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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Cencris

Name (modern):

Kechries/Κεχριές

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher VII     Corintho     
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Balkanraum südlich

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

6B5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Kenchreai (DNP)

RE:

Kenchreai 2

Barrington Atlas:

Kenchreai (58 D2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Cencris

Levi:

 

Ravennat:

Cenchris (p. 94,13); Cencris (p. 99,53)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Κεγχρεαὶ ἐπίνειον (Κεγχρίας ἐπίνιον) (3,16,13)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Klassik (5./4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Erstmals erwähnt bei Thukydides für das Jahr 425 v. Chr., doch Blüte ab Mitte 1. Jh. n. Chr. und noch im 6. Jh.

Kommentar zum Toponym:

Kenchreai, einer der beiden Häfen Korinths, lag in Wirklichkeit an der Ostküste des Isthmos am Saronischen Golf, der auf der TP versehentlich als M++ASCOLPVS (Milascolpus?, s. ItMiller 953) erscheint; auf der TP wurde Cencris jedoch ein Stück nach Osten die Argolis verschoben. Auch sein Pendant Lechaion (6B5 Lechi), das in Wirklichkeit gegenüber auf der Westseite des Isthmos am Korinthischen Golf (6B4/5 Sinvus Corinthvs) lag, und Korinth selbst (6B5 Corintho) sind nach unten bzw. rechts verschoben, entweder aufgrund der Unkenntnis des/eines Kartographen oder infolge der Unachtsamkeit eines oder mehrerer (mittelalterlichen?) Kopisten, vielleicht eher letzteres, da Lage der drei Orte in der Antike geradezu ikonisch war (s. auch die Artikel zu 6B5 Lechi und 6B5 Corintho).

Gleiche Namensform: Rav 5,22 p. 99,53 Cencris

Ähnlichste Namenform:
Dat./Abl. pl. Cenchris Liv. 32,19,3 (Cenchreis ed. Rom.: Cenchariis Β :
Cenchris φ : Cenc(-t- V)ris ψ); 32,23,3 (Cenchreis ed. Rom.; Cenchriis Β<φ; Cencris ψ); Vulg. Rom 16,1 (und patristische Komentare); Itala act. 18,18; Rav 5,13 p. 94,13 (cenchris C; cencris B; cenchreee C; Cenchreae A); Guido 111.

