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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

istamo (Istamo)

Name (modern):

Isthmos/Ισθμός

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXIII     Megara     
Toponym nachher VIII     Corintho     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

6B5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Isthmos (DNP)

RE:

Isthmos 1

Barrington Atlas:

? = Isthmos (58 D2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

istamo

Levi:

 

Ravennat:

Stomis (p. 94,12; p. 99,52); civitas Stomis (94,25)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἰσθμός (3,15,1; 3,15,6; 3,16,1)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

Auf der TP ist die Landbrücke der Megaris, die in Wirklichkeit von SW nach NO verläuft, auf vereinfacht und fast senkrecht in NS-Richtung verlaufend dargestellt.
Die beiden in den antiken Quellen oft erwähnten einander am Isthmos gegenüberliegenden Häfen Lechaion am Korinthischen Golf (6B4/5 Sinvus Corinthvs) und Kenchreai am Saronischen Golf (6B5/7B1 Milascolpvs) erscheinen auf der TP als 6B5 Lechi und 6B5 Cencris nach unten in die Peloponnes hinein verschoben, so dass ihre markante Lage nicht mehr erkennbar ist. Ob diese Verschiebung im Laufe der mittelalterlichen Kopierprozesse erfolgt ist oder ob es sich um einen Fehler bereits des/eines Kartographen handelt, der die Topographie nicht im Blick hatte, ist unklar.
Ungewiss ist auch, ob die redundanten rechtwinkligen Straßenwindungen, die auf der TP so keine Parallele haben, nur als ornamentale Füllsel dienen oder ob es sich um – evtl. von Kopisten missverstandene und verstümmelte – Reflexe der Isthmos-Mauer und/oder des Diolkos (s. u.) handelt.

Namensform nur hier belegt,
wohl verlesen aus „Isthmo“, das bei Rav (s. u.) zu „Stomis“ verdreht wurde. Offenbar war der Name, vor allem das „h“, schon auf der gemeinsamen Vorlage von Rav und TP schlecht lesbar. Vielleicht war das Toponym in zwei oder mehr Teile getrennt und wurde von Rav falsch zusammengesetzt?
Aus Rav 5,22 p. 99,52 (s. u.) geht hervor, dass der den Platz als Stadt (civitas) aufgefasst hat.

Alternative Namensform:
= Stomis Rav 5,13 p. 94,12 Megara – Stomis (v. l. Scomis ABC) - Corinthus; 5,13 p. 94,25 item praedicta civitas Stomis (tomis B); 5,22 p. 99,52 sed tamen quia multi phylosophi ipsam cersonisum inter insulas adscripserunt, necessitatem habemus et nos eam inter insulas adscriptam civitates eius liquidius designare, id est Stomis – Corithon - Cencris; Guido 111 (s. ItMiller 565).

