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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Solonenica

Name (modern):

Tekke ?

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XII     Medocia     
Toponym nachher XVIII     Domana     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

9A4 / 9A5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

? = Sedisca, fi. Ponti (217,2)

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Sedissa; Solonenica

Barrington Atlas:

Sedisca/Solonenica? (87 E4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Salonenica (sic!)

Levi:

 

Ravennat:

Saloni mecia (p. 23,51); Solodocina (p. 29,42); Solodicina (p. 92,18)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Ort unter diesem Namen sonst nur in Rav bzw. seiner spätantiken Quelle belegt.

Kommentar zum Toponym:

Namensform nur hier erhalten.

Alternative Namensformen:
- Saloni mecia (salom mecia A; Saloni B) Rav 2,12 p. 23,51 Domana – Saloni mecia – Medoia – Patra - Bile
- Solodocina Rav 2,17 p. 29,42 Ofeunte – Medocina – Solodocina – Gudiono
- Solodicina (solodyonia C) Rav 5,10 p. 92,18 (Ortsreihenfolge wie in 2,17 p. 29,42)
- Solacina Guido 102
Die beiden Stationen Medocina und Solodocina/Solodicina/Solacina, die sich auf der TP in ihrer der Kartenlogik entsprechenden Lage befinden (abgesehen davon, dass die gesamte Pontosküstenroute ab 9A2 Trapezunte, s. den Art. dort, aus Platzgründen vom Kartographen nach rechts geklappt wurde), sind bei Rav und Guido offensichtlich auf die “Strecke” unmittelbar darüber verschoben worden (so wohl richtig ItMiller 682), ein weiteres Indiz dafür, dass der Ravennas eine Kartenvorlage ausschreibt. Da er kein echtes Itinerar bietet, kommt es ihm auf die genaue Streckenführung nicht an. (Diese Erklärung liegt wohl näher als die Vermutung von Bryer/Winfield 1985, 51 aber, dass hier zwei alternative Routen von der Küste ins Landesinnere angedeutet werden).
Der Name Solonenica ist kappadokisch oder pontisch. Der zweite Namensbestandteil ist vielleicht verwandt mit Νίνικα, einer nach einem Volksstamm benannten Landschaft in Kilikien (s. Zgusta 1984, 582; 424).

Alternativer Name ?:
= ? Sedisca, fi. Ponti (sedis scapi fonti P; sedis cadi fonti D; sedissa fiponti L) ItAnt 217,2 Station auf der Winterroute von Trapezus nach Satala: … Zigana m. p XXII – Thia m. p. XXIIII – Sedisca, fi. Ponti m. p. XVII - Domana m. p. XXIIII – Satala.
Eine Identität mit Solonenica vermuten mit Vorsicht u. a. Bryer/Winfield 1985, 52, mit Lit.; BAtlas, S. 1236, akzeptiert von Doğancı 2020, 142f; Emir 2020, 9).
Der Name (“kleiner Sitz”) rührt vielleicht von der schemel- oder bankartigen Form des flachen Hügels, auf dem der Ort lag. Der Zusatz “fi(nis) Ponti”, “Ende” oder “Grenze” von Pontos rührt daher, dass es sich um den ersten Ort von Pontos handelt, den die Grenzstraße erreichte (s. Mitford 2021, 304). Vielleicht handelt es sich um den lateinischen Beinamen des offenbar komplizierten einheimischen Toponyms.
(Die textkritisch wenig wahrscheinliche Lesart sedissa wäre wohl ein einheimischer Name, s. Zgusta 1984, 551).

Es handelt sich um eine Station in Armenien an der Gebirgsstraße von Trapezus nach Satala (s. Ruge, RE 1105), und zwar, wenn die Gleichsetzung von Solonenica und Sedisca korrekt ist, an derjenigen Stelle, an der die kürzere, aber steilere Sommerroute, die wahrscheinlich schon von Xenophon und den 10.000 benutzt worden war (anab. 4,7,19-27, s. Mitford 2000, 131; s. den Art. 9A3 Magnana) und die hier auf der TP recht präzise abgebildet wird, zusammentraf mit der weiter westlich verlaufenden, weiteren aber flacheren Winterroute, die das ItAnt 216f beschreibt.

