Toponym TP (aufgelöst): | Babylonia |
Name (modern): | Alt-Kairo (Miller) / Fostat, Cairo (Barrington) |
Bild: | Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP |
Toponym vorher | - Memphis LXXII Venne |
Toponym nachher | XXXVI? Arsinoe |
Alternatives Bild | --- |
Bild (Barrington 2000) | |
Bild (Scheyb 1753) | --- |
Bild (Welser 1598) | --- |
Bild (MSI 2025) | --- |
Pleiades | https://pleiades.stoa.org/places/ 727082 |
Großraum: | Ägypten/Nil/Äthiopien |
Toponym Typus: | Ortsname mit Symbol |
Planquadrat: | 8C4 |
Farbe des Toponyms: | schwarz |
Vignette Typus : | A Doppelturm |
Itinerar (ed. Cuntz): | Babylona (169,2) |
Alternativer Name (Lexika): |   |
RE: | Babylon |
Barrington Atlas: | Babylon (74 E4) |
TIR / TIB /sonstiges: |   |
Miller: | Babilonia Stratonicidi |
Levi: | Babylonia Stratonicidi (A,II,2) |
Ravennat: | Babilon (p. 34.66) |
Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff): | Βαβυλών (4,5,54) |
Plinius: |   |
Strabo: |   |
Datierung des Toponyms auf der TP: | Kaiserzeit (2. Jh.) |
Begründung zur Datierung: | Der Ausbau des Kastells und die Instandsetzung des Kanals nach Klysma in der Kaiserzeit, was mit einem erheblichen Bedeutungszuwachs der Stadt verbunden war, sprechen für eine kaiserzeitliche Aktualisierung (am ehesten im 2.Jh. n.Chr.) der Karte an dieser Stelle. |
Kommentar zum Toponym: |
Babẏlonia, gleichzusetzen mit Babylon (heute Alt-Kairo) und auf eine persische Gründung im 6.Jh. v.Chr. zurückgehend, ist ein Ort von großer stategischer Bedeutung. Millers Itineraria Romana (857f. Abb. 272) und auch seine Faksimile-Ausgabe haben irrtümlicherweise Babilonia anstatt Babẏlonia. Dieser Eintrag in der Tabula Peutingeriana ist als einer der wenigen in Ägypten vergleichsweise prominent mit einer Zwei-Turm-Vignette ausgestattet: Von dort konnte über ein entsprechendes Straßennetz sowohl das Niltal als auch das Delta kontrolliert werden. Strabo bezeichnet das am Ostufer des Nils gelegene Babylon als das „naturfeste Kastell“ (Strab. 17, 1, 30 [807]: φρούριον ἐρυμόν), wo sich mit Erlaubnis des Pharaos Babylonier angesiedelt hätten - offenbar Ausdruck der antiken Versuche, den Namen der Stadt (die gräzisierte Form eines ägyptischen Toponyms) zu erklären; zu seiner Zeit (νυνί), so Strabo, fungierte das Lager (στρατόπεδον) als Stationierungsort einer Legion, war also offenbar Bestandteil der östlichen Grenzbefestigung Ägyptens und erlangte auch große wirtschaftliche Bedeutung: Diese Aussage spiegelt offenbar die Verhältnisse unter Augustus wieder, der nach der Einnahme Ägyptens 30 v.Chr. die dortige Festungsanlage als römisches Kastell wieder aufbauen ließ. Babylon war seit der trajanischen Zeit der westliche Endpunkt des Kanals, dessen Bau Necho II. (610-594 v.Chr.) initiierte, von Dareios I. (521-486 v.Chr.) abgeschlossen und der von Philadelphos II. (285-246 v.Chr.) erneuert wurde (Hdt. 2, 158, 1f.; Arist. Met. 1, 14, 352b; Diod. 1, 33, 8-12; Strab. 17, 1, 25f. [804f.]). Diesen Bedeutungszuwachs verdankte die Stadt vielleicht auch der Verlandung des Pelusischen Nilarmes. Der Verlauf des Kanals folgte dem Wadi Tumilat, das immer wieder als Abfluss des Nilhochwassers fungierte. Weitere Zugänge zum Kanal über künstliche Wasserstraßen, die auch nach Trajans Ausbauarbeiten weiter bestanden, finden sich bei Bubastis und Phakussa (Jördens, Neues zum Trajan-Kanal, 476). Der Kanal floss in den Golf von Suez, versandete aber immer wieder und musste daher regelmäßig instandgesezt werden; schiffbar war diese Wasserstraße, die bis ins 12. Jahrhundert genutzt wurde, möglicherweise nur wenige Monate im Jahr (ca. Juli-November während des Nil-Hochwassers; vgl. Aubert, Trajan’s Canal, 38f. 41). Daher wurden auch Überlandrouten zwischen Arsinoe bzw. Klysma und Babylon bzw. Pelusion genutzt - von vielen Reisenden vielleicht sogar bevorzugt, da sie durch Kastelle besser gegen Überfalle gesichert waren als der Kanal. Trajan hat den Kanal (Ptol. 4, 5, 54: Τραιανὸς ποταμὸς; Strab. 