Übliche Namensformen:
- Ἰσθμός, ὁ oder ἡ, Hunderte von Erwähnungen, z. B. Pind. Ol. 7,81 u. ö. (vor allem im Bezug auf die Isthmischen Spiele); Hekat. BNJ 1 F 119 ap. Strab. 7,7,1; F 120; Hdt. 7,139,3; 8,40,2 (Sperrung des Isthmos durch eine Mauer zur Abwehr der Perser) u. ö.; Thuk. 3,15,1 οἱ δὲ Λακεδαιμόνιοι … ὁλκοὺς παρεσκεύαζον τῶν νεῶν ἐν τῷ Ἰσθμῷ ὡς ὑπεροίσοντες ἐκ τῆς Κορίνθου ἐς τὴν πρὸς Ἀθήνας θάλασσαν καὶ ναυσὶ καὶ πεζῷ ἅμα ἐπιόντες (erster Beleg für einen Überlandtransport von Schiffen über den Isthmos für das Jahr 428 v. Chr.); 8,8,3f ἔδοξε … διαφέρειν δὲ τὸν Ἰσθμὸν τὰς ἡμισείας τῶν νεῶν πρῶτον … καὶ διεκόμισαν εὐθὺς μίαν καὶ εἴκοσι ναῦς (412 v. Chr. transportierten die Spartaner die Hälfte ihrer Kriegsschiffe über den Isthmus) u. o.; Aristoph. Thesm. 647f ἰσθμόν τιν’ ἔχεις, ἄνθρωπ’· ἄνω τε καὶ κάτω /
τὸ πέος διέλκεις πυκνότερον Κορινθίων (du hast ja einen Isthmos, Mensch! Du lässt deinen Schniedel in dichterer Frequenz hin- und herpendeln als die Korinther, sc. ihre Schiffe. Der Witz spielt also offenbar auf die hohe Frequentiertheit der Isthmospassage durch den Diolkos an.); Ps.-Skyl. 40 … Ἰσθμός. ἐντεῦθεν ἤδη ἄρχεται ἡ Πελοπόννησος. ἔστι δ’ ἀπὸ θαλάσσης ἡ ὁδὸς πρὸς τὴν ἐπὶ ἡμῶν θάλασσαν διὰ τοῦ Ἰσθμοῦ στάδια μʹ (Beginn der Peloponnes; Weg von Meer zu Meer über den Isthmos von 40 Stadien – eine Information, die offensichtlich innerhalb eines Periplus Relevanz besaß, was auf einen Weg für den Schiffstransports schließen lässt, s. u. zum Diolkos); Polyb. 4,19,7-9; 5,101,4; frg. 162 Buettner-Wobst u. ö.; Agathem. Geogr. 17; 24; Strabo 8,2,1 ὁ δ’ Ἰσθμὸς κατὰ τὸν διολκόν (δι’ οὗ τὰ πορθμεῖα ὑπερνεωλκοῦσιν ἀπὸ τῆς ἑτέρας εἰς τὴν ἑτέραν θάλατταν) εἴρηται (8,1,3) ὅτι τετταράκοντα σταδίων ἐστίν („Dass der Isthmos am Diolkos, über den man die Boote/Fähren von einem Meer zum anderen zieht, 40 Stadien breit ist, wurde breits gesagt.“); 8,6,4 (Beschreibung des Saronischen Golfes mit seinen Häfen und dem Diolkos); 8,6,22 (Beschreibung der Landbrücke mit der Küste des Korinthischen Golfs, der Städten Lechaion und anderen Häfen, dem Diolkos, der bei Schoinos nahe Kenchreai endet, Pagai mit dem Orakel der Hera Akraia und Kap Olmiai, den Saronischen Golf mit dem Isthmischen Poseidonheiligtum) u. ö.;
Ptol. 3,15,1 (Grenze zwischen Hellas und Peloponnes); 3,15,6; 3,16,1; Cass. Dio 51,5,2 διὰ τοῦ ἰσθμοῦ τοῦ τῆς Πελοποννήσου τὰς ναῦς ὑπὸ τοῦ χειμῶνος ὑπερενεγκὼν οὕτω ταχέως ἐς τὴν Ἀσίαν ἀνεκομίσθη (Oktavian schaffte nach der Schlacht von Actium bei der Verfolgung von M. Antonius und Cleopatra seine Schiffe, die er wegen des Winters über den Ithmos transportieren ließ, so schnell wie möglich nach Asia); Paus. 2,1,5 καθήκει δὲ ὁ τῶν Κορινθίων ἰσθμὸς τῇ μὲν ἐς τὴν ἐπὶ Κεγχρέαις, τῇ δὲ ἐς τὴν ἐπὶ Λεχαίῳ θάλασσαν (erstreckt sich zwischen den Küstenstädten Kenchreai und Lechaion. Paus. erwähnt verschiedene gescheiterte Versuche der Abtrennung der Peloponnes vom Festland mittels eines Kanaldurchstichs, die er als widernatürlich verurteilt); Dion. perieg. 405 u. v. a.
