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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Mindo Fluvius

Name (modern):

Gümüslük

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher LVI     Miletum     
Toponym nachher XXVII     Chidum     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

9B1

Farbe des Toponyms:

---

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Myndos 1

Barrington Atlas:

Myndos (61 E3) (city)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Mindo fl.

Levi:

 

Ravennat:

Mindon (p. 30,28; p. 91,9)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Μύνδος (5,2,9)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Der Ort ist in der Literatur seit Hekataios belegt, doch die Namensform ist spät.

Kommentar zum Toponym:

Die älteren Herausgeber außer Bertius, Bergier und Welser bieten “Minde” (s. ItMiller 705, Anm. 1). “Mindo” lesen, wohl zu Recht, ItMiller 705, Weber 1976 im Index und Talbert in seinem digitalen Kommentar. In der Vergrößerung wird sichtbar, dass das “o” etwas kleiner ausgefallen ist, offenbar im Versuch, der Flusslinine auszuweichen; außerdem scheint der Buchstabe von der Korrosion des Kupfersulphats der Farbe des Flusslaufes angefressen zu sein.

Eine Flusstation Mindo fl(umen) ist sonst nicht belegt. Gemeint ist wohl die Hafenstadt Myndos.
Vielleicht wurde durch einen Kopistenfehler aus der ursprünglichen Bezeichnung “Maeander flumen”, der wahrscheinlich mit dem dem namenlosen Fluss Nr. 112 gemeint ist (obschon er eigentlich nördl. von Milet ins Meer mündet), aufgrund der Ähnlichkeit mit dem Ortsnamen “Myndus/Mindos”, ein “Minde fl(umen)”, obwohl in Myndos gar kein Fluss mündet (s. Hild 2014, 25). Diese Verlesung könnte durch die dichte Toponymenfüllung verursacht worden sein.

Namensformen:
- Die iotazistische Graphie “Mind-“, allerdings mit der griech. Akkusativendung, findet sich sonst nur noch bei Rav 2,18 p. 30,28 Chinnidum – Alicarnasum – Lason - Mindon; 5,8 p. 91,9 Cnidum - Alicarnasum – Mindon - Iason - Meleton; Guido 97.
- Die klass. Namensform Μύνδος ist belegt seit Hekat. BNJ 1 F 243 ap. Steph. Byz. s. v. Μύνδος· πόλις Καρίας. ῾Εκαταῖος ᾽Ασίαι. ἔστι καὶ πόλις Καρίας ἄλλη Παλαιὰ Μύνδος; Hekat. BNJ 1 F 242, z. B. Hdt. 5,33,2; Ps.-Skyl. 99,1 zu Karia: Μίλητος, εἶτα Μύνδος καὶ λιμήν, Ἁλικαρνασσὸς; Strabo 14,2,20 zu Karia: Ἐν δὲ τῇ παραλίᾳ τῆς ἠπείρου κατὰ τὴν Μυνδίαν Ἀστυπάλαιά ἐστιν ἄκρα καὶ Ζεφύριον, εἶτ´ εὐθὺς ἡ Μύνδος, λιμένα ἔχουσα, καὶ μετὰ ταύτην Βαργύλια u. ö.; Arr. anab. 1,20,5 u. ö.; Ptol. 5,2,9 unter den Städten Karias am Myrtoischen Meer: Μίλητος* - Ἰασσός – Βαργυλία – Μύνδος; Pausan. 2,30,9; Stadiasmos Maris Magni 272; 276-278; 281; 285f; 294; Steph. Byz. s. v. (s. o.)
- Myndos Mela 1,85 als Ort in Caria: trans Halicarnasson illa sunt: litus Leuca urbes Myndos, Caruanda …
- Die latinisierte Form Myndus ist belegt seit Cic. Verr. 2,1,86 u. ö., z. B. Liv. 37,60,2 ciuitates quas praeteruectus est, Miletus Myndus Halicarnassus Cnidus Cous u. ö.; Plin. nat. 5,107 (unter Caria) Myndus et ubi fuit Palaemyndus, Nariandos …;
- Nebenform oder Verschreibung Ἀμυνδός Hierok. synekd. 687,10 als Ort in der Eparchie Karia unter der Metropolis Miletos.

Myndos lag in Wirklichkeit südlich der voraufgehenden Station Miletum an der Westküste Kleinasiens, und zwar in Caria (9B1 roter Schriftzug), nicht, wie auf der TP eingetragen, in Lycia (s. die antiken Quellen oben).

Die Stadt lag an der Westküste der - auf der TP nicht eingezeichneten - Halbinsel von Halikarnassos. Die Vorgängersiedlung der Leleges (“Alt-Myndos”, Plin. nat. 5,107) befand sich 3,5 km südl. auf dem Hügel und wurde um 360 v. Chr. an die durch ein Vorgebirge geschützte Hafenbucht verlegt. Die Neugründung, wohl unter Maussollos, war verbunden mit einem synoikismós von sechs Siedlungen um Halikarnassos als neue Hauptstadt bzw. der Verpflanzung von Teilen ihrer Bewohnerschaft dorthin.
Im J. 334 von Orontopates gegen Alexandros d. Gr. gehalten, erst 333 von Ptolemaios und Asandros erobert (Arr. an. 1,20,5-7; 2,5,7); im 4. Jh. großzügig befestigt, aber schwach bevölkert (vgl. Diog. Laert. 6,57). 308 Flottenstation für Ptolemaios´ Zug nach Korinthos (Diod. 20,37,1), im 3. Jh. meist ptolemäisch. Von Rhodos 197/6 militär. gesichert (Liv. 33,20,12), stand Myndos im Krieg gegen Antiochos III. auf röm. Seite (Liv. 37,16,2), Ab Anf. des 2. Jh. Münzprägung; später pergamenisch und 133 von Aristonikos besetzt (Flor. epit. 1,35,4). 43 v. Chr. von C. Cassius als Basis für sein Unternehmen gegen Rhodos genutzt (App. civ. 4,65). Bescheidener Wohlstand in der Kaiserzeit wohl aufgrund der Silberminen in der Umgebung. Wein aus Myndos diente, mit Meerwasser versetzt, als Verdauungsmittel (Athen. 1,32e; 33b).
In der Spätantike Teil der Eparchie Karia; Bischofssitz.

