deutsch englisch spanisch französisch italienisch
Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Dyrratio

Name (modern):

Durrës

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXX     Pistum     
Toponym nachher -     Genesis Flumen     XV+XXVI     Clodiana     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

6A2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Dyrrachio (317,7)

Alternativer Name (Lexika):

Dyrrhachion (DNP)

RE:

Dyrrhachion

Barrington Atlas:

Dyrr(h)achium/Epidamnos (49 B2)

TIR / TIB /sonstiges:

Dyrrhachion (TIR K 34, 50)

Miller:

Dyrratio

Levi:

Dyrratio (A,I,1)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

ἀπὸ Δυρραχίου ἤτοι Ἐπιδάμνου (3,12,2, s. Komm.)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Römische Republik

Begründung zur Datierung:

Die Namensform setzt sich in römischer Zeit durch (s. Kommentar); als D. eine bedeutende Hafenstadt war, die schon zu Ciceros Zeiten eine civitas libera und unter Augustus römischen Rechtes war. Die Vignette läßt aber wohl eher an einen Zeitraum nach 314 denken, als D. Hauptstadt von Epirus nova wurde, und spätestens ab dem 5. Jh. Bistum.

Kommentar zum Toponym:

Dyrratio ist eine mittelalterliche Verschreibung, bedingt durch die mittellat. Aussprache von Dyrracio, vgl. das Ethnikon Durracinus CIL V 4104; Durracina VI 13478.

Neben Epidamnos steht seit dem 5. Jh. v. Chr. der Name Dyrrhachium (Münzen), der sich in röm. Zeit wegen des bösen Omens durchsetzte, da man in Epi-damnus das Wort damnum hörte. Dyrrhachium < Dys-rachion bedeutet: üble Brandung, ursprünglich Name der Halbinsel, auf der die Stadt Epidamnus gegründet wurde. Die Römer übertrugen den Namen auf die Stadt (Plin. nat. 3,145; Mela 2,56, s. Mayer 1957, 131f). Ein alternatives Namensaition bietet App. bell. civ. 2,39, der es vom Städtegründer Epidamnus und seinem Enkel, dem Poseidon-Sohn Dyrrhachos ableitet (s. dazu Philippson, RE 1884f).


Übliche Namensformen:
Δυρράχιον, belegt seit Strabo 7,5,8, z. B. Plut. Cato min. 53,3; 55,3; Sylla, Anth. Gr. 27; App. bell. civ. 2,39-55; Ptol. 3,13,2 (Δυρρακίου in den meisten codd.; an der Grenze Makedoniens); Ptol. 3,13,3 (Δουρράκιον in den meisten codd.); 8,12,3 Δυρράχιον (Δουρράκιον); Dio 41,14-51; Prokop bell. Vand. 3,1,16 μέχρι Ἐπιδάμνου, ἣ πρὸς αὐτῷ κεῖται τῷ Ἰονίῳ κόλπῳ, Δυρράχιον τανῦν καλουμένη; 3,11,8
Dyrrhachium Cic. Pis. 92; ep. fam. 14,1,6; ad Att. 3,224; Liv. 29,12,3; 31,27,1; 42,48,7; 43,21,3 Dyrrhachium, tum Epidamni magis celebre nomen Graecis erat (zum Jahre 169); Plin 3,145; Mela 2,56 urbium prima est Oricum, secunda Dyrrachium, Epidamnos ante erat, Romani nomen mutavere, quia velut in damnum ituris omen id visum est; Florus 2,13; CIL VI 32525.
Dyrrachio (Abl. separativus?) ItAnt 317,7

Daneben finden sich die Graphien:
Durrachium Catull 36,15 Durrachium Adriae tabernam; ItAnt 337,4; 339,5;
Durrac. CIL VI 2916; Durr. 32519; 32526; 32638.
Dirrhachium ItMar 497,6 a Brudisio Dirrachii in Macedonia; 520,3,
Durachium ItAnt 317,5 A Brundisio traiectus Durachium usque stadia num. I͞ CCCC;