- Isthmus, oft belegt seit Caes. civ. 3,56(55),3 Rutilius Lupus, qui Achaiam missus a Pompeio obtinebat, Isthmum praemunire instituit, z. B. Cic. De Fato 8 u. ö.; Liv. 32,21,26 paeneinsula est Peloponnesus, angustis Isthmi (Isthanii ψA2) faucibus continenti adhaerens; Liv. 42,16,6 ab Corintho, per Isthmi iugum nauibus traductis, Aeginam traiciunt, u. ö.; Plin. nat. 4,23 attingit Isthmum parte sui quae appellatur Megaris (vgl. Mart. Cap. 6,653) u. ö.; Avien perieg. 563; 578
- Isthmos Mela 2,48 Megarensium tractus Isthmon adtingit; de illo cognomen est, quia quattuor milium spatio Aegaeum mare ab Ionio submovens angusto tramite Helladi Peloponneson adnectit. in eo est oppidum Cenchreae, fanum Neptuni, ludis quos Isthmicos vocant celebre, Corinthos olim clara opibus … (an die Megaris grenzende, 4 Meilen enge Landverbindung zwischen Hellas und der Peloponnes, mit der Stadt Cenchreae, dem Neptunheiligtum, berühmt für die Isthmischen Spiele und Corinth); Plin. nat. 4,9f angustiae, unde procedit, Isthmos appellatur. in eo loco inrumpentia e diverso quae dicta sunt maria a septentrione et exortu eius omnem ibi latitudinem vorant, donec contrario incursu tantorum aequorum V milium passuum intervallo exesis utrimque lateribus angusta cervice Peloponnesum contineat Hellas. Corinthiacus hinc, illinc Saronicus appellatur sinus; Lecheae hinc, Cenchreae illinc angustiarum termini, longo et ancipiti navium ambitu quas magnitudo plaustris transvehi prohibet. quam ob causam perfodere navigabili alveo angustias eas temptavere Demetrius rex, dictator Caesar, Gaius princeps, Domitius Nero, nefasto, ut
omnium exitu patuit, incepto (Meerenge von 5 Meilen an ihrer engsten Stelle zwischen Lecheae und Cenchraeae, von wo die Fahrt lang und unsicher ist für diejenigen Schiffe, die zu große sind, um sie mit Lastfahrzeugen hinüberzuziehen; deshalb verschiedene frevlerische Versuche, einen schiffbaren Kanal zu graben, von Demetrius, Caesar, Caligula und Nero); vgl. Mart. Cap. 6,652; Plin. nat. 4,18 Isthmi pars altera cum delubro Neptuni quinquennalibus incluto ludis (Neptunheiligtum mit Spielen), u. ö. , vgl. Solin. 7,14. In Megarensium sinum Isthmos exit, ludis quinquennalibus et delubro Neptuni inclitus: quos ludos eapropter institutos ferunt, quod sinibus quinque Peloponnesi orae alluuntur; Oros. 1,2,58 Achaia … habet … sinum Corinthium, ab aquilone angustum terrae dorsum, quo Macedoniae coniungitur uel potius Atticae; qui locus Isthmos uocatur, ubi est Corinthus; Prisc. perieg. 403; 421 und oft in der Dichtung seit Prop. 3,21,22 oft mit Zusätzen wie “bimaris” etc.

