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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Memphis

Name (modern):

Mit Rahina (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXIIII     Auleu     -     Tasdri     
Toponym nachher -     Babylonia     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/736963
Großraum:

Ägypten/Nil/Äthiopien

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

8C3 / 8C4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Memphi (156,2; 163,5)

Alternativer Name (Lexika):

Memphis (DNP)

RE:

Memphis

Barrington Atlas:

Memphis (75 E1)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Memphis

Levi:

Memphis (A,II,2)

Ravennat:

Memphis (p. 34.20), Menfris (p. 34.60), Memphetum (p. 34.70), Memphisin, var. nēphesin, memphisim (

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Μέμφις (4,5,55)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Auf Grund der überaus reichen Bezeugung von Memphis in der antiken Literatur ist die Festlegung eines Zeitfensters für die Aktualisierung der Karte an dieser Stelle nicht einfach. Die offensichtliche Orientierung der graphischen Gestaltung vieler anderer Toponyme Ägyptens macht aber eine Überarbeitung in der frühen oder hohen Kaiserzeit wahrscheinlich.

Kommentar zum Toponym:

Memphis ist - zusammen mit Babylonia Stratonicidis - der auffälligste, mit einer Zwei-Turm-Vignette dargestellte und an einem Kreuzungspunkt mehrerer Straßen eingetragene Ort, was einer reichhaltige antike Überlieferung über die Bedeutung des Ort wiederspielt (Hdt. 2, 99. 101. 108. 110. 112. 121. 136. 153. 176; Thuk. 1, 104; Diod. 1, 1,12. 15. 50; 2, 7. 8. 10. 20. 32; Strab. 10, 3, 21 (473); 17, 1, 22 (803). 24 (804. 27 (805). 28 (806). 31 (807). 32 (807). 33 (808). 34 (809). 40 (812). 41 (813). 43 (814). 48 (817): Μέμφις; Plin. nat. 5, 50; 13, 65; 31, 74. 86. 111; 36, 56. 76: Memphis; Suet. Titus 5: Memphis; Amm. 22, 16, 6: Memphis). Herodot führt Memphis zurück auf den ersten sagenhaften Pharao Menes (um 3000 v.Chr.), der den Ort an der Grenze zwischen Ober- und Unterägypten gegründet habe (Hdt. 2, 99, 2-4). Der Ortsname Memphis ist auf den Namen der Pyramidenstadt Sakkara von Pepis I. (um 2300 v.Chr.) zurückzuführen, Herodot bietet mit dem Toponym λευκὸν τεῖχος „Weiße Mauer“ (Hdt. 3, 91; vgl. auch Thuk. 1, 104), zurückgehend auf ägyptisch Jnb-ḥḏ (Inbu-Hedj), einen weiteren in die pharaonische Frühzeit Ägyptens (2. und 3. Dynastie) verweisenden Namen für den Ort. Auch wenn Memphis zu Gunsten anderer Städte (Theben, Pi-Ramesse, Alexandria) seine Bedeutung als Herrscherresidenz bereits am Ende der 6. Dynastie nach 2300 v.Chr. einbüßte, blieb es als auf Grund seiner günstigen geographischen Lage administratives Zentrum, Hauptquartier der Armee und Ausgangspunkt für militärische Kampagnen nach Vorderasien. Als Kultort zahlreicher bedeutender Gottheiten (Ptah, Amun, Osiris/Serapis), als eines der Hauptzentren des Apis-Kultes und als pulsierende Metropole für Handel und Gewerbe seine herausragende Stellung. Tatsächlich ist Memphis mit seiner Vignette (s. o.) gegenüber vielen anderen ägyptischen Orten deutlich herausgehoben. Diese Darstellung verweist vielleicht auf die frühere Bedeutung der Stadt, eben die „zweite nach Alexandia“ (Strab. 17, 1, 32 [807]: δευτέρα μετ᾽ Ἀλεξάνδρειαν), wie sie Strabo mit der Beschreibung der teils aufgegebenen und vom Wüstensand zugewehten Teile der Stadt anspricht (Strab. 17, 1, 31f. [807]). Dann wäre dieser Eintrag einer späthellenistischen, aber noch eher (früh)kaiserzeitlichen Kopierstufe zuzuordnen, wenn man nicht auf Grund der älteren griechischen Zeugnisse für Memphis (Hekataios von Milet, Herodot, Hellenikos von Lesbos und Thukydides) die Darstellung von Memphis einer älteren Kopierstufe (6. oder 5.Jh. v.Chr.) zuweisen möchte. Letztgenannte Möglichkeit ist aber durchaus in Betracht zu ziehen: Herodot (2, 3, 1) verweist u.a. auf die memphitische Priesterschaft als Gewährsmanner für seinen Ägypten-Logos und nennt Naukratis und Memphis als die beiden Orte mit dauerhafter Präsenz griechischer Händler (Hdt. 2, 154, 4). Ebenso wie in Naukratis waren auch die griechischen Siedler in Memphis, wo sie in einem eigenen Stadtviertel (wohl im nordwestlichen Stadtgebiet neben dem Palast des Apries) lebten, kleinasiatischer Herkunft und unterhielten enge Kontakte zu ihren ostgriechischen Heimatorten. - Vgl. auch zu Sviottū·, (symbol, no name, no. 56) (Alexandria), Babẏlonia· (Babylonia Stratonicidis) und Naucrati·.

