12.12.2022 16:28


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1321 [zuletzt aufgerufen am 27.09.2024]

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