In der Regel wird diese Landenge als der Isthmos schlechthin bezeichnet, seltener mit dem Zusatz Κορινθιακός/Corinthiacus oder τῆς Πελοποννήσου (s. Fimmen, RE 2256).

Topographie
Die Landenge trennt den Korinthischen vom Saronischen Golf und verbindet die Megaris, deren Landbrücke in Wirklichkeit schräger in SW-NO-Richtung verläuft, mit der Korinthia auf der Peloppones (als „Brücke des Meeres“ Pind. Isthm. 4,22 u. ö.). Von Plin. nat. 4,8 mit dem Nacken des menschlichen Körpers verglichen, wozu auch die Darstellung auf der TP passt.
In weiterem Sinne bezeichnet man gelegentlich als Isthmos von Korinth die ganze etwa 40 km lange Landbrücke von Megara bis einschließlich Korinth; als eigentlicher Isthmos galt aber immer der südwestlich des Geraneiagebirges gelegene engste Teil dieser Landbrücke (s. Fimmen, RE 2257.
Erdbebengebiet: Verheerende Katastrophen in den Jahren 420, 227 v. Chr. und 77 n. Chr. (vgl. auch IG IV 203; s. Fimmen, RE 2258).
An seiner schmalsten Stelle zwischen den Häfen Lechaion (6B5 Lechi) am Korinthischen und Kenchreai (6B5 Cencris, auf der TP beide verrutscht) am Saronischen Golf ist der Isthmos etwa 6 km breit (40 Stadien laut Strabo 8,1,3; 4 Meilen laut Mela 2,48), über 70 m hoch und Durchgangsgebiet wichtiger Verkehrswege.

Die Straßenverbindungen
Drei Landwege verlaufen von N über den Isthmos nach Korinth: Der oft als Heerstraße erwähnte nördliche Küstenweg Pegai–Oinoe–Therma, ein Saumpfad über die Geraneia und der wichtigste (wohl auf der TP gemeinte) südliche Küstenweg Megara–Skironische Klippen–Krommyon–Schoinus (s. Fimmen, RE 2258 mit Lit.).

Die Isthmosmauer
Schon in spätmyk. Zeit wurde der Isthmos durch eine Mauer gegen den Durchzug von Norden nach Süden gesperrt. Am bekanntesten ist die Befestigung von 480 v. Chr. zur Abwehr der Perser (Hdt. 8,40,2; 8,71,2; 9,7; Diod. 11,16,3), die bis in die Neuzeit mehrfach erneuert wurde (s. Lienau/Olshausen, DNP). Während der Barbareneinfälle ein wichtiges Bollwerk. Schon bei dem Kelteneinfall 279 v. Chr. fühlten sich die Peloponnesier hinter ihr sicher (Paus. 7,6,7). Gegen die Goten stellte 253 n. Chr. Valerian die Mauer wieder her (Zosim. 1,29), allerdings erreichten diese 267 dennoch die Peloponnes (s. Fimmen, RE 2261). Die heute noch sichtbaren Reste stammen aus iustinianischer Zeit (Prok. aed. 4,2,27f; IG IV 204f; s. Lienau/Olshausen, DNP).

Das Poseidonion
Das berühmte Isthmische Poseidonheiligtum lag südl. vom Ostende des heutigen Kanals (vgl. Isthmia, BAtlas 58 E2, heute: zwischen Isthmia und Kyra Vrisi); seit 582 v. Chr. Schauplatz der Isthmischen Spiele (s. Decker, DNP). Außer Resten des Heiligtums (7./5. Jh. und spätere Bauten) wurden auch das von Hadrian erbauten Palaimonion, Theater, Stadion, Thermen und weitere Bauten ausgegraben (IG IV 203). 390 v. Chr. ging das Heiligtum bei der Besetzung durch Agesilaosdas in Flammen auf (Xen. hell. 4,5,1ff). Im Stadion wurde 196 v. Chr. bei den Isthmischen Spielen die “Freiheit der Griechenstädte” durch T. Quinctius Flamininus verkündet (Polyb. 18,46,4ff; Liv. 33,32; Plut. Titus Quinctius Flamininus 10,3ff; App. Mac. 9,4). Ausführliche Beschreibung des Bauwerks Paus. 2,1,7-2,2,1; weitere antike Erwähnungen z. B. Strabo 8,6,4; 8,6,22; Plin. nat. 4,9f.
Intensive Bautätigkeit in der röm. Kaiserzeit ist belegt; s. Lienau/Olshausen, DNP mit älterer Lit.). Seit 2020 Archivierung und Fortführung der Ausgrabungen von Paul Clement (1967-1987) und Timothy E. Gregory (1987-2020) durch das Projekt “Excavations at Isthmia” der Michigan State University unter der Leitung von Jon M. Frey in Zusammenarbeit mit Elizabeth Gebhard (1976-present) und der University of Chicago (s. https://msuisthmia.org/ und https://lucian.uchicago.edu/blogs/isthmia/).
Ausführliche Bibliographie unter https://lucian.uchicago.edu/blogs/isthmia/publications/ und https://msuisthmia.org/research/.