Der ältere Name lautete
Ἐπίδαμνος, belegt seit Hdt. 6,127, z. B.
Ps.-Skyl. 26 Ταυλαντίων δέ ἐστι τὸ Ἰλλυρικὸν ἔθνος, ἐν ᾧ ἡ Ἐπίδαμνός ἐστι καὶ ποταμὸς παρὰ τὴν πόλιν παραρρεῖ, ᾧ ὄνομα Πάλαμνος. Ἐκ δὲ Ἐπιδάμνου εἰς Ἀπολλωνίαν πόλιν Ἑλληνίδα ὁδὸς ἡμερῶν δύο;
Thuk. 1,24,1 Ἐπίδαμνός ἐστι πόλις ἐν δεξιᾷ ἐσπλέοντι ἐς τὸν Ἰόνιον κόλπον u. ö.;
Aelian. var. hist. 13,16, auch noch Prokop bell. Vand. 3,1,16; 3,11,8 und Konst. Porph., them. 2,56,1 (weitere Belege bei Mayer 1957, 138).
Plaut. Men. 2, 1, 38 u. ö.

Gelegentlich werden beide Alternativen genannt:
Strabo 7,5,8 Μετὰ δὲ τὸν Ῥιζονικὸν κόλπον Λίσσος ἐστὶ πόλις καὶ Ἀκρόλισσος καὶ Ἐπίδαμνος Κερκυραίων κτίσμα, ἡ νῦν Δυρράχιον ὁμωνύμως τῇ χερρονήσῳ λεγομένη ἐφ´ ἧς ἵδρυται;
Appian civ. 2,6,39 … ἐς Δυρράχιον· ἣν Ἐπίδαμνόν τινες εἶναι νομίζουσι διὰ τοιάνδε ἄγνοιαν. βασιλεὺς τῶν τῇδε βαρβάρων, Ἐπίδαμνος, πόλιν ᾤκισεν ἐπὶ θαλάσσης καὶ ἀφ´ ἑαυτοῦ προσεῖπεν Ἐπίδαμνον. τούτου θυγατριδοῦς Δύρραχος, νομιζόμενος εἶναι Ποσειδῶνος, ἐπίνειον ᾤκισε τῇ πόλει καὶ Δυρράχιον ὠνόμασε. πολεμουμένῳ δ´ ὑπὸ τῶν ἀδελφῶν τῷδε τῷ Δυρράχῳ συνεμάχησεν ὁ Ἡρακλῆς ἐπὶ μέρει τῆς γῆς, ἐξ Ἐρυθείας ἐπανιών· ὅθεν οἱ Δυρράχιοι τὸν Ἡρακλέα, ὡς μερίτην τῆς γῆς, οἰκιστὴν σφῶν τίθενται.
Έπιδάμνιοι δε χώραν
Ptol. 3,12,2 ἀπὸ Δυρραχίου ἤτοι Ἐπιδάμνου
Hierokl. synekd. 653,1 Δυρράχιον (Δυρράχιν ἥ ποτε Ἐπίδαμνος)

Epidamnum Plin. 3,145 Epidamnum colonia, propter inauspicatum nomen a Romani Dyrrachium appellata; Mela 2,56 s. o.

Paus. 6,10,8 unterscheidet jedoch zwei verschiedene Orte der Stadt, wobei die neue Stadt, Dyracchion, benannt nach einem ihrer Gründer, in der Nähe der alten, Epidamnos liege. Ähnlich, aber detaillierter App. civ. 2,6,39, der, u. a. den Barbarenkönig Epidamnos als Gründer der eponymen Stadt und seinen Enkel, den Poseidonsohn Dyrrhachos, unterstützt von Herakles, als Erbauer des Hafens nennt; archäologische Zeugnisse bestätigen dies nicht (s. Carte Archéologique 2008, 249).

