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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Megara

Name (modern):

Megara/Μέγαρα

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XV     Pache     
Toponym nachher XV     Eleusina     XXIII     istamo (Istamo)     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

6B5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Megara (326,3)

Alternativer Name (Lexika):

Megara (DNP)

RE:

Megara 2

Barrington Atlas:

Megara (58 E2)

TIR / TIB /sonstiges:

Megara (TIB 1, 215f)

Miller:

Megara

Levi:

Megara (A,I,18)

Ravennat:

Megara (p. 52,8)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Μέγαρα (3,15,21); Νίσαια (Νίσα) ἡ καὶ Μέγαρα καλουμένη (3,15,6)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Archaik

Begründung zur Datierung:

Der Ort ist belegt seit Hesiod.

Kommentar zum Toponym:

In Wirklichkeit lag Megara südöstl. gegenüber von Pagae (6B5 Pache) und zwar nahe der Südküste der Megaris, deren schmale Landbrücke Attika mit der Peloponnes verbindet, und die Megaris auf der TP in die Senkrechte gekippt erscheint. (Laut Plin. nat. 4,23, s. u., bilden Megara und Pagae gleichsam die Schultern von Hellas.) Auf der TP sind die beiden Städte etwas nach links verschoben, wobei unklar ist, ob dies ursprünglich so geplant war oder erst später durch Nachlässigkeiten im Lauf der Kopierprozesse geschehen ist.

Die Situierung von Megara auf der TP an der Stelle, wo die Küste scheinbar nach Osten abknickt, stimmt überein mit der Beschreibung von Mela 2,47: (in der Beschreibungsrichtung von Osten kommend:) ad meridiem terra convertitur usque ad Megaram [atticae] ut modo latere ita nunc fronte pelago adiacens.