Übliche Namensformen:
- Κεγχρεαί Thuk. 8,23,1; Polyb. 2,59,1 u. ö.; Diod. 11,16,3 οἱ μὲν Πελοποννήσιοι ὠχύρουν τὸ τεῖχος, διατεῖνον ἐπὶ σταδίους τετταράκοντα ἀπὸ Λεχαίου μέχρι Κεγχρεῶν (Ende der Isthmos-Mauer); 15,68,3; 19,63,4; Strabo 8,6,22 Ἀρχὴ δὲ τῆς παραλίας ἑκατέρας τῆς μὲν τὸ Λέχαιον, τῆς δὲ Κεγχρεαὶ κώμη καὶ λιμὴν ἀπέχων τῆς πόλεως ὅσον ἑβδομήκοντα σταδίους· τούτῳ μὲν οὖν χρῶνται πρὸς τοὺς ἐκ τῆς Ἀσίας, πρὸς δὲ τοὺς ἐκ τῆς Ἰταλίας τῷ Λεχαίῳ … ἀπὸ δὲ τῶν Κεγχρεῶν ὁ Σχοινοῦς (Dorf und ca. 70 Stadien/knapp 13 km von Korinth entfernter Hafen, das mit Lechaion auf der gegenüberliegenden Seite des Isthmos den Anfang der Küste bildet; Anlaufstelle für den Verkehr aus Asien, in der Nähe von Schoinos); Act. apost. 18,18; Paul. ep. Rom. 16,1 Συνίστημι δὲ ὑμῖν Φοίβην τὴν ἀδελφὴν ἡμῶν, οὖσαν [καὶ] διάκονον τῆς ἐκκλησίας τῆς ἐν Κεγχρεαῖς; Paus. 2,1,5 (Lage auf dem Isthmos gegenüber von Lechaion); 2,2,3 (mit Lechaion Hafen Korinths; Namensaition von der Tochter des Poseidon und der Peirene; Tempel der Aphrodite mit Statue, auf der Mole ein Broncestandbild des Poseidon, am anderen Ende des Hafens Heiligtümer für Asklepios und Isis; gegenüber das Bad der Helena) u. ö.; Ptol. 3,16,13 Κεγχρεαὶ ἐπίνειον (Κεγχρίας ἐπίνιον) (mit Schoinos als Hafen in der Korinthia aufgeführt); Lukian hist. scrib. 29; Polyain. strat. 4,7,3; Steph. Byz. s. v. Κεγχρέαι. β πόλις καὶ ἐπίνειον Κορίνθου; Suid.
- Cenchreae Liv. 32,17,3 Cenchreas Corinthiorum emporium petierunt; 32,21,7 Romana classis ad Cenchreas (so Lips. Par.; Cencreas Βχ) stat u. ö.; Ov. trist. 1,10,9 Corinthiacis … Cenchris (zweisilbig am Versende); Mela 2,48 in eo (sc. Peloponneso) est oppidum Cenchreae, fanum Neptuni … ; Plin. nat. 4,10 Corinthiacus hinc, illinc Saronicus apellatur sinus; Lecheae hinc, Cenchreae (var. lect. cencre und caencre) illinc angustiarum termini, longo et ancipiti navium ambitu quas magnitudo plaustris transvehi prohibet (Stadt am Saronischen Golf, wie Lecheae gegenüber am Korinthischen Golf Endpunkt des Isthmus und einer langen und gefährlichen Fahrt um die Peloponnes für diejenigen Schiffe, die zu groß sind, um mit Wagen über den Isthmos gezogen zu werden); 4,18 (aufgezählt unter den Städten am Saronischen Golf); Apul. met. 10,35 Cenchreas pervado, quod oppidum audit quidem nobilissimae coloniae Corinthiensium, adluitur autem Aegaeo et Saronico mari. Inibi portus etiam tutissimum navium receptaculum magno frequentatur populo; Münze Neros CENCHREAE (s. https://arachne.dainst.org/entity/3646363.)
- Κεγχρειαί Thuk. 8,10,1; 8,20,1; Ps.-Skyl. 55 μετὰ δὲ Ἐπίδαυρον ἡ Κορινθίων χώρα ἐστὶν <ἡ> πρὸς ἠῶ, καὶ τεῖχος Κεγχρειαὶ καὶ Ἰσθμός, οὗ ἱερὸν Ποσειδῶνος (nach Epidauros kommt das Gebiet der Korinther, in Richtung der Morgendämmerung; und die Festung Kenchreiai und der Isthmus, wo ein Heiligtum des Poseidon steht; Ende der Peloponnesos).
- sg. Κεγχρεία Thuk. 4,42,4 (erste Erwähnung des Ortes); 4,44,4; Xen. hell. 4,5,1; 6,5,51 παρέλιπεν ἀφύλακτον τὴν καλλίστην παρὰ Κεγχρειὰς πάροδον; 7,1,17; 7,141; 7,4; Cass. Dio 63,17,5
- var. lect. Κεγχριαί und Κεχριαί in den Handschriften zu Xen. hell. (s. Bölte, RE 167).