Antike Kanalprojekte
Vergebliche Versuche, den Isthmus mit einem Kanal zu durchstechen, um die weite und gefährliche Seeroute um die Peloponnes zu vermeiden, wurden seit 6. Jh. v. Chr. unternommen: von Periandros (Diog. Laert. 1,7,99), Demetrios Poliorketes (Strabo 1,3,11, abgebrochen, da man glaubte, dass der Meeresspiegel im Korinthischen Golf höher sei als am Saronischen Golf, so dass man eine Überflutung Aiginas befürchtete), Caesar (Plut. Caesar 58,4), Caligula (Suet. Cal. 21), Nero (Suet. Nero 19, der einzige bis zum Baubeginn gediehene Plan; die begonnen Grabungen nahmen den heutigen Kanal teilweise vorweg, s. Fimmen, RE 2259f) und Herodes Atticus (Philostr. soph. 2,6; s. Lienau/Olshausen, DNP; weitere antike Quellen s. Fimmen RE, 2259).

Der Diolkos
Stattdessen zog man kleinere Schiffe von Lechaion am westl. nach Schoinos in den östl. Golf durch den Δίολκος (Strabo 8,6,22) und verband so die wichtigen Häfen Lechaion und Kenchreai (s. Lienau/Olshausen, DNP; Meyer, RE 534).
Obwohl Periandros laut Diog. Laert. 1,99 lediglich versuchte, den Isthmos mit einem Kanal zu durchstechen, wird die Anlage des Diolkos auf Grund von Keramikresten und Steinmetzzeichen oft auf die archaische Zeit datiert (z. B. Verdelis 1956 u. ö.); jedoch verwandte man ähnliche Steinmetzzeichen noch im 5. Jh. v. Chr. (s. Lohmann, DNP und Lohmann 2013, 220f; skeptisch etwa auch Pettegrew 2011). Sicher bezeugt ist die Landpassage erstmals für das Jahr 428 v. Chr.; möglicherweise wurde sie damals erst von den Lakedaimoniern angelegt (Thuk. 3,15,1 ὁλκοὺς παρεσκεύαζον τῶν νεῶν).
Trotz der Skepsis einiger Forscher (z. B. MacDonald 1986, Lohmann 2013; Pettegrew 2014) belegen die antiken Quellen eine häufige Benutzung dieser Landverbindung (unter welcher Bezeichnung auch immer) für den Transport kleinerer Schiffe zumindest bis ins 1. Jh. n. Chr.: Anscheinend spielt schon Aristoph. Thesm. 647f (411 v. Chr.) auf die Häufigkeit des dortigen Pendelverkehrs an. Im Periplus des Ps.-Skyl. in der 2. H. des 4. Jhs. wird er schon als feste Institution aufgeführt. Für „den Isthmos überqueren“ verwendet Polybios sogar ein eigenes Verb anlässlich der Beschreibung der umfangreichen Schiffstransporte von 220 und 217 v. Chr. (διϊσθμίζειν 4,19,7, bzw. ὑπερισθμίζειν 4,19,9; 5,101,4 u. ö., vgl. Suda s. v. Διισθμονίσαι; s. Fimmen, RE 2259). Liv. 42,16,6 erwähnt die Überquerung des Isthmus mit Schiffen durch König Eumenes II. i. J. 172 v. Chr. beiläufig in einen Ablativus absolutus (per Isthmi iugum nauibus traductis); Strabo 8,2,1 kennt πορθμεῖα, die dort verkehren, und Plin. nat. 4,9f spricht von der Umseglung der Peloponnes nur als Alternative für diejenigen Schiffe, die