Gleiche Namensform:
- im Griech. fast ausschließlich τὰ Μέγαρα (von μέγαρον „Saal, Palast, Herrenburg, s. Meyer, RE 155), mehrere Hundert Belege seit Hesiod frg. 204,48 Merkelbach-West) Μέγαρα σκιόεντα, z. B. Hdt. 1,59 u. ö.; Pindar Ol. 7,86 u. ö.; Hdt. 5,76 u. ö.; Ps.-Skyl. 56 ἀπὸ δὲ τῆς Κορινθίων χώρας Μέγαρα πόλις ἐστὶ καὶ λιμὴν (Stadt und Festung nahe der Grenze des Gebiets der Korinther); Thuk. 1,103,4 u. ö.; Hellanikos FGrH 4 F 44,1; Xenoph. Hell. 1,1,36 u. ö.; Ps.-Skymn. 503 Εἶτεν (scil. Boiotia) συνάπτει Μέγαρα, Δωρικὴ πόλις· / σύμπαντες αὐτὴν ἐπόλισαν γὰρ Δωριεῖς, / πλεῖστοι Κορίνθιοι δὲ καὶ Μεσσήνιοι. / Λέγουσι δ᾽ Ὀγχηστοῦ γενόμενον ἐγκρατῆ / Μεγαρέ᾽ ἀφ᾽ αὑτοῦ τοῦτο θέσθαι τοὔνομα (Stadt, gegründet von Doriern, vor allem von Korinthern und Messeniern; angeblich benannt nach ihrem Herrscher Megareus, dem Sohn des Onchestos); Strabo 9,1,4-8 (mit seinem 18 Stadien entfernten Hafen Nisaia durch Mauern verbunden; Frage der Zugehörigkeit der Region in alter Zeit; die Herakliden gründeten die Stadt und dorisierten die ionischen Bewohner der Gegend; Philosophenschule; karge, bergige Landschaft) u. ö.; Ptol. 3,15,6 καὶ μετὰ τὸν Ἰσθμὸν Νίσαια (Νίσα) ἡ καὶ Μέγαρα καλουμένη (Stadt mit dem Hafen bzw. mit dem von ihm herrührenden Beinamen verwechselt); 3,15,21 Μεγαρίδος μεσόγειος· Μέγαρα* (Stadt im Landesinnern der Megaris); Paus. 1,39,1-1,44,2 (ausführlich zu Geschichte, Legenden und den zahlreichen Sehenswürdigkeiten) u. ö.; Steph. Byz. s. v. Μέγαρα· πόλις περὶ τὸν Ἰσθμόν, μέση Πελοποννήσου καὶ Ἀττικῆς καὶ Βοιωτίας, ἧς ἐπίνειον ἡ Νίσαια. ἐκλήθη δὲ ἀπὸ Μεγαρέως τοῦ Ἀπόλλωνος ἢ τοῦ Αἰγέως τοῦ Πανδίονος τοῦ Ἐρεχθέως τοῦ Ἡφαίστου, ἢ διὰ τὸ τραχὺ τῆς χώρας. ὁ πολίτης Μεγαρεύς. ἀφ’ ὧν Θέογνις ὁ τὰς παραινέσεις γράψας. ἦν δὲ σχολὴ φιλοσόφων Μεγαρικῶν λεγομένη, διαδεξαμένων Εὐκλείδην Μεγαρέα Σωκρατικόν, ὡς Στράβων θ (Stadt auf dem Isthmos in der Mitte zwischen Peloponnes, Attika und Boiotien mit dem Hafen Nisaia. Benannt nach Megareus, dem Sohn des Apollon oder des Aigeus, oder weil das Umland rau ist; Heimat des Dichters Theognis und der Megarischen Philosophenschule).
- Megara, -orum, belegt seit Plaut. Pers. 107, z. B. Cic. div. 2,135; Liv. 28,7,16 u. ö; Ov. rem. 798; Plin. nat. 16,199; Colum. 10,106; Iustin. prol. 126; Mart. Cap. 9,929 Megaris saxum ad ictum pulsus cuiuscumque fidicinat;
- Megara, -ae, belegt seit Cic. fam. 4,5,4 ex Asia rediens cum ab Aegina Megaram versus navigarem, coepi regiones circumcirca prospicere. post me erat Aegina, ante me Megara, dextra Piraeus, sinistra Corinthus, quae oppida quodam tempore florentissima fuerunt, nunc prostrata et diruta ante oculos iacent u. ö., z. B. auch Vell. 1,2,2 Peloponnesii digredientes finibus Atticis Megara, mediam Corintho Athenisque urbem, condidere; Val. Max. 4,1(ext.),3; Mela 2,41 (unter den erwähnenswerten Städten Griechenland, die nicht am Meer liegen:) in Megaride unde regioni nomen est Megara; 2,47 (Lage ungenau beschrieben, s. o,); Sen. dial. 2,5,6; Plin. nat. 4,23 Attice … attingit Isthmum parte sui quae appellatur Megaris ab colonia Megara, e regione Pagarum. duo haec oppida excurrente Peloponneso sita sunt, utraque ex parte velut in umeris Helladis, Pagaei et amplius Aegosthenenses contributi Megarensibus. in ora autem portus Schoenos, oppida Sidous, Cremmyon, Scironia saxa V͞I longitudine, Gerania, Megara, Eleusin (mit Pagae eines der beiden oppida am megarischen Isthmus, die auf je einer Seite an einem Ausläufers der Peloponnes liegen, gleichsam auf den Schultern von Hellas); Front. 4,1,8; Gell. 7,10,2 u. ö.
- Megara, Genus unklar: Ciris 105 non ulli fama concedere digna / stat Megara, Alcathoi quondam murata labore / Alcathoi Phoebique; Plin. nat. 6,215; ItAnt 326,3 Phocide - Thestias – Megara – Eleusina – Athenis; Rav 4,10 p. 52,8 Eleusina – Megara - Pache; 5,13 Eleusina – Megara – Stomis – Corinthos, vgl. Guido 111.

Nebenformen:
- später vereinzelt auch Μάγαρα, z. B. Hierokl. synekd. 645,12 (als Nebenform)
- Megares (Akk.) Plaut. merc. 646.

Um sich von den Bewohnern der Kolonie Megara in Sizilien zu unterscheiden, bezeichneten sich die Bürger zuweilen auch als Νισαῖοι (Belege s. Meyer, RE 156)

Die hohe strategische, politische und verkehrstechnische Bedeutung der Stadt schlug sich auch in vier (verschollenen) antiken Werken zur Stadtgeschichte nieder, u. a. von Dieuchidas (4. Jh. v. Chr.?) und Hereas (3. Jh. v. Chr.); außerdem verfasste Aristoteles eine Schrift Μεγαρέων πολιτεία (s. Meyer, RE 179f).

