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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Saline inmense que cum luna crescunt et decrescunt (Salinae immensae, quae cum luna crescunt et decr

Name (modern):

Sebkha Tauorgha (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Africa Proconsularis

Toponym Typus:

Wasser (ohne Flussname)

Planquadrat:

6C4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

 

Barrington Atlas:

Salinae Inmensae (35 H3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Saline inmense que cū luna crescunt et decrescunt

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

Auf Grund der großen Unsicherheit der antiken Autoren über die Lage der Seen im nordafrikanischen Raum ist eine Datierung dieses Eintrags schwierig: Am ehesten in Frage kommt die Klassik mit Autoren wie Pindar und Herodot oder die späthellenistische Zeit mit der von Plinius thematisierten fehlenden Kenntnis über die Lage und die Name der fraglichen Gewässer.

Kommentar zum Toponym:

Die Beischrift bezeichnet einen Ort, an dem Salz (wohl kein Mineralsalz, sondern Meersalz) gewonnen wird. Die Ausbeutung der nordafrikanischen Salinen lässt sich bis auf die karthagische Vorherrschaft über diese Region zurückverfolgen (Cato fr. 67 Pet.). Eine der besonders ausgedehnten Salinen war der in den mittelalterlichen mappaemundi als lacus salinarum bezeichnete Lacus Tritonis (Tritonsee), vgl. z.B. die Cottoniana-Map und die Beatus-Karte von Liébana (Saint-Sever). Nach Herodot hat der Tritonsee eine Verbindung zum Mittelmeer. Möglicherweise zu gleichen mit mehreren flachen Salzseen im östlichen Maghreb südlich des Sahara-Atlas (Talbert: saltpans). Diese Seen, die in regenarmen Zeiten austrocknen und eine (unter angewehtem Sand nicht immer sichtbare) Salzkruste bilden, hatten in der Antike einen höheren Wasserstand als heute. Die Beischrift an der auf der Tabula Peutingeriana als Gewässer eingetragenen Örtlichkeit dürfte auf Plin. nat. 31, 78 basieren: postea inter Aegyptum et Arabiam etiam squalentibus locis coeptus est inveniri detractis harenis, qualiter et per Africae sitientia usque ad Hammonis oraculum, is quidem crescens cum luna noctibus. Die in der Beischrift angesprochene Bewegung des Wasserspiegels in Abhängigkeit vom Mond setzt die Annahme voraus, dass diese Gewässer eine Verbindung zum Meer hatten. Eine entsprechende Legende findet sich auch bei Dicuil (8, 7, 1): In Cosmographia legitur, quod Salinarum lacus in Africa, qui est in Tripolitana provintia et in regione Byzatio, in lunari mense crescit atque descrescit. Fast gleichlautend mit dem Eintrag auf der TP bietet die Ebstorfer Weltkarte folgenden Text: Saline immense qui cum luna crescunt et decrescunt. Unter den antiken Autoren besteht Unsicherheit über die Lage des Tritonsees, so fasst Plinius (nat. 5, 28) zusammen: ab his non procul a continente palus vasta amnem Tritonem nomenque ab eo accipit, Pallantias appellata Callimacho et citra Minorem Syrtim esse dicta, multis vero inter duas Syrtis. Ursprünglich war das Hydronym auf das Hinterland der kleinen Syrte und einen nicht (mehr) schiffbaren Salzsee, das Gebiet des heutigen Schott el-Djerid, bezogen, so z.B. Oros. 1, 2, 44 (90). 45 (92): lacus Salinarum, die Hereford Map: lacus Salinarum und die Ebstorfer Weltkarte: Lacus Salinarum. Die kyrenäische Überlieferung (Pind. Pyth. 4, 20-22; Apoll. Rhod. 4, 1620-1637; Kall. fr. 584 Pf.) und darauf basierend Strab. 4, 56, 4 und Plin. nat. 5, 28) verlegen den Tritonsee in die Nähe von Berenike (das heutige Benghazi), so dass der See identisch wäre mit der Lagune Sebka es-Selmani oder Buharat Bu Zazirah bei Berenike. Der Tritonsee ist also (wenn man diesen Salzsee mitzählt) auf der Tabula Peutingeriana unter verschiedenen Namen dreimal dargestellt, was angesichts der antiken Konfusion über die Lage des Gewässers nicht ganz so erstaunlich ist; in der Nähe des westlichen Tritonsees, kenntlich gemacht durch die Beischrift HIC LACVS TRITONVUM, befindet sich auch ein Hinweis auf die dortigen Sümpfe oder ein flaches Gewässer (palus, vgl. Luc. Luc. bell. Civ. 347; Plin. nat. 5, 28), die mit ähnlichen Gegebenheiten an der Maiotis verglichen werden. - Vgl. auch zu Hic Lacvs TRiToNvM· und LACVS NVSAPIVS / LACVS NILODICVS.