Die hochbedeutende Hafenstadt (Vignette!) liegt an der illyr. Küste auf einer Halbinsel, die auf der TP nicht erkennbar ist.
Wohl 626/5 v. Chr. von Korinth und Korkyra als Kolonie Epidamnos (Eus. chronicon 88f.) gegründet (Thuk. 1,24-26; Skymn. 435-439). Trotz Auseinandersetzungen mit den Illyrern (Thuk. 1,24,4) Blüte durch Handel und Schatzhaus in Olympia (Paus. 6,19,8, s. Strauch/Wirbelauer DNP). Zur öffentlichen Institutionen s. Aristot. Pol. 5,1,10f; Plut. Quaest. Graec. 29 (s. Carte Archélogique 2008, 250). Das durch innere Konflikte bedingte Eingreifen von Korkyra, Korinth und Athen 433 v. Chr. war ein Auslöser des Peloponnesischen Krieges. 314 Einnahme durch Kassandros (Polyain. 4,11,4).
Seit Ende des 1. Illyr. Krieges 229 v. Chr. unter dem Schutz Roms, später civitas libera (Cic. fam. 14,1), unter Antonius bzw. Augustus colonia ital. Rechts (s. Strauch/Wirbelauer DNP). Der Hafen spielt in den röm. Bürgerkriegen (48 v. Chr. Standlager des Pompeius, von Caesar vergeblich belagert) und in der Kaiserzeit eine große Rolle (s. Strauch/Wirbelauer DNP). Aquädukt unter Hadrian, renoviert unter Septimius Severus, wichtiger Handelshafen auf dem Weg nach Brindisi
Die Bewohner galten als lasterhaft und ausschweifend (Quellen bei Philippson, RE 1887),
aber laut Aelian. var. hist. 13,16 auch als weltoffen (Vignette), oft in Opposition zum fremdenfeindlichen, aristokratischen Apollonia (6A3/6B3, keine Vignette).
Nach Wiederaufbaumaßnahmen der durch Erdbeben zerstörten Stadt 314 Hauptstadt der Provinz Epirus nova ! (Philippson, RE 1887). Teilweise erfolgreiche Belagerungen durch Theoderich 481. Bistum und Metropolis der Provinz Νέα Ἤπειρος (Epirus nova), später Thema; Bischöfe sind bezeugt seit dem 5. Jh. Die Stadt wird noch bei Hierokles (653,1) erwähnt (s. Strauch/Wirbelauer DNP).
Archäologische Funde belegen kontinuierliche Besieldlung seit archaischer Zeit. Übersicht über die Funde z. B. Aquädukt, röm. Thermen, macellum, Nekropole s. Carte Archéologique 2008, 252-257 mit Bibliographie S. 257). Zum spätantiken Dyrrhachium Shkodra-Rrugia 2019.Zum spätantiken Dyrrhachium Shkodra-Rrugia 2019.

Übersicht über die Forschungsliteratur Hidri 2011, 9-16. Neuere Untersuchungen in Lamboley/Skenderaj 2018.
Inschriften und Schriftquellen: P.Cabanes/F. Drini, Corpus des inscr. grecques d´ Illyrie méridionale et d´ Épire 1, 1996.

- Meilenangabe nach Clodiana: xv und xxvi.
Offenbar ein Fehler: “This long upper stretch carries two widely separated distance figures (XV and XXVI), but the lower stretch (to Genesis Fl.) carries none. Possibly, the figure XV has been shifted from there in error by a copyist. To judge by BAtlas 49 B2, on the ground it would be necessary to pass through Genesis Fl. on the way to Clodiana, because the route from Dyrratio only forks at Genesis.” (Kommentar Talbert) http://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace1841.html

- Meilenangabe nach Genesis Fl.: fehlt, bzw. wurde versehentlich nach oben zu der zweiten Gabelung gezogen.





DNP:
Dyrrhachion
(Δυρράχιον, Dyrrhachium).