Antike Quellen zu Megara sind zusammengestellt und kommentiert bei Piccirilli 1975.
Inschriftenzeugnisse ausgewertet bei Lagon 2004; dort auch Belege für das Ethnikon.

Hauptort und logist. Zentrum der Megaris. Das nur schwer zugängliche und sich wie ein Riegel über den Isthmos ziehende Geraneia-Gebirge ist im Süden beherrschend (jedoch nicht auf der TP abgebildet). Ein beschwerlicher Küstenweg am Golf von Korinth verband Pagai und Aigosthena mit Boiotia (s. u.). Das städtische Zentrum lag ca. 2 km von der Küste entfernt im SW der Ebene.
Die geringe agrarische Basis (Isokr. or. 8,117) führte zu einer verstärkten Hinwendung zur See (Diod. 11,18,2) und zum Handel, v. a. mit Wolle (Diog. Laert. 6,41) und Textilien (Xen. mem. 2,7,6). Salz (Aristoph. Ach. 521; 760) wurde in den Salinen am Saronischen Golf gewonnen (s. Freitag, in: Heinze u. a., DNP mit Lit.).
Seit der Bronzeit besiedelt. Ob identisch mit Nisa (Hom. Il. 2,508), ist umstritten. Dorisch wurde es unter dem Einfluß von Argos. Seit dem 7. Jh. Spannungen mit Korinth, die zum Verlust der Perachora-Halbinsel führten. Kolonisationszüge ab dem 8. Jh. zuerst nach Sizilien, dann in den Propontis-Schwarzmeerraum. Nach 650 herrschte in Theagenes als Tyrann (Aristot. pol. 5, 1305a 24-26). Nach seinem Sturz (Plut. qu. Gr. 18) weitere Konflikte mit Korinth und den Athenern, die schließlich Salamis endgültig erhielten. Im Bevölkerungsverband herrschten fortwährende innere Spannungen. Für die polit. und gesellschaftlichen Verhältnisse sind die Gedichte des Theognis aufschlußreich (s. Freitag, in: Heinze u. a., DNP mit Lit.).
Seit Ende des 6. Jh. Mitglied im Peloponnesischen Bund. 480 v. Chr. beteiligt an den Seeschlachten gegen die Perser bei Artemision und Salamis. 479 v. Chr. führte Mardonios einen Streifzug in die Megaris (Hdt. 9,14; Paus. 1,40,2f). Bei der Schlacht bei Plataiai 479 v. Chr. schwere Verluste. Nach erneuten Grenzkriegen mit Korinth 461 v. Chr. Austritt aus dem Peloponnesischen Bund (Thuk. 1,103,4; Diod. 11,79,1f). Die “Langen Mauern” nach dem Hafen Nisaia wurden errichtet. Im 1. Peloponnesischen Krieg (460-446 v. Chr.) mehrfach Kriegsschauplatz, schloß sich Megara bald wieder dem Peloponnesischen Bund an. Im 2. Peloponnesischen schwere Einbußen. 427 v. Chr. wurde Minoa von Athenern besetzt.
Im 4. Jh. durch eine kluge Politik meist abseits militärischer Konflikte (vgl. Isokr. or. 8,117; Xen. mem. 2,7,6), konnte sich 394 von Sparta lösen und eine demokratische Verfassung einführen. Münzprägung setzte im 4. Jh. ein (HN 393f.). Unter Stilpon blühte die von Euklid gegründete Megarische Philosophenschule.
Nach dem Lamischen Krieg zuerst unter dem Einfluß des Kassandros, dann 308 v. Chr. von Ptolemaios I. erobert, fiel aber ein Jahr darauf an Demetrios Poliorketes. Nach 286 autonom, geriet dann unter makedonischen Einfluß; 243 v. Chr. Mitglied im Achaiischen Bund. 224 Übertritt zum Boiot. Bund, aber 192 Rückkehr zum Achaiischen Bund (s. Freitag, in: Heinze u. a., DNP).
146 v. Chr. kapitulierte eine achaiische Garnison in Megara vor den Römern, das der Zerstörung entging (Paus. 7,15,7-11). Cornelius Sulla benutzte Megara als Stützpunkt für die Belagerung von Athen. Im Bürgerkrieg auf seiten des Pompeius, wurde Megara von Legaten Caesars erobert und weitgehend zerstört.
In der Kaiserzeit Kleinstadt (laut Plin. nat. 4,23 eine röm. colonia) die, wie Pausanias bezeugt (s. o.), einen Bestand an alten Bauwerken bewahrt hatte. Mehrere Ehreninschriften für röm. Kaiser; nach Hadrianus wurde eine Phyle benannt (IG VII 72; 74; 101). Verwaltungstechnisch zu Boiotia gehörig, stellte Megara in dieser Zeit Boiotarchen (IG VII 24; 106). Einer Bauinschr. zufolge wurde 259 n. Chr. eine Stoa errichtet (s. Heil 1995, 162ff). 395 durch die Goten zerstört (Zon. 5,6,3), aber wieder aufgebaut (IG VII 26; 93; s. Freitag, in: Heinze u. a., DNP).
Abgesehen von den Goten und der Bedrängung durch die Slaven verlief die Geschichte in byz. Zeit bis zu den Kreuzzügen ereignisarm. Vom 4. bis 6. Jh. ist ein Bistum bezeugt. Trotz geringer Funde ist das Weiterbestehen als bescheidenes Landstädtchen im Umfeld Athens gesichert, auch aufgrund seine Lage am Weg nach Korinthos und durch seine Akropolis.
(s. Niehoff, in: Heinze u. a., DNP).

