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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Prusad Olympum (Prusa ad Olympum)

Name (modern):

Bursa

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XV     Cio     
Toponym nachher -     Appollonia     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8B3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Olympos [12] (DNP)

RE:

Prusa ad Olympum

Barrington Atlas:

Prusa (52 E4)

TIR / TIB /sonstiges:

Prusa (TIB 13, 949-957)

Miller:

Prusad. olympum

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Προῦσα ἡ πρὸς Ὀλύμπῳ τῷ ὄρει (5,1,14)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Datierung: Frühester Beleg des Ortes bei Theophrast, in der exakten Namensform Prusa ad Olympum jedoch erst bei Plin. epist. 10,81,1 (und zwar nur dort).

Kommentar zum Toponym:

Übliche Namensform (wie auf der TP): Προῦσα
Seit der Antike oft näher charakterisiert durch Beifügungen, die seine Lage am (mysischen bzw. bityhn.) Olympus-Gebirge bezeichnen (Προῦσα πρὸς Ὀλύμπῳ τῷ ὄρει u. ä.), z. B.:

Frühester Beleg: Theophr. frg. 159,1 Ἐν δὲ Προύσῃ τῇ πρὸς τὸν Μύσων Ὄλυμπον τὰ βασιλικὰ καλούμενα; Strabo 12,4,3 Προῦσα δ´ ἐπὶ τῷ Ὀλύμπῳ ἵδρυται τῷ Μυσίῳ, πόλις εὐνομουμένη, τοῖς τε Φρυξὶν ὅμορος καὶ τοῖς Μυσοῖς, κτίσμα Προυσίου τοῦ πρὸς Κροῖσον πολεμήσαντος; Memnon BNJ 434 F 1, 28,26 ap. Phot. bibl. 224.222b.9-239b.43 = FHG 41,1 εἷλον δὲ καὶ Προῦσαν τὴν πόλιν ἡ ῾Ρωμαίων δύναμις· ὑπὸ δὲ τὸν ᾽Ασιανὸν ᾽Ολυμπον διέκειτο αὕτη; Ptol. 5,1,14 Προῦσα ἡ πρὸς Ὀλύμπῳ τῷ ὄρει; Arr. Bithyn. frg. 63 p. 220 Heury ap. Tzet. Chiliad. 3,950 = FGrH 156 F 29 Προυσίου, τοῦ κτίστορος τῆς πόλεως Προύσης τῆς παρ´ Ὀλύμπῳ; Zosim. 1,35,2; Vita Timothei Prusensis, ed. Halkin, Saints de Byzance p. 94f; Sozom. 9,5; Hierokl. Synekd. 692,5 (zur Eparchie Pontike gezählt); Steph. Byz. Προῦσα· τῆς Προυσιάδος διαφέρει. … ἡ δὲ Προῦσα καὶ αὐτὴ μὲν πόλις μικρὰ Βιθυνίας, κτίσμα Προυσίου τοῦ πρὸς Κῦρον πολεμήσαντος (vgl. Strabo 12,4,3). ταύτης τὸ ἐθνικὸν Προυσαεύς.

lat. Prusa:
Plin. nat. 5,148 a Cio intus in Bithynia Prusa, ab Hannibale sub Olympo condita - inde Nicaeam X´X´V´ p. interveniente Ascanio lacu; Plin. epist. 10,70,1 Quaerenti mihi, domine, Prusae, ubi posset balineum, quod indulsisti, fieri, placuit locus, in quo fuit aliquando domus, ut audio, pulchra, nunc deformis ruinis; 10,81,1 Cum Prusae ad Olympum, domine, publicis negotiis intra hospitium eodem die exiturus vacarem, Asclepiades magistratus indicavit appellatum me a Claudio Eumolpo; Oros. 6,2,23 23 Eodem uero Lucullus impetu Apamiam uastauit et sub monte Olympo Prusam munitissimam ciuitatem captam expugnatamque diripuit.


Alternative Namen(sformen):
- In byz. Quellen auch Μπροῦσα,
- in kirchlichen Dokumenten bisweilen Προῦσα [ἤτοι] Θεούπολις, nachgewiesen seit dem 5./6. Jh. (s. dazu TIB 952 mit Lit.).

In Wirklichkeit ssw von Kios (8B2/3 Cio, auf der TP ebenfalls zu weit rechts, s. Art. dort) und südwestl. von Nikaia (8B2 Nicea) und des [Ascanius lacus] (namenloser See 8B2), müsste also auch der Logik der Karte nach viel weiter links placiert sein.