Kommentar (Talbert):
-> Stretch to Babylonia
This stretch might have been expected to be a direct line between the two symbols that are its endpoints, rather than a link to the Venne-Babylonia stretch. Map users could therefore be misled into reading the stretch as Memphis-Venne rather than Memphis-Babylonia. The latter reading is reasonable, however, if the Babylonia stretch is taken to begin ahead of the name, at the junction of the two routes.
River crossing: Fl. Nilvs qvi dividit asiam (et) libiam (river, no. 107A)

Miller, Itineraria, Sp. 858:
Abzweigung nach Memphis (Strecke 125) (Der Verbindungsstrich fehlt bei Bt, Bg, Ve). Dazwischen Scenas Mandras (It), it (ND), Scene Mandroram (Bistum); j. südlich von Heluan.
–;

Miller, Itineraria, Sp. 864-865:
Memphis, it. (Ra), Memphisin, Memphetum (Ra), Memphis (It, It Al), Μέμφις (hd, Polyb, St, Pl, Diod, Liv), Memfi (ND), die alte Hauptstadt von ganz Ägypten, sowie des Nomos Memphites und seit Psammetich die Residenz der früheren Könige, auf Kosten des sinkenden Theben gehoben, aber seit Erbauung von Alexandria selbst wieder gesunken. In ihrer Nähe mehrere Pyramidengruppen (Diod), darunter auch die drei größten Pyramiden Ägyptens; sie soll nach Diod. einen Umfang von 150 st gehabt haben und war durch einen starken Damm und tiefen Graben gegen Überschwemmungen wie gegen feindliche Angriffe geschützt (Hd, Diod), eine königliche Burg und ein großer, prächtiger Tempel des Phthe, dessen Priester eins der 3 Hauptpriesterkollegien Ägyptens bildeten; auch befand sich hier der Hauptnilmesser für ganz Ägypten (Diod). Zu Strabos Zeiten waren schon viele Prachtbauten zerfallen, aber sie waren immer noch zahlreich; die Gründung des nahen Kairo trug vollends zu ihrem Verfalle bei; j. sehr ausgedehnte, aber unscheinbare Ruinenstätte zwischen den Flecken Bedraschên und Mit-Rahîne. I: CIL III 14148 9. Totenfeld von Sakkâra. Pyramiden.
72; bis Peme 20 (It – es fehlen Zwischenstationen). Der Verbindungsstrich deutet hier auf eine Verbindung von Babylon, nicht von Memphis aus, was indes bedeutungslos ist.

Datierung (Barrington):
Memphis - Archaic/Classical/Hellenistic/Roman/Late Antique (RE; Thompson 1988)

DNP:
Memphis

Dieser Ort ist auf folgenden Karten verzeichnet:

Achaimenidai | Ägäische Koine | Ägypten | Ägypten | Alexandros | Caesar | Diadochen und Epigonen | Handel | Pilgerschaft | Zenobia | Straßen

Stadt in Äg., auf dem westl. Nilufer ca. 30 km südl. der Deltaspitze gelegen. Der Name M. (griech. Μέμφις; assyr. Mempi) ist aus dem Namen der Pyramidenstadt König Pepis I. (um 2300) entstanden, äg. Mn-nfr-(Pjpj). Der ältere Name “Weiße Mauer” (äg. Jnb-ḥḏ; leúkon teíchos/λευκὸν τεῖχος bei Hdt. 3,91 und Thuk. 1,104), wohl den bes. befestigten Kern der Siedlung bezeichnend, wird bis in späteste Zeit parallel zu M. gebraucht. Ab dem NR wird die Stadt auch nach dem Hauptheiligtum des Ptah als Ḥwt-k-Ptḥ (“Haus der Seele des Ptah”, babylon. Ḫikuptah) benannt, was später zum Namen des ganzen Landes (“Ägypten”) geworden ist.