Archäolog. Reste: u. a. eine nicht mit dem von Paus. 1,40,1 und 1,41,2 erwähnten Brunnenhaus des Theagenes identische Brunnenanlage, zahlreiche Baukomplexe.
(s. Freitag, in: Heinze u. a., DNP); frühchristl. Architekturteile und Spolien (s. TIB 216).

Bibl. bei Heinze u. a., DNP und Beck/Smith 2018.
Regelmäßige Grabungberichte von P. Zorides in der Zeitschrift Archaeologikon Deltion.

Inschriften: Heil 1995; Syrkou 2009; Guijarro Ruano 2016.

- Meilenangabe nach Eleusina: XV (15),
recht genau (s. Pritchett 1980, 237).
Wegbeschreibung von Eleusis nach Megara bei Paus. 1,39. Zur Benutzung der vielbefahrenen Straße nach Athen entlang der Küste durch Truppen s. Hdt. 9,19,2; Thuk. 4,68,5 (dazu Pritchett 1980, 239f).
- Meilenangabe nach istamo: XXIII (23).
Zur Küstenstraße entlang des Saronischen Golfes an den gefährlichen Skironischen Klippen entlang s. etwa Strabo 9,1,4, von Hadrian zweispurig ausgebaut laut Paus. 1,44,6 (s. dazu Meyer RE 169f mit weiteren Stellen).










Miller, Itineraria, Sp. 565:
15.
Megara_, it. (Ra, It, I auf Meilenstein: CIL III 7308), τὰ Μέγαρα (St, multi), die uralte Hauptstadt der gleichnamigen Landschaft (Megaris), stark bevölkert, mit 2 Akropolen und prächtigen Gebäuden; 8 Stadien vom Meere, 26 mp von Athen (It). Dazu der Hafenplatz Nisaea, auch Minoa genannt, nach der davorliegenden und den Hafen schützenden Insel, später Halbinsel; j. Flecken Megara mit Ruinen (Wasserleitung des Theagenes). CIL III 546. Hier wurde das sogenannte Exemplum Megarense gefunden (CIL III p. 813. 1056.
Abzweigung nach Eleusina-Athenas (Strecke 81).
23^2 [2: Irrig 24 (Bt, Bg, Ve).].

Datierung (Barrington):
Megara - Archaic, Classical, Hellenistic, Roman (Paus. 1.40-43).