für den Überlandtransport zu groß waren. Cass. Dio 51,5,2 führt Schnelligkeit und Winter/Sturm als Begründung an für die Benutzung durch Octavian nach der Schlacht von Actium auf dem Weg nach Asia. Weniger ergiebig ist Hesych s. v. Δίολκος, der diesen nur als Stelle zwischen Lechaion und Kenchreai definiert (ὁ ἀπὸ Λεχαίου ἕως Κεγχρεῶν τόπος). Er wurde noch 9. Jh. n. Chr. von Niketas Oriphas für Kriegeszwecke benutzt (Georgios Sphrantzes 1,33).
Fazit: Von der Benutzung des Diolkos, die nur für kleine und mittelgroße Schiffe möglich war, wird, der Natur und Interessenlage der antiken Quellen entsprechend, vor allem in militärischen Kontexten berichtet. Ob und in welchem Umfang dieser Landweg auch zivilen, vor allem merkantilen Zwecken diente (und damit zur wirtschaftlichen Bedeutung Korinths beitrug), ist umstritten (Forschungsübersicht bei Mauro 2019), da er zwar einerseits die gefährliche Umschiffung der Peloponnes mit Cap Malea vermied, andererseits aber einen hohen Aufwand an Arbeitskraft erforderte und entsprechend kostspielig war. Eine regelmäßige auch zivile Nutzung legen allerdings Ps.-Skyl. 40, Strabo 8,2,1 und Plin. nat. 4,9f nahe.
Es lässt sich folgern, dass der Überlandtransport dann interessant war, wenn Sicherheit, Schnelligkeit und/oder ein schonender Transport wichtiger waren als niedrige Kosten, besonders wahrscheinlich in Zeiten, in denen Arbeitskräfte, z. B. Sklaven, reichlich und billig zur Verfügung standen. Vor allem im Winter bzw. bei stürmischer Witterung war dieser Verkehrsweg attraktiv, wie aus Cass. Dio 51,5,2 hervorgeht.
Ein Überlandtransfer alleine der Transportgüter ohne Schiffe ist weniger wahrscheinlich, da deren Umladung sehr umständlich und zeitraubend gewesen wäre (s. Mauro 2019, 65 Anm. 211).
Längere Abschnitte des insgesamt ca. 8 km langen und 3,5 – 6 m breiten Straßenpflasters aus Kalkstein mit Fahrrillen sind an seinem Westende ergraben. Das Ostende bei Schoinos ist bislang noch unentdeckt. Aus topographischen Gründen verlief die Strecke nicht linear (Karte zu den verschiedenen Forschungshypothesen zum Verlauf s. Pettegrew 2011, 558).
Systematische Ausgrabungen der auch durch den modernen Kanal stark in Mitleidenschaft gezogenen Reste durch Verdelis 1956; 1958; 1962; Raepsaet 1993. Zum aktuellen Restaurierungsprogramm s. https://antikewelt.de/2022/02/11/restaurierung-des-diolkos/.
Ausführliche Bibliographie bei Lohmann 2013, 225f; Forschungsübersicht bei Mauro 2019.

Dass es sich bei den einzigartigen rechtwinkligen Serpentinenlinien auf der TP um ein im Laufe der Kopierprozesse verzerrtes Echo des Diolkos und/oder der Isthmosmauer handelt, wäre denkbar, ist aber nicht zu beweisen.