Gelegen am Südrand einer fruchtbaren, relativ schmalen, aber in W–O-Richtung langgestreckten (von Gölbaşı im O bis zur Apollōnias Limnē im W), teilweise gewellten Ebene und auf einem sich nach Norden erstreckenden Vorberg des Olympos (s. TIB 949) auf einer Terrasse aus Kalksteinablagerungen (s. Dörner, RE 1075).

Als Gründer werden genannt: Zum einen ein Prusias, der gegen Kroisos gekämpft haben soll (Strabo 12,4,3; laut Steph. Byz. s. v. kämpfte er gegen Kyros), was abgelehnt wird u. a. von Avram 2004, 975, der an der Historizität dieser recht kontaminiert erscheinend Version eines Gründungsmythos zweifelt, da es keine älteren Quellen als Strabo gibt und die erste lokale Münzprägung erst im 1. Jh. v. Chr. nachgewiesen ist; nach anderen Quellen der bithynische König Prusias I. (Arr. Bithyn. frg. 63) bzw. Hannibal (Plin. nat. 5,148), was auf eine Gründung um 188 oder 187 v. Chr. schließen lässt. Die Münzen bilden als offizielle Tradition die Gründung durch Prusias I. ab, der so einen städtischen Mittelpunkt für die fruchtbare Beckenlandschaft (Bursa Ovası) geschaffen hatte (s. Strobel, DNP), vielleicht unter Mitwirkung Hannibals, der an Prusias´ Hof Zuflucht gesucht hatte (s. TIB 949). Prusias I. hatte 202 v. Chr. das bithynische Gebiet mit dem Gewinn von Kios und Myrleia (Apameia) nach SW über Nikaia hinaus bis zum Olympos und zum Rhyndakos ausgedehnt; durch die Gründung von Prusa wurde diese territoriale Ausdehnung abgesichert (s. Strobel 1994, 32f). Das Territorium von Prusa war im Süden durch das Gebirge gegenüber Mysia und Phrygia Epiktetos begrenzt, sonst durch die Stadtgebiete von Nikaia, Prusias am Meer/Kio (auf der TP doppelt: 8B2/3 Cio und 8B2 Prusias) und Myrleia; mit dieser Stadt lag Prusa oft im Streit. Eine ältere Besiedlung der Sinterterrassen des Stadtgebietes ist unzureichend bekannt. Noch im 1./2. Jh. n. Chr. z. Z. des Dion Chrysostomos hatte ein Teil der Bürger seinen Wohnsitz außerhalb der Stadt in der fruchtbaren Region (Dion Chrys. or. 45).
Seit 74 v. Chr. Teil der röm Prov. Bithynia (s. Strobel, DNP). Im 3. Mithridatischen Krieg (73–63 v. Chr.) von den Römern erobert u. nach dem Tod Mithridates´ VI. i. J. 63 endgültig der Provinz Pontus et Bithynia einverleibt (s. TIB 950), was aus der Placierung auf der TP nicht ersichtlich ist. Durch die lex Pompeia 63/2 v. Chr. eine der 12 autonomen Stadtgemeinden von Bithynia. Die Stellung der Stadt war nicht herausragend (s. Strobel, DNP).
An der Wende vom 1./2. Jh. n. Chr. informiert der Briefwechsel Plinius´ d. J., des Statthalters der Provinz Pontus et Bithynia, mit Kaiser Trajan über finanzielle Unregelmäßigkeiten,
vor allem im Bereich des öffentlichen Bauwesens und den Wunsch nach Errichtung eines neuen Bades (Plin. epist. 10,70; 10,81).
Heftige Konflikte zw. Volk und Dekurionen sind für den Anf. des 2. Jh. n. Chr. belegt (Dion Chrys. or. 48). Dion, dessen Familie über mehre Generationen zur Führungsschicht der Stadt gehörte, bemühte sich, wie bereits sein Großvater, ohne Erfolg darum, für Prusa den Status einer civitas libera zu erreichen, erwirkte aber wenigstens die Funktion eines conventus/Gerichtsstätte (Dion Chrys. or. 40; 44f; 47f; s. Strobel, DNP).
Wohl 256 n. Chr. Goteninvasion (Zosim. 1,35,2). Wahrscheinlich in diesem Zusammenhang wurden Mitte des 3. Jh. n. Chr. die Stadtmauern erneuert (s. Corsten 1993, 50f; TIB 950).

Einer Tradition zufolge vom Apostel Andreas christianisiert. Bischof Timotheos soll unter Kaiser Julian den Märtyrertod erlitten haben (s. die Vita Timothei Prusensis, ed. Halkin, Saints de Byzance p. 94f). Als Bistum seit 325 n. Chr. belegt (s. TIB 952 mit Lit.). 351 Verbannungsort des abgedankten Kaisers Vetranio. Im 5. Jh. wurden kriegsgefangene Hunni in der Ebene von Prusa angesiedelt (Sozom. 9,5). 1326-1376/7 war Bursa Residenzstadt des Osmanischen Reiches (s. Strobel, DNP).