DNP:
Megara
[2] Hauptort der Megaris
(Μέγαρα, spätantik auch Μάγαρα, Ethnikon Μεγαρεύς).
I. Lage

Hauptort der Megaris, einer schmalen Landbrücke, die Attika mit der Korinthia verbindet. Das nur schwer zugängliche und sich wie ein Riegel über den Isthmos ziehende Geraneia-Gebirge ist im Süden beherrschend. Im Osten sperren Kerata, Pateras und Kithairon den Zugang nach Mittelgriechenland. Zw. Geraneia und Pateras liegt ein ca. 15 km breites jungtertiäres Schollenland. Das Gebiet nordöstl. der Geraneia ist hügelig mit teils steinigem, teils sandigem Boden. Im SO erstreckt sich die fruchtbare Ebene von M. Mit Nisaia am Saronischen, Pagai und Aigosthena am Korinthischen Golf existierten drei Häfen in der Megaris, weitere kleinere Orte wie Tripodiskos [1], Aigeiros, Ereneia und Kynosura [4] lagen im Landesinneren. Die Natur trennt die Megaris von den Nachbarn durch Gebirgsketten; polit. bildeten diese nicht immer unüberwindliche Grenzen [2]. Vor Ausbruch der Territorialkonflikte mit den Nachbarn verfügte M. über die Halbinsel Perachora, Gebiete südwestl. der Geraneia und zeitweise über Salamis. Eine Küstenstraße am Saronischen Golf, der Skironische Weg, führte von Korinthos nach Eleusis, im Westen verlief eine Straße über einen Geraneia-Paß, über Ausläufer des Pateras und über den Kithairon nach Plataiai. Ein beschwerlicher Küstenweg am Golf von Korinth verband Pagai und Aigosthena mit Boiotia.

Das Gebiet von M. war nach den Territorialverlusten in archa. Zeit klein, zudem gab es bis auf die Ebene um M. nur wenige landwirtschaftlich nutzbare Flächen. In den bergigen Regionen wurde Viehzucht und Viehhaltung betrieben, in den Ebenen Gartenbau intensiviert, in den Küstengewässern ging man dem Fischfang nach. Die geringe agrarische Basis führte zu einer verstärkten Hinwendung zur See und zum Handel, v.a. mit Wolle und Textilien. Salz wurde in den Salinen am Saronischen Golf gewonnen (Aristoph. Ach. 521-528; 760f.; Isokr. or. 8,117; Xen. mem. 2,7,6; Theophr. h. plant. 2,8,1; Diod. 11,18; Diog. Laert. 6,41; [3. 141]).
Freitag, Klaus

II. Stadt

Das städtische Zentrum von M. lag 2 km von der Küste entfernt im SW der Ebene. Die Stadt dehnte sich von zwei Akropolen Karia und Alkathoos nach Süden hin aus. Im 5. Jh.v.Chr. wurde das städtische Zentrum von einer Mauer umgeben [4]. Im Süden verbanden zwei unter athenischer Anleitung Mitte des 5. Jh. gebaute Schenkelmauern M. mit seinem Haupthafen Nisaia. Diese wurden 424/3 v.Chr. von Megarern selbst zerstört und erst um 340 v.Chr. wieder errichtet. Über die Grabungsergebnisse (eine nicht mit dem von Paus. 1,40,1 und 1,41,2 erwähnten Brunnenhaus des Theagenes identische Brunnenanlage [5], zahlreiche Baukomplexe) berichtet P. Zorides in der Zeitschrift AD regelmäßig.
Freitag, Klaus

III. Geschichte

A. Frühgeschichte

Die Megaris war schon in der Brz. besiedelt [6]. Die vordorische Bevölkerung unterhielt wohl enge Beziehungen zu Athen und Boiotia. Sie ist im homer. Schiffskatalog nicht erwähnt. Ob Nisa (Hom. Il. 2,508 [7. 279f.]) mit M. identifiziert werden kann, ist umstritten. Dor. wurde M. unter dem Einfluß von Argos [II 1]. Fünf Orte sollen vor dem Synoikismos in der Megaris existiert haben, deren Bewohner sich Herais, Piraeis, Megareis, Kynosureis und Tripodiskioi (Plut. qu. Gr. 18) nannten. Im 7. Jh. liegen die Anfänge der Spannungen mit Korinth, die zum Verlust der Perachora-Halbinsel führten. Bevölkerungswachstum, die Suche nach Ackerland und der Zustrom von Flüchtlingen führten u.a. zu Kolonisationszügen (Kolonisation) von M. zuerst nach Sizilien (ca. 730 v.Chr. M. [3], 650 v.Chr. Selinus [8]), 675 bis 625 in den Propontis-Schwarzmeerraum (Kalchedon, Selymbria, Astakos, Byzantion, Herakleia [7] Pontike, vgl. [9]). Nach 650 herrschte in M. Theagenes als Tyrann (Aristot. pol. 5, 1305a 24-26) [10. 225-230]. Nach seinem Sturz (Plut. qu. Gr. 18) gab es weitere Konflikte mit Korinth und den Athenern, die schließlich nach spartanischem Schiedsspruch Salamis endgültig erhielten. Im Bevölkerungsverband herrschten fortwährende innere Spannungen [11. 98-111]. Für die polit. und ges. Verhältnisse in archa. Zeit sind die Gedichte des Theognis (nach Plat. leg. 1,630a 4 Bürger der sizilischen Stadt M., schilderte aber die Verhältnisse der Mutterstadt; vgl. aber Didymos, schol. Plat. l.c.) aufschlußreich [12].
Freitag, Klaus