- Meilenangabe nach Corintho: VIII (8),
die berühmte Skironische Straße (Hdt. 8,71), die dicht entlang der Meeresklippen führte und von Hadrian zu einer zweispurigen Straße erweitert wurde (Pausan. 1,44,6; s. Pritchett 1980, 240f; beschrieben bei Meyer, RE s. v. Megara 2, 169f).
Die Strecke traf auf die Straße Korinth-Kenchreai beim heutigen Dorf Hexamilia (s. Pritchett 1980, 242 mit weiterer Literatur).








Miller, Itineraria, Sp. 565:
23^2 [2: Irrig 24 (Bt, Bg, Ve).].
istamo, Stomis (Ra) = Isthmus, I. Corinthiacus (autores), zwischen dem Korinthischen und dem Saronischen Meerbusen, auf welchem sich das Poseidion und der Plazu der Isthmischen Spiele befand, war an seiner schmalsten Stelle, dem sogenannten Δίολκος, ungefähr 40 Stadien oder nach anderen 5 oder 4 mp breit; 6 mal (zuletzt Caligula, Nero und Herod. Atticus) wurden Versuche gemacht, ihn zu durchstechen; j. Ruinen der alten Mauer, Germehissar genannt.
8^3 [3: Irrig 9 (Bt, Bg, Ve).].

Datierung (Barrington):
? = Isthmos - / (Wiseman 1978, 45-80).

DNP:
Isthmos
(Ἰσθμός, ὁ oder ἡ) meint zunächst grundsätzlich jedes Verbindungsglied zw. zwei Dingen (so z.B. den Hals, Plat. Tim. 69e); im engeren Sinne jeden Landstreifen zw. zwei Meeren, so z.B. die thrak. Chersonesos [1] (Hdt. 6,36), bes. aber den I. von Korinthos (z.B. Hdt. 8,40; Thuk. 1,13,5; 108,2; 2,9,2; 10,3).

Dieser I. entspricht der grundsätzlichen Definition in doppelter Hinsicht - er verbindet einerseits den Korinth. Golf mit dem Saron. Golf, andererseits Mittelgriechenland mit der Peloponnesos. Der I. von Korinthos besteht aus stark verworfenen Schichten neogener Mergel und Sanden mit alluvialen Anlandungen, ist quellen- und bachlos und an seiner schmalsten Stelle etwa 6 km breit, bis zu 80 m hoch und Durchgangsgebiet wichtiger Verkehrswege (h. Auto- und Eisenbahn). Schon in der Ant. ist der Versuch, den I. mit einem Kanal zu durchstechen, mehrfach vergeblich unternommen worden, so von Periandros (Diog. Laert. 1,7,99), Demetrios [2] Poliorketes (Strab. 1,3,11), Caesar (Plut. Caesar 58,4), Caligula (Suet. Cal. 21), Nero (Suet. Nero 19; einziger bis zum Baubeginn gediehener Plan, dessen zahlreiche Spuren aber durch den modernen Kanalbau 1881-1893 verdeckt worden sind) und Herodes Atticus (Philostr. soph. 2,6). Stattdessen diente zur Überleitung von Schiffen vom westl. in den östl. Golf der Anf. 6. Jh. v.Chr. angelegte Diolkos, eine Rillenschleifbahn, auf der man kleinere Schiffe über den I. zog (Thuk. 3,15,1; 8,7; 8,8,3; Aristoph. Thesm. 647f.; Pol. 4,19,7ff.; 5,101,4; Strab. 8,2,1; Plin. nat. 4,10; Cass. Dio 51,5,2); er war bis 883 n.Chr. in Benutzung. Längere Strecken dieses Diolkos sind an seinem Westende freigelegt [1. 2259f.; 2; 3; 4].