17, 1, 26 [804]: διῶρυξ Κλεοπατρίδα; Plin. nat. 6, 165: alveum perducere in Nilum, fossa; weitere Belege bei Aubert, Tranjan’s Canal, 34f. mit Anm. 7 und 8) spätestens 112 n.Chr. wieder eröffnet (SB 6, 9545 Nr. 32 [2.9.112 n.Chr.]: Steuerquittung über die Zahlung von vier Drachmen für den καινὸς ποταμὸς Βαβυλῶνος, den „neuen Kanal von Babylon“; vgl. auch O. Cair. GPW 99 [CG 9506], 4f.; vgl. Jördens, Neues zum Trajan-Kanal, 469. 470 Anm. 5; Nappo, Roman Policy, 64). Babylon blieb der Ausgangspunkt am Nil, Klysma der Zielhafen am Roten Meer, zu erreichen über eine am Lacus mori (den Bitterseen im Wadi Tumilat) entlangführenden Route. Auf der TP fließt der Pelusische Nilarm zwischen den beiden Türmen der Vignette hindurch. Diese Beschreibung ist durch den archäologischen Befund (vgl. Cooper, No easy Option, 199f. mit Abb. 19; Sheehan, Babylon of Egypt, 42-50) und literarisch durch Ptolemaios gedeckt (Ptol. 4, 5, 54: δι᾽ ἧς καὶ Βαβυλῶνος πόλεως Τραιανὸς ποταμὸς ῥεῖ). Eine Route lässt der Zeichner von Babylon nach Pelusion am Pelusischen Nilarm entlang verlaufen und eine weitere ebenfalls mit dem Ausgangpunkt Babylon über die beiden am Nordende des Golfes von Suez gelegenen Hafenplätze Arsinoe und Klysma in Richtung Sinai. Letztere könnte den Trajan-Kanal darstellen. Die vergleichsweise kurze dritte Route zwischen dem Pelusischen Nilarm und dem Wasserweg nach Klysma könnte den nördlichen Teilabschnitt des Trajan-Kanals darstellen. Die rote Linie führt an dem Haken über Arsinoe als sehr dünner Strich weiter am Nil entlang bis zu dem Haken über den Bitterseen (auf der TP: Lacus mori), wie zutreffend auf der Scheyb-Faksimile, (1753) aber falsch bei Welser (1598) und Miller als Abzweig vom Pelusischen Nilarm ohne Verbindung zum Kanal eingetragen. Diese Route trifft kurz vor Simiati wieder auf die Niluferstraße, wie wahrscheinlich richtig auf der Scheyb-Faksimile dargestellt, auf dem Original jedoch nicht (mehr) zu erkennen ist. Möglicherweise handelt es sich bei diesem Abzweig um den Zugang zum Kanal in der Nähe von Phakoussa, wobei Phakoussa auf der Tabula Peutingeriana zu weit im Norden angesetzt ist. Die Seen liegen am Trajan-Kanal; die Linie müsste also bis Klysma durchgezogen werden. Klysma wäre also sowohl von der Nilstraße (über den nördlichen Kanalabschnitt mit den Zugangsorten Bubastis oder Phakoussa) als auch von Babylon aus zu erreichen. Auf der südlichen Route (Babylon-Klysma) fehlen erkennbar mehrere Orte, an den „leeren“ Haken zu rekonstruieren wären vielleicht Pithom, Heroonpolis und Serapium, vgl. z.B. ItAnt 170, 1-3: Thou, Hero (falls nicht identisch mit Pithom = Pathoumos = Thou), Serapiu. Auf der südlichen Route (Babylon-Klysma) fehlen erkennbar mehrere Orte, an den „leeren“ Haken zu rekonstruieren wären vielleicht Pithom, Heroonpolis und Serapium, vgl. z.B. ItAnt 170, 1-3: Thou (Pithom = Pathoumos), Hero (falls nicht identisch mit = Thou), Serapiu oder als nächste Station nach Babylon Heliopolis (Ptol. 4, 5, 54). Eine korrekte Darstellung des Nildeltas insgesamt und speziell seines östlichen Teils ist zweifellos erschwert durch die große für die geplante Alexandria-Vignette freigelassenene Fläche im Nordwestteil des Deltas, und die zeichnerische Gestaltung des südöstlichen Teils gestaltet sich auf Grund der Ost/West-Verzerrung der Landmasse und des um 90 Grad nach links gekippten Roten Meeres schwierig. |
Literatur: |
Miller, Itineraria, Sp. 821. 858; |
Letzte Bearbeitung: | 22.10.2024 15:41 |
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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2848 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]