2 km nordwestl. lagen in der Antike berühmte heiße Quellen (Terma Basilika). Wichtige Produkte waren Oliven, Wein, Früchte und Brotgetreide; die Holzwirtschaft der Bergregion war bedeutend (s. TIB 950).

Archäolog. Reste: Die Stadt wurde auf einer nach N. vorspringenden Geländestufe des Olympos errichtet, die ein relativ ebenes Plateau von rund 600 × 800 m umfaßt; sie geht im S
nahtlos in die Abhänge des Olympos über und fällt nach den anderen Seiten steil ab. Die seit hellenist. Zeit bestehende Ummauerung folgt im wesentlichen dieser Abbruchkante. Bis in frühbyz. Zeit schloß die Mauer nur die Akropolis ein (s. TIB 954).
NW der Zitadelle neue Funde u. a. von frühbyz. Architekturfragmenten und Keramik von hellenist. bis osman. Zeit. Ungefähr unter diesem Areal verlaufen überwölbte Gänge, die Keramikfunden zufolge aus spätröm.–frühbyz. Zeit datieren (dazu Özyeren/Hançer/Ünal 2002, 149–156; Özkan/Ünal 2003, 137–144).

Münzen: Lokale Münzprägung seit dem 1. Jh. v. Chr. nachgewiesen (s. Avram 2004, 975).
Sylloge Nummorum Graecorum Deutschland, Sammlung von Aulock, H. 1 (1957), 867-884; Corsten/Weiser 1996, 210-213.

Inschriften: Corsten 1991 und 1993 (IK 39 und 40).

Münzen: Corsten/Weise 1994; Goddard 2004.

Meilenangabe nach Appollonia: fehlt




DNP:
Olympus
[12] wohl eine Verwechslung mit Prusias ad Hypium
Tab. Peut. 10,3 p. 667 Müller nennt fälschlich Dusae ad Olympum, wohl eine Verwechslung mit Prusias ad Hypium.
Strobel, Karl (Klagenfurt)

Literatur:

Ameling, Walter: Ein Verehrer des "theos hypsistos" in Prusa ad Olympum (IK 39,115), Epigraphica Anatolica 31 (1999), 105-108.

Avram, Alexandru: Kios, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 975.

Corsten, Thomas: Zur Gründung von Prusa ad Olympum, Tyche 4 (1989), 33f.

Corsten, Thomas: Die Inschriften von Prusa ad Olympum I (IK 39), Bonn 1991.

Corsten, Thomas: Die Inschriften von Prusa ad Olympum II: Die Geschichte der Stadt in der Antike. Inschriften unbekannter Herkunft im Archäologischen Museum Bursa (IK 40), Bonn 1993.

Corsten, Thomas: Neue Grabstelen mit Totenmalreliefs aus der Gegend von Prusa ad
Olympum, Epigraphica Anatolica 16 (1990), 91–108.

Corsten, Thomas/Weiser, Wolfram: Katalog der bithynischen Münzen der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln Bd. 2, Opladen 1996, Nr. 210-213.

Detschew, Dimiter: Die thrakischen Sprachreste, Wien 1957, 380-382.

Dörner, F. K.: Prusa, RE 23,1 (1957), 1071–1086.

Goddard, John: Sylloge nummorum graecorum 12,1: The Hunterian Museum, University of Glasgow, Part 1, Roman Provincial coins, Spain - kingdoms of Asia Minor, London 2004, 73f.

Mükerrem, Anabolu: Olympos Dağı Eteklerindeki Prusa (Bursa) Sikkesindeki Therme ile İlişkili Olarak, Belleten 59 (1995), 583f.

Özyeren, Ö./Hançer, K./Ünal, F.: Müze Çalışmaları ve Kurtarma Kazıları Sempozyumu 12 (2002), 149–156;

Özkan, E./Ünal, F.: Müze Çalışmaları ve Kurtarma Kazıları Sempozyumu 13 (2003) 137–144.

Strobel, Karl: Galatien und seine Grenzregionen, Asia Minor Studies 12 (1994), 29-65.

Strobel, Karl (Klagenfurt), “Prusa, Prusa ad Olympum”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 22 August 2020
First published online: 2006.

Syme, Ronald: The Foundation of Prusa ad Olympum, in: Anatolica, Oxford 1995, 348-355.

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Letzte Bearbeitung:

12.12.2022 16:24


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