I. Griechische und römische Zeit

Hafenstadt an der illyr. Küste, h. Durrës in Albanien, von Korinth und Korkyra als Kolonie Epidamnos wohl 626/5 v.Chr. (Eus. chronicon 88f.) auf einer Halbinsel gegr. (Thuk. 1,24-26; Skymn. 435-439). Neben Epidamnos (so Thuk.; Hdt.; Inschr.) steht seit dem 5. Jh.v.Chr. der Name D. (Mz.), der sich in röm. Zeit durchsetzt. Trotz Auseinandersetzungen mit den Illyrern (Thuk. 1,24,4) blühte D. durch Handel mit den Nachbarn auf und besaß ein Schatzhaus in Olympia (Paus. 6,19,8). Das durch innere Konflikte bedingte Eingreifen von Korkyra, Korinth und Athen 433 v.Chr. war ein Auslöser des Peloponnesischen Krieges. 314 nahm Kassandros die Stadt ein (Polyain. 4,11,4). E. des 1. Illyr. Krieges 229 v.Chr. kam D. unter den Schutz Roms und wurde später civitas libera (Cic. fam. 14,1), unter Antonius bzw. Augustus colonia ital. Rechts. Als bed. Hafen der aus It. (Brundisium) kommenden Schiffe und Ausgangsort der nach Thessalonike führenden via Egnatia spielte D. in den röm. Bürgerkriegen (48 v.Chr. Standlager des Pompeius, von Caesar vergeblich belagert) und in der Kaiserzeit eine große Rolle. Die Bewohner galten als lasterhaft und ausschweifend. Schriftquellen: [1. 19-28]; Inschr.: [1]; Mz.: [2; 3; 4].
Strauch, Daniel

Literatur:

Cabanes (Hrsg.), Pierre: L´Illyrie méridionale et l´Épire dans l´Antiquité 1, University of Michigan 1987, 209-219.

Cabanes, Pierre: Grecs et illyriens dans les inscriptions en langue grecque d´Épidamne-Dyrrhachion et d´Apollonia d´Illyrie, in: Actes de la table ronde internationale (Clermont-Ferrand, 19 - 21 octobre 1989), Paris 1993.

Carte Archéologique de l´Albanie sous la direction de Pierre Cabanes, présentée par Muzafer Korkuti/Apollon Baçe/Neritan Ceka, Tirana 2008, 249-257.

Deniaux, Élisabeth: Recherches sur les activités du port de Dyrrachium à l´époque romaine: Fabri tignuarii et saccarii, in: Berranger-Auserve, Danièle (Hrsg.): Épire, Illyrie, Macédoine …: mélanges offerts au professeur Pierre Cabanes, Clermont-Ferrand 2007, 71-80.

Gjonecaj, Sphresa: Les bronzes de Dyrrachion, in: Berranger-Auserve, Danièle (Hrsg.): Épire, Illyrie, Macédoine …: mélanges offerts au professeur Pierre Cabanes, Clermont-Ferrand 2007, 55-70.

Hidri, Hava/Hidri, Sali: Die frühchristliche Basilika in Arapaj/Durrës, Albanien (= Archäologische Forschungen 20, Denkschriften der Philosophisch-Historischen Klasse 420), Wien 2011.
http://hw.oeaw.ac.at/?arp=6901-7inhalt/Hidri_01-Ueberblick_s009-016.pdf

Lamboley, J.- L. /Skenderaj, A. (Hgg.): L´Illyrie méridionale et l´Épire dans l Antiquité, VIe colloque international, au Musée National de Tirana, 20- 23 mai 2015, Paris 2018, 291-342.

Mayer, Anton: Die Sprache der alten Illyrier, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Schriften der Balkankommission, Linguistische Abteilung 15, Band I, Wien 1957, 131f; 138.

Miller, Itineraria, Sp. 471.

Philippson, Alfred: Dyrrhachion, RE V,2 (1905), 1882-1887.

Shkodra-Rrugia, Brikena: Retracing late Roman and early Byzantine Dyrrachium (Albania): stratified contexts and their contents, Durrës 2019.

Strauch, Daniel (Berlin) and Wirbelauer, Eckhard (Freiburg), “Dyrrhachion”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 07 April 2018
First published online: 2006.

Wilkes, John: The Illyrians, Oxford u. a. 1992.







P.Cabanes, F. Drini, Corpus des inscr. grecques d´ Illyrie méridionale et d´Épire 1, 1996.

P. Cabanes (Hrsg.), L´Illyrie méridionale et l´Épire dans l´Antiquité 1, 1987, 209-219.

BMC, Gr (Thessaly), 65-78.

HN, 315, 406.

P. Cabanes, L´Épire, 1976.

N.G.L. Hammond, Epirus, 1967.

J. Wilkes, The Illyrians, 1992.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

15.06.2023 19:06


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=918 [zuletzt aufgerufen am 28.11.2024]

Impressum Datenschutzerklärung