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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Melcati

Name (modern):

 

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher Naucrati     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/ 727221
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8C3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

Chereu (154,4; 155,1)

Alternativer Name (Lexika):

Schedia, Menelais

RE:

Χαιρέου, Schedia, Menelaos

Barrington Atlas:

Schedia, Chaireon, Menelais (74 C2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Melcati

Levi:

 

Ravennat:

Milcadī (p. 33.54), Melcatim (p. 35.51)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Auf Grund der Quellenlage, auch mit dem Blick auf das Itinerarium Antonini, ist der Eintrag am ehesten in die spätere Kaiserzeit zu datieren.

Kommentar zum Toponym:

Bei Talbert (BAtlas 1120. 1121) ist Melcati nicht sicher lokalisiert, aber meines Erachtens ist es identisch mit dem bei Strabon genannten Ort Menelais (Strab. 17, 1, 23 [803]: Μενέλαος; vgl. auch Xenoph. Miles.), der nach Menelaos, dem Bruder des Gründers Ptolemaios I.) benannt ist. Ob diese Station tatsächlich mit dem ebenfalls bei Strabo (17, 1, 16 [800]. 22 [803]: Σχεδία) bezeugten Toponym Schedia gleichzusetzen ist, wie Bernand (Le delta égyptien, 431-433) annimmt, halte ich für fraglich. Auch in ägyptischen Schriftzeugnissen ist das entsprechende Toponym gelegentlich bezeugt, z.B. in P. Col. Zen. 1, 5 + P. Col. Zen. 2, 63 (nach dem 23.2.257 v.Chr.), Kol. V 32: Μενελαίς; P. Mich. Zen. 1, 9 (257 v.Chr.?), Rs. 11: Μενελαίς; skeptisch gegenüber der Gleichsetzung von Schedia mit Menelais oder Chaireon ist Scheuble (Inschriften aus Schedia, 463-467). Im Itinerarium Antonini wird der Ort unter dem Namen Chereu (154, 4; 155, 1), also Chaireion, aufgeführt. Entsprechende Namensvarianten finden sich auch in den antiken papyrologischen Zeugnissen aus Ägypten wie z.B. P. Oxy. 41, 2981 (2.Jh. n.Chr.), 7: Χαιρήου; P. Wash. Univ. 2, 80 (3.Jh. n.Chr.), Kol. II 14: Χερέου; P. Strasb. 6, 559 (312-318 n.Chr.?) r 2, 19: Χαιρέου; P. Oxy. 14, 1749 (4.Jh. n.Chr.), 3: Χέραιου; 6. 8: Χαιρέου; P. Münch. 3, 99 (Ende des 4.Jh. n.Chr.), 4. 5. 8. 12: Μονὴ Χέραιου und P. Naqlun 2, 29 (6.Jh. n.Chr.), 4: Χαιρέου. Vergleichbare Formen bieten auch Inschriften und literarische Zeugnisse wie die Vita S. Antonii (PG 26, 964): Χαιρέου; Greg. Naz. or. 21, 28f.: Χαιρέου; Prok. aed. 6, 1: Χερέου und Steph. Byz. s.v. Χαιρέου. Nicht auf der Tabula Peutingeriana eingetragen, aber in Papyri vom 3.Jh. v.Chr. bis ins 5.Jh. n.Chr. bezeugt ist das ebenfalls für diesen Ort geläufige Toponym Schedia, z.B. in P. Hibeh 1, 110 (nach dem 27.8.271 v.Chr.), Vs. II 25: Σχεδία; P. Iand. 6, 106 (15-36 n.Chr.), 5: Σχεδία; P. Diog. 14 (141/142 n.Chr.), 5: Σχεδία; SB 6, 9210 (2. Hälfte 2.Jh. n.Chr.), 3: Σχεδία; P. Oxy. 14, 1768 (3.Jh. n.Chr.), 5: Σχεδία; SB 18, 13948 (14.9.407 n.Chr.), 2: Σχεδία; 15: Σχαιδία. Diese Formen sind auch in Inschriften belegt, so in I. Métriques 37 (hellenistische Zeit), 8: Σχεδία; Alex. Imp. 3 (10/11 n.Chr.) = I. Delta 331 Nr. 2 = IGR 1, 1056 = ILS 3, 9370 = SB 1, 401; 3: Schedia; 9: Σχεδία (verkürzt in I. Alex. Imp. 3bis = I. Delta 330 Nr. 1= IGR 1, 1055 = ILS 3, 5797 = CIL III 12046 = SB 1, 973). Der Ort ist verkehrstechnisch bedeutsam, da an dieser Stelle der Verbindungskanal zwischen dem kanopischen Nilarm und Alexandria („Alexandria-Kanal“) abzweigt und in Chereu daher Getreide von den größeren Nilschiffen in kleinere Schiffe umgeladen werden musste (Prok. aed. 6, 1), auf die strategische Relevanz des Ortes verweist die größere Anzahl der dort stationierten Soldaten (Tübingen, Inv. S/13 3955 = Scheuble, Inschriften aus Schedia, Nr. 4 [116-107 v.Chr.]). Übereinstimmend mit dem Itinerarium Antonini bietet die Tabula Peutingeriana an dieser Stelle die Entfernungsangabe von 24 Meilen. Die auf der Karte dargestellte Route Memphis - Melcati, die den Kanopischen Nilarm entlang führt und hinter Melcati in einem westlich gelegenen (die Grenze zwischen Ägypten und Libyen markierenden) Gebirge endet, müsste also nach Norden in die leere Fläche (Alexandria) bzw. bis an die Mündung des Kanopischen Nilarmes ins Mittelmeer bei Kanopos durchgezogen werden. Auf der TP zu weit im Norden positioniert ist das am „Fluss Butikos“ (Ptol. 4, 5, 4: Βουτικὸς ποταμός) gelegene Ermupoli (Strab. 17, 1, 22 [803]: Ἡερμοῦ πόλις, Hermupolis Mikra), das zwischen Melcati und Naucrati einzutragen wäre. - Vgl. zu Alexandria, Buto·, Ermupoli·, Memphis· und und Curis·.

Literatur:

Matija P. Katančić, Orbis antiques es tabula itineraria, quae Theodosii Imperatoris et Peutingeri audit ad systema geographiae, Pars II Continens Asiam et Africam, Buda 1825, 602f.; Kurt Sethe, in: RE III / 2, 1899, 2030 s.v. Χαιρέου; Miller, Itineraria, 863; Hermann Kees, in: RE II A / 1, 1921, 403 s.v. Schedia 2; Ders., in: RE XV / 1, 1931, 807f. s.v. Menelaos (Menelaïtes); Stefan Timm, Das christlich-koptische Ägypten in arabischer Zeit, 1985, 1230-1233; Klaus Maresch / Zola M. Packman, Papyri from Wsahington University Collection St. Louis, Missouri, Part II (P. Wash. Univ. II), Wiesbaden 1990 (= Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften / Sonderreihe Papyrologica Coloniensis 18), 80f. 87; Manfred Clauss, Alexandria. Schicksale einer antiken Weltstadt, Stuttgart 2004 (2. Aufl.), 40. 139f.; Andrea Jördens, Statthalterliche Verwaltung in der römischen Kaiserzeit. Studien zum praefectus Aegypti, Stuttgart 2009 (= Hist.-E. 175), 414-417; Sandra Scheuble, Inschriften aus Schedia, in: Chiron 39, 2009, 463-503, hier 463-467 (skeptisch gegenüber der Gleichsetzungvon Schedia mit Menelais oder Chaireon).

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Letzte Bearbeitung:

25.08.2024 11:49


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=2807 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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