Archäolog. Reste: Ruinen einer Basilika im Innern des ant. Stadtareals, Reste der Stadtmauer mit Türmen sowie einer “lelegischen” Mauer und einer Kirche auf der Halbinsel im Westen (s. Kaletsch, DNP, ältere Lit. s. d.).
Zu den neueren Ausgrabungen, z. B. Hafenanlagen, antike Stadtstrukutur, Amphoren, spätantiken Münzen s. Şahin 2016. Bibliographie s. dort S. xif.

Meilenangabe nach Chidum: XXVII (27),
- überzählige Ortschicane; vielleicht wurde Halicarnassus ausgelassen, das bei Rav und Guido an dieser Position aufgeführt wird? Möglicherweise aus Platzmangel?
- Um der Küstenlinie auszuweichen sind beide Ortschicanen am Ende der Strecke nach oben gezackt, anstatt, wie üblich, nach unten (s. Kommentar Talbert,
https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace2384.html).
- ItMiller 703f bezweifelte die Möglichkeit eines eigentlichen Küstenweges und sieht hier auf der TP einen Seeweg, von dem die TP im Folgenden nur die Spitzen der Halbinseln aufführe (Mindus, Cnidus, Loriana, in einer, wie üblich stark generalisierten Darstellung des Küstenverlaufs), wichtige Städte wie Halikarnassos jedoch auslasse. Dieses Hypothese erscheint mit Blick auf Liv. 37,60,2 und die antiken Periploi (s. o.) nicht per se abwegig. Allerdings verifizierte Hild 2014, 11 durch Funde von Meilensteinen die Existenz der von Miller in Abrede gestellten Küstenstraße, auch wenn diese keine Fernverbindung im Sinne einer Handelsroute darstelle, für welche der Seeweg oder bequemere Binnenrouten genutzt worden seien.
- Kreuzender Fluss: (river, no. 112) [Fl´Maender], welcher der Logik der Karte nach eigentlich links von 9B1 Miletum zu erwarten wäre.




[Kommentar (BH):
Scheyb liest "Minde Fl."]

Kommentar (Talbert):
-> Stretch to Chidvm
One stretch is drawn as two.
River crossing: (river, no. 112)

Miller, Itineraria, Sp. 705:
Mindo, fl. (it. (Bt, Bg, Ve), Minde fl. (rel.); das e ist verletzt, kann o geheißen haben), Mindon (Ra, Ru), Myndus – Μύνδος (Hecat, Hd, Pol, St, Scyl, Ml, Pl, Steph), Ἀμύνδος (Hl); alte dorische Kolonie, an der Spitze des nördlichsten dorischen Halbinsel, nordwestlich von Halicarnassus, mit starken mauern und einem Hafen (Arr, St). Hier verwechselt Mynd[r}us fl. und Myndus Stadt; j. Mendes od. Mendesche. Bei Ra dazwischen: Alicarnasum, Alicarnasos (Gu), Halicarnassus (I Al, autores); größte und schönste Stadt Kariens, Residenz der Könige, Grabmal des Mausolus; 220 st von Myndus entfernt (Staiasm.); j. Budrum. Iss: CIL III 449. Fragmentum Halicarnassense (ib. p. 1924). CIG 2655 – 2669. 27. Die Entfernung dürfte wohl etwas zu gering sein.

Literatur:

Flensted-Jensen, Pernille: 914. Myndos, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 1129.

Hild, Friedrich: Meilensteine, Straßen und das Verkehrsnetz der Provinz Karia (= Veröffentlichungen zur Byzanzforschung 33), Wien 2014.

Kaletsch, Hans (Regensburg), “Myndos”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 10 December 2021
First published online: 2006.

Miller, Itineraria, Sp. 705.

Ruge, W.: Myndos 1, RE 16,1 (1933), 1075-1079.

Sahin, Mustafa: Die Häfen von Myndos und ihre Handelsbeziehungen im Spiegel der Amphorenfunde: Ein Vorbericht, in: North meets East 1 (2015), 99-110.

Şahin, Derya (Hg.): Myndos kazi ve araştirmalari: 2004-2013 = Myndos excavations and researches (= Myndos Araştırmaları 1), Burs 2016.

Şahin, Mustafa/Şahin, Derya: Seramik Buluntulari Işiğinda Hekatomnid Öncesi Myndos, in: Henry, Olivier/Konuk, Koray (Hgg.): Karia Arkhaia: La Carie, des origines à la période préiode pré-hékatomnide, Istanbul, 14-16 novembre 2013, İstanbul 2019, 579-590.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 408.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

18.12.2022 11:42


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1503 [zuletzt aufgerufen am 26.11.2024]

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