deutsch englisch spanisch französisch italienisch
Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Sinispora

Name (modern):

 

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXIIII     Mazaca Caesarea     
Toponym nachher XIII     Arasaxa     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

9B3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Sinispora

Barrington Atlas:

Siniskolon § *Sinis Colonia § Pisonos? § Koloneia? § Sinispora? (64 G3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Sinispora

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Der Ortsname ist nur hier belegt.
Sinispora fehlt bei Rav 2,16 p. 28,13ff, der ansonsten auf dieser Strecke dieselben Stationen aufführt (Mazaca, que et Cesarea Capadotie – Arasaxa – Larissa – Ingilissi – Comana).
BAtlas 64 G3, S. 190 vermutet eine Identität mit den Orten Siniskolon, *Sinis Colonia, Pisonos und Koloneia:
Σινὶς κολωνία (v. l. Σινισκόλων und Σινίσκολον, das laut Stückelberger/Graßhoff ad loc. die korrekte Namensform darstellt) wird von Ptol. 5,6,21 als Stadt Kappadokias in der Melitene aufgeführt und lag am Ufer des Euphrat, ¼° nördl. von Melitene (heute: Fethyie). Honigmann, RE 244, vermutet eine Identität von Σινὶς κολωνία mit Κολωνεία, das laut Prokop. aed. 3,4,6 von Pompeius gegründet und so umbenannt worden sein soll, ferner mit Pisonos im ItAnt 177,4 (dort 32 Meilen von Ad Praetorium und 22 Meilen bis Melitene). Den Namen leitet Honigmann ibd. ἐπὶ Σίνους; 272 aus < *Pisonis colonia ab (gegen Ramsay 1890, 70 mit Anm. und 272, der die TP hier für stark verderbt hält und „Sinis“ = Σινὶς als Abl. plur. und „Pora“ = Erpa als eigene Station auffassen will).
Eine Gleichsetzung all dieser Orte mit Sinispora vermuten jedoch weder Honigmann, RE 244 noch Ruge, RE 244, ebensowenig wie TIB 2, 190 und 66 Anm. 39.
Unter sprachgeschichtlichem Aspekt räumt Zgusta 1984, 573 zwar ein, dass es sich bei Σινίς um denselben Wortstamm handelt wie bei „Sinis-“ auf der TP, jedoch hält er eine Identifizierung für sehr unsicher, ebenso wie die mit Pisonos im ItAnt (Zgusta ibd. Anm. 696). Zgusta verweist ferner auf den etymolog. verwandten Bergnamen Σινᾶς in Galatia.

Lokalisierungshypothesen:
- Im (nicht sehr wahrscheinlichen) Falle einer Identifizierung mit Σινὶς κολωνία/Pisonos (s. o.) läge Sinispora beim heutigen Fethiye (s. o. BAtlas 64 G3). Wenn diese Lokalisierung zuträfe, würde Sinispora allerdings nicht zu der Strecke gehören, auf der die TP es verzeichnet, da Fethiye viel weiter östlich liegt.
- Verderbnis der TP, Lage daher nicht zu bestimmen (Ruge, RE s. v. Sinispora 244)
- Enstsprechend der Positionierung auf der TP beim heutigen İspile Hanı oder Ardıçköy (ItMiller 735), beides nicht unplausibel, wobei für ersteres die dortigen Reste einer mittelalterlichen Karawanserei, für letzteres die Entfernungsangabe der TP von 24 Meilen ab Mazaca cesarea sprechen würde.
- (Falls sich der zweiter Namensbestandteil von πόρος = Furt ableiten ließe, könnte man vielleicht an einen Flussübergang denken, z. B. über den Melas/Karasu oder einen seiner Nebenflüsse?)
- Hild 1977, 85 und Polla/Verhagen/Frommer 2014, 77 führen außerdem noch mehrere Stationen zwischen Mazaca und Comana auf, von denen manche, z. B. Phlabianai, wohl schon in der Spätantike in Gebrauch waren und eventuell ebenfalls in Frage kämen.

Laut TP war Sinispora eine Station an der Straße von Mazaka Caesarea (davon 24 Meilen entfernt) nach Komana in Kappadokien (9B4 Comana capadocia). Die von der TP hier verzeichnete Straße über den Kurubel-Pass bildete anscheinend den ältesten Antitaurusübergang zwischen diesen beiden Zentren und ist durch Funde von Meilensteinen belegt (s. Hild 1977, 85).

Meilenangabe nach Arasaxa: XIII (13).





Miller, Itineraria, Sp. 735:
Sinispora (irrig Sunspora (Bt, Bg, Ve); j. Ispile oder Arditsch.

Literatur:

Hild, Friedrich: Das byzantinische Straßensystem in Kappadokien (= Denkschriften philosophisch-historischen Klasse 131), Wien 1977, 85-88.

Honigmann, E.: Σινὶς Κολωνία RE II 6,1 (1927), 244.

Miller, Itineraria, Sp. 735.

Polla, Silvia/Verhagen, Philip/Frommer, Ian: Finding Byzantine junctions with Steiner trees, in: Polla, Silvia/Verhagen, Philip (Hgg.): Computational Approaches to the Study of Movement in Archaeology Theory, Practice and Interpretation of Factors and Effects of Long Term Landscape Formation and Transformation (= Topoi, Berlin Studies of the Ancient World 23), Berlin – Boston 2014, 73-98.

Ramsay, W. M.: The Historical Geography of Asia Minor (= Royal Geographical Society,
Supplementary Papers IV), London 1890 (ND Amsterdam 1962), 70f; 272.
https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=njp.32101064457615&view=1up&seq=5.

Ruge, W.: Sinispora, RE II 6,1 (1927), 244.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 572f.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

18.12.2022 10:43


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1416 [zuletzt aufgerufen am 18.09.2024]

Impressum Datenschutzerklärung