Lokalisierung: Vielleicht in der Nähe von Tekke (Ruge, RE s. v. Sedissa 1024; BAtlas, S. 1236; Doğancı 2020, 142f; Emir 2020, 9; Mitford 2021, 304f.
(Ältere Lokalisierungshypothese: weiter westl. in der Gegend von Kalecik, so ItMiller 682 und 646, der keine Identität von Solonenica und Sedisca annimmt; Bryer/Winfield 1985, 256).

Das heutige Dörfchen Tekke (benannt nach dem neben der alten Karawanenstraße gelegenen heiligen Grab des Seyid Mahmut Çağırgan aus dem Jahr 1582) liegt in 1.400 m Höhe auf einem flachen Hügel, umgeben von Resten eines Mauerrings, die den von Iustinian errichteten Befestigungen in Satala ähneln; mehrere Zisternen; Reste riesiger pithoi. Unterhalb des Hügels ein Felsengrab ohne Inschrift aus klassischer Zeit. Wichtiger Rastplatz für Karawanen, heiße Schwefelquellen 600 m westlich. Gestalt und strategische Lage des Ortes sprechen für eine bereits römische Präsenz (s. Mitford 2021, 304f).

Meilenangabe nach Domana: XVIII (18)
Zu dieser Strecke s. den Kommentar zu 9A3 Magnana.






Miller, Itineraria, Sp. 682:
Salonenica, Salommecia (Ra – Armenien), [cf. Solodocina und Solodicina (Ra) am Schwarzen Meer zwischen dem vorigen und Gadini: vielleicht sind diese beiden Stationen versetzt?] j. Kaledjik. 18; von Chadunsk bis Tolmia sind nur 12 mp.

Literatur:

Bryer, A. A. M./Winfield, D. C.: The Byzantine monuments and topography of the Pontos, 2 Bde., Washington DC 1985, 1, 51-53; 256f.

Doğancı, Kamil: Antik Çağ´da Pontos Sahil Kentlerini İç Bölgelere Bağlayan Kara Yolları = The Roads Connecting the Coast Cities of Pontus to Inland Regions in Antiquity, Journal of History School (JOHS) 13/44 (2020), 129-156.

Emir, Osman: Yüzey araştırmaları ve antik kaynaklar ışığında güneyden Trabzon ve Araklı limanlarına ulaşan tarihi yollar, in: Okur, Mehmet et al. (Hgg.): Geçmişten günümüze Karadeniz´de ulaşım, Trabzon 2020, 1-22.

Erüz, Çoşkun/Erbaş, Y. Selçuk: Antik Çağ´dan 20. yüzyıla Doğu Karadeniz´de limanlar, Trabzon, kervan ve askerî güzergahlar: Kültür rotaları, in: Okur, Mehmet et al. (Hgg.): Geçmişten günümüze Karadeniz´de ulaşım, Trabzon 2020, 23-62.

Miller, Itineraria, Sp. 682.

Mitford, Timothy Bruce: The Roman frontier on the Upper Euphrates, in: R. Matthews (Hg.): Ancient Anatolia. Fifty years´ work by the British Institute of Archaeology at Ankara, London 1998, 255-272.

Mitford, Timothy Bruce: Thalatta, Thalatta: Xenophon´s View of the Black Sea, Anatolian Studies 50 (2000), 127-131.

Mitford, Timothy Bruce: Discovering Rome´s Eastern Frontier: On Foot Through a Vanished World, Oxford 2021.

Ruge, W.: Sedissa, RE II 2,1 (1921), 1024.

Ruge, W.: Solonenica, RE II 3,1 (1927), 981.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 551; 582.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

18.12.2022 11:51


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1533 [zuletzt aufgerufen am 25.11.2024]

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