Toponym TP (aufgelöst): | Stratonicidi |
Name (modern): |   |
Bild: | Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP |
Toponym vorher | Babylonia |
Toponym nachher | Lacus mori |
Alternatives Bild | --- |
Bild (Barrington 2000) | |
Bild (Scheyb 1753) | --- |
Bild (Welser 1598) | --- |
Bild (MSI 2025) | --- |
Großraum: | Ägypten/Nil/Äthiopien |
Toponym Typus: | Ortsname ohne Symbol |
Planquadrat: | 8C4 |
Farbe des Toponyms: | schwarz |
Vignette Typus : | --- |
Itinerar (ed. Cuntz): |   |
Alternativer Name (Lexika): |   |
RE: |   |
Barrington Atlas: |   |
TIR / TIB /sonstiges: |   |
Miller: |   |
Levi: |   |
Ravennat: | Sartonochido (p. 34.69) |
Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff): |   |
Plinius: |   |
Strabo: |   |
Datierung des Toponyms auf der TP: | Frühhellenismus (vor 200) |
Begründung zur Datierung: |   |
Kommentar zum Toponym: |
Das neben Babylonia eingetragene Stratonicidi wertet Miller als "nähere Bezeichnung zu Babilonia" (ItMiller 856). Dagegen spricht vielleicht Cosm. Rav. 127, 9: Dort wird nur Babilon genannt, der wohl mit Stratonicidi gleichzusetzende Ort Sartonochido erscheint erst mehrere Zeilen weiter unten (Cosm. Rav. 127, 16). Verwirrend (und falsch!) ist die Darstellung bei Welser, die ganz klar zwei Orte zeigt - Babylon und am nächsten „Haken“ der Route Stratonicidi. Scheyb bietet eine zutreffende Wiedergabe der Darstellung auf dem Original. Vielleicht zu Recht führt Talbert den Ort als eigenständige Station an der Route Babylonia - Pelusium auf; die unter der Route nach Babylon platzierte Entfernungsangabe XXXVI? (36?) könnte nach Talbert die Distanz zwischen Babylonia und Stratonicidi beziffern (https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace425.html, zuletzt aufgerufen am 8.3.2019). Parthey (Ravennatis Anonymi Cosmographia, 127) hält eine Verschreibung für Serbonitide für möglich, bringt den Ort also mit der Route in Richtung Norden zur ägyptisch-palästinischen mit dem Sirbonischen See in Verbindung. Festzuhalten ist, dass die beiden Toponyme mit geringem Wortabstand nebeneinander geschrieben sind. Nach Babylon zeigt die Route mindestens drei „leere Haken“, bevor mit Simiati die nächste namentlich bezeichnete Station folgt; daher muss sich die unter Stratonicidi erkennbare Distanzangabe meines Erachtens nicht unbedingt auf dieses Toponym beziehen. Ob Stratonicidi als eigenständige Station an der Route Babylonia - Pelusium aufzufassen ist, wie Talbert vermutet (https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace425.html, zuletzt aufgerufen am 8.3.2019), lässt sich nicht zweifelsfrei nachweisen, ist aber möglich. Die Deutung und Lokalisierung des Ortsnamens Stratonicidi müssen daher spekulativ bleiben: Meines Erachtens denkbar ist eine Verschreibung des aus einer griechischen Quelle übernommenen, als στρατόπεδον Ἰουδαίων bzw. Ἰουδαίων στρατόπεδον (vgl. Ios. 14, 8,1; bell. Iud. 1, 9, 4) zu rekonstruierenden Toponyms, also eine Anspielung auf die militärische Bedeutung eines der im Großraum von Memphis bzw. Heliopolis gelegenen Orte als Standort einer Garnison oder einer Militärkolonie; der lateinische Ortsname könnte also mit Castra Iudaeorum (Not. Dign. Or. 28, 42: Cohors prima Epireorum, Castra Iudaeorum) anzusetzen und identisch sein mit dem laut Itinerarium Antonini in einer Entfernung von 34 Meilen von Heliopolis östlich des Nil gelegenen Toponym vicus Iudaeorum (ItAnt 169, 5), also mit Leontopolis (Tell el-Jehudiye). Nicht-ägyptische Militärkolonien im Nildelta kennt bereits Herodot: Dort Ionier und Griechen an, die sich bei Psammentichos I. als Söldner verdingt hatten und denen der Pharao dann in der weiteren Umgebung von Bubastis als στρατόπεδα bezeichnete Landstücke zugewiesen hatte (Hdt. 154, 1). - Vgl. Babẏlonia· (zu den fehlenden Toponymen zwischen Babylon und dem Heroonpolitischen Golf / Golf von Suez). |
Literatur: |
Georg Beer, in: RE IX/2, 1916, 2460f. s.v. Iudaeorum vicus; Klaas A.Worp, Observations on some Military Camps and Place Names in Lower Egypt, in: ZPE 87, 1991, 291-295, hier 292; zu den στρατόπεδα vgl. Stefan Pfeiffer, Ägypten und das Klasssische Griechenland, in: Herbert Beck / Peter C. Bol / Maraike Bückling (Hrsg.), Ägypten - Griechenland - Rom. Abwehr und Berührung, Tübingen / Berlin 2005, 163-170, hier 164; Manfred A. Schmutzer, Ingenium und Individuum. Eine sozialwissenschaftliche Theorie von Wissenschaft und Technik, Wien 1994, 263; Peter W. Haider, Griechen im Vorderen Orient und in Ägypten bis ca. 590 v.Chr., in: Christoph Ulf (Hrsg.), Wege zur Genese griechischer Identität. Die Bedeutung der früharchaischen Zeit, Berlin 1996, 59-115, hier 97f.; Stefan Pfeiffer, Naukratis, Heracleion-Thonis and Alexandria: Remarks on the Presence and Trade Activities of Greeks in the North-West Delta from the Seventh Century BC to the End of the Fourth Century BC, in: Damian Robinson / Andrew Wilson (Hrsg.), Alexandria and the North-Western Delta: Joint Conference Proceedings, of Alexandria: City and Harbour (Oxford 2004) and The Trade and Topography of Egypt’s North-West Delta: 8th century BC to 8th century AD (Berlin 2006), Oxford 2010, 15-24, hier 16; Denise Demetriou, Negotiating Identity in the Ancient Mediterranean: The Archaic and Classical Greek Multiethnic Emporia, Cambridge / New York 2012, 122. 148. 150; Christiane Zivie-Coche / Françoise Durand, Die Religionen des alten Ägypten, Stuttgart 2013 (= Die Religionen der Menschheit 8), 184 (zu den στρατόπεδα bei Bubastis und einem anderen, möglicherweise mit Daphne im nordöstlichen Ägypten gleichzusetzenden Militärkolonie). |
Letzte Bearbeitung: | 23.10.2023 10:38 |
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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=2850 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]