Einer der beiden Häfen von Korinthos, gelegen am Saronischen Golf, etwa 7 km südöstl. am Nordufer einer flachen Bucht, in der Antike oft genannt (s. bes. Apul. met. 10,35, s. o.; Lafond, DNP), wichtig für die Verbindung zur Ägäis und nach Osten (s. Pritchett 1980). Nach Kenchreai wurde der Saronische Golf auch als Kenchreátēs (Κεγχρεάτης) bezeichnet (Ps.-Skymn. 508f; s. Lafond, DNP).
Prähistor. Siedlung auf dem Hügel über dem Hafen, der in röm. Zeit stark ausgebaut wurde und bis zum Ende der Antike bestand. Befestigt lt. Ps.-Skyl. 55 (s. Lafond, DNP).
Auf Münzen oft als Nymphe oder liegende männliche Gestalt dargestellt.
Der Ort, dessen Geschichte eng mit der Entwicklung des Osthandel von Korinth verbunden ist, wird erstmals erwähnt bei Thuk. 4,42,4 für das Jahr 425 v. Chr., als dort Korinther als Besatzung standen, um einen Angriff der Athener auf Krommyon zu verhindern. Eine Blütezeit im 2. Jh. n. Chr. belegt Apul. met. 10,35 (s. Bölte, RE 170). Archäolog. Funde legen nahe, dass diese Hochzeit für die kleine, aber prosperierende und kulturell vielfältige Stadt erst Mitte des 1. Jh. n. Chr. eingesetzt hatte (s. z. B. Rife 2010, 397).
Paus. 2,2,3 erwähnt an Sehenswürdigkeiten eine Bronzestatue des Poseidon (vgl. auch Kall. hymn. 4,271), einen Aphroditetempel, Kulte des Asklepios und der Isis. Das im 2. Jh. offenbar stark frequentierte Isisfest beschreibt Apul. met. 11,8-11; 16f (s. dazu Moyer 2016; zum regen religiösen Leben der Stadt, besonders zum Aphrodite- und Isiskult s. Rife 2010). Eine christl. Gemeinde mit einer Diakonin namens Phoebe erwähnt schon Paulus im Römerbrief 16,1 und auch die archäolog. Zeugnisse belegen eine starke Präsenz des Christentums (s. Rife 2010, 423-431).
Schwere Zerstörung durch Erdbeben im späten 4. Jh., das anscheinend eine Bodenabsenkung um ca. 1 m zur Folge hatte (s. Stiros 2020); jedoch lassen die archäolog. Funde Reperaturarbeiten erkennen, u. a. einen imposanten Leuchtturm und eine kleine christl. Basilika (s. Rife et al. 2007, 152); auch Überreste von luxuriösem Mobiliar und Kleinfunde bezeugen den Wohlstand der kleinen Stadt bis ins 6. Jh. (z. B. Scranton 1976-2007, Bd. 6).

Archäolog. Funde vereinzelt seit der Bronze-, jedoch größtenteils aus röm. Zeit (s. Rife 2010, 396). Erforscht werden vor allem die reichhaltigen Gräber (z. B. Moore Morison 2017), der (heute überschwemmte) Hafen mit zwei Molen (zuletzt Korka/Rife 2022; Nakas 2022) und der mutmaßliche Isistempel, wo sich ungewöhnliche, vielleicht ägyptische, Opus-sectile-Platten aus Glas fanden (Scranton 1976-2007 et al. Bd. 2; Kiilerich/Torp 2019), überbaut mit einer christl. Basilika.

Auführlichste Darstellung zu Geschichte und Archäologie der Stadt: Scranton 1976-2007.
Zu neueren Funden s. z. B. Rife/Moore Morison 2017.
Zum aktuellen Grabungsprojekt “The Kenchreai Cemetery Project” unter der Ägide der American School of Classical Studies at Athens s. https://www.kenchreai.org/.
Bibliographie unter https://www.zotero.org/groups/2858166/kenchreai_bibliography/library.

Inschriften: IG IV 206f; SEG 11,50

Münzen: s. Scranton 1976-1981, Bd. 3.










Kommentar (Talbert):
There are no onward stretches.

Miller, Itineraria, Sp. 581:
Cencris, it. (Ra), [...], der Hafen von Korinth an der Ostküste; j. Kekhries oder Kechriaes.
7.

Datierung (Barrington).
Kenchreai - Archaic, Classical, Hellenistic, Roman (SAGT 3, 58-64).