B. Vom Ende des 6. Jh. bis zur Einnahme durch die Römer

Seit E. des 6. Jh. war M. Mitglied im Peloponnesischen Bund. 480 v.Chr. beteiligte sich M. mit jeweils 20 Schiffen an den Seeschlachten gegen die Perser bei Artemision und Salamis (Perserkriege). 479 v.Chr. führte Mardonios einen Streifzug in die Megaris (Hdt. 9,14; Paus. 1,40,2f.). An der Schlacht bei Plataiai 479 v.Chr. nahmen 3000 megarische hoplítai teil, die schwere Verluste beklagen mußten. Ob das Grabepigramm für Pollis auf diese Kämpfe zu beziehen ist, ist umstritten [13]. Nach erneuten Grenzkriegen mit Korinth verließ M. 461 v.Chr. den Peloponnesischen Bund (Thuk. 1,103,4; Diod. 11,79,1f.). Die “Langen Mauern” (Befestigungswesen) nach Nisaia wurden errichtet. Im 1. Peloponnesischen Krieg (460-446 v.Chr.) mehrfach Kriegsschauplatz, schloß sich M. bald wieder dem Peloponnesischen Bund an, aber erst 446 verzichteten die Athener auf Pagai und Nisaia. Die Sperrung der att. Märkte durch das “Megarische Psephisma” trug zum Ausbruch des 2. Peloponnesischen Krieges bei [14], der M. schwer in Mitleidenschaft zog [15]. 427 v.Chr. wurde Minoa von Athenern besetzt. 424 fand ein demokratischer Umsturz statt mit dem Versuch, M. auf die Seite der Athener zu ziehen. Diese Umorientierung mißlang nach heftigen Kämpfen [16. 106-109]. Athen konnte aber den Hafen Nisaia besetzen, der erst 410 wieder in den Besitz von M. überging. In diese Zeit gehört eine Gefallenenliste aus M. (SEG 39, 1989, 411).

Im 4. Jh. stand M. durch eine kluge Politik meist abseits mil. Konflikte (vgl. Isokr. or. 8,117; Xen. mem. 2,7,6), konnte sich 394 von Sparta lösen und eine demokratische Verfassung einführen. Münzprägung setzte im 4. Jh. ein (HN 393f.). 343 scheiterte der Versuch Philippos´ II., sich M.s zu bemächtigen, am Widerstand der Athener [16. 110]. Unter Stilpon blühte die von Eukleides [2] gegr. Megarische Philosophenschule (Megariker). Nach dem Lamischen Krieg zuerst unter dem Einfluß des Kassandros, wurde M. 308 v.Chr. von Ptolemaios I. erobert, fiel aber ein Jahr darauf an Demetrios [2] Poliorketes. Nach 286 war M. autonom, geriet dann unter maked. Einfluß; 243 v.Chr. Mitglied im Achaiischen Bund (Achaioi, mit Karte), dem die Hafenorte Pagai und Aigosthena als autonome Städte beitraten. 224 trat M. zum Boiot. Bund (Boiotia, mit Karte) über, kehrte aber 192 zum Achaiischen Bund zurück.
Freitag, Klaus