Schon in spätmyk. Zeit wurde der I. durch eine Mauer gegen den Durchzug von Norden nach Süden gesperrt (vgl. Hdt. 9,26f.). Am bekanntesten ist die Befestigung von 480 v.Chr. zur Abwehr der Perser (Hdt. 8,40,2; 71; 9,7; Diod. 11,16,3), die bis in die Neuzeit mehrfach erneuert wurde. Was davon h. noch zu sehen ist, stammt aus iustinianischer Zeit (Prok. aed. 4,2,27f.; IG IV 204f.). Südl. vom Ostende des h. Kanals hat man Reste des Heiligtums des Isthmischen Poseidon (7./5. Jh. und spätere Bauten) und des Palaimon, Theater, Stadion, Thermen und weitere Bauten ausgegraben (IG IV 203). 390 v.Chr. besetzte Agesilaos [2] das Heiligtum; bei dieser Gelegenheit ging der Tempel in Flammen auf (Xen. hell. 4,5,1ff.). Im Stadion wurde 196 v.Chr. bei den Isthmischen Spielen (Isthmia) die “Freiheit der Griechenstädte” durch T. Quinctius Flamininus verkündet (Pol. 18,46,4ff.; Liv. 33,32; Plut. Titus Quinctius Flamininus 10,3ff.; App. Mac. 9,4). Intensive Bautätigkeit in der röm. Kaiserzeit ist belegt (Strab. 8,6,4; 6,22; Paus. 2,1,5-2,2; Plin. nat. 4,9f.).
Lienau, Cay
Olshausen, Eckart

Literatur:

Curtius, E.: Peloponnesos: Eine historisch-geographische Beschreibung der Halbinsel, Gotha 1851–1852.

Decker, Wolfgang (Köln), “Isthmia”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 23 February 2023
First published online: 2006.

Drijvers, J. W.: Strabo VIII 2,1 (C 335). Porthmeia and the Diolkos, Mnemosyne 45 (1992), 75-78.

Fimmen, D.: Isthmos 1, RE 9,2 (1916), 2256–2265.

Fowler, H. N./Stillwell, R.: Corinth I, Cambridge, Mass. 1932.

Freitag, Klaus: Der Golf von Korinth: historisch-topographische Untersuchungen von der Archaik bis in das 1. Jh. v. Chr., München 2005, 195-202.

Hayes, John W./Slane, Kathleen W: Isthmia: excavations by the University of Chicago under the auspices of the American School of Classical Studies at Athens. Volume 11, Late Classical, Hellenistic, and Roman pottery, Princeton, New Jersey 2022.

Κουτσούμπα, Δέσποινα/Νάκας, Γιάννης: Δίολκος. Ενα σημαντικό τεχνικό έργο της αρχαιότητας, in: Kissas, Kōnstantinos (Hg.): The Corinthia and the Northeast Peloponnese: topography and history from prehistoric times until the end of Antiquity, München 2013, 191-206.

Lenschau, Th.: Korinthos RE Suppl. 4 (1924), 991-1036, hier: 995.

Lienau, Cay (Münster) and Olshausen, Eckart (Stuttgart), “Isthmos”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 04 September 2019
First published online: 2006.

Lohmann, Hans, “Diolkos, Diholkos”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 22 February 2023
First published online: 2006.

Lohmann, Hans: Der Diolkos von Korinth - eine antike Schiffsschleppe?, in: Kissas, Kōnstantinos (Hg.): The Corinthia and the Northeast Peloponnese: topography and history from prehistoric times until the end of Antiquity, München 2013, 207-230.

MacDonald, B. R.: The Diolkos, The Journal of Hellenic Studies 106 (1986), 191-195.

Mauro, Chiara Maria: Archaic and classical harbours of the Greek world: the Aegean and Eastern Ionian contexts, Oxford 2019, 64f.

Meyer, E.: Diolkos 2, RE Suppl. 11 (1968), 534.

Meyer, E.: Isthmos 1, RE Suppl. 11(1968) 850–854.

Meyer, E.: Megara 2, RE 29 (1931), 152-205, hier: 169f.

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16.10.2024 16:35


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