DNP:
Kenchreai
(Κεγχρεαί).
[2] Hafen von Korinthos

(Κεγχρεαί und mehrere Var., lat. Cenchreae). Hafen von Korinthos am Saronischen Golf, etwa 7 km südöstl. am Nordufer einer flachen Bucht beim h. Kehries, in der ant. Lit. oft gen. (zuerst Thuk. 4,42,4; 44,4; 8,10,1; 20,4; 23,1; vgl. bes. Apul. met. 10,35). Prähistor. Siedlung auf dem Hügel über dem Hafen. K. wurde in röm. Zeit groß ausgebaut und bestand bis ans E. des Alt. Als befestigt ist K. bei Skyl. 55 bezeichnet. K. wird auf Mz. dargestellt. Ausgegraben sind ein wichtiger Teil der beiden Molen, die den Hafen im NO und SW schützten, sowie Gebäude des 1. und 2. Jh.n.Chr. Paus. 2,2,3 erwähnt einen Aphroditetempel, den Kult des Asklepios und der Isis (das Isisfest bei Apul. met. 11,8-11; 16f.) und eine Bronzestatue des Poseidon (vgl. auch Kall. h. 4,271). Eine christl. Gemeinde erwähnt schon Paulus im Römerbrief 16,1, das angebliche Bistum K. ist aber Legende. Nach K. wurde auch der Saronische Golf als Kenchreátēs (Κεγχρεάτης) bezeichnet (Skymn. 508f.). Inschr.: IG IV 206f.; SEG 11,50. Mz.: [1. Bd. 3].
Lafond, Yves

Literatur:

Bölte, Felix: Kenchreai 2, RE 11,1 (1921), 167-170.

Kiilerich, Bente/Torp, Hjalmar: From Alexandria to Kenchreai? The puzzle of glass sectile panels, in: Bács, Tamás A. et al. (Hgg.): Across the Mediterranean - along the Nile. Studies in Egyptology, nubiology and Late Antiquity dedicated to László Török on the occasion of his 75th birthday Bd. 2, Budapest 2019, 643-658.

Kissas, Kōnstantinos: Ancient Corinthia: from prehistoric times to the end of antiquity, Athens 2013.

Korka, Elena/Rife, Joseph L.: Systematic excavations undertaken by the Ministry of Culture and the American School of Classical Studies at Athens for promoting the Roman cemetery on the Koutsongila Ridge at Kenchreai, in: Kissas, Kōnstantinos (Hg.): The Corinthia and the Northeast Peloponnese: topography and history from prehistoric times until the end of Antiquity, München 2013, 285-296.

Korka, Elena/Rife, Joseph L.: On the Edge of a Roman Port: Excavations at Koutsongila, Kenchreai, 2007-2014 (= Hesperia Suppl. 52), Princeton, New Jersey 2022.

Lafond, Yves (Bochum), “Kenchreai”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 08 October 2019
First published online: 2006

Lauffer, Siegfried (Hg.): Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Augsburg 1989, 318.

Miller, Itineraria, Sp. 581.

Moyer, Ian S.: Why Cenchreae? The Social Topography of a Desultory Crossing in Apuleius´ Golden Ass, Phoenix 70/1-2 (2016), 129-146.

Nakas, Ioannis: The Hellenistic and Roman Harbours of Delos and Kenchreai: Their Construction, Use and Evolution (= BAR international series / NAS monograph series 6), Oxford 2022, 83-102.

Pritchett, William Kendrick: Studies in Ancient Greek Topography. Part III (Roads), Berkley u. a. 1980, 242.

Rife, Joseph L.: Religion and Society at Roman Kenchreai, in: Friesen, Steven J. (Hg.): Corinth in context: comparative studies on religion and society, Leiden u. a. 2010, 391-432.

Rife, Joseph L. et al.: Life and Death at a Port in Roman Greece: The Kenchreai Cemetery Project, 2002-2006, Hesperia 76/1 (2007), 143-181.

Rife, Joseph L./Moore Morison, Melissa: Space, Object, and Process in the Koutsongila Cemetery at Roman Kenchreai, Greece, in: Pearce, John/Weekes, Jake: Death as a Process: The Archaeology of the Roman Funeral, Oxford 2017, 27-59.

Scranton, Robert: Kenchreai Corinthia, Greece. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites, Princeton NJ 1976.
http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus:text:1999.04.0006:entry=kenchreai-2.

Scranton, Robert et al.: Kenchreai, eastern port of Corinth: results of investigations by the University of Chicago and Indiana University for the American School of Classical Studies at Athens, 6 Bde., Leiden 1976-2007.

Stiros, Stathis: Coastal subsidence, destruction layers and earthquakes from an underwater archaeological excavation: Kenchreai, eastern harbour of Roman Corinth, Greece, Mediterranean Geoscience Reviews 2 (2020), 283–297.

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Letzte Bearbeitung:

16.10.2024 16:36


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