C. Römische Zeit

146 v.Chr. kapitulierte eine achaiische Garnison in M. vor den Römern; M. entging der Zerstörung (Paus. 7,15,7-11). Cornelius [I 90] Sulla benutzte M. als Stützpunkt für die Belagerung von Athen. Im Bürgerkrieg auf seiten des Pompeius, wurde M. von Legaten Caesars erobert und weitgehend zerstört. In der Kaiserzeit war M. eine Kleinstadt, die - wie der Bericht des Pausanias (l.c.) zeigt - einen Bestand an alten Bauwerken bewahrt hatte. Plin. nat. 4,23 nennt M. eine röm. Kolonie. Mehrere Ehreninschr. für röm. Kaiser sind vorhanden, nach Hadrianus wurde eine Phyle benannt (IG VII 72; 74; 101). Verwaltungstechnisch zu Boiotia gehörig, stellte M. in dieser Zeit Boiotarchen (IG VII 24; 106). Einer Bauinschr. zufolge wurde 259 n.Chr. eine Stoa errichtet [17]. 395 wurde M. durch die Goten zerstört (Zon. 5,6,3), aber wieder aufgebaut (IG VII 26; 93).
Freitag, Klaus

Literatur:

Antonetti, Claudia: I confini della Megaride, in: E. Olshausen/H. Sonnabend (Hgg.): Stuttgarter Kolloquium zur historischen Geographie des Altertums 4 (1990), 1994, 539-551.

Antonetti, Claudia: Megare e le sue colonie, in: Dies. (Hg.): Il dinamismo della colonizzazione greca: Atti della Tavola Rotonda Espansione e Colonizzazione Greca di Età Arcaica: Metodologie e Problemi a Confronto, (Venezia,10 - 11/11/1995), Venezia 1997, 83-94.

Beck, Hans/Smith, Philip J.: Megarian moments: The local world of an ancient Greek city-state (= Teiresias supplements online 1), Montreal, QC 2018.

Bohringer, F.: Mégare. Traditions mythiques, espace sacré et naissance de la cité, in: AC 49 (1980), 5-22.

Cecchet, Lucia: Poverty, Wealth, and Social Mobility. The Cases of Megara and Athens, in: Filippo Carlà-Uhink et al. (Hgg.): Poverty in ancient Greece and Rome, London – New York 2023, 17-38.

Despinis, Giorgos I.: Μεγαρικά, Megara 2010.

Guijarro Ruano, Paloma: IG VII 53, an epigraphic « rara avis » in the corpus of greek metrical inscriptions, Mare Nostrum, 7 (2016), 35-55.
Doi: 10.11606/issn.2177-4218.v7i7p35-55.

Hanell, K.: Megarische Studien, Lund 1934.

Heil, M.: Zwei spätant. Statthalter aus Epirus und Achaia, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 108 (1995), 162ff.

Heinze, Theodor (Genf), Freitag, Klaus (Münster), Niehoff, Johannes (Freiburg), Falco, Giulia (Athen) and Ziegler, Konrat † (Göttingen), “Megara”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 06 February 2019
First published online: 2006.

Legon, Ronald P.: Megara. The Political History of a Greek City-State to 336 B. C, Ithaca/London 1981.

Legon, Ronald P.: Megara (Megareus), in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 463-465.

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Miller, Itineraria, Sp. 565.

Muller, A.: Megarika I-VIX, in: BCH 104 (1980), 83-89; BCH 105 (1981), 203-225; BCH 106 (1982), 379-407; BCH 107 (1983), 157-179; BCH 108 (1984), 249-264.

Piccirilli, Luigi (Hg.): Megarika. Testimonianze e frammenti, Pisa 1975.

Pritchett, William Kendrick: Studies in Ancient Greek Topography. Part III, Berkley u. a. 1980, 237-240.

Robu, Adrian/Bîrzescu, Iulian (Hgg.): Mégarika: nouvelles recherches sur Mégare et les cités de la Propontide et du Pont-Euxin: archéologie, épigraphie, histoire, Actes du colloque de Mangalia, 8-12 juillet 2012 (= De l´Archéologie à l´Histoire 66), Paris 2016.

Robu, Adrian: Mégare et les établissements mégariens de Sicile, de la Propontide et du Pont-Euxin: histoire et institutions, Bern 2004.

Sakellariou, M./Faraklas, N.: Μεγαρίς, Αἰγόσθενα, Ἐρένεια, Athen 1972.

Smith, Philip J.: The Archaeology and Epigraphy of Hellenistic and Roman Megaris, Greece, Oxford 2008.

Syrkou, Angeliki: Ἐπιγραφες Μεγάρων, Ορος 17-21 (2009), 349-359.

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16.10.2024 13:27


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