Nahe M. gibt es einige Fundplätze vorgesch. Kulturen (Maādī, Ḥalwān); die Stadt selbst wurde nach Hdt. 2,99 von Menes [1] gegr., dem mythischen ersten König Äg.s, der auch den ersten Ptahtempel errichtete. Sicher ist, daß M. schon in der Frühzeit Königsstadt war: In der Nähe liegt der Königsfriedhof der 1. Dyn., und die ersten Könige der 2. Dyn. waren dort begraben. Einige schon früh bezeugte Riten des äg. Königtums sind mit M. verbunden. Fraglich ist aber, ob im AR (3.-6. Dyn.) M. oder die jeweilige Pyramidenstadt die wirkliche Residenz war. Auf jeden Fall liegen alle königlichen Friedhöfe dieser Zeit in der näheren Umgebung von M. Auch in der Folgezeit war M. meist Hauptstadt Äg.s. Im MR lag die Residenz (Jṯj-twj) unweit von M., im NR war M. neben Theben (Thebai) und später der Ramsesstadt wichtigstes Zentrum, ebenso in der 25. Dyn., in der Saitenzeit (neben Sais) und in der Perserzeit, als der Satrap in M. residierte. Durch die Gründung von Alexandreia wurde M. als Residenzstadt ersetzt, aber es blieb die Hauptstadt des eigentlichen Äg. Erst in röm. Zeit, v.a. nach Beginn der Christianisierung, verlor M. rasch an Bedeutung. Aufgrund seiner zentralen Lage war M. zu allen Zeiten bevorzugtes Verwaltungszentrum mit einem der wichtigsten Häfen, Ausgangspunkt der Feldzüge nach Asien und Libyen, größte Festung des Landes und Schlüssel zum Besitz ganz Äg.s. Während der gesamten pharaonischen Zeit war M. die Königsstadt schlechthin, ebenso die Stadt mit den ausgedehntesten Nekropolen.

Hauptgott von Memphis war Ptah (Schöpfergott und Patron der Handwerker), dessen Kult schon in der 1. Dyn. nachzuweisen ist. Ebenso alt ist die Verehrung des Apis-Stieres, dessen Heiligtum nahe dem Ptahtempel liegt. Besonders prominent sind auch der Erdgott Sokar und in der Spätzeit der Kult des vergöttlichten Weisen Imhotep (Imuthes [2] (Ἰμούθης), z.T. mit Asklepios gleichgesetzt). Vom NR bis in ptolem. Zeit war M. eine ausgeprägt multiethnische Stadt; hier wurden schon früh auch fremde Götter wie Baal, Rešep, Astarte oder Qadeš verehrt.

Ausdehnung und Umfang von M. sind arch. nicht mehr festzustellen; es gibt Maßangaben bei Hdt. 2,99, Diod. 1,50, Strab. 17,807-8 und in ma. arab. Beschreibungen, aber alle ohne Bezugspunkt. Unsicher ist auch, ob sie die Nekropolen einschließen oder nicht. Von der Stadt ist nur sehr wenig erhalten; der Großteil des Steinmaterials ist beim Ausbau von Kairo verwendet worden. Die noch vorhandenen Ruinenfelder, v.a. der Bereich des Ptahtempels und der Palast des Apries im Norden, liegen h. weit westl. des Nils, der sein Bett seit dem NR ständig nach Osten verlagert hat. Die hauptsächlichen arch. Relikte sind die ausgedehnten Nekropolenbezirke, die sich im Westen der Stadt weit nach Süden und Norden erstrecken.

Jansen-Winkeln, Karl (Berlin)

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 858. 864-865;

Joseph G. Milne, Leaden tokens from Memphis, in: Ancient Egypt 1915, 107-121, hier 108 Nr. 1. 109 Nr. 3; Hermann Kees, in: RE XV / 1, 1931, 660-688 s.v. Memphis; Joseph G. Milne, Catalogue of Alexandrian Coins. University of Oxford, Ashmolean Museum, Oxford / London 1933 (ND London 1971), Nr. 5278 und 5279 Taf. 6; Dorothy J. Thompson, Memphis under the Ptolemies, Princeton 1988 (2. Auf. 2012); Wolfgang Helck / Eberhard Otto, in: Kleines Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1999, 184-186 s.v. Memphis; Karl Jansen-Winkeln, in: DNP 7, 1999, 1208f. s.v. Memphis; David G. Jeffreys, in: Kathryn A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Arcghaeology of Ancient Egypt, London 1999, 488-490 s.v. Memphis; Hans Bonnet, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Hamburg 2000 (3.Aufl.), 446-450 s.v. Memphis; Gabriele Höber-Kamel, Memphis - Geschichte einer Metropole, Berlin 2002 (= Kemet 2 / 2002); Werner Huss, Die Verwaltung des Ptolemaiischen Reichs, München 2011 (= Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte 104), 29; Judith Bunbury/Ana Tavares/Benjamin Pennington/Pedro Gonçalves, Development of the Memphite Floodplain: Landscape and Settlement Symbiosis in the Egyptian Capital Zone, in: Harco Willems / Jan-Michael Dahms (Hrsg.), The Nile: Natural and Cultural Landscape in Egypt, Bielefeld 2017 (= Mainz Historical Cultural Sciences 36), 71-95; Henry P. Colburn, Contact Points: Memphis, Naukratis, and the Greek East, in: Jeffrey Spier / Timothy F. Potts / Sara E. Cole (Hrsg.), Beyond the Nile: Egypt and the Classical World, Los Angeles 2018, 82-88, hier 82-85.

DNP:
1 H. Kees, s.v. M., RE 15, 660-688.

2 D. Thompson, M. under the Ptolemies, 1988.

3 Ch. Zivie, s.v. M., LÄ 4, 24-41.

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Letzte Bearbeitung:

25.08.2024 11:52


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=2811 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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