Kommentar (Köhner) - Ergänzung:
„Ungeheuerlich große Salinen, die mit dem Mond zu- und abnehmen.“ Die TP verzeichnet an dieser Stelle Meerwassersalzsalinen, die beeinflusst durch die Gezeiten an Größe zu- und abnehmen sollen. Während der in der Beischrift erwähnte Gezeiteneinfluss eigentlich eine Verbindung zum Meer voraussetzt, wird diese auf der TP nicht dargestellt; die Saline erscheint als Binnengewässer. Dies sei jedoch, wie SCHUOL anmerkt, gar nicht so abwegig, da die flachen Salzseen dieser Gegend „in regenarmen Zeiten austrocken und eine (unter angewehtem Sand nicht immer sichtbare) Salzkruste bilden" (SCHUOL, Kommentar zu Saline inmense que cū luna crescunt· et decrescunt· (TP 6C4 / ID 2223)). Möglicherweise seien sie gleichzusetzen mit mehreren flachen Salzseen im östlichen Maghreb südlich des Sahara-Atlas (vgl. DIES., ebd.). Die Meersalzgewinnung lässt sich dabei in dieser Gegend bis in karthagische Zeit zurückverfolgen (vgl. TRAIANA, Salinen, S. 434). Laut SCHUOL dürfte die Umschrift wohl auf Plinius basieren, der schreibt (Postea inter Aegyptum et Arabiam etiam squalentibus locis coeptus est inveniri detractis harenis, qualiter et per Africae sitientia usque ad Hammonis oraculum, is quidem crescens cum luna noctibus (Plin. nat. 31,78)):
Nach diesem Beispiel fand man später, zwischen Ägypten und Arabien nach und nach auch an vertrockneten Stellen Salz, nachdem man den Sand weggeräumt hatte, ebenso in den wasserarmen Gegenden Afrikas bis zum Orakel des Hammon; dieses Salz wächst sogar in der Nacht mit dem Mond. Auch der iro-schottische Mönch Dicuil liefert in seinem geographischen Werk, das auf der mensuratio orbis des Theodosius II. beruht, entsprechende Hinweise zu Salinen in Afrika, die er – ebenso wie die TP – in der Tripolitana verortet. (In Cosmographia legitur, quod Salinarum lacus in Africa, qui est in Tripolitana provintia et in regione Bezatio, in lunari mense crescit atque descrescit (Dicuil 8,7,1)). Salinen scheinen weit über die Antike hinaus zum festen geographischen Wissenskanon über Afrika gehört zu haben, so findet sich etwa auch auf der Ebstorfer Weltkarte ein Hinweis in Afrika zu Salinen in nahezu gleichlautenden Worten, wie die TP diese aufführt („Saline immense qui cum luna crescunt et decrescunt" (Eb 41/26)) und auch auf der Beatuskarte (vgl. Schweder, Weltkarte, S. 599). Ungeklärt bleibt freilich, ob die TP mit dieser dargestellten Saline allgemein auf die Salzgewinnung in dieser Gegend hinweisen möchte oder ob damit etwa ein ganz bestimmter, nicht näher genannter Salzsee gemeint ist. SCHUOL weist darauf hin, dass „eine der besonders ausgedehnten Salinen der in den mittelalterlichen mappaemundi als lacus salinarum bezeichnete Lacus Tritonis (Tritonsee) war" (SCHUOL, Kommentar zu Saline inmense que cū luna crescunt· et decrescunt· (TP 6C4 / ID 2223)), der jedoch auf der TP an anderer Stelle verzeichnet ist.

Kommentar (Talbert):
"Immense saltpans, which increase and decrease with the moon."
There appears not to be any lettering in the "water" which represents these saltpans.

Miller, Itineraria, Sp. 956-957:
Saline inmense que cū luna crescunt et decrescunt; in Tripolis sind längs der Küste große Salzseen und Sümpfe (s. St p. 835), welche auf den heutigen Karten westlich von Zaphran erscheinen. In Cosmographia legitur quod Salinarum lacus in Africa, qui est in Tripolitana provincia et in regione Byzatio, in lunari mense crescit et decrescit (Dicuil 8, 7); Lacus Slainarum (Aeth.). Dieser Salzsee erstreckt sich von Mesrata Sooleb in einer Länge von 120 km, d. h. an der ganzen Ostküste der Tripolitana, und heißt j. Gran Sebcha oder Sebchar Taurgia. In der Mitte dieser Küste liegt Gebel Melfa oder Mellafa, wo das alte Tarichia angesetzt wird.

Datierung (Barrington):
Salinae Inmensae – ? (Peyras 1988)

Literatur:

Miller, Weltkarte, 111; Ders., Mappaemundi I, 56; Ders., Mappaemundi III, 35; Ders., Mappaemundi IV, 4s; Ders., Die Ebstorfkarte. Eine Weltkarte aus dem 13. Jahrhundert, Stuttgart 1900, 94; Miller, Itineraria, Sp. 956-957; Hugo Blümmer, in: RE 1 A / 1, 1920, 2075-2099, hier 2087 s.v. Salz; Friedrich Windberg, in: RE VII A / 1, 1939, 305-323 s.v. Triton 5; J. Peyras, Du Lac Triton des Anciens au projet de mer Saharienne: Histoire d’une Utopie, in: Cahiers de Tunisie 32 (1984) 31-49; J. Peyras / P. Trousset, Le Lac Tritonis et les noms anciens du Chott el Jérid, in: Antiquités Africaines 24 (1988) 149-204, hier 168f. 181 mit Anm. 165 (Verweis auf Salinas Nubonensis); Patrick Gautier Dalché, Géographie et culture: La représentation le l’espace du VIe au XIIe siècle, 1997 (= Variorum Collected Studies Series 592), 23; John F. Healy, Pliny the Elder on Science and Technology, New York 1999, 120; Ulrich Hofmann, Platons Insel Atlantis, Norderstedt 2004, 58-69 (detaillierte Informationen zu den Salzseen, die Ausführungen über Atlantis entsprechen kaum wissenschaftlichen Standards); Claudia Wick, M. Annaeus Lucanus: Bellum civile, Liber IX: Kommentar, München / Leipzig 2004 (= Beiträge zur Altertumskunde 202), 128f.; Giusto Traina, Salinen, in: Holger Sonnabend (Hrsg.) Mensch und Umwelt in der Antike. Lexikon der Historischen Geographie, Stuttgart 2006, 432-434, hier 433.

Köhner, Nordafrika, S. 193;

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Letzte Bearbeitung:

04.03.2024 12:01


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2223 [zuletzt aufgerufen am 27.11.2024]

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